Der Begriff Utilitarismus ist dir über den Weg gelaufen? Keine Sorge, in unserem Artikel und im Video erklären wir ihn dir so einfach wie möglich!

Inhaltsübersicht

Utilitarismus einfach erklärt

Welche Handlungen sind richtig und welche falsch? Auf diese Frage haben schon sehr viele Philosophen versucht eine Antwort zu finden. Einen möglichen Lösungsweg bietet die Herangehensweise des Utilitarismus (lat. „der Nutzen“) von dem Philosophen Jeremy Bentham. Er beschreibt ein sehr rationales Vorgehen, wenn es um die Bewertung deiner Handlungen geht.

Bei jeder Handlung musst du dir folgendes überlegen: „Wie vielen Personen schade ich mit meinem Verhalten und wie vielen Personen bringe ich damit einen Vorteil/Nutzen/Glück?

Einfach gesagt, hilft dir dabei eine rationale Pro-Contra-Liste bzw. eine Kosten-Nutzen-Analyse. Mit deren Hilfe kannst du beurteilen, ob eine Handlung richtig oder falsch ist.

Wenn der Nutzen die Nachteile/Kosten überwiegt, dann ist dein Verhalten moralisch richtig. Wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen, dann ist dein Verhalten gemäß des Utilitarismus moralisch falsch. Bei der Frage der Moral sind hierbei deine eigenen Motive hinter der Handlung nicht relevant.

Die 4 Merkmale des Utilitarismus 
  • Konsequentialistisch = Die Folgen und Konsequenzen einer Handlung fließen in die Beurteilung mit ein.
  • Hedonistisch = Beim Utilitarismus ist die Lustbefriedigung das wichtigste Ziel des Menschen, also der maximale Nutzen.
  • Egalitär = Es werden die Bedürfnisse von allen Beteiligten gleichwertig berücksichtigt.
  • Teleologisch = Das Ziel beziehungsweise der Zweck einer Handlung spielt eine wichtige Rolle.

Die 4 Prinzipien des Utilitarismus

Im Utilitarismus gibt es vier wichtige Prinzipien, die auf den vier Merkmalen beruhen:

  • Konsequenzenprinzip / Folgenprinzip
  • Hedonistisches Prinzip / Lustprinzip
  • Universalistisches Prinzip / Verallgemeinerungsprinzip
  • Utilitätsprinzip / Nützlichkeitsprinzip

Keine Sorge, wir erklären dir mithilfe von Beispielen, was diese Prinzipien genau bedeuten!

Das Konsequenzenprinzip

Der Utilitarismus kann auch mit dem Begriff Folgeethik bezeichnet werden. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass deine Handlungen nach ihren Folgen / Konsequenzen beurteilt werden.

Demnach ist eine Handlung nur dann moralisch richtig, wenn die positiven Folgen die negativen Folgen überwiegen. Die Gründe / Motive hinter dieser Handlung spielen dabei keine Rolle.

Konsequenzenprinzip – Beispiel

Stell dir vor, du warst gerade in der Stadt einkaufen und hast deshalb viel lästiges Kleingeld in deinem Geldbeutel. Jetzt läufst du an einem Obdachlosen vorbei, der nach Geld bettelt
Wenn du ihm das Geld gibst, hast du folgende Vorteile

  1. einem Menschen in Not wird geholfen und du hast ihn glücklich gemacht
  2. du hast dadurch ein gutes Gewissen 
  3. du hast kein Kleingeld mehr im Geldbeutel 

Deine Spende hat folgende Nachteile:

  1. Du hast danach weniger Geld.

Insgesamt überwiegen hier also die positiven Folgen, weshalb es moralisch richtig wäre, dem Obdachlosen dein Kleingeld zu geben.

Das hedonistische Prinzip

Beim hedonistischen Prinzip geht es darum, die Folgen deiner Handlungen nach der größtmöglichen Lust zu beurteilen. Deshalb wird es auch als das Lustprinzip bezeichnet. Mit Lust ist hier der größtmögliche persönliche Nutzen gemeint.

Ob eine Handlung hierbei moralisch richtig oder falsch ist, wird an ihrer Fähigkeit beurteilt, Lust zu vermehren oder Unlust zu verringern.

Hedonistisches Prinzip – Beispiel

Stell dir vor, deine Freundesgruppe überlegt, was ihr am Freitagabend unternehmen sollt. Es gibt zwei Möglichkeiten, einmal ein Lagerfeuer mit Übernachtung am See oder ein Konzertbesuch. Jeder aus deiner Gruppe muss jetzt entscheiden, welche Aktivität ihm mehr Lust verschafft.

Die Möglichkeit, die den meisten deiner Freunde mehr Lust bereitet, wird dann auch gewählt.

Das universalistische Prinzip

Das universalistische Prinzip besagt, dass du bei der Betrachtung das Wohlergehen aller berücksichtigst, die von der Handlung betroffen sind. Keine Person zählt mehr als eine andere, alle betroffenen Personen werden gleich behandelt. Deshalb spricht man auch vom Verallgemeinerungsprinzip.

Universalistisches Prinzip – Beispiel

Stell dir vor, du bist Chef eines Unternehmens. Du stehst vor der Entscheidung, einen langjährigen Mitarbeiter mit Familie zu entlassen und dafür einen jungen Mitarbeiter ohne Familie einzustellen. Feuerst du den älteren Mitarbeiter, leidet darunter nicht nur er selbst, sondern auch seine Frau und seine zwei Kinder. Stellst du die jüngere Person nicht ein, leidet nur sie selbst

Hier wäre es also moralisch richtig, den langjährigen Mitarbeiter zu behalten und den neuen nicht einzustellen.

Das Utilitätsprinzip

Beim Utilitätsprinzip geht es darum, dass jeder Einzelne den Nutzen für sich selbst bewertet. Der Nutzen ist die Freude und die Kosten sind das Leid. Es wird berechnet, ob mehr Leid oder mehr Freude bei den Betroffenen durch die Handlung verursacht wird. Man spricht auch vom Prinzip der Nützlichkeit.

Entsteht mehr Freude als Leid, heißt das, die Entscheidung ist moralisch richtig.

Utilitätsprinzip – Beispiel

Stell dir vor, du überlegst, ob du dich bei einem Tanzkurs anmelden sollst. Die Anmeldung ist mit monatlichen Kosten und Zeit verbunden (hier dein Leid). Jedoch hältst du dich dadurch fit, bekommst mehr Ausdauer und hast zusätzlich Spaß (hier deine Freude). 

Da aus dieser Anmeldung mehr Freude, als Leid für dich entsteht, solltest du dich beim Tanzkurs anmelden. Dein Freund hat dagegen keinen Spaß am Tanzen. Deshalb überwiegt für ihne das Leid und er meldet sich nicht an.

Die Kritik am Utilitarismus

Der Ansatz des Utilitarismus ist sehr einfach und rational gehalten. Dadurch entstehen einige Probleme:

Beim Utilitarismus werden die individuelle Freiheit sowie die Menschenrechte nicht ausreichend berücksichtigt. Das Leid einer einzelnen Person wird nicht höher gewertet, als das Glück der Anderen.

Warum das moralische Probleme aufwirft, zeigen dir folgende Beispiele:

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Das „Trolley-Problem“

Das sogenannte Trolley-Problem beschreibt die Fragestellung, ob man den Tod eines einzelnen in Kauf nimmt, um dabei fünf andere zu retten. Durch das Umstellen der Schienen würde der Zug nur eine Person erfassen anstatt fünf.

Laut dem Utilitarismus ist die Antwort ganz klar, der Tod des einzelnen muss in Kauf genommen werden, da wenn wir Freude und Leid addieren, das Leben der fünf anderen mehr wert ist.

Wichtig: Es gibt keine richtige Antwort und Lösungen zu dem Trolley-Problem. Es ist lediglich ein Gedankenexperiment, mit dem wir die Moral hinterfragen.

Moralisch töten?

Wir haben dir noch ein weiteres Beispiel mitgebracht!

Ein Chirurg hat fünf kranke Patienten, die alle ein anderes Organ brauchen, um zu überleben. Am selben Tag kommt ein junger gesunder Reisender in die Klinik und will sich durchchecken lassen. Der Chirurg erkennt, dass die Organe des Reisenden mit allen fünf kranken Patienten kompatibel wären.

Verwenden wir in dieser Situation den Utilitarismus, müsste der Arzt den jungen Reisenden umbringen, um mit seinen Organen die fünf anderen zu retten. Da fünf Lebende mehr wert sind als ein Toter, dürfte er moralisch töten. Ob dieses Verhalten auch moralisch richtig ist, musst du dir selbst überlegen.

Nicht Praxistauglich

Nicht nur moralische Aspekte sind ein Kritikpunkt des Utilitarismus, auch das Problem der Messbarkeit kann nicht eindeutig beantwortet werden. Mit welcher Einheit können wir Freude und Leid rational messen? Eine solche Einheit zu definieren ist nicht möglich.

Zum Schluss stellt sich noch die Frage, wie der Utilitarismus in der alltäglichen Praxis aussehen soll. Der Mensch müsste ständig alle Folgen seines Handelns analysieren. Das ist aufwendig, überfordernd und nicht alltagstauglich.

Vertreter des Utilitarismus

Der Utilitarismus als ethisches Konzept wurde von unterschiedlichen Philosophen aufgegriffen. Sei es im 18. Jahrhundert von Bentham oder durch den heute noch lebenden Peter Singer.

  • Jeremy Bentham:
    Er hat die Nützlichkeitslehre zwar nicht erfunden, aber er brachte als erster den Utilitarismus nach Europa. Benthams quantitativer Utilitarismus sagt, man soll den größtmöglichen Nutzen kreieren. „Das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl.”

  • John Mill:
    Er erweiterte die Lehren Benthams und führte den qualitativen Utilitarismus ein. Hierbei ist nicht nur die rationale Quantität, sondern auch die Qualität des Nutzens wichtig. Einige Arten von Vergnügen sind laut ihm nämlich wertvoller als andere.

  • Peter Singer:
    Er lehrt eine modernere Form und zwar den Präferenzutilitarismus. Er ist bekannt durch seine Meinung zu Tieren. Für ihn ist beispielsweise der Tod einer Fliege moralisch vertretbar, da die Fliege sich selbst nicht bewusst ist und keine Wünsche hat.

Utilitarismus — häufigste Fragen

  • Was ist der Utilitarismus einfach erklärt?
    Utilitarismus Definition: Beim Utilitarismus werden die Folgen einer Handlung rational bewertet. Sind die Folgen der Handlung insgesamt positiv für alle Betroffenen, ist die Handlung moralisch richtig. Jeremy Bentham sprach vom „größtmöglichen Glück der größtmöglichen Zahl“.

  • Was ist das Gegenteil von Utilitarismus?
    Das Gegenteil von Utilitarismus ist die Pflichtenethik von Immanuel Kant. Beim Utilitarismus geht es um die Folgen des Handelns und bei der Pflichtenethik geht es um die Motive des Handelns („Du sollst!“). 

Kategorischer Imperativ (Kant)

Philosophen sind sich nicht immer einer Meinung. Vor allem bei der Frage „Was ist moralisch richtig und was falsch?“ scheiden sich die Geister. Immanuel Kant hatte einen anderen Vorschlag als Bentham, er entwarf als Gegenentwurf zum Utilitarismus den Kategorischen Imperativ. Welche interessante Idee sich hinter diesem Prinzip versteckt, erfährst du in unserem Video !

Zum Video: Kategorischer Imperativ (Kant)
Zum Video: Kategorischer Imperativ (Kant)

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