Weimarer Klassik (Epoche)

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Unter der Weimarer Klassik verstehst du eine Literaturepoche, die etwa den Zeitraum von 1786 bis 1832 umfasst. Alles Wichtige zu den Merkmalen, der Geschichte und der Literatur der Klassik erfährst du hier und in unserem Video !

Inhaltsübersicht

Weimarer Klassik – Epoche einfach erklärt  

Die Epoche der Weimarer Klassik dauerte etwa von 1786 bis 1832. Das zentrale Thema war die Orientierung an der antiken Kunst, die als das Ideal für Harmonie und Schönheit angesehen wurde. 

Die wichtigsten Vertreter waren Johann Wolfgang von Goethe , Friedrich Schiller , Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Ein Großteil ihres literarischen Schaffens spielte sich in Weimar ab — daher erhielt die Weimarer Klassik ihren Namen.

Klassik Definition

Die Bezeichnung „Klassik“ leitet sich vom lateinischen Wort classicus ab. Im alten Rom hatte das noch gar nichts mit Literatur zu tun, sondern mit dem Steuerrecht. Ursprünglich wurde damit die höchste Steuerklasse bezeichnet. Heute verstehst du darunter eine zeitlose Gültigkeit von Dingen oder Werken. 

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Zeitstrahl literarische Epochen (bis 1920)
Steckbrief Weimarer Klassik – Merkmale im Überblick  
  • Zeitraum: 1786-1832
  • Einordnung: nach der Aufklärung und dem Sturm und Drang , gleichzeitig zur Romantik
  • Geschichte: Französische Revolution , Napoleonische Kriege, Reformen in Preußen
  • Weltbild: Orientierung an der Antike, schöne Seele als Ideal des Menschen
  • Themen: antike Vorbilder, Schönheit, Wahrheit
  • Literatur: Fokus auf dem Drama
  • Ästhetik: Formale Harmonie und Symmetrie
  • Vertreter: Goethe, Schiller, Herder, Wieland

Weimarer Klassik Epoche – historischer Hintergrund  

Die Welt zur Zeit der Weimarer Klassik war von politischen Umstürzen gekennzeichnet. Ein erstes prägendes Ereignis für die Epoche war die Französische Revolution im Jahr 1789. Aus diesem Grund waren die Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit von großer Bedeutung für die Künstler der Klassik. Gleichzeitig mussten sie aber auch feststellen, dass die französische Republik sich schnell in das gewaltsame Regime der Jakobiner unter Robespierre verwandelte (1793-1794).

Auf eine Übergangsregierung folgte 1799 Napoleon Bonaparte , der zunächst als Erster Konsul und später als Kaiser über Frankreich regierte. Er führte mehrere Kriege gegen Italien, Spanien, Preußen und Russland – die sogenannten Koalitionskriege.

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Napoleon Bonaparte

Auch überall sonst herrschte in Europa politische Instabilität – zum Beispiel gab es zahlreiche Bauernaufstände. Nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo wurden beim Wiener Kongress (1814/15) neue Grenzen festgelegt. 

In Preußen wurden ab 1807 zahlreiche Reformen eingeführt. Auf diese Weise wollte man eine gewaltsame Revolution wie in Frankreich vermeiden. So erhielten etwa Bauern und Juden umfassende Rechte, der Verwaltungsapparat wurde verbessert und die Schulpflicht wurde ausgeweitet. 

Allerdings waren die Vertreter der Weimarer Klassik – anders als in vorherigen Epochen  — nicht mehr an politischen Umwälzungen beteiligt. Das lag vor allem an der Enttäuschung über die von Gewalt und Krieg geprägte Entwicklung der Französischen Revolution.

Weimarer Klassik Epoche – Welt- und Menschenbild 

Die Weimarer Klassik folgte unmittelbar auf die Epoche der Aufklärung (1720-1800). Sie überschnitten sich sogar um einige Jahre. Wichtige Werte wie Vernunft, Individualismus, Humanismus und Toleranz wurden übernommen. 

Ein anderer Vorläufer war die Strömung des Sturm und Drang (1765-1785). Beispielsweise waren Goethe und Schiller noch als junge Männer selbst Teil dieser rebellischen Jugendbewegung gewesen. Später kehrten sie sich aber von ihren alten Idealen ab und wandten sich neuen Maßstäben zu. 

Weltbild  

Das neue Ideal in der Klassik war die Antike. Die Werke dieser Zeit wurden als Vorbilder für Harmonie und vollendete künstlerische Gestaltung angesehen. Dabei orientierten sich viele an Johann Joachim Winckelmann, der die Nachahmung der antiken Kunst forderte. Der Fokus lag dabei auf den alten Griechen, da diese als ursprünglicher als die Römer galten – schließlich lebten sie vor den Römern, die ihre Kultur nur übernommen und weiterentwickelt haben.

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Inspiration durch die antike Kunst

Inspiriert von Winckelmanns Schilderungen reiste Johann Wolfgang von Goethe 1786 nach Italien. Er zeigte sich ebenso fasziniert von den Kunstwerken und Tempelruinen und schilderte seine Erlebnisse in einem Reisebericht. Aus diesem Grund gilt seine Italienreise als Beginn der Weimarer Klassik. 

Diese Ideen waren nicht nur auf die Literatur der Weimarer Klassik beschränkt, sondern lassen sich auch in anderen Bereichen der Zeit wiederfinden. So versuchten etwa viele Architekten, die Formschönheit antiker Tempel nachzuahmen. Komponisten wie Mozart und Haydn schufen Werke, die formal und ästhetisch nahezu perfekt waren. Der Oberbegriff für diese Strömungen lautet dann aber etwas anders: Klassizismus oder einfach nur Klassik.

Menschenbild  

Das Menschenbild der Klassik lässt sich unter einen Schlüsselbegriff fassen: die schöne Seele. Darunter verstehst du einen ausgeglichenen Charakter, dessen Tugenden und Sinne im Gleichgewicht stehen. Sinnlichkeit ist das Wahrnehmen mit allen Sinnen. Tugendhaftes Verhalten kannst du dir als moralisch korrektes Handeln und Denken vorstellen. Wichtige moralische Werte der Zeit waren etwa Toleranz und Humanität. 

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ — so formulierte Goethe seine Forderung an den Menschen in seinem Gedicht „Das Göttliche“. Es ging also um das Streben nach Vollkommenheit. Daraus ergab sich die Vorstellung, dass jeder Mensch sich stetig verbessern soll und zielstrebig handeln soll. Viele Figuren aus Werken der Weimarer Klassik entsprechen dem Ideal der schönen Seele, zum Beispiel die Jungfrau von Orléans im gleichnamigen Drama von Schiller oder Iphigenie in Goethes Stück Iphigenie auf Tauris .

Schönheit galt als eine Harmonie zwischen der Vernunft und dem Sinnlichen. Und gleichzeitig war alles Schöne auch das Wahre. Da die Weimarer Klassik eine Einigkeit zwischen Verstand und Gefühlen anstrebte, kannst du sie auch als die gemäßigte Mitte zwischen Aufklärung und Sturm und Drang sehen. Gleichermaßen wurden auch die Kunst und die Wissenschaft miteinander vereint. Daraus sollte ein harmonisches, ausgeglichenes Universum entstehen. 

Weimarer Klassik – Themen und Motive 

Die Vertreter der Weimarer Klassik beschäftigten sich mit einer Vielzahl an Themen

  • Werte: Humanität (Menschenliebe, Menschlichkeit), Vollkommenheit
  • Formstrenge: Ordnung und Symmetrie, zum Beispiel durch feste Metren, Strophenformen und Regeln für den Aufbau
  • Sprache: geregelt und einheitlich
  • Historismus: Motive und Figuren aus der Geschichte, z. B. der Antike
  • Ideal: Streben nach Schönheit, Harmonie, Wahrheit → schöne Seele
  • Ausgeglichenheit: Inhalt und Form einander anpassen, Wissenschaft und Kunst vereinen, Vernunft und Sinne ansprechen 
  • Inhalte: zeitlose Fragestellungen rund um die Religion (z. B. Gretchenfrage), Ethik, moralische Konflikte, menschliche Hybris (Überheblichkeit, Selbstüberschätzung)

Weimarer Klassik – Literatur und typische Vertreter  

Die Literatur der Weimarer Klassik hatte die wichtige Aufgabe, den Lesern die Ideale der Epoche zu vermitteln. Ähnlich wie in der Aufklärung sahen sich die Schriftsteller in einem Erziehungsauftrag, der die Leserschaft zu besseren Menschen machen sollte, also zu schönen Seelen. Die Schönheit und Formvollendung ihrer Werke sollten die Wahrheit vermitteln und als Vorbild dienen. Sprachlich fielen sie durch eine gehobene, pathetische Ausdrucksweise auf. Das heißt, sie drückten sich sehr gefühlvoll und feierlich aus. 

Das sogenannte Viergestirn aus Goethe, Schiller, Herder und Wieland profitierte auch vom regen Austausch untereinander, denn alle vier lebten in Weimar. Schiller und Goethe verband sogar eine enge Freundschaft. Sie halfen sich gegenseitig beim Schreiben und lieferten einander Ideen. Diese beidseitige Inspiration war so fruchtbar und wichtig, dass in manchen Quellen Schillers Tod im Jahr 1805 schon als das Ende der Weimarer Klassik gilt. Alle erlangten schon zu Lebzeiten Bekanntheit in ganz Europa — aus diesem Grund konnten sie mit ihrer Arbeit gutes Geld verdienen. 

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Friedrich Schiller

Die Schriftsteller der Weimarer Klassik waren sehr vielseitig interessiert. Neben der Antike und anderen historischen Vorbildern für ihre Werke beschäftigten sie sich zum Beispiel auch mit der Naturwissenschaft. So erstellte Goethe etwa ein umfassendes Werk zur Farbenlehre und verfügte über vertieftes Wissen in der Botanik. Diese umfassenden Kenntnisse flossen natürlich auch in die literarischen Werke ein. 

Dramatik  

Das Drama war die wichtigste Gattung der klassischen Literatur. Denn hier konnten sich die Autoren an den antiken Dramen orientieren: Genauer gesagt an der Dramentheorie des Philosophen Aristoteles, das du vielleicht auch als aristotelisches Dramenkonzept kennst. Demnach sollen Dramen drei wichtige Merkmale aufweisen: 

  • Kausalität: Alle Szenen eines Dramas sollen aufeinander aufbauen.
  • Einheit von Raum, Zeit und Handlung: Das Drama soll keine Ortswechsel, Zeitsprünge oder Nebenhandlungen haben. 
  • Katharsis: Die Zuschauer sollen von negativen Gefühlen „gereinigt“ werden, indem sie während der Aufführung Furcht und Mitleid empfinden. 

Natürlich hielten sich die Schriftsteller nicht exakt an diese Regeln. Aber dennoch ist das typische Drama der Weimarer Klassik sehr streng aufgebaut. So verwendeten sie etwa fast durchgehend ein bestimmtes Versmaß , nämlich den Blankvers.

Lyrik  

Die festen Regeln waren auch für die Lyrik sehr wichtig. In den Gedichten wurde viel Wert auf die Einhaltung formaler Regeln gelegt: Feste Reimschemata und Metren sowie äußerliche Symmetrie durch bestimmte Strophenformen. Deshalb waren Gedichtformen wie die Ode oder die Hymne sehr beliebt, da sie strenge Kriterien erforderten. Ein bekanntes Beispiel ist Goethes Hymne „Das Göttliche“

Epik  

Die Epik spielte in der Literatur der Weimarer Klassik eher eine untergeordnete Rolle. Denn hier existierten nicht so strenge formale Regeln, die es zu befolgen gab. Dennoch gibt es einige Romane , die sich der Epoche zuordnen lassen, zum Beispiel „Die Wahlverwandtschaften“ von Johann Wolfgang von Goethe. 

Wichtige Autoren und Werke der Weimarer Klassik (Literatur)  

  • Johann Wolfgang von Goethe: „Iphigenie auf Tauris ”, „Faust I ” und „Faust II“, „Die Wahlverwandtschaften“
  • Friedrich Schiller: „Maria Stuart ”, „Die Jungfrau von Orléans“, „Wilhelm Tell
  • Johann Gottfried Herder: „Briefe zur Beförderung der Humanität“
  • Christoph Martin Wieland: „Alceste“, „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“
Wichtig

Zur gleichen Zeit wie die Weimarer Klassik gab es natürlich noch andere aktive Autoren. Sie standen aber nicht mit den Weimarer Autoren in Kontakt und weisen deshalb einen anderen Stil auf. Die Novelle Die Marquise von O…  von Heinrich von Kleist oder Werke von Friedrich Hölderlin gehören deshalb nicht zu dieser Epoche. Sie lassen sich auch keiner anderen Epoche zuordnen, sondern stehen für sich allein. 

Weimarer Klassik – Merkmale  

Schwirrt dir jetzt der Kopf vor lauter Informationen? Dann schau dir einfach noch einmal die übersichtliche Zusammenfassung zur Weimarer Klassik an. 

  • Zeitraum: 1786-1832
  • Hintergründe: Im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert gab es eine Vielzahl politischer Umbrüche und kriegerischer Auseinandersetzungen, allen voran die Französische Revolution und ihre Nachwirkungen. Die Vertreter der Weimarer Klassik hielten sich aus der Politik aber eher heraus. 
  • Welt- und Menschenbild: In der Weimarer Klassik war man davon überzeugt, der Mensch habe einen guten Kern, der sich durch Erziehung und die Schönheit der Kunst hervorbringen lasse. Ziel ist ein Gleichgewicht zwischen Tugendhaftigkeit und vernünftigem Denken. Ästhetisches Vorbild ist die Antike. 
  • Literatur: Das Drama gilt als die beste Form, um die Ideale der Weimarer Klassik zu vermitteln. Jedoch gibt es auch entsprechende epische und lyrische Werke. Hauptvertreter der Epoche sind die Freunde Goethe und Schiller, gemeinsam mit den Weimarern Herder und Wieland. 
  • Nachwirkung: Die Werke der Weimarer Klassik haben weltweit, aber vor allem im deutschsprachigen Raum eine große Bedeutung erlangt. Ihre Inhalte und die Form gelten als zeitlos, weshalb sie bis heute gelesen und aufgeführt werden. 

Weimarer Klassik (Epoche) — häufigste Fragen

  • Was ist die Klassik?
    Die Bezeichnung „Klassik“ stammt vom lateinischen Wort „classicus“ (= klassisch). Früher bezeichnete „Klassik“ die Leute aus der obersten Bevölkerungsschicht. Heute ist „Klassik“ der Begriff für Zeitloses, also Dinge, die unabhängig von ihrer Zeit aktuell sind.
     
  • Was ist die Klassik Epoche?
    Die Epoche der Klassik war von 1786 bis 1832. Die wichtisgten Merkmale der Klassik waren Selbstbestimmung, Harmonie, Menschlichkeit, Schönheit und Toleranz. Typisch für die Klassik war außerdem eine einheitliche und geordnete Sprache. Die häufigste Gattung in der Klassik war das Drama.
     
  • Was sind die Merkmale der Weimarer Klassik?
    Die Literatur der Weimarer Klassik orientiert sich stark an der Antike und ist an den Merkmalen Harmonie, Selbstbestimmung und Menschlichkeit erkennbar. Berühmte Werke aus der Klassik sind „Die Marquise von O“ von Kleist, „Faust“ von Goethe oder „Maria Stuart“ von Schiller.

Romantik

Parallel zur Weimarer Klassik gab es im deutschsprachigen Raum eine andere literarische und künstlerische Strömung: die Romantik: Alles über die Unterschiede zur Klassik und die wichtigsten Merkmale erfährst du gleich im nächsten Video!

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Bildquelle: Everett Collection / Shutterstock.com

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