Lotuseffekt
Wie funktioniert eigentlich der Lotuseffekt und wo kannst du ihm im Alltag begegnen? Das und viele weitere spannende Fakten findest du hier und in unserem Video!
Inhaltsübersicht
Lotuseffekt einfach erklärt
Lotuspflanzen haben stets saubere Blätter — und das obwohl sie in schlammigen Sümpfen zu Hause sind. Dafür ist der Lotuseffekt (auch Lotus-Effekt oder Lotoseffekt) verantwortlich.
Beim Lotusblatt sorgt eine besondere Struktur der Blattoberfläche dafür, dass Wasser und Schmutzpartikel einfach abperlen. Damit kann die Lotuspflanze ihre Blätter stets frei von Verunreinigungen halten. Deshalb kannst du den Lotuseffekt auch als Selbstreinigungseffekt bezeichnen. Die Pflanze schützt sich so zum einen vor Krankheitserregern wie Bakterien und Pilzsporen. Zum anderen verhindert sie dadurch, dass Schmutz- und Staubpartikel die Blattoberfläche vom Sonnenlicht abschirmen und die Photosynthese behindern.
Seit seiner Entdeckung durch Wilhelm Barthlott, wurde der Lotuseffekt in viele Alltagsprodukte integriert, beispielsweise in Fassadenfarben, Textilbeschichtungen oder Autolacke.
Wie funktioniert der Lotuseffekt?
Der Abperleffekt bei Lotusblättern funktioniert durch eine Kombination mehrerer „Puzzleteile“. Dabei sind zum einen die chemischen Eigenschaften der Kutikula, der obersten Blattschicht wichtig. Zum anderen tragen die Struktur der Epidermis (Zellschicht unter der Kutikula) und der Kutikula-Oberfläche zum Lotuseffekt bei.
Kohäsion und Adhäsion
Für den Lotuseffekt ist die Oberflächenspannung des Wassers ein wichtiger Faktor: Kohäsionskräfte halten die Wassermoleküle zusammen und sorgen für die Tropfenform. Dagegen wirken Adhäsionskräfte (Kräfte zwischen Oberfläche und Wassertropfen), sobald der Tropfen eine Oberfläche berührt. Je stärker die Adhäsionskräfte, desto eher zerfließt der Tropfen.
$%Bei hoher Oberflächenspannung (= starken Kohäsionskräften) und geringen Adhäsionskräften bleibt das Wasser tropfenförmig und kann abperlen. Bei Oberflächen ohne Lotus-Effekt sind die Adhäsionskräfte stärker — der Tropfen zerfließt und die Oberfläche wird benetzt .
Die Tricks der Lotuspflanze
Im Laufe der Evolution haben Lotuspflanzen gleich zwei Tricks entwickelt, um die Adhäsionskräfte auf ihren Blattoberflächen zu verringern — also damit Wasser und Schmutz nicht darauf haften können.
- Chemischen Eigenschaften: Wachse der Kutikula machen sie wasserabweisend (hydrophob).
- Doppelte Strukturierung: Nach außen gewölbte Epidermiszellen (Mikrometerbereich) und winzige Wachsplättchen (Nanometerbereich) auf der Kutikula machen die Blattoberfläche uneben/rau. Dadurch verringert sich die Kontaktfläche, auf der Moleküle des Wassertropfens und der Kutikula-Oberfläche miteinander in Kontakt treten können — ebenso für Schmutzpartikel. Wasser und Schmutz haben dadurch eine verringerte Haftung zur Blattoberfläche — Wassertropfen perlen ab und spülen dabei auch den Schmutz weg.
Wo findest du den Lotuseffekt im Alltag?
Der Lotuseffekt ist heutzutage in viele Alltagsanwendungen integriert. Verschiedene Beschichtungen erleichtern dabei die Reinigung der Oberflächen — mit etwas Wasser lässt sich Schmutz einfach wegspülen.
Als Produkte mit Lotus-Effekt gibt es mittlerweile:
- Fassadenfarben
- Beschichtungen für Glasscheiben
- Autolacke
- Textilbeschichtungen für Kleidung
- Beschichtungen für medizinische Utensilien
Seit seiner Entdeckung in den 1970er-Jahren hat sich der Lotuseffekt mittlerweile zu einem Klassiker der Bionik (Kombination aus Biologie und Technik) entwickelt. In diesem Wissenschaftszweig versuchen Forscher, Erkenntnisse aus der Biologie in die Technik zu übertragen.
Entdeckung des Lotuseffekts
Der deutsche Botaniker Wilhelm Barthlott entdeckte den Lotuseffekt in den 1970er-Jahren. Bei der Betrachtung von Lotusblättern mit Hilfe eines Elektronenmikroskops fiel ihm dabei erstmals die besondere Struktur ihrer Blattoberfläche auf.
Aber wie sieht die Struktur der Blattoberfläche eigentlich genau aus und wie ist der Rest eines Blattes aufgebaut? Schau dir unser Video zum Blattaufbau an und finde es heraus!