Semantisches Gedächtnis
Das semantische Gedächtnis ist ein Teil des Wissensgedächtnisses. In diesem Beitrag erklären wir dir, wie es funktioniert und welche Probleme es damit geben kann. Hier geht’s direkt zum Video!
Inhaltsübersicht
Was ist das semantische Gedächtnis?
Deutschland hat 16 Bundesländer, ein Ball ist rund und Feuer ist heiß. Aber was haben diese Fakten gemeinsam?
Sie sind alle im semantischen Gedächtnis (engl. semantic memory) gespeichert. Dieses enthält Allgemeinwissen, Wortbedeutungen und Fakten, die wir im Laufe unseres Lebens erlernen. Semantische Informationen sind von unserer eigenen Person unabhängig. Wir verbinden sie also nicht mit Emotionen.
Episodisches und semantisches Gedächtnis bilden zusammen das sogenannte deklarative Gedächtnis („Wissensgedächtnis“). Das Wissensgedächtnis ist wiederum ein Bestandteil des Langzeitgedächtnisses. Das episodische Gedächtnis enthält Informationen über Erlebnisse im eigenen Leben. Dazu gehören beispielsweise Erinnerungen über die eigene Hochzeit oder den ersten Schultag.
Definition semantisch
Das Wort semantisch stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „bezeichnend“. Semantiker beschäftigen sich mit der Bedeutung von Zeichen (Symbole, Sätze und Wörter).
Semantisches Gedächtnis Funktion
Du kannst dir das semantische Gedächtnis wie deine eigene Bibliothek vorstellen. Dort ist unser Wissen nach Themengebieten sortiert. Denn wir verknüpfen Informationen untereinander, um sie uns besser merken und wieder aufrufen zu können. So verbindest du zum Beispiel Paris, den Eiffelturm und Napoleon mit Frankreich.
Es kann auch passieren, dass du eine Information zunächst im episodischen Gedächtnis speicherst, weil du sie mit einer Emotion verknüpfst. Wenn du eine Erfahrung allerdings öfter machst, kann sie als Wissen ins semantische Gedächtnis übergehen. Als Kind empfindest du es vielleicht als schlecht, dass eine Zitrone sauer schmeckt (episodisch). Irgendwann ist es für dich aber einfach eine Tatsache, dass Zitronen sauer sind (semantisch).
Zu den Strukturen im Gehirn , die dafür verantwortlich sind, zählen der Schläfenlappen und das Diencephalon mit Thalamus und Hypothalamus.
Wichtig sind sie vor allem für das Auswendiglernen von Fakten, die wir nicht emotional verknüpfen. Um dir beispielsweise Zahlenreihen trotzdem schnell zu merken, kannst du sie mit Bildern verbinden. Daraus kannst du dann eine möglichst verrückte Geschichte bilden.
Das kann dann in etwa so aussehen: 1 = Baum, 2 = Schwan, 3 = Dreirad, 4= Kleeblatt und 5 = Hand. Dann kannst du dir den Code 24531 schnell merken: Ein Schwan frisst ein vierblättriges Kleeblatt. Dadurch wachsen ihm plötzlich Hände, sodass er nun Dreirad fahren kann. Damit fährt er aus Versehen gegen einen Baum.
Semantisches Gedächtnis Probleme
Nicht immer funktioniert das semantische Gedächtnis einwandfrei. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu Problemen im Wissensgedächtnis führen können.
Dazu gehören:
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semantische Demenz:
Ältere Menschen mit diesem Erscheinungsbild haben Probleme mit dem semantischen Gedächtnis, während ihr episodisches Gedächtnis noch funktioniert. Daher können sie sich an frühere Erlebnisse erinnern, haben aber einen geringen Wortschatz und Schwierigkeiten damit, Dinge zu benennen. -
retrograde Amnesie (z.B. durch eine Entzündung im Schläfenlappen):
Hier ist ebenfalls nur das semantische und nicht das episodische Gedächtnis beeinträchtigt. Beispielsweise kann sich ein Patient an seine Hochzeit oder die Geburt seiner Kinder erinnern, während er nicht mehr weiß, wie ein Apfel aussieht oder sich nicht an berühmte Personen erinnert.
Amnesien können nicht nur das semantische Wissen betreffen. In unserem Video zum Gedächtnis erfährst du, welche weiteren Bereiche dadurch beeinträchtigt sein können!