Naturlyrik
Du möchtest wissen, was Naturlyrik ist? Hier und im Video erklären wir dir ihre Merkmale und wie du ein Naturlyrik Gedicht analysieren kannst.
Inhaltsübersicht
Was ist Naturlyrik?
Zur Naturlyrik zählst du Texte und Gedichte, die die Natur als zentrales Thema haben. Dabei kann es nur um die Natur gehen oder auch um die Verhältnisse des Menschen zur Natur.
Die Natur wird dabei oft als Metapher für innere Zustände und philosophische Gedanken verwendet. Das Besondere an der Naturlyrik ist, dass sie die menschlichen Gefühle mit der Schönheit und Komplexität der Natur verbindet.
Die Naturlyrik war Ende des 18. und Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts besonders beliebt, insbesondere während der Epochen der Romantik und des Sturm und Drang.
Merkmale der Naturlyrik
Die Naturlyrik hat einige Merkmale, die besonders oft vorkommen und typisch sind. Dazu zählen:
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Metaphern und Symbole:
In der Naturlyrik nutzt du oft Metaphern und Symbole, um tiefere Bedeutungen aufzuzeigen. Was dabei besonders ist, ist die Art und Weise, wie die Natur selbst zur Metapher wird. Durch die Verwendung von bildhafter Sprache dient die Natur als Spiegel der menschlichen Erfahrungen, indem sie Emotionen und Gedanken in anschauliche und greifbare Bilder fasst.
Beispielsweise kannst du einen Baum als Symbol für das Leben verwenden oder die Jahreszeiten als Metapher für verschiedene Lebensphasen.
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Personifikation:
Ein weiteres typisches Merkmal für die Naturlyrik ist die Personifikation. Das heißt, Bestandteilen der Natur werden menschliche Eigenschaften zugesprochen.
Ein Beispiel dafür wäre, wenn der Wind als „flüsternd“ beschrieben wird, was eine geheimnisvolle oder beruhigende Atmosphäre ausdrücken kann.
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Emotionale Reflexion:
Die Dichter nutzten Naturlyrik, um ihre Gedanken und Gefühle widerzuspiegeln. Sie drücken damit emotionale Zustände aus.
Zum Beispiel kann ein Sturm Zorn symbolisieren, während ein ruhiger See für Frieden steht.
Die Themen der Naturlyrik haben sich über die Jahre geändert. Von anfänglichem Schreiben über Harmonie veränderten sich die Gedichte mit zunehmender Zeit immer mehr in eine eher kritische Betrachtung der Natur.
Klassische Naturlyrik
Die Klassische Naturlyrik betont die Harmonie und Schönheit der Natur. Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Hölderlin nutzten die Natur, um ideale, friedliche und ausgewogene Szenen darzustellen. Durch detaillierte und poetische Beschreibung von Landschaften und Naturphänomenen zeigen sie eine tiefe Bewunderung und Wertschätzung für die natürliche Welt.
Typische Motive und deren Bedeutung in der klassischen Naturlyrik sind beispielsweise:
- Bäume → Leben, Wachstum, Weisheit & Beständigkeit
- Wasser → Leben, Reinheit, Erneuerung, Veränderung & Vergänglichkeit
- Sonne → Licht, Wärme, Leben & Klarheit
- Vögel → Freiheit, Sehnsucht & das Geistige
Moderne Naturlyrik
In der Modernen Naturlyrik hat sich das ganze gewandelt. Hauptthemen sind jetzt kritischer, wie Umweltzerstörung und Klimawandel. Das liegt hauptsächlich an aktuellen Ereignissen. Dichter wie Ingeborg Bachmann und Günter Eich verwenden die Natur, um auf die Probleme und Herausforderungen der modernen Welt hinzuweisen. Die Gedichte sind oft ernst und nachdenklich. Das Ziel dahinter ist die Leser dazu bringen, über den Einfluss des Menschen auf die Natur nachzudenken und Verantwortung zu übernehmen.
Auch in der modernen Naturlyrik gibt es typische Motive mit besonderer Bedeutung. Das sind zum Beispiel:
- Plastik im Ozean → Verschmutzung der Meere, Folgen der Wegwerfgesellschaft, menschliche Verantwortungslosigkeit & langfristigen negativen Auswirkungen
- Stromleitungen → menschlichen Einfluss, Durchdringung der Natur mit Technologie & Spannung zwischen Fortschritt und Erhalt unberührter Natur
- Waldbrände → Zerstörung, natürlicher Prozess der Erneuerung & Klimawandel
- Verkehrslärm und Naturgeräusche → ständiger Konflikt von Zivilisation und Natur & Belastung, Bedrohung natürlicher Ruhe durch menschliche Aktivitäten
Übrigens: Nicht nur die Natur inspirierte Dichter und Denker. Auch das „unterwegs sein“ spielt eine zentrale Rolle in der Lyrik. Du möchtest mehr über die Reiselyrik erfahren? Dann schau dir hier das Video dazu an!
Naturlyrik Analyse
Wenn du Naturlyrik analysierst ist es erst wichtig, die symbolische und metaphorische Sprache sowie die tieferen Bedeutungen hinter den Naturbeschreibungen zu verstehen. Danach musst du es noch in verständliche Worte fassen.
Oftmals geht es darum, über die Beziehung zwischen Mensch und Natur nachzudenken. Frage dich, was der Autor zum Ausdruck bringen wollte.
Bäume und Jahreszeiten stehen beispielsweise oft als Metaphern für Leben und Lebensphasen und spiegeln möglicherweise den inneren Zustand des Autors wieder.
Gedicht der Natur
Ein bekanntes Naturgedicht heißt „Wiesen, Blüten, Blumen, Blätter“. An unserer Analyse des folgenden Gedichts zeigen wir dir einige Besonderheiten der Naturlyrik:
„Wiesen, Blüten, Blumen, Blätter.
Dein Duft bezaubert, immerdar.
Es nieselt, trübt, so wie das Wetter.
Dein Zyklus dreht sich Jahr um Jahr.
Wie könnten wir leben ohne Mutter Erde?
In ihrer Obhut treiben wir umher.
Doch wir bekriegen uns um ihre Erde.
Die Tiere wissen: des Menschen Herz ist leer.
Oh Natur, Natur, Natur,
Du bist natürlich, dennoch ungewöhnlich.
Oh Natur, Natur, Natur,
Deine Schönheit trägt die Würde königlich.
Oh Natur, Natur, Natur,
Nimm meine Last auf ewig, gezeichnet Menschenseele kläglich.“
— Autor unbekannt
Einleitung
Der Autor des Gedichts „Oh Natur, Natur, Natur“ ist unbekannt. Es gehört zur modernen Naturlyrik und behandelt emotionale und philosophische Themen, indem es die Natur personifiziert und eine bildreiche Sprache verwendet.
Das Hauptthema ist hier die Schönheit und Beständigkeit der Natur sowie die destruktiven Tendenzen der Menschheit. Das Gedicht könnte als Reaktion auf die zunehmende Umweltzerstörung in der modernen Zeit verstanden werden. Im Folgenden soll untersucht werden, wie der Autor die Themen im Gedicht verarbeitet.
Inhaltsangabe
Das Gedicht besteht aus drei Strophen, die jeweils unterschiedliche Sinnabschnitte darstellen:
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Erste Strophe:
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Inhalt:
Die erste Strophe beschreibt die Schönheit der Natur mit „Wiesen, Blüten, Blumen, Blätter“ und betont deren beständigen Zyklus. Das wechselhafte Wetter symbolisiert den konstanten Wandel der Natur. -
Sinnabschnitt:
Hier wird ein allgemeines Bild der Natur gezeichnet, das sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte umfasst.
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Inhalt:
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Zweite Strophe:
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Inhalt:
Diese Strophe thematisiert die Abhängigkeit des Menschen von der Natur, dargestellt durch die „Mutter Erde“. Sie weist auch auf die destruktiven Handlungen der Menschheit hin, wie den Krieg um Ressourcen. Sie reflektiert die negative Sicht der Tiere auf den Menschen. -
Sinnabschnitt:
Der Wechsel von dem Sinnabschnitt zuvor erfolgt hier zu einer kritischen Reflexion über das menschliche Verhalten gegenüber der Natur.
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Inhalt:
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Dritte Strophe:
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Inhalt:
Die wiederholte Anrufung „Oh Natur, Natur, Natur“ betont die Ehrfurcht und Bewunderung des lyrischen Ichs gegenüber der Natur. Hier ist die majestätische Schönheit der Natur im Vordergrund und wird gebeten, die Lasten der menschlichen Seele zu tragen. -
Sinnabschnitt:
Der letzte Abschnitt reflektiert eine tiefe emotionale Verbindung und zeigt die Natur als Trost und Zuflucht.
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Inhalt:
Im Gedicht tritt ein „lyrisches Ich“ auf, das die Natur direkt anspricht und seine eigenen Gefühle und Gedanken in den Versen widerspiegelt. Es handelt sich nicht um den Autor selbst, sondern um eine poetische Stimme. Sie handelt als eine „klägliche Menschenseele“, die die Themen des Gedichts vermittelt
Formale Analyse
Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen , gefolgt von einer refrainartigen Wiederholung in der letzten Strophe. Es hat ein regelmäßiges Reimschema (ABAB), was dem Gedicht einen melodischen Fluss verleiht. Das Metrum ist ein Jambus, bei dem die Betonung auf der zweiten Silbe liegt. Das gibt dem Gedicht einen rhythmischen und fließenden Charakter. Die Kadenzen variieren zwischen männlichen (betonten) und weiblichen (unbetonten) Endsilben, was zur musikalischen Vielfalt des Gedichts beiträgt.
Dabei ist die zweite Strophe eine Ausnahme: Der Rhythmus wird durch die Verwendung eines umarmenden Reims (ABBA) gebrochen. Dadurch ändern sich auch die Kadenz und das Metrum in dem Teil des Gedichtes. Die Unregelmäßigkeit hebt den dunkleren Aspekt der Strophe hervor: „Doch wir bekriegen uns um ihre Erde“.
Sprachliche Analyse
Das Gedicht kreiert durch seine sprachlichen Mittel eine eindrucksvolle Beschreibung der Natur und eine tiefe emotionale Verbindung des „lyrischen Ichs“ zur Umgebung. Folgende sprachliche Mittel wurden dafür genutzt:
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Wortarten:
Im Gedicht nutzt der Autor eine Vielzahl von Substantiven („Wiesen, Blüten, Blumen, Blätter“), um die Natur lebendig und detailliert zu beschreiben. Substantive verstärken die bildhafte Sprache und lassen die Natur vor dem inneren Auge des Lesers lebendig erscheinen.
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Satzbau:
Der Dichter nutzt sowohl parataktische (aneinandergereihte Hauptsätze) als auch hypotaktische Strukturen (lange Sätze mit Haupt- und Nebensätzen). Das sorgt für eine abwechslungsreiche und dynamische Darstellung der Natur. Du findest auch Enjambements , also Zeilensprünge, im Gedicht. Sie verbinden die Verse miteinander, was den fließenden Charakter unterstützt.
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Stilmittel:
Zu den wichtigsten verwendeten Stilmitteln gehören Metaphern („Mutter Erde“), Personifikationen („nimm meine Last“) und Wiederholungen („Oh Natur, Natur, Natur“). Durch die Stilmittel werden die emotionale und philosophische Tiefe des Gedichts verstärkt.
Wirkung der sprachlichen Mittel
Die bildhafte Sprache sowie die vielfältigen Substantive erzeugen eine lebendigere und eindrucksvolle Darstellung der Natur. Durch den Wechsel zwischen parataktischen und hypotaktischen Sätzen entsteht eine dynamische und spannungsgeladene Erzählweise, die die emotionale Verbindung des Lesers zur Natur verstärkt. Die verwendeten Stilmittel unterstreichen zudem die zentrale Botschaft des Gedichts – die Ehrfurcht vor der Natur und die Verantwortung des Menschen für ihren Schutz.
Interpretation
Das Gedicht kann als Reaktion auf die zunehmende Umweltzerstörung in der modernen Zeit verstanden werden. Die Metaphern und Symbole, wie „Mutter Erde“ und der „Zyklus der Jahreszeiten“, verdeutlichen die Abhängigkeit des Menschen von der Natur und die Bedeutung ihrer Beständigkeit.
Die Personifikation der Natur als eine schützende und tröstende Kraft unterstreicht die emotionale und spirituelle Verbindung zwischen Mensch und Umwelt. Auch die wiederholte Anrufung „Oh Natur, Natur, Natur“ betont die Ehrfurcht und Verzweiflung des „lyrischen Ichs“ angesichts der zerstörerischen Handlungen der Menschheit.
Insgesamt fordert das Gedicht den Leser auf, über die eigene Beziehung zur Natur nachzudenken und Verantwortung für deren Schutz zu übernehmen.
Naturlyrik — häufigste Fragen
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Was versteht man unter Naturlyrik?
Naturlyrik ist eine Sammelbezeichnung für Gedichte, deren Hauptmotive Naturerscheinungen wie Landschaften, Wetter, Tiere und Pflanzen sind. Sie basieren auf dem Erleben der Natur und drückt tiefere menschliche Emotionen und Gedanken aus.
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Was kennzeichnet die Naturlyrik?
Naturlyrik dreht sich vor allem um die Natur und deren Wahrnehmung. Viele bekannte Gedichte stammen aus der Romantik und der Sturm und Drang Epoche. Typische Merkmale sind Metaphern sowie Personifikationen und Themen wie Sehnsucht und Romantik werden behandelt.
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Welche Epoche ist die Naturlyrik?
Die Epoche der Naturlyrik ist hauptsächlich in der Romantik anzusiedeln, etwa von Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Gedichtsanalyse
Jetzt kennst du dich mit der Naturlyrik aus. Wenn du jetzt noch dein Wissen über die Gedichtsanalyse auffrischen willst, findest du hier mehr darüber.