Langzeitgedächtnis
Das Langzeitgedächtnis dient der dauerhaften Speicherung von Informationen. Wie es funktioniert und aufgebaut ist, erfährst du hier oder in unserem Video!
Inhaltsübersicht
Was ist das Langzeitgedächtnis?
Du weißt, dass die Hauptstadt von Deutschland Berlin ist, dass „Katze“ auf Englisch „cat“ heißt, kannst Fahrrad fahren und erinnerst dich an deine letzte Geburtstagsparty.
Solche Informationen, wie Faktenwissen, Erinnerungen und Fähigkeiten, sind im Langzeitgedächtnis gespeichert. Es ermöglicht die Speicherung von einer unbegrenzten Menge an Daten (unbegrenzte Speicherkapazität) über einen längeren Zeitraum – von wenigen Minuten, über Jahre, bis ein Leben lang.
Um ins Langzeitgedächtnis zu gelangen, müssen Informationen zuerst als wichtig genug eingestuft werden. Dann werden sie vom Ultrakurzzeitgedächtnis ins Kurzzeitgedächtnis und von dort ins Langzeitgedächtnis übertragen.
Das Langzeitgedächtnis ist ein Gedächtnissystem, das eine große Menge verschiedener Informationen über einen lange Zeitraum speichert. Es wird unterteilt in deklaratives und nicht-deklaratives Gedächtnis.
Langzeitgedächtnis Einteilung
Das Langzeitgedächtnis lässt sich in verschiedene Untergruppen gliedern.
Zunächst teilst du es in:
- Deklaratives (explizites) Gedächtnis : Das „Wissensgedächtnis“ speichert Fakten und Ereignisse, die verbal (wörtlich) wiedergegeben werden können.
- Nicht-deklaratives (implizites) Gedächtnis: Das „Verhaltensgedächtnis“ behält Handlungsabläufe und Fertigkeiten, die erlernt wurden. Inhalte können nicht verbal ausgedrückt werden und können ohne bewusstes Nachdenken ausgeführt werden.
Das deklarative Gedächtnis ist unterscheidbar in:
- Semantisches Gedächtnis: Allgemeingültiges Faktenwissen über die Welt, das von der eigenen Person unabhängig ist; Erde ist eine Kugel, Erdbeere ist eine rote, essbare Frucht
- Episodisches Gedächtnis: Erlebnisse und Episoden aus dem eigenen Leben, bei denen du dich an den Zeitpunkt erinnerst; Letzte Urlaubsreise, Freunde auf der letzten Geburtstagsfeier, erster Kuss
Zum nicht-deklarativen Gedächtnis zählen:
- Prozedurales Gedächtnis: Fähigkeiten, die du erlernt hast, sodass die entsprechenden Muskelbewegungen unbewusst ausgeführt werden können; Fahrrad fahren, Schwimmen, Ski fahren
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Priming: Reiz aktiviert bestimmte Gedächtnisinhalte, mit denen du ihn verknüpft hast;
Zucker, Schnee, weiß.. was trinkt die Kuh?
– Der erste Gedanke ist meistens Milch, weil du hier auf die Farbe weiß geprimt wurdest.
- Klassische Konditionierung : Verknüpfung eines konditionierten Reizes mit einer Reaktion, die zuvor durch einen unkonditionierten Reiz ausgelöst wurde; Pawlowscher Hund: Klingelton führt zu Speichelfluss, weil der Hund mit Futter rechnet
Langzeitgedächtnis Prozesse
Im Langzeitgedächtnis laufen verschiedene Prozesse ab. Dazu zählen:
- Lernen (Enkodierung): Einspeichern neuer Informationen
- Erinnern: gespeicherte Inhalte erneut abrufen
- Behalten (Konsolidierung): Festigen von Gedächtnisinhalten durch wiederholtes Abrufen
- Verknüpfen: neue Informationen mit bereits vorhandenen Daten vernetzen
- Vergessen: Löschen ungenutzter Informationen oder Abänderung durch sich überschneidende Inhalte
Die Dauer der Speicherung nimmt mit der Anzahl an Wiederholungen, der Verknüpfung mit anderen Gedächtnisinhalten oder Emotionen (Assoziationen) und der Wichtigkeit einer Information zu. Ein schlechtes Langzeitgedächtnis lässt sich also trainieren. Dabei helfen dir spezielle Lernstrategien oder Gedächtnistraining-Übungen.
Langzeitgedächtnis Beispiele
In den verschiedenen Bereichen des Langzeitgedächtnisses speicherst du unterschiedliche Arten von Informationen. Hier haben wir dir einige Beispiel aufgelistet:
- All das Wissen, das du dir im Laufe des Lebens aneignest, also beispielsweise in der Schulzeit oder während des Studiums, speicherst du im semantischen Gedächtnis. Dort befindet sich etwa das Wissen über Geographie, Politik oder Mathematik.
- Wenn du schwimmen lernst, sind die Bewegungen anfangs sehr unbeholfen und du musst dich anstrengen, um nicht unterzugehen. Je mehr du übst, desto besser wirst du. Irgendwann bist du dann in der Lage, dich über Wasser zu halten, ohne darüber nachzudenken. Die Bewegungsinformation für deine Muskeln ist jetzt im prozeduralen Gedächtnis gespeichert.
- Du benötigst das Langzeitgedächtnis, um dich zu erinnern, welche Aufgaben du in der Woche erledigen musst, wo der Haustürschlüssel liegt oder wann deine Freunde Geburtstag haben. Auch wenn du jemandem erzählen willst, wo du zuletzt im Urlaub warst, brauchst du das episodische Gedächtnis.
Langzeitgedächtnis Probleme
Es gibt verschiedene Probleme, die im Bezug auf das Gedächtnis und unsere Merkfähigkeit auftreten können.
Dabei können verschiedene mnestische (das Gedächtnis betreffende) Prozesse beeinträchtigt sein. Wenn jemand unfähig ist, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern, sprichst du von einer retrograden Amnesie. Das Gegenteil ist die anterograde Amnesie. Dann sind Menschen nicht mehr in der Lage, neue Erinnerungen zu enkodieren. Im Gegensatz zur Amnesie kommt es bei der Hypermnesie zu einer gesteigerten Gedächtnisfähigkeit. Das kann zum Beispiel durch Drogen oder Hypnose ausgelöst werden.
Die Ursachen für Gedächtnisprobleme können traumatisch (Schädel-Hirn-Trauma), degenerativ (Demenz, Parkinson) oder pharmakologisch (Drogen, Medikamente) bedingt sein.
Bei der Krankheit Alzheimer ist durch Veränderungen im Gehirn vor allem das semantische Gedächtnis betroffen. Dagegen ist bei der neurodegenerativen Erkrankung Parkinson das prozedurale Gedächtnis beeinträchtigt. Daher kommt es unter anderem zu Bewegungsstörungen.