Ödipus
Du bist über den Namen Ödipus gestolpert und möchtest alles über ihn und seinen Mythos wissen? Dann bist du hier in unserem Beitrag und dem Video genau richtig.
Inhaltsübersicht
Ödipus Mythos — Zusammenfassung
Ödipus ist eine Figur der griechischen Mythologie. Die Sage über Ödipus stammt aus der griechischen Antike und wurde bereits 800 vor Christus zum ersten Mal von dem Dichter Homer schriftlich erwähnt.
Das Schicksal meinte es nicht gut mit Ödipus: Sein Leben wurde von einer verhängnisvollen Prophezeiung zerstört. Bereits als als Baby wurde er von seinen eigenen Eltern verstoßen und mit durchstochenen Füßen auf einem Berg ausgesetzt. Obwohl es ihm später gelang, ein neues Leben aufzubauen, brach es letztendlich erneut zusammen. Auf dem Weg, seine Liebsten zu beschützen, tötete er unwissentlich seinen Vater und heiratete gleichzeitig seine eigene Mutter.
Doch wie konnte es dazu kommen? Das erfährst du jetzt!
Das Orakel von Delphi
Ödipus wurde als Sohn von Laios, dem König von Theben, und seiner Frau Iokaste geboren. Doch die Geschichte begann lange vor Ödipus‘ Geburt. Sein Vater Laios entführte damals den Sohn eines befreundeten Königs. Zur Strafe wurde Laios von den Göttern verflucht.
Kurze Zeit später erhielt er eine Prophezeiung vom Orakel von Delphi. Das Orakel von Delphi war die Weissagungsstätte des antiken Griechenlands. Die Menschen besuchten es, um Rat oder Weissagungen zu erhalten.
Laios‘ Prophezeiung besagte: Sollte er einen Sohn bekommen, würde ihn dieser töten. Außerdem würde sein Sohn seine eigene Mutter, also Laios‘ Ehefrau Iokaste, heiraten.
Als Iokaste dann einen Sohn gebar, setzte Laios ihn mit ihrem Einverständnis im Gebirge aus. Dabei durchstach Laios ihm die Füße und band sie zusammen, wodurch sie anschwollen.
Der verletzte Sohn wurde allerdings von einem Hirten gefunden und dem Königspaar von Korinth übergeben, das selbst keine Kinder hatte. Sie gaben ihm den Namen Ödipus, was auf Griechisch so viel bedeutet wie „Schwellfuß“.
Seine Zieheltern erzählten ihm nichts von seiner Geschichte, weshalb er auch nichts von seinen eigentlichen Eltern wusste.
Ödipus‘ Prophezeiung und Abreise
Ödipus wuchs in Korinth auf und führte ein glückliches Leben bei seinen Zieheltern. Allerdings machte eines Abends ein Betrunkener auf einem Fest Andeutungen über Ödipus‘ Herkunft. Die Aussage beunruhigte ihn so sehr, dass er ebenfalls das Orakel von Delphi aufsuchte. Er hörte dabei dieselbe Prophezeiung wie bereits sein Vater vor vielen Jahren: dass er eines Tages seinen Vater töten und seine Mutter heiraten würde.
Zu diesem Zeitpunkt dachte Ödipus noch, seine Zieheltern wären seine richtigen Eltern. Um diese nicht gemäß der Prophezeiung zu verletzen, verließ er sie und machte sich auf den Weg nach Theben.
Dabei geriet er an einer Wegkreuzung mit einem Fahrer in einen Streit. Er wusste nicht, dass es sich dabei um seinen leiblichen Vater Laios handelte. Da er ihm den Weg versperrte, fingen die beiden an zu kämpfen. Ödipus gewann den Kampf und tötete den Mann, ohne zu wissen, dass es sein Vater war.
Ödipus und die Sphinx
Ödipus machte sich schließlich weiter auf den Weg nach Theben. Die Stadt wurde aber zu dieser Zeit von dem Ungeheuer Sphinx bedroht. Sie tötete jeden, der ihre Rätsel nicht lösen konnte.
Sollte es nun jemand schaffen, das Rätsel zu lösen und die Stadt zu befreien, würde er die Frau des Königs — Iokaste — heiraten dürfen.
Das Rätsel lautete: Was läuft am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf zwei Beinen und abends auf dreien? Ödipus antwortete richtig: „Der Mensch im Laufe seines Lebens.“
In einer weiteren Überlieferung stellte die Sphinx ein anderes Rätsel: Wer sind die beiden Schwestern, die einander erzeugen? Auch hier wusste Ödipus die richtige Antwort: Tag und Nacht.
Dadurch dass Ödipus das Rätsel lösen konnte, bezwang er die Sphinx. Als Dank durfte er die Königin Iokaste heiraten, die eigentlich seine Mutter war. Die beiden erkannten sich bei der Hochzeit und auch später nicht.
Die Seuche
Nach vielen glücklichen Jahren der Ehe und Herrschaft hatten Iokaste und Ödipus vier Kinder zusammen. Doch als plötzlich eine Seuche ausbrach, wurde erneut das Orakel von Delphi um Hilfe gebeten.
Das Orakel verkündete, dass der Mörder von Laios gefunden werden müsse, damit die Seuche verschwinde. Ödipus verfluchte daraufhin diesen daraufhin, ohne zu wissen, dass er es selbst war. Durch einen blinden Seher wurde schließlich Ödipus selbst als Mörder des ehemaligen Königs entlarvt.
Ödipus realisierte erst jetzt, was er damals getan hatte. Die Prophezeiung hatte sich erfüllt, obwohl er dies unbedingt vermeiden wollte.
Die Erkenntnis
Durch seine Nachforschungen bestätigt, verstand Ödipus, dass er seinen leiblichen Vater Laios ermordet hatte und seine Gemahlin seine biologische Mutter war.
Als Konsequenz erhängte sich Iokaste mit ihrem Schleier und Ödipus stach sich selbst die Augen aus. Kreon, der Bruder von Iokaste, wurde König von Theben und verbannte Ödipus. Dieser zog dann mit seiner Tochter Antigone umher, bis er schließlich starb.
Sophokles „König Ödipus”
Das Drama „König Ödipus” von Sophokles ist heute die wohl bekannteste Umsetzung des Ödipus Mythos. Bei ihm beginnt die das Drama allerdings erst während der Herrschaft von König Ödipus und dem Ausbruch der Seuche.
Ödipus‘ engster Berater war zu dieser Zeit sein Onkel Kreon, Bruder seiner Mutter und Ehefrau Iokaste. Das Verwandtschaftsverhältnis kannte zu dem Zeitpunkt allerdings noch keiner.
Kreon berichtete Ödipus auch von den damaligen Umständen, die zum Tod von Laios geführt hatten. Aus diesem Grund wurde ein blinder Seher herbeigeholt, der Ödipus als Mörder aufzeigte.
Ödipus wollte dies erst nicht wahrhaben, bis ein Bote aus Korinth eintraf. Dieser berichtete, dass seine Zieheltern tot seien und er nicht ihr leiblicher Sohn war.
Durch diese Nachricht und die Narben an seinen Füßen wurde ihm schließlich klar, dass er der Sohn von Laios und Iokaste war. Der gefürchtete Sohn, der damals wegen der Voraussagung verstoßen wurde. Iokaste erhängte sich daraufhin und Ödipus blendete sich. Seine Kinder und das Königreich überließ er Kreon.
Aufbau des Ödipus Mythos
Du weißt jetzt alles über die Handlung der Ödipus Sage. Einen kurzen Überblick vom Aufbau der antiken Tragödie erhältst du jetzt.
Der Handlungsaufbau folgt dem typischen Dramenaufbau mit …
- Exposition (Das Orakel von Delphi),
- steigender Handlung mit erregendem Moment (Ödipus Prophezeiung und Abreise),
- Höhepunkt (Ödipus und die Sphinx),
- fallender Handlung mit retardierendem Moment (Die Seuche)
- und der Katastrophe (Die Erkenntnis).
Durch seine Rolle als König besaß Ödipus einen edlen Charakter. Dies entspricht dem Schema der handelnden Person im Drama.
Die Tragik des Mythos liegt darin, dass Ödipus und auch sein Vater alles taten, um die Prophezeiung zu vermeiden, wodurch diese dann erst Wirklichkeit wurde. Nur das Verstoßen von Ödipus durch seinen Vater und das Weglaufen von Ödipus von seinen Zieheltern führte dazu, dass sich die Voraussage erfüllen konnte.
Genau das macht den Mythos zu einer Tragödie.
Ödipus Mythos — Deutung und Interpretation
Für den Ödipus Mythos gibt es verschiedene Interpretationsversuche:
- Die Blendung wird oft als Metapher ausgelegt. Diese besagt, dass Ödipus selbst zu blind war, um die Prophezeiung zu verstehen und seine leiblichen Eltern zu erkennen.
- Alternativ wird die Blendung auch so interpretiert, dass Ödipus seinen Eltern in der Unterwelt so nicht in die Augen schauen müsste.
- Ein rhetorisches Mittel in der gesamten Geschichte von Ödipus ist die dramatische Ironie. Diese findest du zum Beispiel, als Ödipus den Mörder von Laios verfluchte. Ironisch ist dabei, dass er sich damit selbst verfluchte.
- Auch die Schuldfrage ist wichtig für den Mythos. Eine Interpretation des Werkes lautet, dass Ödipus sowohl Opfer als auch Täter ist.
Ödipus in der Kunst
Neben der Tragödie von Sophokles über Ödipus haben auch weitere Künstler den Mythos in Dramen verarbeitet. Diese sind heute allerdings nicht mehr erhalten.
Aber nicht nur in der Antike wurde der Mythos dargestellt, sondern auch durch viele neuzeitliche Künstler, zum Beispiel von Voltaire und Max Frisch.
Eine der neusten Verarbeitungen des Mythos stammt von Andreas Schmitz mit seinem Stück „Schwellfußeinlagen“, welche 2006 aufgeführt wurden. Daneben gibt es noch eine weitere Komödie — „König Ödipus — eine Komödie aus der alten Zeit“ von Anselm Korff. Das ist die erste Ödipus Komödie, die den Konflikt auch wirklich ernst nimmt.
Ödipus in der Wissenschaft
Aber nicht nur in der Kunst ist die Sage noch aktuell. Sigmund Freud benannte ein psychoanalytisches Phänomen als den „Ödipus-Komplex”. Dort spricht er von der sogenannten „ödipalen Phase“.
Dabei geht es um das Kind, das in dieser Phase sein eigenes Geschlecht entdeckt und daraufhin den gegengeschlechtlichen Elternteil umwirbt (z. B. der Sohn die Mutter) und den Elternteil des gleichen Geschlechts (z. B. Sohn vs. Vater) als Rivalen ansieht.
Auch Erich Fromm befasste sich mit dem Ödipus Mythos und entwickelt dabei eine andere Interpretation als Freud. Bei ihm stellt der Mythos den Kampf zwischen dem patriarchalischen und dem matriarchalischen Prinzip dar. Das heißt, dass die Sage den Konflikt mit dem Vater als einen Autoritätskonflikt darstellt.
Ödipus Mythos — häufigste Fragen
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Was ist der Ödipus Mythos?
Ödipus ist in der griechischen Mythologie der Sohn des thebanischen Königspaares Laios und Iokaste. Durch eine Schuld seines Vaters wird Ödipus von den Göttern verflucht, dass er eines Tages seinen Vater töten und seine Mutter heiraten würde.
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Warum ist Ödipus eine Tragödie?
Bereits Aristoteles bezeichnete die Ödipus Sage als Idealbeispiel der Tragödie. Schließlich folgt der Mythos exakt dem Aufbau des antiken Dramas. Die Tragik des Stücks liegt in der Erfüllung der Prophezeiung. Denn sie ist nur deshalb eingetreten, weil Ödipus und sein Vater sie verhindern wollten.
Griechische Mythologie
Ödipus ist die vielleicht tragischste Figur der griechischen Mythologie. In der griechischen Mythologie gibt es aber auch noch viele andere spannende Figuren und Geschichten. Wenn du mehr über sie erfahren willst, dann schau doch bei unserem Beitrag vorbei.
