Vormärz (Epoche)
Was genau ist eigentlich der Vormärz? Und wer sind seine Vertreter? All das und die Merkmale dieser literarischen Epoche erfährst du hier und in unserem Video!
Inhaltsübersicht
Vormärz Epoche einfach erklärt
Der Vormärz ist eine Literaturepoche, die zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution 1848 existierte. Eine Minderheit junger Schriftsteller war enttäuscht vom Wiener Kongress. Bei dieser Versammlung stellten die europäischen Machthaber die absolutistische Ordnung wieder her, die zuvor die Französische Revolution zu Fall gebracht hatte. Die Autoren waren empört über den Verlust der erst neu erkämpften demokratischen Rechte und noch geprägt von den liberalen Ideen der Aufklärung. Deswegen begannen sie, in ihren Werken politische Forderungen zu stellen und Herrscher zu kritisieren.
Die Literaturepoche des Vormärz fiel in die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution 1848. Da die damalige Zeit sehr von politischen Unruhen geprägt war, griff auch die Literatur politische Themen auf. Die Autoren kritisierten Machthaber und verlangten demokratische Rechte wie Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung.
- Zeitraum: 1815-1848
- Einordnung: parallel zu Biedermeier, Überschneidung mit Romantik und Weimarer Klassik
- Geschichte: Wiener Kongress, restaurierter Absolutismus, Verlust demokratischer Rechte, Hambacher Fest, Proteste und Umsturzversuche, Zensur und Einschränkungen
- Weltbild: Ideale geprägt durch Aufklärung und Französische Revolution, demokratische Rechte wie Gleichheit, Meinungsfreiheit, Trennung von Staat und Kirche, Mitspracherecht, Patriotismus, Wunsch nach einheitlichem Nationalstaat
- Themen: Kritik an Politik und Kirche, Aufzeigen schlechter Lebensumstände und Ungerechtigkeiten, demokratische Ideen und Forderungen, Aufrufe zu Rebellion und Protesten
- Literatur: viel Lyrik, aber auch kurze epische Texte, einige Dramen von Büchner
- wichtige Vertreter: Büchner, Heine, Fallersleben, Herwegh
Vormärz Epoche – historischer Hintergrund
Nach der Französischen Revolution 1789 bis 1799 herrschte Chaos in einem großen Teil Europas. Um die Ordnung wiederherzustellen, trafen sich die Staatsoberhäupter zum Wiener Kongress 1815. Unter Klemens Wenzel von Metternich gründeten sie den Deutschen Bund. Das war ein loser Zusammenschluss aus Fürstentümern und freien Städten, von adligen Regierungen beherrscht.
Somit wurden absolutistische Systeme, die einen antidemokratischen Alleinherrscher einsetzen, wiederhergestellt. Diesen Vorgang nennst du Restauration. Das enttäuschte die allgemeine Bevölkerung. Sie strebte nach Mitspracherecht und einem einheitlichen Nationalstaat, inspiriert von der Aufklärung und der Französischen Revolution. Die Unzufriedenheit führte zu Spannungen, die durch größer werdende Klassenunterschiede noch verstärkt wurden.
Das führte zu Unruhen und Umsturzversuchen, wie dem Wartburgfest 1817. Dabei demonstrierten ca. 500 Studenten gegen die undemokratische Politik und forderten die Gründung eines einheitlichen Nationalstaates. Darauf reagierten die Herrscher mit den Karlsbader Beschlüssen (1819). Mit ihnen wurden die Zensur der Presse, die Überwachung der Universitäten und die politische Einschränkung der Burschenschaften beschlossen.
Pauperismus
Durch die Industrialisierung mussten die Menschen in den überfüllten Städten für wenig Lohn sehr hart arbeiten und unter schlechten Umständen wohnen. Die unteren sozialen Schichten verarmten immer mehr und Hungersnot und Elend waren die Folge. Diesen Prozess der Massenarmut bezeichnest du als Pauperismus. Da die Politik nichts dagegen unternahm, kam es zu Protesten und Unruhen.
Hambacher Fest 1832
Das Hambacher Fest war ein sehr weitreichender Protest, zu dem ungefähr 30.000 Menschen kamen. Sie verlangten die Gründung eines vereinten, demokratischen Nationalstaates und benutzten zum ersten Mal die Farben Schwarz-Rot-Gold als Nationalflagge für ein einheitliches Deutschland. Trotzdem war es lediglich eine gebildete Minderheit, die sich dafür einsetzte. Nach dem Wiener Kongress hatten sich bereits viele Bürger enttäuscht von der Politik in ihr Privatleben zurückgezogen. Sie strebten nur nach einem friedlichen, bürgerlichen Leben abseits der Öffentlichkeit. Diese Haltung findet sich in der parallel zum Vormärz laufenden Strömung des Biedermeier wieder.
Märzrevolution 1848
Die erfolgreiche Julirevolution 1830 in Frankreich, das Verbot aller Werke der Vormärz-Strömung Junges Deutschland 1835 und die Wirtschaftskrise von 1847 führten schließlich zur Märzrevolution 1848. Die Menschen forderten nun mit Gewalt einen einheitlichen Nationalstaat und grundlegende Änderungen des politischen und sozialen Systems, wie die Abschaffung der Alleinherrschaft.
Die bürgerliche Schicht wollte eine liberale Demokratie aufbauen, während sich die Bauern für Landwirtschaftsreformen einsetzten. Die städtischen Handwerker strebten hingegen nach sicherer Entlohnung durch Gewerbeschutz. Sie alle hofften, dass sich ihre Lebensumstände mit der Revolution verbessern würden. Doch ein Jahr später scheiterte die Revolution.
Vormärz Epoche – Welt- und Menschenbild
Die politische Wirklichkeit passte nicht zum Weltbild der Vertreter des Vormärz. Fremdbestimmung von oben herab widersprach den aufklärerischen und demokratischen Ideen der jungen Schriftsteller, ebenso die rückwärtsgewandten Ideale der vorangegangenen Epochen Romantik und Klassik . Ihr Anliegen lag in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Die Autoren nutzten ihre Texte als Mittel zum Zweck, indem sie darin die Machthaber kritisierten, aber auch Rechte für die allgemeine Bevölkerung forderten. Sie verlangten Gleichberechtigung, Demokratie, Frauenrechte, Säkularisierung — also die Trennung von Staat und Kirche – und Pressefreiheit. Sie schrieben für die breite Bevölkerung, und nicht für die gebildete Elite.
Vormärz Epoche – Themen und Motive
Die jungen Autoren des Vormärz waren politisch aktiv. Das spiegelte sich auch in ihren Werken wider, in denen sie die sozialen Missstände der damaligen Zeit anprangerten. Aber sie kritisierten nicht nur, sie riefen auch aktiv dazu auf, sich der Obrigkeit zu widersetzen. Das lief darauf hinaus, dass viele ihrer Texte zensiert und verboten wurden. Diese Einschränkungen führten bei einigen Autoren dazu, dass sie mit ihrem politischen Aktivismus aufhörten. Andere wiederum fingen nun an, klarer Stellung zu beziehen und sich offener und aggressiver zu wehren.
Aus diesen Gründen entwickelte sich zwischen 1815 und 1848 der Biedermeier , der im direkten Gegensatz zur Epoche des Vormärz stand.
Vormärz – Literatur und typische Vertreter
Da die Literatur des Vormärz das Ziel hatte, einen möglichst großen Teil der Bevölkerung auf soziale Probleme aufmerksam zu machen, benutzten die Autoren eine einfache, alltägliche Sprache, teilweise sogar Dialekte. Künstlerische Kriterien waren unwichtig und nur unnötig kompliziert. Somit konnten sie viele unterschiedliche Menschen erreichen.
Lyrik
Lyrische Texte waren am beliebtesten. Durch Lieder und Gedichte konnten die Anhänger des Vormärz ihre politischen Ideen und Forderungen weiter verbreiten und Kritik am bestehenden System üben. Ein bekanntes Beispiel ist Heinrich Heines „Die schlesischen Weber“ von 1844.
Es greift die wahre Begebenheit des Weberaufstands in Schlesien im selben Jahr auf. Damals protestierten die Weber gegen niedrige Löhne und Ausbeutung durch Vorgesetzte. In seinem Gedicht kritisiert Heine deutlich die schlechten Arbeitsbedingungen der Weber und vor allem die Politik, die solche Umstände ermöglichte. Glaube, König und Land werden wortwörtlich verflucht und als heuchlerisch dargestellt. Aufgrund des aggressiven Tonfalls wurde das Gedicht gerichtlich verboten.
Dramatik
Das Drama eignete sich besonders gut für politische Äußerungen. Oftmals übten sie Sozialkritik, indem sie die unterschiedlichen Lebenssituationen der unteren und der oberen gesellschaftlichen Schichten darstellten und verglichen.
Ein besonders berühmtes Beispiel ist Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“. Auch Büchner ließ sich von tatsächlichen Begebenheiten inspirieren. Die Hauptfigur Woyzeck gehört der unteren sozialen Schicht an. Er muss Ausbeutung und Erniedrigung durch Figuren aus höheren Schichten hinnehmen um zu überleben. Als er erfährt, dass seine Geliebte ihn mit einem seiner Peiniger betrügt, ermordet er sie. Büchner zeigt deutlich die Ungerechtigkeit, der Woyzeck ausgesetzt ist, und kritisiert, wie damals mit Leuten aus der unteren Schicht umgegangen wurde. In diesem Video findest du eine ausführliche Inhaltsangabe zu „Woyzeck“.
Epik
Epische Texte waren im Vormärz eher kurz. Ziel der Autoren war es, die politische Situation zu beschreiben. Das taten sie in Form von unterschiedlichen Genres durch journalistischen Texten wie Feuilletons, aber auch in Reiseberichten, Briefen und Memoiren.
Wichtige Autoren und Werke des Vormärz (Literatur)
- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: „Das Lied der Deutschen“
- Georg Herwegh: „Gedichte eines Lebendigen“
- Georg Büchner: „Leonce und Lena“, „Dantons Tod“
- Karl Gutzkow: „Das Urbild des Tartüffe“
- Heinrich Heine: „Deutschland. Ein Wintermärchen“
- Ludwig Börne: „Briefe aus Paris“
Vormärz (Epoche) — häufigste Fragen
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Was ist die Vormärz Epoche?
Die Epoche Vormärz beschreibt den Zeitraum von 1815 bis 1848 in Deutschland. Sie schließt an das Zeitalter der Französischen Revolution und des Wiener Kongresses im Jahr 1815 an. Die Vormärz Epoche gilt als Vorbedingung der Revolution 1848.
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Was macht die Vormärz Epoche in der Literatur aus?
Die Literaturepoche des Vormärz war im Zeitraum zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution 1848. Die Epoche ist geprägt von einer starken Politisierung der Literatur. Dabei stehen besonders die Ideale der Aufklärung sowie die Forderung nach Gleichberechtigung und Demokratie im Vordergrund.
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Wer waren Vertreter des Vormärz?
Wichtige Vertreter des Vormärz waren unter anderem Georg Büchner, Heinrich Heine, Ludwig Börne, Ferdinand Freiligrath und Georg Herwegh.
Realismus
Jetzt weißt du alles Wichtige über die Epoche Vormärz! Nach ihr folgt der Realismus. Wenn du dich damit noch nicht auskennst, schau dir am besten unser Video dazu an.