Stöchiometrie
Was du in der Chemie unter der Stöchiometrie verstehst und wie du sie anhand von Aufgaben berechnen kannst, erfährst du hier und im Video dazu!
Inhaltsübersicht
Stöchiometrie einfach erklärt
Die Stöchiometrie ist ein wichtiges mathematisches Hilfsmittel in der Chemie. Durch stöchiometrische Rechnungen können die Stoffmengen, Massen und Volumen von Edukten und Produkten mithilfe der Reaktionsgleichung berechnet werden.
Die Stöchiometrie liefert dir also Informationen zu den Mengen- und Ladungsverhältnissen aller beteiligten Reaktionspartner einer chemischen Reaktion.
Mit Hilfe der Reaktionsgleichung kannst du außerdem herausfinden, welche Stoffmenge der Edukte reagiert (Umsatz) und welcher Anteil der Edukte zum gewünschten Produkt umgewandelt wird (Ausbeute).
Übrigens: Vom Verhältnis von Edukten und Produkten bei einer chemischen Reaktion, auch stöchiometrisches Verhältnis genannt, profitieren wir alltäglich. Beispielsweise würden Autos ohne das richtige Kraftstoff-Luft-Verhältnis im Motor nicht funktionieren.
Grundlagen der Stöchiometrie
Das Ziel einer stöchiometrischen Rechnung ist, Informationen über die Edukte bei bekannten Produkten herauszufinden. Das kann zum Beispiel die Stoffmenge n , oder die Masse m sein. Wenn du die Menge an Edukten bereits kennst, kannst du daraus Informationen über die Produkte berechnen.
Für stöchiometrisches Rechnen brauchst du folgende Formeln:
- Stoffmenge (n): n =
- Molare Masse (M): M =
- Masse (m) : m = M • n
Um das Volumen (V) zu berechnen, gilt folgende Gleichung:
- V = Vm • n
Vm ist hierbei das molare Volumen aller Gase und hat bei 20°C die Größe 24
Für stöchiometrische Berechnungen musst du folgende Gesetze beachten:
- Gesetz der konstanten Proportionen: Die Elemente in einer chemischen Verbindung kommen immer im gleichen Massenverhältnis vor. Natriumchlorid besteht zum Beispiel immer aus 39% Natrium und 61% Chlor.
- Gesetz der Erhaltung der Anzahl der Atome: Die Anzahl der Atome ändert sich innerhalb der Reaktion nicht.
- Gesetz der Erhaltung der Masse (Massenerhaltungssatz): Die Gesamtmasse der beteiligten Stoffe ändert sich nicht. Wenn 5 g Natrium an einer Reaktion beteiligt sind, muss bei den Produkten auch insgesamt 5 g Natrium vorkommen.
-
Gesetz der Erhaltung der Ladung (Ladungserhaltungssatz): Die Ladung innerhalb der Reaktion bleibt erhalten.
Stöchiometrisches Rechnen
Beim stöchiometrischen Rechnen wird entweder die Menge der verwendeten Ausgangsstoffe (Edukte) oder die Menge der entstehenden Produkte bestimmt. Dafür müssen entweder die Massen oder die Stoffmengen von einer Seite der Reaktionsgleichung gegeben sein.
Wenn du eine verhältnismäßig simple Reaktionsgleichung vorliegen hast, kannst du die Stöchiometrie Formeln und Gesetze anwenden. Dabei gehst du in der Regel in drei Schritten vor:
Stöchiometrisches Rechnen einfaches Beispiel
Schauen wir uns dazu eine Aufgabe an, die häufig gestellt wird:
10 g Methan (CH4) reagieren unter einer Verbrennung (O2) zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) Wie viel Kohlenstoffdioxid und Wasser entstehen dabei?
1. Reaktionsgleichung aufstellen
Zuerst musst du die Reaktionsgleichung aufstellen. Sie lautet:
CH4 + O2 CO2 + H2O
Die Gleichung ist noch nicht ausgeglichen, da sich nach dem Gesetz der Erhaltung der Atome die Atomanzahl nicht ändern darf. Bisher sind aber bei den Edukten zum Beispiel vier Wasserstoffatome vorhanden, bei den Produkten aber nur zwei.
Für die exakte stöchiometrische Umsetzung setzt du nun vor O2 und H2O eine 2:
CH4 + 2 O2 CO2 + 2 H2O
Nun hast du auf der Edukt- und der Produktseite exakt ein C-Atom, vier H-Atome und vier O-Atome.
Hinweis: Im Kapitel Stöchiometrische Berechnung mit Gleichungssystemen findest du eine Methode, um kompliziertere Ausgleichsrechnungen auszuführen.
2. Molare Masse bestimmen
Als nächstes bestimmst du die Molare Masse M der beteiligten Moleküle. Diese kannst du für die einzelnen Atome im Periodensystem ablesen. Wasserstoff (H) hat zum Beispiel eine molare Masse von 1 .
Die einzelnen Molaren Massen M für die Moleküle von Methan (CH4) und Sauerstoff (O2) berechnen sich wie folgt:
Methan: M(CH4) = M(C) + 4 ⋅ M(H) = 12 + 4 ⋅ 1 = 16
Sauerstoff: 2 M(O2) = 2 ⋅ 2 ⋅ M(O) = 2 ⋅ (2 ⋅ 16 ) = 64
Die Molaren Massen M der Produkte Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) kannst du folgendermaßen berechnen:
Kohlenstoffdioxid: M(CO2) = M(C) ⋅ 2 ⋅ M(O) = 12 + 2 ⋅ 16 = 44
Wasser: 2 M(H2O) = 2 ⋅ (2 ⋅ M(H) + M(O)) = 2 ⋅ (2 ⋅ 1 + 16 ) = 36
3. Berechnung der Masse
Im dritten Schritt berechnest du die Masse m von Kohlenstoffdioxid und Wasser. Diese Berechnung beruht auf dem Gesetz der konstanten Proportionen.
Um die Masse m von CO2 zu erhalten, kannst du folgende Gleichung verwenden:
m(CO2): = =
Das in dieser Gleichung ist die Masse des CO2. Die Gleichung sagt vereinfacht gesagt aus, dass die Massen (m) von Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2) das gleiche Verhältnis haben müssen, wie ihre Molaren Massen (M). Nun stellst du diese Gleichung nach um und erhältst:
m(CO2): = ⋅ 10g = 27,5 g
Die Masse m von CO2 beträgt also 27,5 g.
Für die Masse von H2O kannst du dieselbe Gleichung verwenden:
m(H2O): = =
Nun stellst du die Gleichung wieder nach um und erhältst:
m(H2O): = ⋅ 10g = 22,5 g
Die Masse m von H2O beträgt 22,5 g.
Aus diesen Ergebnissen kannst du schließen, dass du für 10 g eingesetztes Methan 27,5 g Kohlenstoffdioxid und 22,5 g Wasser erhältst.
Gut zu wissen: Durch die Formel kannst du nun auch die Stoffmenge (n) der Produkte berechnen (für die Stoffmenge von H2O benötigst du die Molare Masse M eines Moleküls, d. h. 18 ):
n(CO2) = = 0,625 mol
n(H2O) = = 1,25 mol
Lineares Gleichungssystem
Durch ein solches LGS kannst du mithilfe mehrerer linearer Gleichungen, also einfachen Termen, unbekannte Variablen bestimmen.
Betrachten wir dazu die Reaktionsgleichung der sogenannten Photosynthese . Bei ihr reagiert Kohlenstoffdioxid (CO2) mit Wasser (H2O) zu Glucose (C6H12O6) und Sauerstoff (O2):
x1 CO2 + x2 H2O x3 C6H12O6 + x4 O2
Da du die stöchiometrischen Koeffizienten noch nicht kennst, ersetzt du diese mit x1, x2, x3 und x4.
Bilanzgleichung zur Bestimmung der Reaktionsgleichung
Nun stellst du eine sogenannte Bilanzgleichung auf. Hierzu multiplizierst du für alle Elemente die stöchiometrischen Koeffizienten mit der Anzahl des jeweiligen Elements im Molekül.
Anschließend must du überprüfen, ob die Elemente in mehreren Edukten und Produkten in der Reaktionsgleichung vorkommen. Wenn ja, summierst du alle dieser Produkte innerhalb der Edukte und Produkte auf. Das C-Atom kommt beispielsweise ein mal im CO2 mit Koeffizient x1 und sechs mal im C6H12O6 mit Koeffizient x3 vor:
C: x1 = 6 x3
Für die beiden anderen beteiligten Elemente sieht das wie folgt aus:
O: 2 x1 + x2 = 6 x3 + 2 x4
H: 2 x2 = 12 x3
Da nun vier Unbekannte (x1, x2, x3, x4) und nur drei Gleichungen vorhanden sind, kannst du das LGS nur mithilfe zweier Nebenbedingungen lösen.
Beachte dabei folgendes:
- Die Lösungsmenge der Koeffizienten muss ganzzahlig und natürlich sein.
- Der kleinste ganzzahlige Wert für diese Koeffizienten muss gesucht werden.
Durch diese Nebenbedingungen ist es dir erlaubt, eine Variable festzulegen. Der Einfachheit halber wählen wir hier x1 = 1.
Für x3 erhältst du: x1 = 6 x3 x3 = .
x2 ergibt sich aus: 2 x2 = 12 x3 x2 = 1.
Somit kannst du nun x4 berechnen mit: 2 x1 + x2 = 6 x3 + 2 x4 x4 = 1
Da x3 keine gerade Zahl ist, musst du alle Koeffizienten mit dem Nenner von x3 (= 6) multiplizieren.
Du erhältst für die stöchiometrischen Koeffizienten:
x1 = 6
x2 = 6
x3 = 1
x4 = 6
Eingesetzt in die allgemeine Gleichung ergibt sich das Ergebnis:
6 CO2 + 6 H2O C6H12O6 + 6 O2
Merke: Die 1 bei der Glucose kann in der Reaktionsgleichung weggelassen werden.
Hast du die Reaktionsgleichung dann bestimmt, kannst du — wie gewohnt — mit dem zweiten Schritt des stöchiometrischen Rechnens, dem Bestimmen der molaren Massen, weitermachen!
Komplexere Stöchiometrie
Neben den bisher genannten Methoden zur stöchiometrischen Berechnung und der Berechnung durch ein Gleichungssystem kannst du auch mehrere Formeln verwenden, um weitere stöchiometrische Zusammenhänge herauszufinden:
Im Folgenden erklären wir die die Formeln etwas genauer!
Stöchiometrische Bilanz
Die sogenannte stöchiometrische Bilanz erlaubt es dir, chemische Reaktionen allgemein zu beschreiben:
Die Variable (hier: ) gibt die stöchiometrischen Koeffizienten (= Verhältniszahlen) innerhalb der Reaktionsgleichung an. und sind die Edukte und und die Produkte.
Hierbei musst du beachten, dass du für eine Reaktion jeweils unterschiedliche Koeffizienten aufstellen kannst:
2 Na + Cl2 2 NaCl oder Na + Cl2 NaCl
Deshalb existieren für die Bilanzierung einige Regeln:
- Edukte erhalten immer einen negativen Koeffizienten
- Produkte erhalten immer einen positiven Koeffizienten
- Begleitstoffe, wie z. B. Katalysatoren, erhalten den Koeffizienten 0
- Für die Koeffizienten wird immer die kleinste ganze Zahl gewählt
Mit diesen Regeln kannst du die stöchiometrische Bilanz gut aufstellen. Wenn du die Koeffizienten der Edukte betrachtest, erkennst du, in welchem Verhältnis sich die Stoffmengenanteile der Edukte verändern.
Ein Stoffmengenanteil ist der Anteil, den die Stoffmenge eines Stoffes (hier z. B. von Na) in einer Reaktion an der gesamten Stoffmenge aller Reaktionskomponenten (hier: Na, Cl2 und NaCl) hat.
Für die beliebigen Edukte und ergibt sich die Bilanz als:
=
steht für den eingesetzten Stoffmengenanteil der Komponente vor der Reaktion. ist dann die noch vorhandene Restmenge der Komponente nach der Reaktion.
Durch Umformung erhältst du folgende Form:
=
Diese Form steht für einen sogenannten diskontinuierlichen Prozess, auch Satzbetrieb genannt. In der Chemie kannst du darunter eine Reaktion verstehen, die nicht durchgehend abläuft.
Die Form für einen kontinuierlichen Prozess (= Fließbetrieb) sieht wie folgt aus:
=
Wie du siehst verwenden wir hier die zeitliche Ableitung .
Umsatz
Unter dem Umsatz kannst du dir einen Begriff vorstellen, der beschreibt, welche Stoffmenge der Edukte bei einer Reaktion reagiert. Der Umsatz ist also der Anteil der umgesetzten Menge der Komponente bezogen auf die eingesetzte Menge :
=
Wenn die Reaktion mehrere Edukte enthält, wird der Umsatz immer für den Stoff angegeben, der nicht im Überschuss vorliegt.
Hier ein kurzes Beispiel zur Umsatzberechnung:
A + B C
Du fügst bei obiger ablaufender Reaktion 100 Teile des Stoffes „A“ und 200 Teile des Stoffes „B“ zu. Da Stoff „A“ nicht im Überschuss vorliegt (100 < 200), betrachtest du dessen Umsatz.
Wenn nun nach der Reaktion 70 Teile von „A“, 160 Teile von „B“ und 70 Teile von „C“ vorliegen, beträgt der Umsatz 0,3 — also 30%.
= = = 0,3
Ausbeute
Die Ausbeute gibt dir den Teil des Eduktes an, welches in das gewünschte Produkt umgewandelt wurde.
Bei einem diskontinuierlichen Prozess gilt:
=
bezeichnet hierbei die Stoffmenge des Eduktes, das nicht im Überschuss vorliegt.
Bei einem kontinuierlichen Prozess verwendest du wieder die zeitliche Ableitung:
=
Wenn mehrere Edukte vorhanden sind, beziehst du die Ausbeute auf den Stoff, der nicht im Überschuss vorliegt.
Dies kannst du an unserem Beispiel einfach berechnen:
A + B C
Bei 100 Teilen „A“ und 200 Teilen „B“ wählst du wieder A aus. Bei 70 Teilen von „C“ nach der Reaktion erhältst du eine Ausbeute von 0,7 — also 70%.
= = 0,7
Selektivität
Die Selektivität kombiniert den Umsatz und die Ausbeute . Sie gibt also an, welcher Anteil des umgesetzten Eduktes unter Berücksichtigung der Stöchiometrie in das gewünschte Produkt umgesetzt wurde.
= = =
Stöchiometrie — häufigste Fragen
-
Was ist Stöchiometrie – Definition:
Die Stöchiometrie ist ein mathematisches Hilfsmittel der Chemie. Mit Hilfe von Reaktionsgleichungen kannst du Stoffmengen, Massen und Volumen von an der Reaktion beteiligten Stoffen berechen. Du bekommst also Informationen zu den Mengen- und Ladungsverhältnissen.
-
Worum geht es beim stöchiometrischen Rechnen?
Beim stöchiometrischen Rechnen geht es darum, die Menge an Ausgangsstoffen, die bei einer chemischen Reaktion eingesetzt werden muss, auszurechnen. Ist die Menge der Edukte bekannt, lässt sich die Rechnung auch für die Menge der Produkte durchführen.
-
Was ist ein stöchiometrisches Verhältnis?
Das stöchiometrische Verhältnis ist das korrekte Verhältnis von Edukten und Produkten in einer chemischen Reaktion. Ein Beispiel dafür ist das optimale Kraftstoff-Luft Verhältnis in einem Verbrennungsmotor (Ottomotor).
Reaktionsgeschwindigkeit
Du weißt jetzt, wie du Reaktionsgleichungen aufstellst und die Mengenverhältnisse und Stoffmengen der Edukte und Produkte bestimmst. Aber wie kannst du die Geschwindigkeit berechnen, in der eine Reaktion abläuft? Schau dir als nächstes unser Video zur Reaktionsgeschwindigkeit an und finde es heraus!