Neue Sachlichkeit (Literatur)

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Die Neue Sachlichkeit war ein Umbruch auf vielen Ebenen. Doch was verbirgt sich hinter der Neuen Sachlichkeit? Genaueres zu der Literaturepoche und ihren Merkmalen erfährst du hier und in unserem Video

Inhaltsübersicht

Neue Sachlichkeit – Epoche einfach erklärt

Die Neue Sachlichkeit beschreibt die literarische Strömung zur Zeit der Weimarer Republik , die von 1918 bis 1933 andauerte. Merkmale der Neuen Sachlichkeit sind der Verzicht auf bildhafte Stilmittel und auf eine ausführliche Darstellung von Emotionen. Die Neue Sachlichkeit bevorzugt eine neutrale, realistische und distanzierte Aufnahme der Realität.

Der Zeitraum der Epoche verkörpert in vielen Bereichen einen Umbruch. Beispielsweise erfolgte ein Wandel vom aristotelischen  zum epischen Theater oder vom klassischen zum kritischen Volkstheater.

Neue Sachlichkeit Definition

Wie der Name bereits andeutet, bemüht sich die Neue Sachlichkeit Epoche um eine sachliche Wiedergabe der Realität. Die Autoren steuerten dabei eine realistische Darstellung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation an. Häufige Themen und Motive der Neuen Sachlichkeit waren die sozialen Missstände, die Auswirkungen des 1. Weltkriegs und die ehemalige Monarchie.

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Zeitstrahl literarische Epochen (ab 1920)
Steckbrief Neue Sachlichkeit – Merkmale im Überblick
  • Zeitraum: 1918-1933
  • Einordnung: zwischen Expressionismus und Exilliteratur
  • Geschichte: Weimarer Republik, erste deutsche Demokratie, instabile Republik, Unzufriedenheit der Bürger, Wunsch nach Monarchie, die Goldenen Zwanziger, kurze Besserung, Weltwirtschaftskrise, Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, Untergang der Weimarer Republik, Ablösung durch die Nationalsozialisten und ihren Wertvorstellungen
  • Weltbild: Mensch als Ware innerhalb einer chaotischen und widersprüchlichen Welt
  • Themen: einfache, präzise Darstellung der politischen und sozialen Lage, Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit
  • Literatur: alle literarischen Gattungen, vor allem episches Theater und Zeitroman
  • Vertreter: Kästner, Brecht, Zuckmayer, Tucholsky

Neue Sachlichkeit – historischer Hintergrund

Den Startpunkt der Neuen Sachlichkeit markiert die 1918 ausgerufene Weimarer Republik als die erste deutsche Demokratie. Diese Demokratie war jedoch bereits zu Beginn sehr geschwächt, da die Auswirkungen des ersten Weltkrieges nicht zu übersehen waren. Denn Hungers- und Wohnungsnot, Armut, Arbeitslosigkeit und Krankheiten gehörten zum Alltag der neuen Republik.

Die häufigen Aufstände der Bürger und die durch den Versailler Vertrag 1919 erlegten Reparationszahlungen verschlechterten zudem die unruhige Stimmung im Land. Es gab eine hohe Anzahl an Gegnern, die weg von der Weimarer Republik wollten und dafür die Monarchie zurück forderten. Das zeigt, dass die Demokratie zum Scheitern verurteilt war.

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Demonstrationen vor dem Reichstag gegen den Versailler Vertrag

Auch die sogenannten Goldenen Zwanziger erzielten nur eine kurze Phase der Stabilität. Am Ende erfolgte mit der Weltwirtschaftskrise 1929 ein Riss in der ursprünglichen Vorstellung von Demokratie. Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 bildete gleichzeitig das Ende der Weimarer Republik.

Diese historischen Ereignisse, die die Weimarer Republik mit sich brachte, lassen sich im Stil der Neuen Sachlichkeit wiederfinden. Die damalige Schreibweise war also eng mit dem Aufstieg und Niedergang der Republik verbunden.

Mit der Machtergreifung Hitlers wurde die Neue Sachlichkeit durch die sehr ideologische Literatur der Nationalsozialisten ersetzt. Alte Schriften und Werke wurden verbrannt. Die Autoren der Strömung jedoch versuchten verzweifelt, an der Epoche festzuhalten. Deshalb setzten sich die Merkmale der Neuen Sachlichkeit bis in die darauffolgende Exilliteratur  fort.

Neue Sachlichkeit Epoche – Welt und Menschenbild

Das Menschenbild der Neuen Sachlichkeit spiegelt ebenfalls dessen Ausrichtung wider. Hierbei wird der Mensch als eine Ware angesehen, die zu jeder Zeit austauschbar ist. Somit waren auch die Beziehungen, die die Menschen miteinander eingingen, ersetzbar.

Aufgrund der Erfahrungen durch den ersten Weltkrieg galten die Menschen als entmutigt und erlebten ihre gesellschaftlichen Verhältnisse als chaotisch und widersprüchlich.

Neue Sachlichkeit (Literatur) – Themen und Motive

Die Vertreter der Neuen Sachlichkeit hatten ein gemeinsames Ziel: Sie wollten so viele Sichten wie möglich ansprechen und die Menschen auf die gesellschaftlichen Missstände möglichst sachlich aufmerksam machen. Häufige Themen der Neuen Sachlichkeit Literatur waren daher die alltäglichen Probleme und Sorgen der Menschen, sowie Industrie, Technik, Arbeitslosigkeit und die Darstellung von Krieg. Um das auszudrücken, benutzten die Autoren immer wieder bestimmte Motive.

Einfache Sprache – Neue Sachlichkeit Merkmale

Passend zu der thematischen Ausrichtung der Epoche wurde eine leicht verständliche Alltagssprache verwendet. Dabei wurde wie aus der Perspektive eines Betrachters neutral und realitätsbezogen berichtet. Durch die nüchterne Sprache sollte der Leser direkt verstehen, worum es in den Werken ging. Er sollte also nicht durch eine überflüssige, ausschmückende Ausdrucksweise abgelenkt oder verwirrt werden.

Die Ausdrucksweise war daher sehr reduziert und präzise, also genau. Durch diese bewusst gewählte Darstellung der Sachverhalte bestand für den Leser nur wenig Vorstellungsraum. Außerdem wurde die Gefühlswelt der handelnden Figuren absichtlich nicht thematisiert, um den Stil der Neuen Sachlichkeit aufrecht zu erhalten. Die Neue Sachlichkeit Epoche versuchte also, sich von der Traum- und Gefühlswelt der Romantik und des Sturm und Drang zu entfernen.

Die einfache, leichtverständliche Sprache führte zur Auslassung von Veranschaulichungen in Form von sprachlichen Mitteln . So verzichteten die Autoren in der neuen Sachlichkeit Literatur beispielsweise auf Personifikationen , Metaphern und Allegorien .

Die Texte der Epoche orientierten sich an einer journalistischen Schreibweise und am Schreibstil einer dokumentarischen Reportage . Das bedeutet, dass der Autor versucht, seine Beobachtungen einzufangen und zum Ausdruck zu bringen.

Montage – Neue Sachlichkeit Merkmale

Die Neue Sachlichkeit Literatur verwendete außerdem die Technik der Montage, bei der verschiedene Texte und Textsorten zu neuen literarischen Werken zusammengefügt werden. Die Ergebnisse der Montage wirken auf den Leser oft verwirrend und durcheinander. Genau diese Wirkung war aber von den Autoren beabsichtigt und sogar gewünscht.

Für die Montage eignen sich vor allem Zeitungsartikel , Lieder oder Alltagsdokumente. Der Stil der Montage wurde auch in der Sprache angewandt. Dabei vermischen sich unterschiedliche Sprachstile wie die Umgangs- und die Fachsprache miteinander.

Kunst – Neue Sachlichkeit Merkmale

Neben der Literatur ist auch die Kunst zur Zeit der Weimarer Republik zu erwähnen. Hier galt vor allem Berlin als das Zentrum an Massenkultur. Film, Theater, Radio waren alle stark vertreten, besonders das Kabarett in Berlin empfing zahlreiche Besucher. Auf den Bühnen der Theater versuchten überwiegend linksorientierte Künstler gegen den wachsenden Nationalsozialismus einzutreten. Diese Blütezeit der Kunst und Literatur wurde jedoch durch das schrumpfende Interesse des Publikums beendet.

Neue Sachlichkeit – Literatur und typische Vertreter

Die Neue Sachlichkeit umfasst alle literarischen Gattungen . Dazu gehören lyrische, epische und dramatische Texte. Bei allen Gattungen stand eine objektive und genaue Darstellung der Wirklichkeit im Mittelpunkt. Mit der Literatur der Neuen Sachlichkeit sollten vor allem die einfachen Bürger angesprochen werden.

Lyrik

Die Lyrik der Neuen Sachlichkeit unterscheidet sich stark von der Lyrik anderer Epochen . Im Gegensatz zu den ausschmückenden Gedichten des Barock , der Romantik oder des Sturm und Drang steht bei der Neuen Sachlichkeit vor allem der Gebrauchswert, also der Nutzen der Dichtung im Vordergrund.

Die Lyrik sollte also für den Leser nützlich sein, indem sie auf die aktuellen Missstände, den zunehmenden Militarismus und den aufkommenden Faschismus aufmerksam macht.

Sie sollte außerdem so viele Menschen wie möglich ansprechen, also Personen aus den verschiedensten Schichten. Deshalb wurde auch ein einfacher Sprachstil gewählt. Als einer der wichtigsten Vertreter der Gebrauchslyrik galt Bertolt Brecht.

Epik

Die Epik der Neuen Sachlichkeit bevorzugte die sogenannte Gebrauchsliteratur, deren Gegenstand das reale, alltägliche Leben darstellt. Beliebte Textsorten waren Berichte , Dokumentationen und Reportagen.

Aber auch der Zeitroman kam oft vor. Hier erhalten die Leser Informationen über die Zeit, von der der Roman handelt. Bevorzugte Themen sind die Geschehnisse des 1. Weltkriegs oder das Ende der Monarchie.

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Erich Maria Remarque

Ein in diesem Zusammenhang oft erwähntes Beispiel ist der Zeitroman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque.

Dramatik

In der Dramatik lieferte das von Bertolt Brecht entwickelte epische Theater einen weiteren Wandel weg von den bisherigen Mustern. Diese Form stand im Gegensatz zu dem aristotelischen Theater der Antike. Beim epischen Theater sollte das Publikum nicht mit den Figuren mitfühlen, sondern vielmehr aus einer Distanz die Geschehnisse beobachten und daraus lernen.

Um diese Wirkung zu erzielen, setzte Brecht bestimmte Verfremdungseffekte, sogenannte V-Effekte ein. V-Effekte können Unterbrechungen durch Lieder oder Kommentare sein.

Aber auch das Volkstheater durchlief während der Neuen Sachlichkeit Epoche einen Wandel: Weg vom klassischen Volkstheater hin zum kritischen Volkstheater. Die Bezeichnung deutet an, dass die thematisierten politischen und wirtschaftlichen Themen gesellschaftskritisch aufgearbeitet wurden. Die Stücke handelten von der einfachen Bürgerschaft, den Arbeitern, Angestellten, Handwerkern und Kleinbürgern.

Wichtige Werke der Neuen Sachlichkeit (Literatur)

Neue Sachlichkeit – Merkmale im Überblick

Hier findest du noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale über die Epoche Neue Sachlichkeit: 

  • vorherrschende Literaturepoche zur Zeit der Weimarer Republik (1918-1933)
  • von Beginn an instabil aufgrund der Auswirkungen des 1. Weltkrieges
  • Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit, gesellschaftliche und technische Veränderungen
  • viele Gegner, die zurück zur Monarchie wollen
  • Literatur geprägt durch Neutralität
  • Verzicht auf ausschmückende Stilmittel oder komplizierte Sprache
  • Ziel: so viele Sichten wie möglich ansprechen und sie auf die gesellschaftlichen Missstände aufmerksam machen
  • Zeitroman und Montage als beliebte Schreibstile
  • Einführung des epischen Theaters
  • Wandel zum kritischen Volkstheater mit der Absicht, den Zuschauen kritische Themen der Gesellschaft aufzuzeigen
  • Bekannte Vertreter: Bertolt Brecht, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky

Neue Sachlichkeit (Literatur) — häufigste Fragen

  • Was ist die Epoche Neue Sachlichkeit?
    Die Neue Sachlichkeit ist eine Literaturepoche, die von 1918 bis 1933 ging. Sie erfolgte während der Weimarer Republik. Somit liegt die Neue Sachlichkeit zwischen den Epochen Expressionismus und Exilliteratur.
     
  • Was sind Merkmale der Epoche Neue Sachlichkeit?
    Die Epoche der Neuen Sachlichkeit hat folgende Merkmale:
    • nüchterne und neutrale Sprache
    • Verzicht auf Stilmittel oder komplizierten Sätzen
    • einfach verständliche Alltagssprache
    • keine Gefühle oder Emotionen
    • distanzierte und beobachtende Beschreibungen
         
  • Wer sind bekannte Autoren der Neuen Sachlichkeit?
    Zu den wichtigsten Autoren der Neuen Sachlichkeit gehören:
    • Erich Kästner (1899 – 1974)
    • Bertolt Brecht (1898 – 1956)
    • Carl Zuckmayer (1896 – 1977)
    • Thomas Mann (1875 – 1955)
    • Hermann Hesse (1877 – 1962)
    • Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Expressionismus

Jetzt hast du alles Wichtige über die Neue Sachlichkeit Epoche erfahren. Aber wusstest du auch, dass der Expressionismus als Auslöser der Neuen Sachlichkeit angesehen wird? Mehr über den Expressionismus erfährst du in unserem Video dazu!

Zum Video: Expressionismus
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