Kostenstellenrechnung
Die Kostenstellenrechnung folgt nach der Kostenartenrechnung und ist somit ebenfalls ein Bestandteil der Kostenrechnung bzw. im Allgemeinen der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR). Im Rahmen der Kostenstellenrechnung ermitteln wir, wo die Kosten angefallen sind. Im folgenden Beitrag geben wir dir eine genaue Definition und schauen uns das Thema anhand eines Beispiels an.
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Inhaltsübersicht
Kostenstellenrechnung Definition
Die Kostenstellenrechnung bildet die Verbindung zwischen der Kostenartenrechnung und der Kostenträgerrechnung. Wie der Begriff schon sagt, handelt es sich bei der Kostenstellenrechnung um ein Verfahren, um die Gemeinkosten die in der Kostenartenrechnung ermittelt wurden, verursachungsgerecht (Verursacherprinzip) den Kostenstellen zuzuordnen. Die Zuordnung ist sehr wichtig, da damit Leistungsbeziehungen im Unternehmen dargestellt werden können. Zudem dient die Kostenstellenrechnung als Basis für die Kostenträgerrechnung .
Kostenstellenrechnung BAB
Das zentrale Element der Kostenstellenrechnung ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) . Der BAB dient dazu, dass die primären Gemeinkosten bei der Primärkostenverrechnung auf die Kostenstellen aufgeschlüsselt und bei der Sekundärkostenverrechnung die innerbetrieblichen Leistungsverflechtungen verrechnet werden. Anschließend können ebenfalls anhand des BAB die Kalkulationssätze der Endkostenstellen ermittelt werden.
Kostenstelle
Was ist überhaupt die Kostenstelle in der Kostenstellenrechnung? Eine Kostenstelle ist eine Abrechnungseinheit, für die Kosten gesondert geplant, erfasst und kontrolliert werden. Vereinfacht gesagt, handelt es sich also um den Ort der Kostenentstehung und der Leistungserbringung in einer Unternehmung. Die Aufgabe einer solchen Kostenstelle ist es, die anfallenden Kosten der einzelnen Unternehmensteile, wie beispielsweise einer Abteilung zu sammeln, damit diese anschließend bei der Kostenstellenrechnung verursachungsgerecht zugeordnet werden können. Beispiel für Kostenstellen wäre die Fertigungskostenstelle oder die Verwaltungskostenstelle.
Kostenstellen können nach vielen Kriterien gegliedert werden:
Zum Beispiel nach räumlichen Gesichtspunkten – wir trennen also Kosten, die in der Filiale Brüssel angefallen sind von denen, die in Tokyo entstanden sind. Wir können aber auch nach Funktionen gliedern – eine Verwaltung hat ihre Kosten, genauso wie der Vertrieb. Sollte eine Kostenstelle sehr starke unterschiedliche Kostenstrukturen aufweisen, könnten wir sogar die Stelle noch nach Kostenplätzen untergliedern – wie zum Beispiel nach einzelnen Arbeitsplätzen oder auch Maschinen.
Vorkostenstelle
Als erstes gibt es die Vorkostenstellen. Die Besonderheit an den Vorkostenstellen ist, dass sie Produkte fertigen, die die Firma selbst benötigt: Gäbe es beispielsweise eine Werkstatt in der Firma, deren hergestellte Werkzeuge von der Fertigung benutzt werden, wäre das eine Vorkostenstelle. Die Kosten dieser Vorkostenstelle werden dann auf die empfangende Stelle übergewälzt – in unserem Fall also auf die Fertigung.
Die Vorkostenstellen können noch von den Hilfskostenstellen unterschieden werden. Dabei handelt es sich um Vorkostenstellen, die ihre Leistungen an die Hauptkostenstellen abgeben. Somit erfolgt die Zuteilung der Kosten indirekt und nicht direkt auf den Kostenträger.
Endkostenstelle
Der Gegensatz zu den Vorkostenstellen wir als Endkostenstelle bezeichnet. Die Kosten der Endkostenstellen werden direkt auf den Kostenträger verrechnet. Man kann dabei unterscheiden zwischen den Hauptkostenstellen und den Nebenkostenstellen.
In Nebenkostenstellen entstehen nur Nebenprodukte. Eine Abfallverwertung wäre zum Beispiel so eine Nebenkostenstelle.
Hauptkostenstellen, werden auch Endkostenstellen genannt. Die Hauptkostenstellen sind unmittelbar an der Fertigung der Produkte, die die Firma verkauft, beteiligt. Daher werden ihre Kosten nicht auf andere Kostenstellen, sondern direkt auf den Kostenträger, wie beispielsweise das jeweilige Produkt, übertragen.
Aufgaben der Kostenstellenrechnung
Zu den Aufgaben der Kostenstellenrechnung gehört die Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen. Wie ihr schon in der Kostenartenrechnung gesehen habt, unterscheidet man dabei Gemeinkosten und Einzelkosten. Die Gemeinkosten bezeichnen jene Kosten, die man nicht direkt einem speziellen Produkt zurechnen kann. Das „Gemein“ im Namen steht dabei nicht dafür, wie fies diese Kosten sind, sondern für „gemeinsam“. Denn die Ressourcen, für die diese Kosten angefallen sind, wurden für alle Produkte genutzt.
Die Kostenstellenrechnung berechnet Gemeinkostenzuschlagssätze, um diese dann auf die Kostenträger in der Kostenträgerrechnung aufzuschlüsseln. Das Verursacherprinzip ist elementar in der Kostenstellenrechnung. Hierbei sollen wirklich nur die entstandenen Kosten dem Ort der Entstehung (Kostenstelle) oder dem Kostenträger (Produkt oder Dienstleistung) zugeordnet werden.
Um also am Schluss die Kosten auf die Kostenträger – die ja meistens die Produkte sind – verursachungsgerecht zu verteilen, ordnen wir also die Gemeinkosten erst einmal Kostenstellen zu. Zur unternehmensspezifischen Aufteilung eines Betriebs in Kostenstellen wird ein sogenannter Kostenstellenplan erstellt. Ein zusätzlicher Vorteil, der dadurch entsteht, ist auch, dass wir damit die Wirtschaftlichkeit einer Kostenstelle kontrollieren können! Verbraucht sie mehr als sie produzieren kann, wissen wir – hier wird nicht effektiv gearbeitet.
Kostenstelle Kostenträger Unterschied
Kostenstelle und Kostenträger werden fälschlicherweise oftmals als Synonyme verwendet. Wir möchten den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen erklären. Bei der Kostenstelle handelt es sich immer um den „Entstehungsort“ der Kosten einer Unternehmung, also beispielsweise der Fertigung oder dem Vertrieb.
Kostenträger hingegen beantworten die Frage, wer schlussendlich die Kosten dieser Kostenstellen trägt. Beispielsweise könnten auf die Produkte der Fertigung die Kosten dieser Kostenstelle aufgeschlüsselt werden.
Vollständigkeitshalber solltest du natürlich auch wissen was eine Kostenart ist. Kostenarten zeigen, wofür die Kosten angefallen sind, also für die Miete der Lagerhalle, Löhne, etc.
Im Unterschied zur Kostenstellenrechnung, dient die Kostenträgerrechnung dazu, alle betrieblichen Einzelkosten zu erfassen und diese je nach Kostenträger aufzuschlüsseln. Für die Kostenstellenrechnung und die innerbetriebliche Leistungsverrechnung auf die Kostenstellen stehen drei Verfahren zur Verfügung:
Im Gegensatz zur Kostenstellenrechnung gibt es bei der Kostenträgerrechnung vier verschiedene Kalkulationsverfahren:
Kostenstellenrechnung Beispiel
Nehmen wir an du produzierst zwei verschiedene Produkte, Produkt A und Produkt B, die jeweils zwei verschiedene Zielgruppen ansprechen sollen. Produkt A ist interessanter für die junge weibliche Generation und Produkt B soll deine jungen und männlichen Kunden ansprechen. Du verkaufst Produkt A für 40 Euro und Produkt B für 20 Euro. Dein Produkt zum Kunden zu bringen kostet dich jeweils 5 Euro. Du verkaufst erfahrungsgemäß 300 Produkte von A und 300 Produkte von B pro Monat. Die direkt zurechenbaren Einzelkosten belaufen sich bei A auf 10 Euro und bei B auf 5 Euro pro Stück.
Berechnen wir zunächst den Erlös für dein Unternehmen je Produkt:
- Je Produkt A: Erlös von ; insgesamt:
- Je Produkt B: Erlös von ; insgesamt:
Kalkulation der Gemeinkosten
Wir haben bisher bei der Kalkulation weitere Gemeinkosten vernachlässigt, die sich auf 8.000 Euro belaufen. Würde dein Unternehmen die Gemeinkosten nicht verursachungsgerecht aufschlüsseln und diese Kosten ganz einfach je zur Hälfte auf Produkt A und Produkt B aufteilen, so würdest du mit deinem Produkt B Verluste in Höhe von 1.000 Euro (3.000 Euro – 8.000 Euro/2) machen, weshalb sich die Produktion nicht lohnen würde.
Das Produkt A hat allerdings auf Grund des stark konkurrierenden Marktes erhöhte Werbekosten. Du musst also in die Kampagnen für Produkt A mehr Geld investieren, im Vergleich zu Produkt B. Nach der Umrechnung der Aufschlüsselung der Gemeinkosten von 8.000 Euro fällt dir auf, dass für Produkt A 6.000 Euro anfallen und für Produkt B nur noch 2.000 Euro.
Somit ergibt sich als Gesamterlös nach Abzug aller Kosten
- für Produkt A: 1.500 Euro
- für Produkt B: 1.000 Euro
Es lohnt sich für dich also schon beide Produkte zu produzieren und zu vermarkten. Ohne die verursachungsgerechte Aufschlüsselung der Gemeinkosten auf die Kostenstelle, hättest du früher oder später die Produktion des Produktes B einstellen müssen.
Kostenstellenrechnung Beispiel – Primärkostenrechnung
Genug der Theorie! Wenden wir unser neu erworbenes Wissen gleich mal an einem Beispiel der Simple GmbH an. Wir nehmen also erst einmal alle in der Kostenartenrechnung erfassten Kostenträger-Gemeinkosten und teilen diese auf die Kostenstellen auf. Das nennt man auch die Primärkostenrechnung.
Kostenstellen-Einzelkosten, also Kosten, die wir direkt einer Kostenstelle zuordnen können, machen uns keine Probleme. So geht es uns in der Simple GmbH mit den Gehältern. Denn diese fielen einfach dort an, wo die Mitarbeiter angestellt sind: Also im Vertrieb und der Verwaltung.
Etwas weniger eindeutig sind hier wiederum die Dienstleistungskosten oder die Raumkosten. Solche Kosten stellen Gemeinkosten dar und werden daher als Kostenstellen-Gemeinkosten bezeichnet. Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Kosten aufzuteilen. Zum Beispiel ist es bei der Miete sinnvoll, die Kosten auf der Basis von Verteilungsschlüssel, wie die genutzten Quadratmeter, aufzuteilen.
Kostenstellenrechnung Beispiel – Sekundärkostenrechnung
Wenn wir die Primärkosten abgeschlossen haben, sind alle Kostenträger-Gemeinkosten in die Kostenstellenrechnung geflossen. Nun müssen aber die Gemeinkosten von Vor-, Hilfs-, oder Verrechnungskostenstellen auf die direkt wertschöpfenden Hauptkostenstellen und von dort auf die Kostenträger verrechnet werden. Dies ist die Aufgabe der Sekundärkostenverrechnung, die Teil der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung ist.
Wir haben also alle Vorkostenstellen und Hauptkostenstellen nach einer idealisierten Wertschöpfungskette geordnet und legen die Kosten so um, dass wir am Schluss die Endkosten haben. Hier sind die gängigsten Methoden das Anbau-, Stufen- und Gleichungsverfahren. Mit den Endkosten der jeweiligen Kostenstellen haben wir dann auch schon unsere Kostenstellenrechnung abgeschlossen.
Kostenstellenrechnung Schema
Nachdem du jetzt schon einiges an Theorie für die Kostenstellenrechnung gelernt hast, zeigen wir dir ein kurzes Schema anhand dessen du dich für zukünftige Kostenrechnung Aufgaben orientieren kannst:
- Zunächst benötigst du für die Kostenstellenrechnung nur Gemeinkosten, die wir aus der Kostenartenrechnung ermitteln konnten.
- Anhand dieser Kosten wird der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) aufgestellt, in dem die Kostenarten in den Zeilen und die Kostenstellen in den Spalten aufgeführt werden. Dieser kann dir helfen, die Kostenstellenrechnung einfacher durchzuführen. Du musst ihn allerdings nicht zwangsläufig verwenden.
- Die Gemeinkosten jeder Kostenstelle werden aufsummiert
- Als letzten Schritt berechnen wir die Zuschlagssätze jeder Kostenstelle, die wir im Anschluss für die Kostenträgerrechnung benötigen