Handelskalkulation: Vorwärtskalkulation und Rückwärtskalkulation
In diesem Artikel definieren wir die Handelskalkulation, zeigen dir den Unterscheid zwischen der Vorwärtskalkulation und der Rückwärtskalkulation und erklären dir anhand eines ausführlichen Beispiels ein Handelskalkulationsschema.
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Inhaltsübersicht
Handelskalkulation Definition
Die Handelskalkulation ist eine Kalkulationsmethode für Handelsunternehmen, um die Verkaufspreise und die Preisuntergrenzen für Produkte festzulegen.
Man spricht von Industrieunternehmen, wenn diese eigene Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten. Handelsunternehmen hingegen kaufen Waren ein und verkaufen diese anschließend weiter. Die Handelskalkulation dient Handelsunternehmen als Grundlage für ihre Preisberechnung und Preissetzung. Bis auf den Wegfall der Herstellkosten ähnelt sie dem Schema der Zuschlagskalkulation der Industrie und stellt eine detaillierte Preiskalkulation dar.
Die Handelskalkulation kann in drei Einzelbereiche unterteilt werden: Die Bezugskalkulation , die Selbstkostenkalkulation und die Verkaufskalkulation.
Mithilfe der Handelskalkulation können die Kosten für den Einkauf und Verkauf eines Unternehmens heruntergebrochen und abgebildet werden. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Handelskalkulationen. Je nachdem, welche Marktsituation und welche Kennzahlen gesucht oder gegeben sind, entscheidet man sich für eine der folgenden Arten:
- Vorwärtskalkulation
- Rückwärtskalkulation
- Differenzkalkulation
Im Verlauf des Artikels werden wir gezielt auf die Vorwärtskalkulation und die Rückwärtskalkulation eingehen und diese anhand von Beispielen genauer erklären.
Handelskalkulation Schema
Im Folgenden siehst du das standardisierte Handelskalkulation Schema, das von Unternehmen zur Preisberechnung hergezogen wird. Wenn bei einem Unternehmen einzelne aufgelistete Posten nicht anfallen, können diese einfach ausgelassen werden.
Die wichtige Grundlage der Handelskalkulation bildet die Bezugskalkulation. Diese umfasst die einzelnen Teilschritte ausgehend vom Listeneinkaufspreis bis zum Bezugspreis. Möchte man den Bezugspreis ermitteln, muss der Listeneinkaufspreis mit dem Lieferrabatt, dem Lieferskonto und den Bezugskosten verrechnet werden. Mithilfe der Bezugskalkulation kann ein Unternehmer die Preise, die verschiedene Anbieter für dieselbe Ware verlangen, miteinander vergleichen. Er sieht, wie viel ihn der Einkauf der Ware schlussendlich kostet.
Der nächste Teilschritt wird Selbstkostenkalkulation genannt. Ein Unternehmer zählt alle Kosten, die durch jegliche Leistungen im Handel verursacht werden, zu den sogenannten Handlungskosten . Die Handlungskosten werden im Schema mit dem Handlungskostenzuschlag zum Bezugspreis hinzuaddiert und ergeben dadurch den Selbstkostenpreis.
Im letzten Abschnitt, der Verkaufskalkulation, ermittelt der Unternehmer den Verkaufspreis einer bestimmten Ware. Der Preis muss so gesetzt werden, dass die anfallenden und laufenden Kosten abgedeckt sind. Der Händler möchte natürlich einen Gewinn erzielen, der in der Kalkulation berücksichtig werden muss. Auch werden mögliche Kundenskonti, Rabatte und die Umsatzsteuer verrechnet, sodass am Ende der Bruttoverkaufspreis vorliegt.
Vorwärtskalkulation
Betrachten wir nun zwei Arten der Handelskalkulation: die Vorwärtskalkulation und Rückwärtskalkulation. Bei der Vorwärtskalkulation werden anhand eines einfachen Kalkulationsschemas alle anfallenden Kosten und Zuschläge auf den Listeneinkaufspreis, der als Ausganspunkt dient, hinzuaddiert. Dadurch kann der Unternehmer am Ende den Listenverkaufspreis ermitteln. Setzt er diesen über seinen Kosten, wird ihm das Gewinne einbringen. Des Weiteren erkennt ein Verkäufer bei einem zu hohen Endpreis, dass er Faktoren wie Einkaufspreis oder Bezugskosten eventuell abändern sollte.
Vorwärtskalkulation Schema
Bei der Vorwärtskalkulation rechnet man entlang des Vorwärtskalkulation Schemas von oben nach unten (siehe Pfeilrichtung). Ausgehend vom gegebenen Listeneinkaufspreis wird der Verkaufspreis ermittelt und festgelegt.
Um am Ende den Bruttoverkaufspreis zu erhalten, betrachtet ein Unternehmen zunächst den Listeneinkaufspreis, der in Katalogen oder Preislisten der Lieferanten festgesetzt ist. Mithilfe der Bezugskalkulation erhält man den Bezugspreis und es ist bekannt, wie hoch der Preis der eingekauften Waren ist.
Der nächste Schritt im Schema ist der Handlungskostenzuschlag. Die Handlungskosten, wie z.B. Lagerung oder Verkauf, können in der Regel nicht direkt einer Ware zugeordnet werden. Oft ist unklar, wie diese Gemeinkosten auf die Waren verteilt werden sollen. Deswegen kalkulieren Unternehmen einen Durchschnittssatz (hier: Handlungskostenzuschlag), der zum Bezugspreis addiert wird. Daraus resultiert der Selbstkostenpreis. Würde ein Unternehmen seine Waren zum Selbstkostenpreis weiterverkaufen, würde dies alle bisher angefallenen Kosten der Produktion und Vermarktung abdecken, jedoch keinen Gewinn erzielen.
Im nächsten Schritt addiert ein Unternehmer nun den Gewinn, den er erzielen möchte, mithilfe des Gewinnzuschlag dazu und erhält den Barverkaufspreis. Oftmals bieten Verkäufer ihren Kunden die Möglichkeit an, von einem Skonto zu profitieren. Das Prinzip des Kundenskontos ähnelt dem des Lieferskontos. Möchte der Verkäufer eine schnellere Bezahlung der Rechnung begünstigen, schafft er einen Anreiz und gewährt dem Käufer einen Kundenskonto.
Ein typisches Beispiel wäre, dass ein Kunde einen Kostenabzug von 3% erhält, wenn er die Rechnung innerhalb von 10 Tagen statt den üblichen 30 Tagen begleicht. Dieser Kundenskonto ergibt zusammen mit dem Barverkaufspreis den Zielverkaufspreis. Wenn der Unternehmer seinen Kunden auch noch einen Kundenrabatt gewähren möchte, verrechnet sich dies mit dem Zielverkaufspreis zum Nettoverkaufspreis. Da Unternehmen umsatzsteuerpflichtig sind, wird am Ende noch die Umsatzsteuer draufgesetzt, die vom Endverbraucher komplett getragen wird. Mit diesem Schritt ist das Unternehmen am Ende des Vorwärtskalkulation Schemas angekommen und hat den Bruttoverkaufspreis ermittelt.
Vorwärtskalkulation Aufgabe
Schauen wir uns das Ganze an einem Beispiel an. Ein Unternehmen kauft Ware zum Listeneinkaufspreis von 100€ ein und durchläuft das Vorwärtskalkulation Schema. Du hast folgende Informationen vorliegen:
- Lieferrabatt: 10%
- Lieferskonto: 3%
- Bezugskosten: 32,70€
- Handlungskostenzuschlag: 50%
- Gewinnzuschlag: 25%
- Kundenskonto: 3%
- Kundenrabatt: 10%
- Umsatzsteuer: 19%
Kategorie | Prozentsatz | Wert in Euro | |
---|---|---|---|
Listeneinkaufspreis | 100,00€ | ||
- | Lieferrabatt | 10% | -10,00€ |
= | Zieleinkaufspreis | 90,00€ | |
- | Lieferskonto | 3% | -2,70€ |
= | Bareinkaufspreis | 87,30€ | |
+ | Bezugskosten | +32,70€ | |
= | Bezugspreis | 120,00€ | |
+ | Handlungskostenzuschlag | 50% | +60,00€ |
= | Selbstkostenpreis | 180,00€ | |
+ | Gewinnzuschlag | 25% | +45,00€ |
= | Barverkaufspreis | 225,00€ | |
+ | Kundenskonto | 3% | 6,96€ |
= | Zielverkaufspreis | 231,96€ | |
+ | Kundenrabatt | 10% | 25,77€ |
= | Nettoverkaufspreis | 257,73€ | |
+ | Umsatzsteuer | 19% | 48,97€ |
= | Bruttoverkaufspreis | 306,70€ |
Im ersten Schritt verrechnest du deinen Listeneinkaufspreis (100,00€) mit dem dir gewähren Rabatt (10% = 10,00€), deinem Lieferskonto (3% = 2,70€) und den Bezugskosten (32,70€) und erhältst deinen Bezugspreis (120,00€). Anschließend wird der Handlungskostenzuschlag (50% = 60,00€) hinzuaddiert und dein Selbstkostenpreis beträgt 180,00€. Durch das Hinzufügen des Gewinnzuschlags (25% = 45,00€) hast du nun deinen Barverkaufspreis (225,00€) kalkuliert.
Bis zum Barverkaufspreis kannst du entlang des Schemas die vorangegangenen Werte jeweils als Basis für deine Prozentrechnung verwenden. Beim Kundenskonto und Kundenrabatt muss jedoch aufgepasst werden. Anstatt wie bisher die vorangehenden Preise als Bezugsbasis (also 100%) für die Weiterrechnung herzuziehen, muss nun der nachfolgende Wert verwendet werden. Dieser ist in den meisten Fällen nicht bekannt, sodass du auf einen Dreisatz zurückgreifen musst. Du gewährst deinen Kunden die Möglichkeit eines Kundenskontos in Höhe von 3%. Dein Barverkaufspreis (225,00€) stellt bei der Berechnung nun nicht deine wie bisher gewohnten 100% dar, sondern 100% – 3%= 97%.
97% = 225,00€
3% = x
x = 6,96€
Durch die Verwendung des Dreisatzes kennst du nun den Wert deines Skontos und kannst den Zielverkaufspreis (231,96€) kalkulieren. Beim Kundenrabatt gehst du nach dem gleichen Prinzip vor und erhältst einen Nettoverkaufspreis in Höhe von 257,73€. Zusammen mit der Umsatzsteuer hast du schlussendlich den gesuchten Bruttoverkaufspreis (306,70€) errechnet. Dieser ist nun dein Preis, zu dem zu deine Waren auf dem Markt anbietest.
Rückwärtskalkulation
Die Rückwärtskalkulation ähnelt dem Prinzip der Vorwärtskalkulation. Bei dieser Kalkulationsart rechnet man jedoch von der entgegengesetzten Richtung, also von unten nach oben. Oftmals sind Gegebenheiten des Marktes Gründe hierfür. Das Paradebeispiel ist der Internethandel. Durch die Vergleichsmöglichkeiten ist es für die Händler nahezu unmöglich, den Preis frei zu setzen. Sie müssen sich deshalb an den Verkaufspreisen der Konkurrenz orientieren.
Rückwärtskalkulation Schema
Das Unternehmen kalkuliert ausgehend vom Bruttoverkaufspreis den Listeneinkaufspreis, zu dem die Ware maximal eingekauft werden darf. Dieser Wert muss sicherstellen, dass die Kosten des Unternehmens gedeckt und Gewinn realisiert werden kann. Der Unternehmer leitet hierfür den Verkaufspreis von Konkurrenten, Katalogen/Preislisten oder Marktanalysen ab und erhält als Ausgangspunkt einen vom Kunden akzeptierten Verkaufspreis.
Die einzelnen Teilberechnungen laufen also genauso ab wie bei der Vorwärtskalkulation, nur dieses Mal eben von der anderen Richtung. Beachte, dass sich beim Betrachten des Schemas hierbei die Vorzeichen jeweils umdrehen.
Rückwärtskalkulation Aufgabe
Betrachten wir die Rückwärtskalkulation nun anhand unseres vorherigen Beispiels. In diesem Fall hast du anhand einer Analyse deiner Konkurrenten den Verkaufspreis von 306,70€ ermittelt und suchst nun den Listeneinkaufspreis, zu dem du maximal einkaufen solltest. Die vorliegenden Informationen sind dieselben wie zuvor:
- Lieferrabatt: 10%
- Lieferskonto: 3%
- Bezugskosten: 32,70€
- Handlungskostenzuschlag: 50%
- Gewinnzuschlag: 25%
- Kundenskonto: 3%
- Kundenrabatt: 10%
- Umsatzsteuer: 19%
Kategorie | Prozentsatz | Wert in Euro | |
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Listeneinkaufspreis | 100,00€ | ||
- | Lieferrabatt | 10% | -10,00€ |
= | Zieleinkaufspreis | 90,00€ | |
- | Lieferskonto | 3% | -2,70€ |
= | Bareinkaufspreis | 87,30€ | |
+ | Bezugskosten | +32,70€ | |
= | Bezugspreis | 120,00€ | |
+ | Handlungskostenzuschlag | 50% | +60,00€ |
= | Selbstkostenpreis | 180,00€ | |
+ | Gewinnzuschlag | 25% | +45,00€ |
= | Barverkaufspreis | 225,00€ | |
+ | Kundenskonto | 3% | 6,96€ |
= | Zielverkaufspreis | 231,96€ | |
+ | Kundenrabatt | 10% | 25,77€ |
= | Nettoverkaufspreis | 257,73€ | |
+ | Umsatzsteuer | 19% | 48,97€ |
= | Bruttoverkaufspreis | 306,70€ |
Als Ausgangspunkt dient dir der ermittelte Preis von 306,70€. Im Gegensatz zur Vorwärtskalkulation musst du nun nicht beim Kundenrabatt oder Kundenskonto besonders Acht geben, sondern beim Lieferrabatt und Lieferskonto. Im ersten Schritt ermittelst du die Umsatzsteuer:
306,70€ = 119%
x= 19%
x = 48,97€
Die Steuer ziehst du vom Bruttoverkaufspreis ab und bekommst deinen Nettoverkaufspreis (257,73€), den du als Bezugsbasis (100%) für die Berechnung des Kundenrabatts verwendest. Nach der Verrechnung des Skontos beträgt dein Barverkaufspreis 225,00€. Die restlichen Schritte bis zum Einkaufspreis müssen analog zu oben berechnet werden. Auch hier musst du bei der Kalkulation wieder auf die richtige Basis achten und den Dreisatz anwenden. Am Ende hast du deinen Listeneinkaufspreis kalkuliert, den du maximal zum Ausgeben bereit bist.
Zusammenfassung Handelskalkulation, Vorwärtskalkulation und Rückwärtskalkulation
Fassen wir alle wichtigen Infos noch einmal kurz zusammen. Die Handelskalkulation ist eine Kalkulationsmethode für Handelsunternehmen. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen ihre Verkaufspreise und Preisuntergrenzen festlegen. Basierend auf dem Handelskalkulation Schema kann man je nachdem, welcher Wert gesucht wird, verschiedene Handelskalkulationsarten verwenden. Bei der Vorwärtskalkulation ist der Listeneinkaufspreis gegeben und der Bruttoverkaufspreis wird gesucht. Bei der Rückwärtskalkulation ist hingegen der Bruttoverkaufspreis gegeben und der Listeneinkaufspreis wird gesucht.