Rückwärtskalkulation
An ein Produkt ist immer ein Preis gekoppelt. Um diesen Preis zu berechnen, hilft dir die Rückwärtskalkulation. In unserem Artikel und im Video erklären wir dir, wie sie funktioniert.
Inhaltsübersicht
Rückwärtskalkulation einfach erklärt
Die Preisfindung für Produkte im internen Rechnungswesen ist nicht einfach nur ein Bauchgefühl. Denn um mit den Konkurrenten in deinem Bereich mitzuhalten, brauchst du ähnliche Preise wie sie.
Befindest du dich in einer Marktsituation, in der die Produkte alle sehr billig angeboten werden? Dann musst du es schaffen, deine Kosten ebenso gering zu halten.
Dabei hilft dir die sogenannte Rückwärtskalkulation. Diese Form der Handelskalkulation wendest du an, wenn der Verkaufspreis eines Produktes vorgegeben ist und du jetzt deinen maximalen Einkaufspreis berechnen willst. Du rechnest also vom Listenverkaufspreis zum Listeneinkaufspreis zurück.
Wie das genau funktioniert, erfährst du jetzt!
Wichtig: Den üblichen Verkaufspreis eines Produktes findest du vor allem durch eine Marktanalyse heraus. Dein Preis sollte davon nicht zu sehr abweichen, um am Markt bestehen zu können.
Rückwärtskalkulation Schema
Die Rückwärtskalkulation Vorgehensweise kann dir helfen, den Einkauf von Produkten besser zu planen. Wenn du die Kosten am Anfang richtig kalkulierst, kannst du am Ende den größtmöglichen Gewinn erzielen. Das folgende Schema veranschaulicht dir den Musterweg zur Handelskalkulation rückwärts.
Rechenweg | Worterklärung |
Bruttoverkaufspreis |
Endpreis im Handel für den Endkunden |
– Umsatzsteuer | meist Mehrwertsteuer (19 %) |
= Nettoverkaufspreis | Preis abzüglich Steuern |
– Kundenrabatt | Rabatt, den du Endkunden eventuell gewährst |
= Listenverkaufspreis | Preis abzüglich Steuern und Rabatt (auch Zielverkaufspreis genannt) |
– Kundenskonto | Rabatt, den du dem Handelspartner gewährst |
– Vertreterprovision | Provision, die dein Handelspartner bekommt |
= Barverkaufspreis | Preis, den dein Handelspartner für das Produkt zahlt |
– Gewinn | dein gewünschter Gewinn bei dem Produkt |
= Selbstkostenpreis | Preis, den du für das Produkt selbst bezahlst |
– Handlungskostenzuschlag | Prozentwert, welcher auf den Produktpreis durch den Lieferanten gerechnet wird (z.B. Miete und Personalkosten) |
= Bezugspreis | Preis, der dir entsteht, bis das Produkt angeliefert wird |
– Bezugskosten | z.B. Versandkosten, Zoll |
= Bareinkaufspreis | Preis des Lieferanten ohne Bezugskosten |
+ Lieferskonto | Rabatt des Lieferanten dir gegenüber |
= Zieleinkaufspreis | Preis des Lieferanten abzüglich Skonto |
+ Lieferrabatt | z. B. Mengenrabatt |
= Listeneinkaufspreis | dein maximal zu zahlender Einkaufspreis für das Produkt |
Wichtig: Es gibt eine Rückwärtskalkulation Formel, die aber eher selten angewandt wird. Sie ist nicht allgemeingültig, da jedes Praxisbeispiel anders ist. Auch das Kalkulationsschema kannst du nicht 1 zu 1 auf alles anwenden.
Handelskalkulationen — Abgrenzung zur Vorwärtskalkulation
Innerhalb des Verfahrens der Handelskalkulation gibt es grundsätzlich drei verschiedene Arten: Vorwärtskalkulation , Rückwärtskalkulation und die Differenzkalkulation.
Die Vorwärtskalkulation ist das genaue Gegenteil der Rückwärtskalkulation:
Rückwärtskalkulation | Vorwärtskalkulation | |
Ziel | Listeneinkaufspreis ermitteln | Listenverkaufspreis ermitteln |
Rechenrichtung | rückwärts (ausgehend vom Verkaufspreis) | vorwärts (ausgehend vom Einkaufspreis) |
Geeignet für | Branchen, in denen der Verkaufspreis weitgehend durch den Markt vorgegeben wird (z.B. Lebensmittel) | Branchen, in denen der Markt eine freiere Preisgestaltung erlaubt (z.B. Luxusgüter) |
Übrigens: Für die Vorwärtskalkulation rechnest du das rückwärts Kalkulationsschema einfach von unten nach oben.
Rückwärtskalkulation Beispielrechnung
Jetzt führen wir dich einmal Schritt für Schritt durch das Kalkulationsschema rückwärts am Beispiel einer Kaffeepackung!
Interessant: Die Rückwärtskalkulation findet eher weniger in der Industrie Anwendung, sondern vor allem im stationären Handel und im Online-Handel.
1. Schritt: Netto- und Listenverkaufspreis
Bruttoverkaufspreis – Umsatzsteuer = Nettoverkaufspreis
Nettoverkaufspreis – Kundenrabatt = Listenverkaufspreis
Vom Bruttoverkaufspreis des Kaffees im Laden (hier 10 €) ziehst du zunächst die Umsatzsteuer (19 %) und eventuelle Kundenrabatte für den Endkunden (hier 3 %) ab.
10 € : 1,19 ≈ 8,40 €
8,40 € • 0,97 ≈ 8,15 €
2. Schritt: Barverkaufspreis
Listenverkaufspreis – Kundenskonto – Vertreterprovision = Barverkaufspreis
Von dem dadurch erhaltenen Listenverkaufspreis (8,15 €) ziehst du jetzt noch ein Kundenskonto (hier 3 %) ab. Dies gewährst du, wenn der Kunde (hier eine Supermarktkette) bar bezahlt, oder innerhalb einer ihm gewährten Frist. Zusätzlich rechnest du auch noch die Vertreterprovision (hier 10 %) runter. In dem Beispiel bekommt die Supermarktkette das Geld dafür, dass sie deinen Kaffee in ihrem Laden platziert. Nach den zwei Abzügen hast du jetzt den Barverkaufspreis (7,09 €).
8,15 € • 0,03 ≈ 0,24 €
8,15 € • 0,1 ≈ 0,82 €
8,15 € – 0,24 € – 0,82 € = 7,09 €
3. Schritt: Selbstkostenpreis
Barverkaufspreis – Gewinn = Selbstkostenpreis
In diesem Schritt überlegst du dir, wie viel Gewinn (hier 6 % Gewinnmarge) du mit deinem Produkt erwirtschaften willst. Was nach dem abgezogenen Gewinn noch übrig bleibt, ist der Selbstkostenpreis (6,69 €): So viel darf also der Kaffee in der gesamten Produktion und Lieferkette kosten, bevor du ihn an eine Supermarktkette weitergibst.
7,09 € : 1,06 = 6,69 €
4. Schritt: Bezugspreis
Selbstkostenpreis – Handlungskostenzuschlag = Bezugspreis
Ab diesem Schritt können unterschiedliche Kalkulationen mit verschiedenen Anbietern (hier jetzt Kaffee-Lieferanten) durchgeführt werden. Hast du das beste Angebot gefunden, rechnest du den Handlungskostenzuschlag prozentual (hier 25 %) von den Selbstkosten (6,69 €) weg und erhältst den Bezugspreis (5,35 €): Der Preis, der entsteht, bis der Kaffee bei dir angeliefert wird.
6,69 € : 1,25 = 5,35 €
5. Schritt: Bareinkaufspreis
Bezugspreis – Bezugskosten = Bareinkaufspreis
Von dem Bezugspreis (5,35 €) ziehst du jetzt noch die üblichen Bezugskosten (hier 0,36 €) ab. Das sind alle anfallenden Kosten um den Einkauf herum, wie z.B. Versandkosten, Verpackungsmaterial und Zoll. Dadurch erhältst du dann deinen Bareinkaufspreis (4,99 €), also den eigentlichen Preis des Kaffee-Lieferanten ohne die Bezugskosten.
5,35 € – 0,36 € = 4,99 €
6. Schritt: Zieleinkaufspreis
Bareinkaufspreis : (100 % – Lieferskonto) = Zieleinkaufspreis
In den nächsten zwei Schritten ziehst du nun nicht mehr ab, sondern fügst hinzu. Denn du musst mit einberechnen, dass der Kaffee-Lieferant uns verschiedene Vergünstigungen gegeben hat. Auf den Bareinkaufspreis (4,99 €) rechnest du jetzt also noch das sogenannte Lieferskonto (hier 3 %) drauf. Hierbei handelt es sich um einen Nachlass/Rabatt des Lieferanten, wenn du seine Zahlungsbedingungen erfüllst. Das heißt z. B., dass du pünktlich das erforderliche Geld überwiesen hast. Aber Achtung, das Lieferskonto bezieht sich auf den Zieleinkaufspreis als Grundwert. Du rechnest deshalb den Bareinkaufspreis durch 100 % minus das Lieferskonto.
4,99 € : 0,97 ≈ 5,14 €
7. Schritt: Listeneinkaufspreis
Zieleinkaufspreis : (100 % – Lieferrabatt) = Listeneinkaufspreis
Im letzten Schritt rechnest du zum Zieleinkaufspreis (5,14 €) jetzt noch einen möglichen Lieferrabatt (hier 7 %) hinzu. Hier handelt es sich um einen Rabatt, der dir üblicherweise bei großen Abnahmemengen vom Lieferanten gewährt wird. Wenn du also beispielsweise 25.000 Kaffeepackungen anstatt 100 bestellst. Auch der Rabatt bezieht sich auf den Endpreis, hier also den Listeneinkaufspreis.
5,14 € : 0,93 ≈ 5,53 €
Zum Schluss kommst du jetzt auf deinen Listeneinkaufspreis (5,53 €). Jetzt weißt du, wie teuer dein Produkt/Kaffee im Einkauf maximal sein darf, damit du deine gewünschte Gewinnmarge erhältst und der Preis im Handel konkurrenzfähig ist.
Beim Vergleichen von verschiedenen Lieferanten erhältst du auch verschiedene Listeneinkaufspreise. Der Vergleich lohnt sich in der Regel. Je mehr du beim Listeneinkaufspreis sparen kannst, desto höher fällt dein Gewinn aus!
Rückwärtskalkulation — häufigste Fragen
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Wie berechne ich die Rückwärtskalkulation?
Die Rückwärtskalkulation berechnest du wie folgt:
Bruttoverkaufspreis
– Umsatzsteuer
– Kundenrabatt
– Kundenskonto
– Vertreterprovision
– Gewinn
– Handlungskostenzuschlag
– Bezugskosten
+ Lieferskonto
+ Lieferrabatt
= Listeneinkaufspreis
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Was ist eine Differenzkalkulation?
Die Differenzkalkulation ist eine von drei Arten der Handelswarenkalkulation. Hierbei hast du schon jeweils den Listeneinkaufspreis und den Listenverkaufspreis gegeben. Ziel dabei ist es, die Differenz zwischen dem Barverkaufspreis und den Selbstkosten zu ermitteln.
Angebotsvergleich
Eine Rückwärtskalkulation führst du meistens mit mehreren Angeboten von verschiedenen Lieferanten durch. Neben den quantitativen Werten (Preis) gibt es aber auch noch qualitative Werte (Qualität, Nachhaltigkeit), die zu beachten sind. Wie du alles trotzdem rational vergleichen kannst, erfährst du in unserem Video zum Angebotsvergleich!