Junges Deutschland
Was ist das Junge Deutschland und wer sind seine Vertreter? In diesem Beitrag und im Video stellen wir dir die Epoche und ihre wichtigsten Autoren vor.
Inhaltsübersicht
Junges Deutschland — Epoche einfach erklärt
Der Begriff „Junges Deutschland“ bezeichnet eine literarische Strömung im Vormärz, die von 1830 bis 1835 gedauert hat. Ähnlich wie im Vormärz war auch die Literatur des Jungen Deutschlands von politischem Protest geprägt.
Junge Autoren kritisierten damals die gesellschaftlichen und sozialen Missstände ihrer Zeit. Ihre Forderungen nach Demokratie und Gleichberechtigung führten jedoch dazu, dass die Bewegung nach wenigen Jahren verboten wurde.
Anders als andere Epochen hat das Junge Deutschland seinen Namen nicht erst im Nachhinein bekommen. Die Autoren der Strömung haben sich den Namen selbst gegeben. Denn sie wollten sich als junge Generation darstellen, die sich für mehr politische Rechte einsetzt.
Das Junge Deutschland (1830-1835) bezeichnet eine literarische Strömung während der Epoche des Vormärz. Viele junge Autoren waren mit den politischen Umständen ihrer Zeit unzufrieden und forderten in ihren Werken mehr Demokratie und Meinungsfreiheit. Aufgrund der liberalen Inhalte und politischen Proteste wurde die Bewegung aber bereits nach wenigen Jahren verboten.
- Zeitraum: 1830-1835
- Einordnung: zur gleichen Zeit wie Vormärz und Biedermeier
- Geschichte: Wiener Kongress, restaurierter Absolutismus, Verlust demokratischer Rechte, Hambacher Fest, Proteste , Zensur und Einschränkungen
- Weltbild: Ideale geprägt durch Aufklärung und Französische Revolution, gegen Restaurationspolitik, für demokratische Rechte wie Gleichheit, Meinungsfreiheit, Trennung von Staat und Kirche, Mitspracherecht
- Themen: Kritik an Politik und Kirche, Aufzeigen gesellschaftlicher Missstände, demokratische Ideen und Forderungen, Aufruf zu Rebellion und Protesten
- Literatur: hauptsächlich Lyrik, epische Texte, Manifeste, eher weniger Dramen
- wichtige Vertreter: Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Theodor Mundt, Ludolf Wienbarg
Junges Deutschland — historischer Hintergrund
Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon herrschten große politische Unruhen in Europa. Deshalb beschloss der Wiener Kongress (1814/15), die alten Machtverhältnisse wie vor der Französischen Revolution wiederherzustellen. Diese Rückkehr zur Monarchie bezeichnest du als Restauration.
Deutschland war zu diesem Zeitpunkt kein einheitlicher Staat, sondern in mehrere deutsche Kleinstaaten mit absoluten Herrschern aufgeteilt. Das bedeutet, dass ein einzelner Herrscher die Macht über das gesamte Volk hatte. In der Restauration sollte diese Herrschaftsform wieder gestärkt werden.
Doch nicht alle waren einverstanden mit dieser Rückkehr zu alten Machtverhältnissen. Insbesondere die junge Generation forderte einen einheitlichen deutschen Nationalstaat sowie mehr Demokratie und Mitspracherecht. Deswegen kam es vermehrt zu Protesten.
Diese Forderungen wurden bereits deutlich, als sich ca. 500 Studenten versammelten, um beim Wartburgfest (1817) gegen die undemokratische Politik zu demonstrieren. Daraus folgten die Karlsbader Beschlüsse (1819), die zur Zensur von Büchern und Zeitschriften, sowie einer Überwachung der Universitäten führten. Zusätzlich entwickelte sich mit Beginn der Industrialisierung 1830 eine Massenarmut. Diese nennst du auch Pauperismus.
Die gesellschaftlichen Missstände und die Unzufriedenheit der jungen Generation gipfelte schließlich im Hambacher Fest (1832). Bei dieser Versammlung protestierten 30.000 Menschen für einen einheitlichen deutschen Nationalstaat und mehr demokratische Rechte. Jedoch konnten sich die Protestanten nicht durchsetzen. 1835 wurden schließlich alle Werke des Jungen Deutschlands verboten.
Junges Deutschland — Unterschiede zu Biedermeier & Vormärz
Anders als die politische junge Generation zog sich ein Großteil der Bevölkerung ins Private zurück und zeigte sich gleichgültig gegenüber der Politik. Werke dieser Autoren gehören zur Epoche des Biedermeier. Der Biedermeier hatte ein konservatives Weltbild und hielt an alten Idealen, wie zum Beispiel dem traditionellen Familienbild fest.
Im Gegensatz zum passiven Biedermeier steht der Vormärz. Anders als der Biedermeier, wollten die Autoren des Vormärz die politischen Verhältnisse nicht einfach so hinnehmen. Sie stellten deshalb klare Forderungen nach Demokratie und zeigten in ihren Werken soziale Ungerechtigkeiten auf.
Das Junge Deutschland war eine Strömung im Vormärz. Allerdings versuchten die Autoren des Jungen Deutschlands, die Zensur zu umgehen. Deshalb forderten sie beispielsweise keinen Umsturz des politischen Systems, sondern übten indirekte Kritik an den bestehenden Verhältnissen.
Nach dem Verbot der Schriften des Jungen Deutschlands brachte dann der Vormärz zunehmend radikalere Ideen hervor. In der Flugschrift „Der hessische Landbote“ zum Beispiel riefen Georg Büchner und Georg Friedrich Weidig die Bürger zu einer Rebellion gegen die Obrigkeit auf. Deshalb gehen manche Definitionen der Epoche davon aus, dass der eigentliche Vormärz erst nach dem Verbot des Jungen Deutschland begann.
Junges Deutschland — Literatur und typische Vertreter
Die Literatur des Jungen Deutschland war hochpolitisch und geprägt von Forderungen nach Demokratie und Mitspracherecht. Die Autoren der Strömung wollten politische Missstände aufzeigen und so die Bevölkerung auf die politischen Probleme aufmerksam machen.
Gut zu wissen: Das Junge Deutschland war keine geschlossene Gruppe von Autoren. Stattdessen waren die Schriftsteller über ihre politischen Vorstellungen und ihr liberales Denken verbunden.
Lyrik
Lyrische Texte wie Lieder und Gedichte waren besonders beliebt im Jungen Deutschland. Denn die kurzen Texte ermöglichten den Autoren, die aktuelle politische Situation festzuhalten und für Änderungen zu protestieren.
Zwar hat sich der Dichter Heinrich Heine gegen eine politische Lyrik ausgesprochen, verfasste aber trotzdem selbst politische Gedichte. In seinem Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ zum Beispiel prangert der Dichter Missstände an und wünscht sich eine gerechtere Zukunft. Das erkennst du zum Beispiel in den folgenden Zeilen:
- Es wächst hienieden Brot genug / Für alle Menschenkinder, / Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust, / Und Zuckererbsen nicht minder.
Das lyrische Ich im Gedicht setzt sich also für das Wohlbefinden der Bevölkerung ein und verlangt eine angemessene Grundversorgung.
Schon gewusst? Ein Versepos ist eine Geschichte, die in lyrischer Form — also meist in Versen und Strophen — erzählt wird.
Epik
In der Epik standen im Jungen Deutschland vor allem Reiseberichte im Vordergrund. Darin hielten die Autoren ihre Eindrücke fest und zeigten die politischen Missstände auf. Oft nutzen sie dabei eine ironische Sprache, um so auf die Probleme in der Gesellschaft aufmerksam zu machen.
Heinrich Heines beschreibt zum Beispiel in dem Reisebericht „Die Harzreise“ seine Wanderung durch den Harz und kritisiert dabei die politischen Verhältnisse. Die preußischen Beamten betitelt er als „die besten Leute der Welt“, die „immer freundlich und hilfsbereit“ sind. Mit diesen ironischen Formulierungen verdeutlicht Heine seine Kritik am politischen System.
Ihrem Unmut über die politische Situation machten die Autoren des Jungen Deutschland auch in Broschüren und Flugschriften Luft. In diesen Streitschriften kritisierten die Jungen Deutschen das System und die sozialen Verhältnisse.
Der bedeutendste Roman des Jungen Deutschlands ist Karl Gutzkows „Wally, die Zweiflerin“ von 1835. Allerdings galt der Roman als pornografisch und blasphemisch, also gotteslästernd und wurde deshalb verboten. Karl Gutzkow musste deswegen sogar drei Monate ins Gefängnis.
Dramatik
Das Drama spielte im Jungen Deutschland eine untergeordnete Rolle. Auch hier wollten die Autoren auf die politischen Probleme ihrer Zeit aufmerksam machen. Ein bekanntes Drama aus dem Jungen Deutschland ist Christian Dietrich Grabbes Geschichtsdrama „Napoleon oder Die hundert Tage“.
Zwar lassen sich auch Büchners Dramen „Danton’s Tod“ oder „Woyzeck“ dem Jungen Deutschland zuordnen. Allerdings distanzierte sich Büchner selbst von der Bewegung und gehört deshalb nicht zu den Vertretern des Jungen Deutschland.
Junges Deutschland – Wichtige Autoren und Werke
- Heinrich Heine: „Deutschland. Ein Wintermärchen“
- Christian Dietrich Grabbe: „Napoleon oder Die hundert Tage“
- Karl Gutzkow: „Wally, die Zweiflerin“
- Ludwig Börne: „Briefe aus Paris“
- Heinrich Laube: „Das junge Europa“
Vormärz
Jetzt kennst du das Junge Deutschland und seine Vertreter. Viele Ideen der Epoche wurden vom Vormärz weitergetragen. Alles, was du über den Vormärz wissen musst, erfährst du hier.