Stöchiometrie
In diesem Beitrag zeigen wir dir, was du unter der Stöchiometrie in der Chemie verstehen kannst und wie du sie anhand von Aufgaben berechnen kannst.
Du hast wenig Zeit und willst den Inhalt dieses Beitrags schnell verstehen? Dann schau dir gerne unser zugehöriges Video an.
Stöchiometrie einfach erklärt
Du kannst dir die Stöchiometrie als ein mathematisches Hilfsmittel in der Chemie vorstellen. Ihr Ziel ist vor allem, die Mengenverhältnisse und Stoffmengen an Ausgangsstoffen und Produkten während einer Reaktion zu bestimmen.
Außerdem kannst du mit der Stöchiometrie mehrere Informationen über das Verhältnis von Edukten und Produkten herausfinden. Die wichtigsten dieser Informationen sind der Umsatz, die Ausbeute und die Selektivität.
Die Stöchiometrie ist ein mathematisches Hilfsmittel in der Chemie. Ihr Name setzt sich aus dem griechischen stoicheion („Grundstoff“) und metron („Maß“) zusammen.
Stöchiometrie in der Chemie
Die Stöchiometrie ist ein grundlegendes mathematisches Hilfsmittel in der Chemie. Durch sie kannst du die Zusammensetzung chemischer Verbindungen und Mischungen berechnen.
Außerdem erhältst du Informationen über die Volumen-, Massen und Ladungsverhältnisse aller beteiligten Reaktionspartner.
Der Grundbegriff der Stöchiometrie trat zum ersten Mal im Jahr 1792 auf. In seinem Werk „Anfangsgründe der Stöchiometrie“ definierte der deutsche Chemiker Jeremias Benjamin Richter verschiedene Gesetze zur geometrischen und rechnerischen Beschreibung chemischer Reaktionen. Er war damit eine der ersten und bedeutendsten Personen, welche die Chemie mit der Mathematik kombinierte.
Prinzip der Stöchiometrie
Das Ziel einer stöchiometrischen Rechnung kann einerseits sein, Informationen über die Edukte bei bekannten Produkten herauszufinden. Das kann zum Beispiel die Stoffmenge
, oder die Masse
sein. Wenn du die Menge an Edukten bereits kennst, kannst du daraus Informationen über die Produkte berechnen.
Heute beruhen die Berechnungsgrundlagen der modernen Stöchiometrie auf verschiedenen Gesetzen:
- Gesetz der konstanten Proportionen: Die Elemente in einer chemischen Verbindung kommen immer im gleichen Masseverhältnis vor. (Bsp: Natriumchlorid (NaCl) besteht immer zu 39% aus Natrium (Na) und zu 61% aus Chlor (Cl))
- Gesetz der Erhaltung der Anzahl der Atome: Die Anzahl der Atome ändert sich innerhalb der Reaktion nicht.
- Gesetz der Erhaltung der Masse: Die Gesamtmasse der beteiligten Stoffe ändert sich nicht.
- Gesetz der Erhaltung der Ladung: Die Ladung innerhalb der Reaktion bleibt erhalten.
Nachfolgend betrachten wir eine anschauliche stöchiometrische Berechnung und eine eher mathematische stöchiometrische Berechnung mit Gleichungssystemen.
Anschauliche stöchiometrische Berechnung
Wenn du eine verhältnismäßig simple Reaktionsgleichung vorliegen hast, kannst du die Stöchiometrie relativ einfach anwenden.
Schauen wir uns dazu eine Aufgabe an, die häufig gestellt wird:
10 g Methan () reagieren unter einer Verbrennung zu Kohlenstoffdioxid (
) und Wasser (
). Wie viel Kohlenstoffdioxid und Wasser entstehen dabei?
Reaktionsgleichung aufstellen
Zuerst musst du die Reaktionsgleichung aufstellen. Sie lautet:
CH4 + O2 CO2 + H2O
Wie du bestimmt schon siehst, ist die Gleichung noch nicht ausgeglichen. Für die exakte stöchiometrische Umsetzung setzt du nun vor und
eine 2. (Unter dem Absatz „Stöchiometrische Berechnung mit Gleichungssystemen“ findest du eine Methode, um kompliziertere Ausgleichsrechnungen auszuführen)
CH4 + 2O2 CO2 + 2H2O
Nun hast du auf der Edukt- und der Produktseite exakt ein C-Atom, vier H-Atome und vier O-Atome.
Molare Masse bestimmen
Als nächstes bestimmst du die Molare Masse M der beteiligten Moleküle.
Diese kannst du für die einzelnen Atome ganz einfach im Periodensystem
ablesen. Wasserstoff (H) hat zum Beispiel eine molare Masse von .
Die einzelnen Molaren Massen M für die Moleküle in unserer Beispielreaktion berechnen sich wie folgt:
Berechnung der Masse
Im dritten Schritt berechnen wir die Masse m von Kohlenstoffdioxid und Wasser. Diese Berechnung beruht auf dem Gesetz der konstanten Proportionen.
Um die Masse m von CO2 zu erhalten, kannst du folgende Gleichung verwenden:
Das in dieser Gleichung ist die Masse des
. Nun stellst du diese Gleichung nach
um und erhältst:
Die Masse m von beträgt also
.
Für die Masse von kannst du die selbe Gleichung verwenden:
Nun stellst du die Gleichung wieder nach um und erhältst:
Die Masse m von beträgt
.
Durch die Formel kannst du nun auch die Stoffmenge der Produkte berechnen (für die Stoffmenge von
benötigen wir die Molare Masse M eines Moleküls, d.h.
):
Aus diesen Ergebnissen kannst du schließen, dass du für eingesetztes Methan
Kohlenstoffdioxid und
Wasser erhältst.
Stöchiometrische Berechnung mit Gleichungssystemen
Die meisten simplen Reaktionsgleichungen kannst du ohne Probleme relativ einfach ausgleichen. Bei etwas komplexeren Reaktionsgleichungen kannst du ein sogenanntes lineares Gleichungssystem (LGS) verwenden.
Lineares Gleichungssystem
Durch ein solches LGS kannst du mithilfe mehrerer linearer Gleichungen (= keine Potenzen, reelle Zahlen, …) unbekannte Variablen bestimmen.
Betrachten wir dazu die Reaktionsgleichung der sogenannten Photosynthese
. Bei ihr reagiert Kohlenstoffdioxid () mit Wasser (
) zu Glucose (
) und Sauerstoff (
):
Da wir die stöchiometrischen Koeffizienten noch nicht kennen, ersetzen wir diese mit ,
,
und
.
Bilanzgleichung
Nun stellst du eine sogenannte Bilanzgleichung auf. Hierzu multiplizierst du für alle Elemente die stöchiometrischen Koeffizienten mit der Anzahl des jeweiligen Elements im Molekül und summierst diese auf. Das C-Atom kommt beispielsweise ein mal im mit Koeffizient
und sechs mal im
mit Koeffizient
vor:
C:
Für die beiden anderen beteiligten Elemente sieht das dann wie folgt aus:
O:
H:
Da nun vier Unbekannte und nur drei Gleichungen vorhanden sind, kannst du das LGS nur mithilfe zweier Nebenbedingungen lösen.
- Die Lösungsmenge der Koeffizienten ist ganzzahlig und natürlich.
- Der kleinste ganzzahlige Wert für diese Koeffizienten muss gesucht werden.
Durch diese Nebenbedingungen ist es dir erlaubt, eine Variable festzulegen. Der Einfachheit halber wählen wir .
Für erhältst du:
.
ergibt sich aus:
.
Somit kannst du nun berechnen mit:
Da keine gerade Zahl ist, musst du alle Koeffizienten mit dem Nenner von
(= 6) multiplizieren.
Du erhältst für die stöchiometrischen Koeffizienten:
Eingesetzt in die allgemeine Gleichung ergibt sich das Ergebnis:
Stöchiometrie Formeln
Neben den bisher genannten Methoden zur stöchiometrischen Berechnung und der Berechnung durch ein Gleichungssystem kannst du mehrere Formeln verwenden, um weitere stöchiometrische Zusammenhänge herauszufinden.
Stöchiometrische Bilanz
Die sogenannte stöchiometrische Bilanz erlaubt es dir, chemische Reaktionen allgemein zu beschreiben:
Die Variable (hier:
) gibt die stöchiometrischen Koeffizienten (= Verhältniszahlen) innerhalb der Reaktionsgleichung an.
und
sind die Edukte und
und
die Produkte.
Hierbei musst du beachten, dass du für eine Reaktion jeweils unterschiedliche Koeffizienten aufstellen kannst:
oder
Deshalb existieren für die Bilanzierung einige Regeln:
- Edukte erhalten immer einen negativen Koeffizienten
- Produkte erhalten immer einen positiven Koeffizienten
- Begleitstoffe wie z.B. Katalysatoren erhalten den Koeffizienten 0
- Für die Koeffizienten wird immer die kleinste ganze Zahl gewählt
Mit diesen Regeln kannst du die stöchiometrische Bilanz gut aufstellen. Wenn du die Koeffizienten der Edukte betrachtest, erkennst du, in welchem Verhältnis sich die Stoffmengenanteile der Edukte verändern. Unter einem Stoffmengenanteil
kannst du dir die Stoffmenge einer Reaktionskomponente
(hier z.B. von
) in einer Reaktion bezogen auf die gesamte Stoffmenge aller Reaktionskomponenten (hier:
,
und
).
Für die beliebigen Edukte und
ergibt sich die Bilanz als:
steht für den eingesetzen Stoffmengenanteil der Komponente
vor der Reaktion.
ist dann die noch vorhandene Restmenge der Komponente
nach der Reaktion.
Durch Umformung erhältst du folgende Form:
Diese Form steht für einen sogenannten diskontinuerlichen Prozess, auch Satzbetrieb genannt. In der Chemie kannst du darunter eine Reaktion verstehen, die nicht durchgehend abläuft.
Die Form für einen kontinuierlichen Prozess (= Fließbetrieb) sieht wie folgt aus:
Wie du siehst verwenden wir hier die zeitliche Ableitung .
Umsatz
Unter dem Umsatz kannst du dir einen Begriff vorstellen, der beschreibt, welche Stoffmenge der Edukte bei einer Reaktion reagiert. Der Umsatz ist also der Anteil der umgesetzten Menge
der Komponente
bezogen auf die eingesetzte Menge
.:
Wenn die Reaktion mehrere Edukte enthält, wird der Umsatz immer für den Stoff angegeben, der nicht im Überschuss vorliegt.
Hierzu ein kurzes Beispiel:
Du fügst bei obiger ablaufender Reaktion 100 Teile des Stoffes „A“ und 200 Teile des Stoffes „B“ zu. Da Stoff „A“ nicht im Überschuss vorliegt (100<200), betrachtest du dessen Umsatz.
Wenn nun nach der Reaktion 70 Teile von „A“, 160 Teile von „B“ und 70 Teile von „C“ vorliegen, beträgt der Umsatz 0,3, also 30%.
Ausbeute
Die Ausbeute gibt dir den Teil des Eduktes an, welches in das gewünschte Produkt
umgewandelt wurde.
Bei einem diskontinuierlichen Prozess gilt:
bezeichnet hierbei die Stoffmenge des Eduktes, das nicht im Überschuss vorliegt.
Bei einem kontinuierlichen Prozess verwendest du wieder die zeitliche Ableitung:
Wenn mehrere Edukte vorhanden sind, beziehst du die Ausbeute auf den Stoff, der nicht im Überschuss vorliegt.
Dies kannst du an unserem Beispiel einfach berechnen:
Bei 100 Teilen „A“ und 200 Teilen „B“ wählst du wieder A aus. Bei 70 Teilen von „C“ nach der Reaktion erhältst du eine Ausbeute von 0,7 also 70%.
Selektivität
Die Selektivität kombiniert den Umsatz
und die Ausbeute
. Sie gibt also an, welcher Anteil des umgesetzten Eduktes unter Berücksichtigung der Stöchiometrie in das gewünschte Produkt umgesetzt wurde.