Alles in unserem Leben ist vorherbestimmt! Oder doch nicht? Alles rund um den Determinismus und seine verschiedenen Auslegungen erfährst du hier .

Inhaltsübersicht

Determinismus einfach erklärt

Der Determinismus ist die Auffassung, dass alle Ereignisse eindeutig vorherbestimmt sind. Er geht also davon aus, dass vergangene, gegenwärtige und insbesondere auch zukünftige Geschehnisse festgelegt sind.

Der Grundgedanke des Determinismus basiert auf dem Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Im einfachsten Fall lassen sie sich einander eindeutig zuordnen. Das nennst du dann Kausalität

Determinismus Beispiel: Du füllst Wasser in ein Glas (Ursache). Der Wasserstand steigt (Wirkung).
Es besteht keine Möglichkeit, dass der Wasserstand gleich bleibt oder sinkt. Ursache und Wirkung hängen also kausal zusammen. Das Ansteigen des Wasserstandes ist somit determiniert.

Das Konzept des Determinismus ist jedoch sehr vielseitig. Neben physikalischen Naturgesetzen, beschreibt der Determinismus auch eine philosophische Grundhaltung und psychologische Konzepte.

Determinismus Definition

Determinismus kommt vom Lateinischen „determinare“. Das bedeutet „festlegen“, „Grenzen setzen „, „begrenzen“. Der Determinismus geht von einer Vorherbestimmtheit aller Dinge aus — einschließlich des menschlichen Handelns.

Determinismus in der Physik

In der Physik gibt es Naturgesetze, an denen du nicht rütteln kannst. Solange zum Beispiel die Erdanziehung existiert, werden Gegenstände immer nach unten fallen. Die Erdanziehung determiniert also das Fallen.

In der physikalischen Theorie besagt der Determinismus, dass frühere oder gegenwärtige Zustände eines physikalischen Systems, dessen Zustand zu einem späteren Zeitpunkt vorherbestimmen. Wenn man den Ausgangszustand kennt, kann man also Aussagen darüber treffen, wie ein physikalisches System zu weiteren Zeitpunkten aussehen wird.

Determinismus Beispiel Newton’sche Mechanik 

Zum Beispiel nutzte Newton den Determinismus, um Vorhersagen zur Position von Planeten zu bestimmten Zeitpunkten zu machen. Er beschreibt dabei einen deterministischen Zusammenhang: Wenn der Ausgangspunkt, die Bewegungsrichtung und die Geschwindigkeit eines Gegenstandes bekannt sind, lässt sich der Standort zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt berechnen.

Aber hier wird es etwas komplizierter: Denn der Physiker Heisenberg entwarf 1927 eine neue Theorie, nach der die Grundlagen der Newton’schen Mechanik unvollständig sind.

Determinismus Beispiel Heisenberg’sche Unschärferelation

In der Quantenmechanik lassen sich die Bewegungen von Teilchen nach Heisenberg nicht nur linear punktförmig beschreiben sondern auch als Wellen. Bei kleinen Teilchen (z.B. Elektronen) lässt sich dabei jedoch nur entweder der Ort oder der Impuls des Teilchens genau bestimmen — aber niemals beides. Dadurch ist eine genaue deterministische Vorhersage nicht möglich.

Doch hier kann sogar der physikalische Determinismus schon philosophisch werden! Denn je nach Interpretationsart lässt sich auch Heisenbergs Theorie mit dem Determinismus vereinbaren oder nicht

Heisenberg beschreibt die Unmöglichkeit, Impuls und Ort eines Teilchens gleichzeitig zu kennen. Das nennt er Unschärfen.

Eine Theorie ist, dass es sich bei diesen Unschärfen nur um Messungenauigkeiten handelt. Das würde bedeuten, dass eigentlich nur die Rechnung unvollständig ist. Wüsste man die Größe des Messfehlers, könnte man auch die Position eines Teilchens genau bestimmen. Die Theorie wäre mit dem Determinismus vereinbar.

Eine andere Theorie zu den Unschärfen besagt aber, dass Teilchen sich prinzipiell nicht eindeutig verhalten. Demnach wären die Unschärfen eine zusätzliche Variable: der Zufall. Dann könnte man den Ort und Impuls eines Teilchens nie klar vorherbestimmen. Die Theorie wäre also nicht mit dem Determinismus vereinbar. 

Wissenschaftlicher Determinismus

Der wissenschaftliche Determinismus geht von einem heuristischen Determinismus aus. Das heißt, dass Dinge mit einer bestimmten (hohen) Wahrscheinlichkeit durch andere vorherbestimmt werden. Ohne diese Grundannahme wäre das Aufstellen von Naturgesetzen unmöglich. 

Beispiel — Determinismus Freier Fall: Stell dir  vor, du betrachtest einen Wirbelsturm. Dabei werden Gegenstände quer durch die Luft geschleudert. Sie „fallen“ also auf einmal völlig anders. Das physikalische Gesetz des freien Falls wird trotzdem nicht durch eine Komponente „+Wirbelsturmstärke“ ergänzt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Fallrichtung eines Gegenstands im Alltag durch einen Wirbelsturm determiniert wird, ist sehr gering

Einige Physiker gehen sogar so weit, dass sie den Determinismus als völlig irrelevant für die Physik ansehen. Eine Kompromiss der Meinungen kann die Annahme sein, dass manche Gesetze in der Physik deterministisch und andere zufallsbedingt sind.

Wieder andere Wissenschaftler vertreten einen metaphysischen Determinismus. Den kannst du dir im Kontext des philosophischen Determinismus genauer anschauen.

Determinismus in der Philosophie

Der metaphysische Determinismus geht von einem absoluten, alles übergreifenden Determinismus aus. Jedes Atom wird durch noch kleinere Teilchen und kleinste Bewegungen vorherbestimmt.

Das klingt schwer greifbar? Der philosophische Determinismus geht sogar noch weiter. Denn auch menschliches Handeln gilt als vorherbestimmt. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um einen kausalen Determinismus. Ursache und Wirkung lassen sich also nicht immer eindeutig zuordnen.

Das menschliche Verhalten kann zum Beispiel durch äußere Faktoren, vergangene Erlebnisse und genetische Veranlagungen beeinflusst sein. 

Das wirft die Frage nach der Freiheit des Menschen auf. Die wäre in einem strengen Determinismus nicht gegeben. Aber ist das Leben vorherbestimmt?

Determinismus in der Theologie

Theologischer Determinismus folgt der Annahme, dass das Göttliche alle Ereignisse und Handlungen in der Welt festlegt. Monotheistische Religionen wie das Judentum, Christentum und der Islam , gehen dabei von einem allwissenden und allmächtigen Gott aus.

Dabei verläuft alles nach einem großen Plan Gottes. Auch das menschliche Handeln ist somit durch Gott determiniert. 

Determinismus in der Rechtsphilosophie

Durch Annahmen wie diese entstehen Fragen und Probleme für die Rechtslage. Denn können Menschen überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden, wenn ihr Handeln vorherbestimmt ist?

Da das Gesetz Möglichkeiten der Strafunfähigkeit beinhaltet, entstehen hierzu immer wieder Diskussionen. Dabei versuchen Täter zum Beispiel, sich auf einen Gott oder höhere Umstände zu berufen.

Auf philosophischer Ebene liegt die Verantwortung für das eigene Handeln vielleicht nicht beim einzelnen Menschen. Rechtlich ist allerdings klar, dass kriminelle Taten auch bestraft werden müssen. 

Auch falls menschliches Handeln vorherbestimmt ist, gilt vor dem Gesetz deshalb jede bewusste Handlung als selbstbestimmt. Die Tat erfolgt nach freiem Willen und kann entsprechend auch bestraft werden.

Das Thema freier Wille spielt auch im psychologischen Determinismus eine große Rolle.

Determinismus in der Psychologie

Der Determinismus in der Psychologie beschreibt, dass alle aktuellen psychischen Zustände einer Person auf kausale Bedingungen zurückgehen. Die Ursachen liegen dabei in der Vergangenheit und die Wirkung in der Gegenwart.

Kausaler Determinismus setzt den direkten Zusammenhang von Ursache und Wirkung voraus. Das aktuelle menschliche Verhalten wäre dabei unvermeidbar durch vergangene Erlebnisse vorherbestimmt.

Das würde bedeuten, dass der Mensch in seinem Wahrnehmen, Empfinden und Handeln nicht frei ist. Damit hätte er keinen freien Willen. Diese Überlegung wird auf neurologischer Ebene sogar noch komplexer.

So können Menschen Handlungen zum Beispiel erst dann bewusst planen, wenn die Handlung im Gehirn bereits als Aktionspotential messbar ist. Auf physiologischer Ebene bedeutet das, dass unser Gehirn schon vor unserem bewussten Selbst handelt.

Auch Aufmerksamkeitsprozesse und das Auftreten von Emotionen  geschehen oft unbewusst. Es lässt sich also leicht argumentieren, dass der Mensch durch physiologische Strukturen und vorherige Erlebnisse vorherbestimmt ist und somit keinen freien Willen hat.

Ganz so einfach ist menschliches Handeln jedoch nicht erklärbar. Handlungen haben zwar meistens Ursachen und Wirkungen, aber die Zusammenhänge sind oft komplex.  

Determinismus Beispiel

Du möchtest etwas trinken und greifst nach deiner Flasche. 
Wirkung: Du greifst nach deiner Flasche. (Handlung)
Ursache in der Gegenwart: Du hast Durst. (Empfindung)
Ursache in der Vergangenheit: Du hast zuvor wenig getrunken. (Handlung)

Du trinkst, weil du Durst hast. Du hast Durst, weil du wenig getrunken hast. Deine Handlung ist also bereits durch Handlungen in der Vergangenheit und Empfindungen in der Gegenwart beeinflusst.

Trotzdem fühlst du dich vermutlich nicht zwanghaft dazu bestimmt, in genau diesem Moment etwas trinken zu müssen. Stattdessen fühlt sich das Bedürfnis, etwas zu trinken, ganz normal an. Die Entscheidung, die Flasche zu nehmen erfolgt gefühlt frei und bewusst. Der psychologische Determinismus fühlt sich für uns also ganz natürlich an.

Mehr noch: Ohne die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung wäre unser Leben ziemlich kompliziert! Das können ganz kleine Dinge sein: Du vermeidest zum Beispiel bestimmtes Essen, weil es dir nicht schmeckt. Oder du hältst dich fern von Abgründen, weil du Höhenangst hast… Erfahrungen und aktuelle Zustände bestimmen also dein Verhalten.

Doch nicht jeder vertritt diese Haltung. Als Gegenthese geht der Indeterminismus von einem komplett unabhängigen Handeln aus.

Indeterminismus

Der Indeterminismus ist die Lehre von der Willensfreiheit oder Theorie des Willens. In extremer Form gelten menschliche Entscheidungen und Handlungen dabei als unabhängig von vergangenen Situationen, Motivationslagen und Reizen.

Innerhalb des psychologischen Determinismus kann der Indeterminismus aber auch eine gemäßigtere Haltung sein. Er soll dabei beschreiben, dass die Psyche „mehr als nur kausale Zusammenhänge“ ist. Das heißt, auch wenn bestimmte Grundlagen gegeben sind, kann das menschliche Handeln völlig unterschiedlich aussehen.

Probleme des Determinismus

Vielleicht hat dir der Indeterminismus schon vor Augen geführt: Der Mensch ist weder völlig unbestimmt und frei, noch komplett gefangen in seinem Handeln.

Eines der Hauptprobleme des Determinismus ist deshalb, dass er sehr unterschiedlich ausgelegt werden kann. Vertreter des Determinismus können zum Beispiel eine Allgemeingültigkeit und Absolutheit voraussetzen oder nur einzelne Aspekte beschreiben.

  • Für den Determinismus in der Physik haben manche Physiker die Einstellung, dass es sowohl deterministische Naturgesetze als auch statistische Heuristik gibt.

  • Im Determinismus in der Philosophie setzen theologische und ideologische Diskurse meistens eine Allgemeingültigkeit voraus. Für die Rechtsphilosophie muss hingegen die Verantwortlichkeit für das eigene Handeln beim Menschen liegen.

  • Der psychologische Determinismus geht davon aus, dass vergangene Erfahrungen die Psyche in der Gegenwart vorherbestimmen. Physiologisch wird das Handeln durch das Gehirn determiniert. Sieht man das Gehirn als Teil des handelnden Akteurs, hat der Mensch trotzdem einen freien Willen.

Der metaphysische Determinismus als alles übergreifender Determinismus lässt sich schwer diskutieren. Es lässt sich nicht beweisen, dass alles vorherbestimmt ist. Gleichzeitig lässt sich aber auch nicht beweisen, dass Dinge nicht vorherbestimmt sind.

Deine allgemeine Haltung zum Determinismus musst du wohl selbst herausfinden! Die Determiniertheit einzelner Aspekte des Lebens zu erkennen, ist da schon einfacher.

Determinismus — häufigste Fragen

  • Was ist Determinismus Definition?
    Der Determinismus geht davon aus, dass alle Ereignisse vorherbestimmt sind. Das umfasst insbesondere auch zukünftige Ereignisse und menschliches Handeln.

  • Was ist das Gegenteil von Determinismus?
    Die Gegenthese zum Determinismus bildet der Indeterminismus. Er besagt, dass Ereignisse nicht oder nur sehr bedingt durch kausale Zusammenhänge und Naturgeschehen festgelegt sind.

  • Was bedeutet determiniert Definition?
    Die Bedeutung von determinieren ist „etwas in seinen Grenzen festlegen“, „bestimmen“. Determiniert bedeutet, dass ein Zustand oder eine Aktion durch frühere Ursachen bestimmt ist.

Sapir-Whorf Hypothese

Zum Thema Determinismus durch Sprache gibt es die Sapir-Whorf Hypothese. Was es damit genau auf sich hat, erfährst du hier .

Zum Video: Sapir-Whorf-Hypothese
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