Aktiva Passiva
Aktiva und Passiva sind die Grundbestandteile einer Bilanz. Was die Begriffe bedeuten und wie sie aufgebaut sind, zeigen wir dir hier und im Video!
Inhaltsübersicht
Was sind Aktiva und Passiva?
Aktiva und Passiva sind die beiden Seiten einer Bilanz und geben einen umfassenden Überblick über die finanzielle Situation eines Unternehmens. Die Aktivseite ist die linke Seite der Bilanz, die sich grob in Anlagevermögen und Umlaufvermögen unterteilt. Dort ist das Vermögen eines Unternehmens aufgelistet. Sie zeigt also, wofür ein Unternehmen sein Geld verwendet.
Auf der rechten Seite befindet sich die Passivseite. Sie zeigt, wie dieses Vermögen finanziert wurde: entweder durch Eigenkapital (eigenes Geld) oder durch Fremdkapital (Kredite).
Am Ende der Bilanz müssen Aktiva und Passiva die gleiche Summe (= Bilanzsumme) aufweisen. Schließlich zeigen beide Seiten die gleiche Geldmenge, nur aus unterschiedlichen Perspektiven: Die Aktivseite zeigt, wofür das Geld ausgegeben wurde, und die Passivseite, woher das Geld stammt.
Aktiva und Passiva in der Bilanz
In der Bilanz werden auf der Aktiv- und Passivseite alle wichtigen Vermögenswerte und Finanzierungsquellen eines Unternehmens aufgelistet. Diese Aufstellung zeigt, wie das Unternehmen finanziell aufgestellt ist. Die Grundlage für die Bilanz bildet das sogenannte Inventar. Das ist eine detaillierte Auflistung aller Vermögenswerte und Schulden eines Unternehmens.
Gut zu wissen: Die Struktur der Bilanz ist in §266 HGB geregelt. Dort ist festgelegt, welche Posten auf der Aktiva- und Passiva-Seite erscheinen und in welcher Reihenfolge sie aufgeführt werden sollten.
Aktiva — Die linke Seite der Bilanz
Die Aktivseite der Bilanz zeigt, wie das Unternehmen seine finanziellen Mittel verwendet. Sie wird daher auch als „Mittelverwendung“ bezeichnet. Die Anordnung der einzelnen Posten erfolgt hier nach dem Prinzip der Liquidität. Das bedeutet: Vermögenswerte, die sich schwer verkaufen lassen (z. B. Grundstücke), stehen weiter oben im Anlagevermögen. Solche, die sich schnell zu Geld machen lassen (z. B. Bankguthaben), stehen hingegen weiter unten beim Umlaufvermögen.
-
Anlagevermögen:
Im Anlagevermögen stehen Vermögensgegenstände, die den Geschäftsbetrieb am Laufen halten und dem Unternehmen langfristig dienen sollen — in der Regel länger als ein Jahr. Dazu zählen:
- Immaterielle Vermögensgegenstände, wie Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte, EDV-Software
- Sachanlagen, wie Grundstücke, technische Anlagen und Maschinen, Fuhrpark, Betriebs- und Geschäftsausstattung
-
Finanzanlagen, wie Beteiligungen, Wertpapiere (z. B. mit Gewinnbeteiligungsansprüchen), Darlehen
-
Umlaufvermögen:
Hier sind Vermögensgegenstände aufgelistet, die nur kurzfristig im Unternehmen verbleiben. Denn sie sollen verarbeitet, verkauft oder verbraucht werden.
- Vorräte, wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Unfertige Erzeugnisse, Fertige Erzeugnisse
- Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände, wie Forderungen aus Lieferung und Leistung, Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen
- Wertpapiere, die nur kurzfristig gehalten werden
- Kassenbestand, Bankguthaben und Schecks
Auf der Aktivseite finden sich zusätzlich einige spezielle Posten:
- Aktive Rechnungsabgrenzungsposten: Hier werden Ausgaben verbucht, für die ein Unternehmen erst im nächsten Geschäftsjahr eine Gegenleistung erhält. Wird z. B. die Miete für das nächste Jahr im Voraus gezahlt, erscheint der Betrag bei diesem Posten.
- Aktive latente Steuern: Durch Unterschiede zwischen Handels- und Steuerbilanz zahlt das Unternehmen möglicherweise mehr Steuern, als es müsste. Dieser zukünftige Steuervorteil wird hier angegeben.
- Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung: Haben Unternehmen z. B. Pensionsverpflichtungen, legen sie Geld in Vermögenswerte an (Aktien, Anleihen, etc.), um die zu erfüllen. Ist das angesparte Vermögen höher als die geschätzte zukünftige Verpflichtung, wird der Überschuss hier ausgewiesen. Das dient als „Sicherheitszuschlag“, falls der Wert der Vermögenswerte in Zukunft sinkt.
Passiva — Die rechte Seite der Bilanz
Die Passivseite gliedert sich in zwei Hauptkategorien: Eigenkapital und Fremdkapital. Sie zeigen, woher die finanziellen Mittel des Unternehmens stammen. Daher wird hier auch von „Mittelherkunft“ gesprochen. Die Anordnung der einzelnen Posten erfolgt dabei nach dem „Fristigkeitsprinzip“: Kapital, das dem Unternehmen langfristig zur Verfügung steht, steht weiter oben. Kurzfristiges Kapital, das also bald zurückgezahlt werden muss, erscheint weiter unten.
-
Eigenkapital:
Hierzu gehören das Kapitel der Gründer und Investoren am Unternehmen, wie zum Beispiel:
- Gezeichnetes Kapital
- Kapitalrücklagen
- Gewinnrücklagen, wie gesetzliche Rücklagen, satzungsmäßige Rücklagen
- Gewinnvortrag/ Verlustvortrag
-
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
-
Fremdkapital: Hierbei handelt es sich um Kapital, das dem Unternehmen von externen Geldgebern — wie Banken oder Lieferanten — zur Verfügung gestellt wird. Der Begriff „Fremdkapital“ steht an sich nicht in der Bilanz, stattdessen gehören folgende Posten dazu:
- Rückstellungen, wie Rückstellungen für Pensionen, Steuerrückstellungen
- Verbindlichkeiten, wie Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Auf der Passivseite gibt es ebenfalls spezielle Posten:
- Passive Rechnungsabgrenzungsposten: Diese Posten erfassen Einnahmen, die das Unternehmen im Voraus erhält, aber die Leistung dafür erst im kommenden Geschäftsjahr erbringt. Beispielsweise, wenn ein Unternehmen Lizenzen vergibt.
- Passiv latente Steuern: Hier werden zukünftige Steuerverpflichtungen angegeben. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen in der steuerlichen Bewertung niedrigere Abschreibungen als handelsrechtlich nutzt, wodurch sie weniger Steuern zahlen als erforderlich.
Gut zu wissen: Für jeden Posten auf der Aktiva- und der Passiva-Seite gibt es ein Bestandskonto. Darauf werden alle Geschäftsvorfälle verbucht. Denn nahezu jeder Geschäftsvorfall verändert die Bilanz. Damit die nicht ständig neu erstellt werden muss, erfolgt die Verrechnung der einzelnen Geschäftsvorfälle auf den Bestandskonten.
Die Bilanzsumme bei Aktiva und Passiva
Die Bilanzsumme ist der Endbetrag, der sich am unteren Rand der Aktiv- und Passivseite der Bilanz findet. Entscheidend ist, dass die Bilanzsumme auf beiden Seiten immer gleich sein muss. Der Grund dafür ist simpel: Die Bilanz betrachtet dasselbe Geld aus zwei Perspektiven — die Aktiva zeigen, wofür das Geld verwendet wurde, während die Passiva darstellen, woher es kommt. Wenn die Bilanzsumme auf beiden Seiten nicht identisch ist, liegt ein Fehler in der Bilanz vor.
Es kann jedoch Situationen geben, in denen das Eigenkapital eines Unternehmens aufgrund von Verlusten aufgebraucht ist. In diesem Fall bleibt die Bilanzsumme auf der Passivseite niedriger, weil kein Eigenkapital mehr vorhanden ist. Hier gibt es eine spezielle Regelung: Der Fehlbetrag wird unter dem Posten „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ am Ende der Aktivseite ausgewiesen. Damit bleibt die Bilanzsumme gleich.
Wichtig: Das Vorhandensein des Bilanzposten „Nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag“ ist ein Warnsignal für Gläubiger und Investoren, da er auf finanzielle Schwierigkeiten hinweist.
Wie werden Aktiva und Passiva bewertet?
Aktiva und Passiva geben nicht nur einen Überblick über die Vermögenswerte, sondern erlauben auch Rückschlüsse auf die finanzielle Situation eines Unternehmens. Das ist nicht nur für die Unternehmer selbst, sondern auch für Investoren und Kreditgeber relevant. Denn mithilfe bestimmter Analyse-Methoden und Kennzahlen lassen sich Stärken und Schwächen im Vermögens- und Kapitalaufbau erkennen:
-
Vertikale Bilanzanalyse der Aktivseite:
Hier werden verschiedene Aktiva-Posten gegenübergestellt, um einen Blick in die Vermögensstruktur zu bekommen. Eine Kennzahl hierfür ist z. B. die Anlagenintensität. Sie zeigt, wie groß der Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen ist. Ist er zu hoch, ist das Unternehmen weniger flexibel und kann bei Veränderungen auf dem Markt nicht so schnell reagieren.
-
Vertikale Bilanzanalyse der Passivseite:
Diese Form der Analyse ist sehr ähnlich — nur werden hier Passivposten gegenübergestellt, um die Kapitalstruktur zu analysieren. Dafür werden Kennzahlen wie der Verschuldungsgrad herangezogen. Der setzt das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital und zeigt, wie stark das Unternehmen auf Fremdfinanzierung angewiesen ist. Ein hoher Verschuldungsgrad kann somit für potenzielle Investoren eine Warnung sein.
-
Horizontale Bilanzanalyse:
Die horizontale Bilanzanalyse betrachtet das Verhältnis von Aktiva- zu Passiva-Posten und untersucht, wie bestimmte Güter durch Kapital gedeckt sind. Dafür gibt es Kennzahlen wie die Deckungsgrade, die prüfen, ob das langfristige Vermögen auch langfristig finanziert ist. Das signalisiert eine solide Finanzierungsstruktur.
Bilanzkennzahlen
Neben den eben genannten Kennzahlen gibt es aber noch viele weitere, wie die Eigenkapitalquote, die Liquiditätsrate oder das Working Capital, um eine Bilanz zu analysieren. Wie du alle Bilanzkennzahlen berechnest und interpretierst, zeigen wir dir in unserem Video!
Aktiva Passiva — häufigste Fragen
-
Was sind Aktiva und Passiva? Aktiva und Passiva bilden die zwei Seiten der Bilanz. Während die Aktiva das Vermögen eines Unternehmens darstellen und zeigt, worin das Kapital investiert wurde, zeigt die Passiva die Herkunft dieser Vermögenswerte — also ob es durch Eigen- und Fremdkapital finanziert wurde. -
Was sind Aktiva und Passiva in der Bilanz? In der Bilanz steht die Aktiva auf der linken Seite und umfasst alle Vermögenswerte. Die Passiva steht auf der rechten Seite und zeigt, wie diese Vermögenswerte finanziert wurden — durch Eigenkapital oder durch Kredite. -
Was ist die Aktivseite in der Bilanz? Die Aktivseite der Bilanz stellt das gesamte Vermögen eines Unternehmens dar. Sie ist in Anlagevermögen und Umlaufvermögen gegliedert und zeigt, wie das Unternehmen seine finanziellen Mittel in langfristige und kurzfristige Vermögenswerte investiert hat.