Rousseau Menschenbild
Wie hat Jean-Jacques Rousseau die Menschen gesehen? Das Rousseau Menschenbild scheint voller Widersprüchlichkeiten zu stecken. Wie lassen sie sich verstehen?
Inhaltsübersicht
Rousseau Menschenbild einfach erklärt
In Rousseaus Menschenbild ist der Mensch von Natur aus gut, aber die Gesellschaft schlecht. Rousseau unterschied zwischen dem Naturzustand des Menschen und der Entfremdung durch „Vergesellschaftung“. Dabei wird der Mensch in einen gesellschaftlichen Rahmen gezwungen, zum Beispiel aufgrund von Herkunft oder Geschlecht.
„Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; jedoch, der Mensch ist von Natur aus gut, ich glaube, es nachgewiesen zu haben“
— Jean-Jacques Rousseau
Nach Rousseaus Menschenbild ist der Mensch gut, körperlich fit und anpassbar. Die Menschen sind in ihrem Naturzustand gleich, glücklich und zufrieden. Selbstliebe, Mitleid und Streben nach Vollkommenheit treiben sie an.
Trotzdem beschrieb Jean-Jacques Rousseau die Gesellschaft als schlecht. Hierfür machte er vor allem die damaligen Strukturen verantwortlich. Soziale Unterschiede bezüglich des Rangs und Eigentums würden zum Beispiel Ungerechtigkeit und Konflikte auslösen.
Naturzustand des Menschen im Rousseau Menschenbild
In der Zeit der Aufklärung wurde viel über die Natur des Menschen philosophiert. Thomas Hobbes beschrieb den Naturzustand der Menschen als schlecht — sie seien egoistisch, gierig und misstrauisch.
Dem gegenüber stand Jean-Jacques Rousseaus Menschenbild mit seiner positiven Sicht auf den Naturzustand. Angetrieben wird der Mensch dabei durch drei Dinge:
- Selbstliebe (amour de soi): Menschen versuchen vor allem, selbst zu überleben.
- Mitleid (pitié): Menschen sehen andere Menschen ungern leiden. Der Mensch ist daher prinzipiell keine Bedrohung für seine Artgenossen.
- Vervollkommnung (perfectibilité): Menschen können sich entwickeln und streben nach Vollkommenheit.
Doch auch Rousseau sah die Aspekte, die Hobbes beschrieb. Er warf Hobbes jedoch vor, dass es sich dabei nicht um den Naturzustand handele. Denn erst die Vergesellschaftung und Entfremdung vom Selbst bringe das Schlechte im Menschen hervor.
Der Mensch in seinem Naturzustand sei ähnlich wie ein Tier. In der Gesellschaft könne er das jedoch nicht ausleben. Durch Beziehungen zu Anderen wandele sich die Selbstliebe zur Selbstsucht.
Jean-Jacques Rousseau beschrieb, dass Eigentum und Ränge zu Ungleichheit führen. Das wiederum sorge für Ungerechtigkeit, Neid und Missgunst. Die Vergesellschaftung und Entfremdung ist in Rousseaus Menschenbild der Ursprung aller Konflikte und Kriege.
Erziehung im Rousseau Menschenbild
Ganz ohne Gesellschaft wäre der Mensch in Rousseaus Menschenbild aber kaum von einem Tier zu unterscheiden. Er beschäftigte sich deshalb sehr mit dem Thema Erziehung.
In Jean-Jacques Rousseaus Menschenbild wollen Kinder lernen. Eine positive Erziehung kann dabei sogar helfen, der Entfremdung entgegenzuwirken.
„Man veredelt die Pflanze durch Zucht und die Menschen durch Erziehung.“
— Jean-Jacques Rousseau
Rousseau ging davon aus, dass die Erziehung schon bei der Geburt beginnt. Kinder betrachtete er als Individuen, denen die Eltern Raum für Lernen und Wachstum bieten sollten.
Aber auch beim Staat sah Rousseau einen Erziehungsauftrag. Die staatliche Erziehung sollte tugendhaft und patriotisch sein. Auch dadurch sollte der Entfremdung entgegengewirkt werden.
Jean-Jacques Rousseau sah die Erziehung als Möglichkeit, neue Menschen zu prägen. Die tugendhaften Menschen könnten dann in einem verbesserten Staat zusammenleben.
Rousseau Gesellschaftsvertrag
Natürlich stellt sich damit auch die Frage, wie ein solcher Staat aussehen sollte. Rousseau sah hier vor allem das Verhindern der Entfremdung als Ziel. Er wollte einen Staat schaffen, der möglichst nah am Naturzustand des Menschen wäre.
Das hielt Rousseau in seinem Buch zum Gesellschaftsvertrag (Du Contract Social) fest. Darin beschrieb er, dass sich der Einzelne der Allgemeinheit anpassen und dem Gemeinwesen unterordnen sollte. Er betonte dabei die Bedeutung des Willens. Den unterteilte er in den Willen des Einzelnen und den der Gesellschaft.
Genauer beschrieb Rousseau das in seiner Identitätstheorie. Er ging davon aus, dass eine Einheit von Staat und Individuum erreicht werden könnte. Dadurch wäre der Mensch seinem Naturzustand auch in einer Gesellschaft wieder nah.
Laut Rousseaus Identitätstheorie sollte der Wille des Einzelnen mit dem Gemeinwillen übereinstimmen. So würde der Entfremdung entgegengewirkt werden. Denn jeder Einzelne könnte sich dann selbst in der Gesellschaft wiedererkennen. Für dieses Gemeinwesen prägte Rousseau den Begriff des Souveräns. Aus der Vereinigung Aller entsteht dabei ein Staat mit einem Gesamtwillen.
Eigener Wille und Gemeinschaftswille im Rousseau Menschenbild
Der Gesamtwillen (volonté de tous) setzt sich dabei aus dem eigenen Willen und dem Gemeinschaftswillen zusammen. Der eigene Wille (volonté particulière) wird dabei dem Gemeinschaftswillen (volonté générale) untergeordnet.
Dieser Gesamtwille soll in Rousseaus Menschenbild möglichst nah am Naturzustand des Menschen sein. Um das zu erreichen, waren seine Ideen ganz schön radikal!
- Entscheidungen sollten nie vom Einzelnen, sondern durch Volksentscheidungen getroffen werden. Dabei sah er alle Entscheidungen als legitim, die durch und für die Allgemeinheit getroffen werden.
- Der Mensch müsse zur Not zur Freiheit gezwungen werden. Und wenn das Töten einer Person die Gesellschaft schützt, hielt Rousseau sogar die Todesstrafe für gerechtfertigt!
- Die Gesellschaft sollte durch Freiheit, Gleichheit und gemeinsame Ziele gekennzeichnet sein.
Dadurch wird er oft als Vorreiter der Französischen Revolution gesehen. Auch sozialistische Ideen lassen sich in seinen Schriften wiederfinden.
Allerdings gab es bei Rousseau auch viele Aspekte, die sich nicht mit den politischen Ideen der Revolution und des Sozialismus deckten. Zum Beispiel würde das uneingeschränkte Befolgen eines Gemeinwillens der Demokratie widersprechen.
Das Menschenbild Rousseaus zeigt bereits, wie fortschrittlich seine Gedanken für die damalige Zeit waren.
Rousseau Menschenbild — häufigste Fragen
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Welches Menschenbild hat Rousseau?
Rousseau sieht ursprünglich alle Menschen als gleich und frei an. Durch die Vergesellschaftung wurde der Bürger jedoch entfremdet und abhängig. Der Gesellschaftsvertrag soll ihm helfen, als Teil des Souveräns ein freier Bürger zu werden. -
Wie erklärt Rousseau das Böse im Menschen?
Nach Rousseau ist der Mensch eigentlich gut, doch äußere Einflüsse der Gesellschaft bringen schlechte Eigenschaften in ihm hervor. Das Zusammenleben sorgt für Ungleichheit, Neid und Missgunst. Das sieht Rousseau als Ursache von Konflikten und Kriegen. -
Wie ist der Mensch bei Rousseau?
Im Naturzustand ist der Mensch bei Rousseau gut und alle sind gleich. Der Mensch ist glücklich und zufrieden und wird durch Selbstliebe, Mitleid und Vervollkommnung angetrieben. Doch Eigentum und Vergesellschaftung sorgen für Ungleichheit. Sie führen zu Misstrauen und manchmal sogar Kriegen.
Kategorischer Imperativ (Kant)
Super, du weißt nun alles über das Rousseau Menschenbild! Doch auch Aufklärer wie Immanuel Kant hatten spannende Ideen. Hier kannst du mehr über sein bekanntestes Konzept erfahren: Den kategorischen Imperativ.