5 Axiome Watzlawick
Der Kommunikationsforscher Paul Watzlawick entwickelte 5 Axiome der Kommunikation. Im Beitrag und im Video erklären wir dir, was sie bedeuten!
Inhaltsübersicht
5 Axiome der Kommunikation einfach erklärt
Die 5 Axiome der Kommunikation sind ein Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick. Mit ihnen will er die zwischenmenschliche Kommunikation erklären.
- Man kann nicht nicht kommunizieren
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Watzlawick veranschaulicht damit, dass die sprachliche Kommunikation von der Beziehung zwischen den Gesprächspartnern und von ihren Gefühlen beeinflusst wird. Außerdem erklärt er, wie Konflikte und Missverständnisse entstehen.
Schon gewusst? Ein Axiom ist eine allgemein anerkannte Grundregel und muss deshalb nicht bewiesen werden. Jeder geht also davon aus, dass ein Axiom richtig ist.
1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren
„Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“
Mit dem ersten Axiom sagt Watzlawick, dass du immer auf irgendeine Art und Weise kommunizierst. Denn Kommunikation ist nicht nur verbal, also das was du sagst. Du kannst auch auf andere Arten kommunizieren, zum Beispiel durch dein Verhalten.
➡️ Beispiel: Du stehst mit zwei weiteren Personen an einer Bushaltestelle. Person A hat Kopfhörer im Ohr und schaut auf ihr Handy. Obwohl sie nichts sagt, merkst du, dass sie gerade nicht reden möchte. Person B lächelt dich hingegen freundlich an. Das signalisiert dir auch ohne Worte, dass du sie ansprechen kannst.
Versteht einer der Beteiligten die Körpersprache des anderen nicht, kann es zu einem Konflikt kommen.
➡️ Beispiel: Du sprichst Person A an, obwohl sie das nicht möchte. Deswegen dreht sie sich weg und geht woanders hin. Sie hat ohne Worte nochmal kommuniziert, dass sie nicht reden will.
2. Axiom: Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.“
Der Inhaltsaspekt bezeichnet dabei die Informationen, die eine Person (Sender) an eine andere Person (Empfänger) übermittelt. Der Beziehungsaspekt beschreibt, wie die Gesprächspartner zueinander stehen. Das äußerst du zum Beispiel über Mimik und Gestik, aber auch über den Tonfall.
Eine rein informative Kommunikation gibt es also nicht. Denn die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern beeinflusst immer, wie die Information verstanden wird.
➡️ Beispiel: Du hast nicht verstanden, wie das neue Programm in der Arbeit funktioniert. Kollege A erklärt dir, wie es funktioniert (Inhaltsaspekt). Allerdings magst du ihn nicht (Beziehungsaspekt) und empfindest seine Erklärung deswegen als Besserwisserei. Später kommt Kollege B und erklärt es dir nochmal. Weil du ihn magst (Beziehungsaspekt), hörst du aufmerksam zu und freust dich über die Erklärung.
Wenn Menschen kommunizieren, die sich nicht sympathisch sind, kann das zu einem Konflikt führen. Die Beziehungsebene kann nämlich den Informationsaustausch stören.
3. Axiom: Ursache und Wirkung
„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“
Das dritte Axiom heißt einfacher formuliert „Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.“. Denn „Interpunktion“ steht in diesem Zusammenhang für Aktion und Reaktion, oder eben Ursache und Wirkung.
Deine Kommunikation ist nämlich die Ursache für die Reaktion deines Gesprächspartners. Und umgekehrt beeinflusst die Reaktion des anderen, wie du auf ihn reagierst. Kommunikation verläuft also kreisförmig.
➡️ Beispiel: Du beobachtest, wie ein Jugendlicher seinen Eltern nicht zuhört. Daraufhin wird mit ihm geschimpft (Ursache). Dem Jugendlichen ist das egal und er rollt mit den Augen (Wirkung). Die Eltern finden das nicht ok und schimpfen wieder, woraufhin der Jugendliche erneut mit den Augen rollt.
Wenn die Ursache und Wirkung wie im Beispiel zu einem Teufelskreis werden, kann das zu einem Konflikt führen. Da die Kommunikation aber kreisförmig ist und keinen Anfang hat, gibt es niemanden, der an dem Konflikt „Schuld“ ist. Stattdessen sollte jetzt daran gearbeitet werden, die Situation zu entschärfen.
4. Axiom: Analoge und digitale Modalitäten
„Die menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.“
In Watzlawicks Kommunikationsmodell gibt es zwei Möglichkeiten, Informationen zu teilen:
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Digital: Der Ausdruck steht für die verbale Kommunikation. Dabei werden Informationen sprachlich oder schriftlich übermittelt.
- Analog: Dieser Begriff bezeichnet die nonverbale Kommunikation. Das sind deine Körpersprache und deine Mimik, aber auch der Tonfall, mit dem du etwas sagst.
Ein entscheidender Unterschied ist hier der Interpretationsspielraum. Denn mit Worten können Informationen sehr eindeutig übermittelt werden. Im Gegensatz dazu, ist Körpersprache manchmal mehrdeutig und lässt Freiraum für Interpretation.
➡️ Beispiel: Ein Freund von dir sitzt weinend und mit traurigem Blick da. Durch seine Mimik und Gestik kannst du also drauf schließen, dass es ihm schlecht geht (analog). Aus welchen Grund er so traurig ist, kannst du aber nur vermuten. Jetzt sagt er dir (digital), dass er sich mit einem Freund gestritten hat. Nun weißt du sicher, warum er traurig ist.
Wenn dein Gesprächspartner dir analog etwas anderes vermittelt als er digital sagt, kann es zu Konflikten und Missverständnissen kommen.
➡️ Beispiel: Dein Freund sagt weinend und mit traurigem Blick, dass es ihm gut geht. Weil sich seine Aussage und seine Körpersprache widersprechen weißt du nicht, was du glauben sollst.
Axiom 5: Symmetrisch oder komplementär
„Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht oder Unterschiedlichkeit beruht.“
Je nachdem, welche Beziehung zwei Gesprächspartner zueinander haben, läuft die Kommunikation laut dem 5. Axiom von Watzlawick unterschiedlich ab:
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Symmetrische Kommunikation: Hier kommunizieren die Gesprächspartner auf Augenhöhe. Zwischen ihnen bestehen entweder keine großen Unterschiede oder sie blenden diese aus, wobei sie sich auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren.
- Komplementäre Kommunikation: So bezeichnet es Watzlawick, wenn die Unterschiede zwischen den Gesprächspartnern im Vordergrund stehen. Auch Unterschiede in einer geschäftlichen oder sozialen Hierarchie können zu einer komplementären Kommunikation führen. Dabei können sich die Gesprächspartner entweder ergänzen oder einer dominiert den anderen.
Wichtig: Die Art der Kommunikation kann jederzeit wechseln. Wenn du zum Beispiel privat mit deinem Vorgesetzten befreundet bist, kann die Kommunikation je nach Situation symmetrisch oder komplementär sein.
➡️ Beispiel: Du sprichst mit deinem Freund über einen Film, den ihr zusammen gesehen habt. Ihr habt den gleichen Wissensstand und führt das Gespräch auf Augenhöhe (symmetrisch). Später geht ihr zum Vereinstraining. Weil dein Freund dort Trainer ist, hörst du in der Situation auf seine Anweisungen (komplementär).
Versuchst du in einem Gespräch auf Augenhöhe, dich über deinen Gesprächspartner hinwegzusetzen, besteht die Gefahr eines Konflikts. Aber auch umgekehrt kann es zu Spannungen kommen. Denn vielleicht fällt dir diese Annäherung schwer, wenn du vorher der höher gestellte Teil der Beziehung warst.
➡️ Beispiel: Die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern ist komplementär. Wenn die Kinder erwachsen werden, wird sie allerdings symmetrisch. Das ist für viele Elternteile eine schwierige Umstellung.
5 Axiome Watzlawick — häufigste Fragen
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Was ist eine symmetrische Kommunikation?
Unter einer symmetrischen Kommunikation verstehst du, dass die beiden Gesprächspartner auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Die beiden „vergessen“ ihre Unterschiede und konzentrieren sich auf ihre Gemeinsamkeiten. Dadurch spiegeln sie auch gegenseitig ihr Verhalten.
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Was ist eine komplementäre Kommunikation?
Bei der komplementären Kommunikation gibt es eine bestimmte Rangordnung zwischen den Gesprächspartnern. Beispiele dafür sind Lehrer und Schüler, aber auch Eltern und ihre Kinder.
Kommunikationsmodelle
Super, jetzt kennst du die 5 Axiome der Kommunikation nach Watzlawick. Aber es gibt noch viel mehr Kommunikationsmodelle, die siehst du dir am besten gleich in unserem Video an!