Gemeinkosten
Wir erklären dir im Folgenden, anhand von Beispielen was Gemeinkosten und Einzelkosten sind und wie man die beiden Begriffe unterscheiden kann.
Sieh dir unser Video zu Einzelkosten Gemeinkosten an, wenn du das Thema noch schneller verstehen möchtest.
Inhaltsübersicht
Gemeinkosten Definition
Die Gemeinkosten werden im Vergleich zu den Einzelkosten in der Kostenstellenrechnung berücksichtigt und dabei den Kostenstellen, also beispielsweise Abteilungen, indirekt über Schlüssel zugerechnet. Sie fallen für mehrere Erzeugnisse an und können aus diesem Grund keinem Produkt und keiner Dienstleistung direkt zugerechnet werden. Man nennt Gemeinkosten deswegen auch indirect costs, overheads oder indirekte Kosten.
Viele Fixkosten sind auch gleichzeitig Gemeinkosten, jedoch nicht alle. Mietkosten sind beispielsweise Fix- und Gemeinkosten, da diese unabhängig von der produzierten Menge anfallen. Stromkosten oder Kosten für den Wasserverbrauch hingegen, sind nur Gemeinkosten aber keine Fixkosten, da sie je nach Produktionsvolumen variieren.
Gemeinkostenzuschlag
Im Gegensatz zu den Einzelkosten, müssen die Gemeinkosten über einen Zwischenschritt den Kostenstellen zugerechnet werden. Die Gemeinkostenschlüsselung, also die indirekte Zurechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger erfolgt mit Hilfe der Kalkulationssätze, die auch Verrechnungssätze oder Zuschlagssätze genannt werden. Dabei werden die Gemeinkosten während der Kostenstellenrechnung zunächst auf die Kostenstellen verteilt und anschließend mit Hilfe eines Gemeinkostenzuschlags im Kalkulationsschema auf die Kostenträger verrechnet.
Gemeinkostenzuschlag berechnen
Du bist Verkäufer für Riesenbrezen auf dem Oktoberfest. Du verkaufst im Schnitt rund 500 Riesenbrezen und 500 Käsestangen und musst dafür 500 Euro Standgebühr und 100 Euro Standverleihgebühr pro Tag zahlen. Alle anderen Kosten sind darin bereits enthalten.
Da sich diese Kosten nicht direkt den einzelnen Backwaren zuordnen lassen können, handelt es sich um Gemeinkosten, die wir über den Zwischenschritt des Gemeinkostenzuschlags auf den Kostenträger verrechnen müssen.
Nehmen wir an deine Brezen und Käsestangen kosten dich als Verkäufer in der Produktion etwa 3 Euro pro Stück. Der Gemeinkostenzuschlag berechnet sich dann wie folgt:
Diese Zahl bedeutet, dass du als Verkäufer der Backwaren mit Kosten von 3 Euro (Einzelkosten) plus 20% Gemeinkostenzuschlag, also rechnen musst. Es macht also Sinn, deine Brezen und Käsestangen mit einem Preis von mindestens 3,60€ zu verkaufen, um keine Verluste zu machen.
Gemeinkosten Beispiele
Im Folgenden zeigen wir dir einige Beispiele für Gemeinkosten.
Materialgemeinkosten (MGK)
Das Gehalt der Mitarbeiter in der Einkaufsabteilung der Rohstoffe oder das Gehalt des Wareneingangslageristen bezeichnet man als Materialgemeinkosten, da die Kosten im Zusammenhang mit dem Material anfallen.
Über den Materialgemeinkostenzuschlagssatz werden diese Kosten dann auf die Produkte verrechnet. Schauen wir uns ein kurzes Beispiel dazu an:
Die monatlichen Kosten der Kostenstelle „Einkauf“ betragen 20.000 Euro, die sich aus 15.000 Euro Büromiete und 5.000 Euro Personalkosten für deinen einzigen Mitarbeiter im Einkauf zusammensetzen. Kauft dieser Rohstoffe für die Produktion von Elektrorollern im Wert von 40.000 Euro im Monat, dann werden die 20.000 Euro Gemeinkosten auf die 40.000 Euro umgelegt. Der Materialgemeinkostenzuschlag beträgt dann .
Diese Prozentzahl bedeutet, dass auf einen Elektroroller, in welchen ein Materialwert von 500 Euro verbaut wurde, 250 Euro () zugeschlagen werden müssen, sodass die Materialkosten insgesamt 750 Euro betragen.
Andere Beispiele für die Materialgemeinkosten wären beispielsweise die Aufsätze für die Lackiermaschine, die eine Vielzahl von verschiedenen Elektrorollern lackiert und deswegen nicht einem einzelnen Produkt zugeordnet werden können.
Fertigungsgemeinkosten (FGK)
Mietkosten stellen beispielweise Gemeinkosten und gleichzeitig auch Fixkosten dar, da sie unabhängig von der Produktionsmenge anfallen. Da sie keinem einzelnen Produkt zugeordnet werden können, sind sie auch Gemeinkosten. Benötigst du also für die Produktion deiner Riesenbrezen eine Produktionsmaschine, die abgeschrieben werden muss, kann diese Summe nicht direkt dem Kostenträger „Breze“ zugeordnet werden.
Die Kosten für die Abschreibung, oder Stromkosten der Lagerhallen fallen übrigens unter den Begriff der Fertigungsgemeinkosten. Diese sind Gemeinkosten, die im Zusammenhang mit der Fertigung bzw. der Produktion anfallen. Diese Kosten bilden zusammen mit den Fertigungseinzelkosten die Fertigungskosten.
Verwaltungsgemeinkosten
Unter die Verwaltungsgemeinkosten fallen alle Gemeinkosten, die mit der Verwaltung eines Unternehmens zusammenhängen, also beispielsweise den Kosten der Geschäftsführung, der Buchhaltung, etc. Da diese Kosten für alle Produkte des Unternehmens anfallen, können sie nicht einem einzelnen Kostenträger zugeordnet werden.
Vertriebsgemeinkosten
Kosten für deine Vertriebsmitarbeiter oder alle anderen Kosten, die für den Vertrieb der Produkte entstehen, werden als Vertriebsgemeinkosten behandelt, solange sie nicht direkt einem Produkt zugeordnet werden können. Durch den Zuschlagssatz werden diese Kosten dann, so wie bei den anderen Gemeinkosten auch, auf die einzelnen Produkte umgelegt.
Kostenträgergemeinkosten
In den meisten Fällen bezieht sich der Begriff Gemeinkosten auf die Kostenträger, weshalb man sie dann auch Kostenträgergemeinkosten nennen kann.
Kostenstellengemeinkosten
Die Gemeinkosten können sich allerdings auch auf die Kostenstelle beziehen, wobei wir dann von Kostenstellengemeinkosten sprechen. Beispiel hierfür wären die Brezen aus der Berechnung des Gemeinkostenzuschlags. Da die Standmiete und die Standverleihgebühr nicht direkt einer einzelnen Breze zugeordnet werden kann, wurde hierfür die Gemeinkostenschlüsselung benötigt.
Echte/unechte Gemeinkosten
Man unterscheidet zudem zwischen echten und unechten Gemeinkosten.
Echte Gemeinkosten
Unter den echten Gemeinkosten versteht man diejenigen Gemeinkosten, die einem Kostenträger nicht direkt zugerechnet werden können, da kein direkter Zusammenhang besteht. Beispiel hierfür ist das Gehalt eines Buchhalters in einem Unternehmen, welches Elektroroller herstellt. Da der Buchhalter keinen direkten Zusammenhang mit dem Elektroroller hat, können die Kosten für den Buchhalter nicht direkt auf den Kostenträger Elektroroller zugerechnet werden, weshalb es sich um echte Gemeinkosten handelt.
Unechte Gemeinkosten
Von unechten Gemeinkosten sprechen wir, wenn die Kosten in der Theorie einem Kostenträger, also beispielsweise dem Elektroroller zugeordnet werden könnten, es allerdings zu viel Aufwand wäre dies zu tun.
Die Schrauben, welche man bei der Herstellung der Roller benötigt, könnte man zwar genau abzählen und die Kosten dementsprechend zuteilen, allerdings wäre das zu viel Aufwand und wird in der Praxis auch nicht gemacht. Bei diesen Kosten handelt es sich also um unechte Gemeinkosten.
Primäre/ Sekundäre Gemeinkosten
Die primären Gemeinkosten gehen gemeinsam mit den sekundären Gemeinkosten in die Gemeinkostenzuschläge ein. Was aber sind diese beiden Gemeinkosten?
Primäre Gemeinkosten
Primäre Gemeinkosten sind Gemeinkosten, die aus externen Leistungsbeziehungen stammen. Sie entstehen in einer Kostenstelle und verbleiben dort, ohne dass sie bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung auf andere Kostenstellen umgelagert werden. Die primären Gemeinkosten können den Materialentnahmescheinen, Verträgen oder Rechnungsbelegen entnommen werden. Beispiel hierfür sind Gehälter, Hilfsstoffe, etc.
Die Verteilung der primären Gemeinkosten auf die Kostenstellen erfolgt mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens (BAB).
Sekundäre Gemeinkosten
Sekundäre Gemeinkosten bezeichnen Gemeinkosten, die aus der innerbetrieblichen Leistung entstehen und nicht irgendwo entnommen werden können, sondern erst ermittelt werden müssen. Die Kosten der sekundären Kostenstellen, wie beispielsweise der Hilfs- und Nebenkostenstellen werden nicht direkt auf die Kostenträger geschlüsselt, sondern werden zunächst durch die innerbetriebliche Leistungsverrechnung auf die Hauptkostenstellen umgelegt. Beispiel wären allgemein die Kosten, die bei der firmeneigenen Instandhaltungsabteilung entstehen (z.B. Abschreibungen der eigenen Werkstätten).
Einzelkosten Definition
Einzelkosten sind die direkten, identifizierbaren und spezifischen Kosten. Sie werden nach dem Verursacherprinzip mengen- und wertmäßig einem einzelnen Kostenträger (oder auch einer Kostenstelle) direkt zugerechnet. Die Einzelkosten fließen daher direkt in die Kostenträgerrechnung ein.
Die Bezugsobjekte (Kostenträger) können die Produkte, Dienstleistungen, Projekte, Sparten, etc. eines Unternehmens sein. Einzelkosten sind zudem immer variable Kosten. Achtung, umgekehrt gilt dies allerdings nicht. Im Zusammenhang mit Einzelkosten wird öfter der englische Begriff direct costs (direkte Kosten) verwendet.
Einzelkosten Beispiele
Um die Einzelkosten noch ein wenig anschaulicher zu definieren, schauen wir uns ein paar Beispiele an. In den meisten Fällen beziehen sich unsere Einzelkosten auf einen einzelnen Kostenträger, weshalb man in die folgenden vier Einzelkosten Arten unterscheiden kann:
- Materialeinzelkosten (MEK): Darunter versteht man alle Rohstoffe und Einzelteile, die direkt in ein Produkt eingehen. Diese MEK lassen sich meist aus den Materialentnahmescheinen oder Stücklisten ablesen. Für ein Handy erfasst die Stückliste beispielsweise: 1 Akku, 1 Bildschirm, Material 1, Material 2, etc.
- Fertigungseinzelkosten (FEK): Die FEK sind Kosten, die bei der Produktion bzw. Herstellung eines Produktes oder einer Dienstleistung anfallen. Dazu gehören beispielsweise die Fertigungslöhne, die für das Verschweißen der Materialien des Handys entstehen. Die Kosten dafür können den Arbeitsplänen entnommen werden, da dort der Stundensatz und die benötigte Arbeitszeit festgehalten werden. Kostet die Arbeitsstunde das Unternehmen beispielweise 60 Euro und die Arbeitszeit für das Verschweißen beträgt 30 Minuten, so entstehen Fertigungseinzelkosten in Höhe von 30 Euro.
- Sondereinzelkosten der Fertigung: Sondereinzelkosten der Fertigung entstehen in einem Unternehmen in unregelmäßiger Höhe und Abständen. Diese Kosten sind auf eine bestimmte Produktreihe bezogen, beispielsweise die Lizenz für die Herstellung eines Merchandising Produktes oder Werkzeuge, Schablonen oder Materialanalysen.
- Sondereinzelkosten des Vertriebs: Hierbei handelt es sich ebenfalls um Kosten, die in unregelmäßiger Höhe und Abständen auftreten. Diese sind allerdings einem bestimmten Kunden zuordenbar. Beispiele hierfür sind die Kosten für das Verpackungsmaterial, Fracht- oder Zollkosten und Provisionen.
Einzelkosten werden zudem manchmal in Kostenträgereinzelkosten und Kostenstelleneinzelkosten unterschieden.
Kostenträgereinzelkosten
Die oben genannten Arten der Einzelkosten werden alle unter den Begriff der Kostenträgereinzelkosten gefasst. Bei den Kostenträgereinzelkosten handelt es sich also um die Einzelkosten, welche direkt einem Kostenträger zugerechnet werden können. Dem vorbestellten handgefertigten Kuchen (Kostenträger) können beispielsweise die Kosten für die Rohstoffe wie Streusel, Eier, Mehl oder Milch direkt zugerechnet werden. Es handelt sich dabei um Kostenträgereinzelkosten.
Kostenstelleneinzelkosten
Einzelkosten können sich allerdings auch auf eine Kostenstelle beziehen. Kostenstelleneinzelkosten können also einem Kostenträger nicht direkt zugerechnet werden (= Kostenträgergemeinkosten), aber einer Kostenstelle wie der Abteilung eines Unternehmens. Betrachtet man das Gehalt eines Meisters in der Fertigung, so spricht man von Kostenstelleneinzelkosten, da man sein Gehalt direkt, also ohne Schlüsselung, der Kostenstelle Fertigung zurechnen kann.
Das Gehalt des Abteilungsleiters Fertigung kann jedoch nicht einem Produkt zugeordnet werden, weshalb man bei seinem Gehalt nicht von Kostenträgereinzelkosten sprechen würde.
Die Kosten, die weder einer spezifischen Kostenstelle noch einem Kostenträger zugeordnet werden können, nennt man Kostenstellengemeinkosten. Vereinfacht gesagt handelt es sich bei den Kostenstellengemeinkosten um diejenigen Kosten, die sich mehreren Kostenstellen gemeinsam zurechnen lassen, z.B. Kosten, die für die Anmietung einer Lagerhalle anfallen. Da die Mietkosten meist für mehrere Abteilungen gleichzeitig aufkommen und man diese Kosten über einen Verteilungsschlüssel wie den belegten qm aufteilen muss, handelt es sich hierbei nicht um Kostenstelleneinzelkosten. Diese Kosten müssen zuerst durch Schlüsselung, der sogenannten Gemeinkostenschlüsselung, auf einzelne Kostenstellen umgelegt werden.
Einzelkosten Gemeinkosten Unterschied
Einzelkosten und Gemeinkosten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Zurechenbarkeit auf die Kostenträger und die Kostenstelle. Während Gemeinkosten indirekt durch den Gemeinkostenzuschlagssatz auf die Kostenträger verteilt werden können, lassen sich Einzelkosten direkt auf die Kostenträger verteilen. Gemeinsam bilden sie die Gesamtkosten eines Unternehmens.
Wie du bereist weiter oben gelernt hast, gibt es große Unterschiede zwischen den Einzelkosten und den Gemeinkosten.
Einzelkosten sind im Gegensatz zu Gemeinkosten direkt auf die Kostenträger (oder die Kostenstelle) zurechenbar. Einzelkosten sind der einfachere Teil der Kostenrechnung. Die Gemeinkosten müssen hingegen über den Umweg der Gemeinkostenzuschläge indirekt auf die Kostenträger verrechnet werden.
Einzelkosten Gemeinkosten Zusammenfassung
- Einzelkosten Gemeinkosten unterscheiden sich nach der Zurechenbarkeit auf die Kostenträger bzw. die Kostenstellen.
- Gemeinkosten werden über die Kostenstellenrechnung und Gemeinkostenzuschlagssätze auf die Kostenträgerrechnung verrechnet (indirekte Zurechnung)
- Einzelkosten können direkt auf die Kostenträger verrechnet werden
- Einzelkosten Beispiel: Fertigungsmaterial oder Fertigungslöhne
- Gemeinkosten Beispiel: Abschreibungen, Mietkosten, Energiekosten
- Man kann unterscheiden zwischen der Kostenstelleneinzelkosten und Kostenträgereinzelkosten oder Kostenstellengemeinkosten und Kostenträgergemeinkosten
- Gemeinkostenzuschlagssätze werden im Kalkulationsschema dem Produkt zugeschlagen