Bezugskalkulation
In diesem Artikel werden wir dir die Bezugskalkulation näher erläutern. Du erhältst eine ausführliche Erklärung, ein Schema zur Bezugskalkulation und kannst anhand anschaulicher Beispielsaufgaben dein Wissen gleich anwenden.
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Inhaltsübersicht
Bezugskalkulation Definition
Im Zuge der Bezugskalkulation ermittelt ein Unternehmen die Bezugspreise von Gütern, um Angebote vergleichen oder um Verkaufspreise der eigenen Erzeugnisse kalkulieren zu können. Man erhält den Bezugspreis, indem vom Listeneinkaufspreis die Nachlässe abgezogen und die Bezugskosten hinzuaddiert werden.
Bezugspreis Definition
Der sogenannte Bezugspreis oder auch Einstandspreis spiegelt die endgültigen Anschaffungskosten wider, die ein Unternehmen für den Bezug bestimmter Güter oder Dienstleistungen zahlen muss. Möchte man den gesuchten Bezugspreis berechnen, muss der Listeneinkaufspreis mit allen Arten von Preisminderungen und Anschaffungsnebenkosten verrechnet werden.
Bezugspreis berechnen
- Unter dem Listeneinkaufspreis wird der Preis verstanden, den die Lieferanten ursprünglich angeben und verlangen. Meist sind diese Preise in Katalogen oder Preislisten angegeben und sind für alle Einkäufer identisch.
- Ein Unternehmen profitiert oftmals von Preisnachlässen (wie z.B. Mengenrabatt oder Treuerabatt), die ihm vom Verkäufer gewährt werden. Diese bezeichnet man als Lieferrabatt und sie sind oftmals von der Beschaffungsmenge des Einkäufers abhängig. Zieht man vom Listenpreis den Lieferrabatt ab, erhält man den sogenannten Zieleinkaufspreis.
- Verringert man den Zieleinkaufspreis um einen gewährten Skonto , der hier Lieferskonto genannt wird, ergibt sich der Bareinkaufspreis.
- Zum Schluss werden Bezugskosten dazu addiert, die aufgrund der Beschaffung (z.B. Lieferkosten) anfallen. Somit ergibt sich der gesuchte Bezugspreis (=Einstandspreis).
Der Bezugspreis gibt also den Preis an, den ein Unternehmen beim Einkauf von Gütern oder Dienstleistungen zahlen muss. Mithilfe dieser Preise können sich die Unternehmen einen Überblick verschaffen, die Angebote verschiedener Anbieter vergleichen und sich für das Geeignetste entscheiden. Außerdem stellt der Bezugspreis die Basis für die Handelskalkulation dar.
Bezugskalkulation Schema
Im Folgenden haben wir für dich das Bezugskalkulation Schema anschaulich dargestellt, damit du selbst bei den verschiedenen Preisarten immer einen Überblick behältst.
Listeneinkaufspreis (LEP) | |
---|---|
- | Lieferrabatt |
= | Zieleinkaufspreis (ZEP) |
- | Lieferskonto |
= | Bareinkaufspreis (BEP) |
+ | Bezugskosten |
= | Bezugspreis/ Einstandspreis |
Bezugskalkulation Aufgaben mit Lösungen
Mithilfe der folgenden zwei Beispielen kannst du die Theorie zur Bezugskalkulation, die du bisher gelernt hast, anwenden und verstehen.
Bezugskalkulation Aufgabe 1
Stellt dir vor du bist Konditor, hast 4 Standorte in Augsburg und bäckst Erdbeerkuchen. Im Sommer fragen besonders viele Kunden nach deinem leckeren Kuchen nach, sodass du pro Tag 100 kg Erdbeeren benötigst. Bauer Anton unterbreitet dir ein Angebot für seine frischgepflückten Erdbeeren und verlangt 5€ je Kilogramm. Nun schlägst du als erfahrener Geschäftsleiter/Geschäftsleiterin der Konditorei natürlich nicht beim erstbesten Angebot zu. Du vergleichst die Preise verschiedener Anbieter, um das kostengünstigste bzw. das für dich rentabelste Ergebnis zu erzielen. Du erkundigst dich bei Bauer Bernd und lässt dir folgende Informationen zukommen:
Listeneinkaufspreis: 4,50 € pro kg
Mengenrabatt: 5%
Skonto: 1%
Bezugskosten: 10,00€ (für die Fahrt vom Nachbarlandkreis)
Nach dem obigen Schema lässt sich der Bezugspreis beim Bauern Bernd folgendermaßen berechnen:
Listeneinkaufspreis (LEP) für 100kg Erdbeeren | 450,00€ | |
---|---|---|
- | Lieferrabatt: 5% | 22,50€ |
= | Zieleinkaufspreis (ZEP) | 427,50€ |
- | Lieferskonto: 1% | 4,28€ |
= | Bareinkaufspreis (BEP) | 423,22€ |
+ | Bezugskosten | 10,00€ |
= | Bezugspreis/ Einstandspreis | 433,22€ |
Nun kannst du beide Bezugspreise vergleichen und siehst auf den ersten Blick, dass du dem Bauern Bernd insgesamt 433,22€ für die Erdbeeren zahlen müsstest. Dies entspricht einem Kilopreis von 4,33€ und ist demnach günstiger als das Angebot des Bauern Anton (5€). Du sparst dir, wenn du beim Bauern Bernd die Erdbeeren für deine Kuchen beziehst, Kosten in Höhe von 66,78€ für den kompletten Auftrag.
Bezugskalkulation Aufgabe 2
Für die Kuchenproduktion brauchst du nun drei zusätzliche Backöfen. Beim Anbieter Busch GmbH findest du ein Angebot für 600,00€ pro Backofen. Sobald du die Bestellung aufgibst, hast du 90 Tage, um die Rechnung zu begleichen. Zahlst du sogar innerhalb von 30 Tagen, wird dir ein Skonto von 2% zugesprochen. Da du nicht das erste Mal bei Busch einkaufst und diese dich als treuen Kunden wertschätzen, wird dir zudem ein Treuerabatt von 10% gewährt. Du lässt die Backöfen direkt in die einzelnen Standorte liefern, weswegen dir Busch Transportkosten in Höhe von 200,00€ verrechnet. Nun möchtest du die Bezugskosten kalkulieren.
Listeneinkaufspreis: 600,00€ pro Backofen
Treuerabatt: 10%
Skonto: 2%
Bezugskosten: 200,00€
Die Anschaffungskosten für die drei Öfen belaufen sich somit auf insgesamt 1787,60€, sodass dich einer 595,87€ kostet.
Preisnachlässe und Bezugskosten
Wie du bereits erfahren hast, wird vom Listeneinkaufspreis einmal jegliche Art von gewährten Nachlässen abgezogen und anschließend die anfallenden Bezugskosten hinzuaddiert, um den Einstandspreis zu bekommen. Im Folgenden listen wir dir einige Beispiele auf, die unter diesen beiden Kategorien fallen.
Nachlässe
Es existieren verschiedene Arten von Preisminderungen und Nachlässen, von denen ein Unternehmen profitieren kann:
- Lieferantenrabatte
- Mengenrabatte
- Sonderrabatte
- Treuerabatte
- Skonto
Bezugskosten
Auch gibt es unterschiedliche Bezugskosten, die zu beachten sind:
- Zollgebühren
- Frachten (z.B. Bahn, LKW-Transport)
- Straßenmaut
- Versandkosten
- Verpackungskosten
- Versicherungskosten
- Lagerkosten
Bezugskalkulation Kritik
Im realen Leben ist leider nicht alles so einfach wie in der Theorie. Nach dem Prinzip der Bezugskalkulation können Unternehmen die verschiedenen Preise der Anbieter miteinander vergleichen. Am Ende entscheiden sie sich dann für den Lieferanten mit dem niedrigsten Bezugspreis. Jedoch spielen in Wirklichkeit noch weitere Aspekte bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Neben dem Anschaffungspreis wägen Unternehmen normalerweise noch ab, wie lange beispielsweise die Dauer einer Lieferung ist oder ob signifikante Qualitätsunterschiede vorliegen.