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Du hast von den interaktionistischen Theorien gehört, aber weißt nicht, was sie aussagen? Wir erklären dir hier und im Video , was interaktionistisch bedeutet und welche Theorien es gibt!

Quiz zum Thema Interaktionistisch
Inhaltsübersicht

Was bedeutet interaktionistisch?

Die interaktionistische Theorie stammt aus der Psychologie. Sie beschreibt, dass das Verhalten einer Person von ihrer Persönlichkeit und der jeweiligen Situation abhängig ist. Beide Faktoren beeinflussen sich dabei gegenseitig, sodass ein Mensch in unterschiedlichen Situationen nie gleich handelt. 

Beispielsweise bist du als Student sehr ehrgeizig und leistungsorientiert, um gute Noten zu erzielen. Wenn du aber in deiner Freizeit mit deinen Freunden unterwegs bist, bist du entspannt und spontan.

Der Grundgedanke des Interaktionismus ist, dass Menschen soziale Wesen sind und folglich ihre Persönlichkeit durch die Interaktion mit anderen entwickeln. Dabei lernt eine Person, wie sie ihr Verhalten an die Erwartungen ihres sozialen Umfeldes anpasst. 

Gut zu wissen: Die Persönlichkeit und die Situation sind nicht die einzigen Faktoren, die Einfluss auf das Handeln eines Menschen haben. Zusätzlich bestimmen auch die Motive, Erfahrungen und das Wissen einer Person ihr Verhalten. 

Einordnung des Interaktionismus

Die interaktionistischen Theorien gehören zu den Persönlichkeitstheorien. Denn sie beschäftigen sich mit der Entstehung und Beschreibung der menschlichen Persönlichkeit. Aber auch in der Sozialpsychologie ist der Interaktionismus von großer Bedeutung. Denn er zeigt zum einen, wie soziale Interaktionen das Verhalten beeinflussen. Zum anderen beleuchtet er auch, dass Menschen bestimmte soziale Situationen aktiv suchen, die ihrer Persönlichkeit entsprechen.

Interaktionistische Theorien

Im Interaktionismus gibt viele verschiedene Theorien. Die wichtigsten sind:

  • der symbolische Interaktionismus
  • die Krappmann-Theorie
  • die Spracherwerbstheorie

Was die einzelnen Modelle aussagen, erklären wir dir jetzt!

Symbolischer Interaktionismus

Die Theorie des symbolischen Interaktionismus stammt vom amerikanischen Soziologen George Herbert Mead. Laut Mead wird menschliches Verhalten durch die Interaktion mit anderen und die Interpretation von Symbolen bestimmt. Grund dafür ist, dass Menschen über zwei Welten miteinander interagieren: 

  • Natürliche Welt
    Die natürliche Welt besteht aus den Dingen, die wir Menschen mit unseren Sinnen wahrnehmen. Sie umfasst also alle real existierenden Lebewesen und Objekte.
      
  • Symbolische Welt
    Die symbolische Welt ist die Welt der Bedeutungen, die wir den Dingen der natürlichen Welt geben. Darunter zählen Sprache, Mimik, Gestik und andere Formen der nonverbalen Kommunikation.

Wenn Menschen miteinander kommunizieren, tauschen sie sowohl in der natürlichen Welt als auch in der symbolischen Welt Informationen aus. Mead bezeichnet die beiden Parteien als Ego (Ich) und Alter (der Andere).

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Kommunikation im symbolischen Interaktionismus

Von großer Bedeutung ist dabei die richtige Interpretation der Informationen. Da aber jede Person verbale und nonverbale Zeichen und Symbole anders interpretieren kann, entsteht ein Interpretationsspielraum. Dieser kann unter Umständen zu Missverständnissen und Konflikten führen.

Denn die Gesprächspartner müssen sich jeweils in den anderen hineinversetzen können, um ihre Symbole richtig zu interpretieren und ihr Verhalten dementsprechend zu koordinieren. Gleichzeitig müssen sie sich auch Gedanken machen, wie das eigene Gesagte angekommen sein könnte.

Symbolischer Interaktionismus Beispiel

Gespräche zwischen zwei Personen können unterschiedlich interpretiert werden und ihr jeweiliges Verhalten beeinflussen. Beispielsweise unterhältst du dich mit einem Freund über ein neues Projekt. Da du dich sehr auf das Projekt freust, sprichst du sehr schnell und enthusiastisch. Dein Freund hingegen spricht langsam und bedacht.

Das kannst du nun unterschiedlich interpretieren: Zum einen könnte die langsame Sprechweise deines Freundes auf Desinteresse an dem Projekt hindeuten. Dann müsstet ihr vielleicht ein neues Projekt suchen. Zum anderen könnte es bedeuten, dass sich dein Freund schon Gedanken über die Umsetzung macht. Je nachdem, wie du die Sprechweise deines Freundes interpretierst, passt du dein Verhalten an.

Auch dein Freund könnte deinen Enthusiasmus anders interpretieren: Er könnte dir Überheblichkeit vorwerfen und denken, dass du das Projekt an dich reißen willst. Das zeigt, dass soziale Interaktionen doch komplexer sein können, als sie im ersten Moment scheinen.

Krappmann-Theorie

Eine weitere interaktionistische Theorie stammt vom deutschen Soziologen Lothar Krappmann. Laut ihm wird das Verhalten einer Person durch ihre Persönlichkeit und ihre Rollen in der Gesellschaft bestimmt. Deshalb sprichst du auch von der „Rollentheorie“. Alle Menschen nehmen jeden Tag unterschiedliche Rollen ein: Schüler, Eltern, Freund oder Kollege. Die Identität einer Person ist somit dynamisch, da sie je nach Situation und Umfeld unterschiedlich ist. 

Jede Rolle geht mit bestimmten Erwartungen und Normen einher. Diese geben vor, wie sich die Person zu verhalten hat. Beispielsweise wird von dir als Student erwartet, gute Noten zu erzielen und fleißig zu lernen. Neben den Erwartungen von außen hat jede Person ein eigenes Selbstbild von sich. Deshalb bist du der Ansicht deiner Rolle als Student gerecht zu werden, da du dich selbst für intelligent und zielstrebig hältst. Daraus ergeben sich zwei Identitäten:

  • Ich-Identität: Eigenschaften, Werte und Überzeugungen der Person 
      
  • Soziale Identität: Erwartungen anderer an die Person und ihre Stellung in der Gesellschaft

Beide Identitäten beeinflussen sich gegenseitig. So kann sich deine soziale Identität verändern, wenn du selbst neue Eigenschaften an dir entdeckst.

Die vier Grundfähigkeiten des Rollenhandelns

Um dabei die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und das Verhalten an das soziale Umfeld anzupassen, müssen die Ich- und die soziale Identität ausbalanciert werden. Dafür benötigt eine Person vier Grundfähigkeiten:

  1. Rollendistanz: Die Fähigkeit, sich von der eigenen Rolle zu distanzieren und sie von außen zu betrachten. 
     
  2. Empathie:  Die Fähigkeit, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen sowie seine Gefühle und Gedanken nachvollziehen zu können.
     
  3. Ambiguitätstoleranz: Die Fähigkeit, mit Ambiguität , also widersprüchlichen oder unklaren Informationen, umgehen zu können.
     
  4. Identitätsdarstellung: Die Fähigkeit, die eigene Persönlichkeit mit all ihren Eigenschaften nach außen hin klar und verständlich darzustellen.

Diese Fähigkeiten entwickelt jeder Mensch im Laufe der Zeit und durch soziale Interaktionen. 

Krappmann-Theorie Beispiel

Das Verhalten einer Person wird laut Krappmann von ihren gesellschaftlichen Rollen und ihrer Persönlichkeit bestimmt. Beispielsweise streitest du dich mit deinen Eltern. Sie sind der Ansicht, dass du für die Uni zu wenig lernst. Du bist genervt, weil du das Gefühl hast, sie wollen dich kontrollieren.

Distanzierst du dich aber von der Rolle des Kindes und betrachtest die Situation aus einer erwachsenen Perspektive, kannst du die Argumente deiner Eltern verstehen (Rollendistanz). Die Argumente deiner Eltern findest du zwar übertrieben, aber akzeptierst sie (Ambiguitätstoleranz). Denn dir wird klar, dass sie sich nur Sorgen um dich machen und das Beste für dich wollen (Empathie).

Du versuchst sie damit zu beruhigen, dass du neuen Stoff ganz schnell lernen kannst und ja schon immer gute Noten bekommen hast (Identitätsdarstellung).

Interaktionistische Spracherwerbstheorie

Lange wurde angenommen, dass die Fähigkeit zum Erlernen einer Sprache von der Genetik und den kognitiven Fähigkeiten des Kindes abhängig ist. Der amerikanische Psychologe Jerome Bruner erweiterte diese Erkenntnis um die interaktionistische Spracherwerbstheorie. 

Diese besagt, dass Kinder Sprache auch durch soziale Interaktionen erwerben. Dabei lernen sie durch Beobachtung, Nachahmung und Imitation, wie Sprache verwendet wird. Das soziale Umfeld, von dem die Kinder die Verwendung der Sprache lernen, bezeichnet Bruner als Language Acquisition Support System (dt.: Spracherwerbsunterstützungssystem). Voraussetzung dafür ist, dass ein Kind mit seinem sozialen Umfeld interagiert.

Interaktionistische Spracherwerbstheorie Beispiel

Kinder lernen vor allem von ihren Eltern, wie bestimmte Wörter verwendet werden. Beispielsweise geht ein Kind mit seiner Mutter häufig spazieren und bemerkt, dass sie Bekannte, die ihnen auf ihrem Weg begegnen, stets mit einem fröhlichen „Hallo!“ begrüßt. Schon lernt das Kind, auf welche Art und Weise Menschen miteinander umgehen, wenn sie sich begegnen. 

Arten der Interaktion

Innerhalb der interaktionistischen Theorien gibt es vier verschiedene Arten der Interaktion. Sie zeigen, wie Person und Situation einander beeinflussen:

  • Reaktive Interaktion
    Bei einer reaktiven Interaktion nehmen unterschiedliche Menschen dieselbe objektive Situation aufgrund ihrer verschiedenen Persönlichkeiten unterschiedlich wahr. Zum Beispiel interpretieren extravertierte Menschen die Frage eines anderen als Gesprächsangebot. Introvertierte Menschen hingegen nicht.
      
  • Evokative Interaktion
    Das Verhalten einer Person beeinflusst das Verhalten anderer. Deren Verhalten wirkt wieder auf die Person zurück. Beispielsweise zeigt ein Mitspieler beim Karten-Spiel ein starkes Wettbewerbsverhalten. Folglich fühlen sich auch die anderen Mitspieler angespornt.
      
  • Proaktive Interaktion
    Menschen suchen Situationen entsprechend ihrer Persönlichkeit aktiv aus. Wer beispielsweise Angst vor Konflikten hat, wird vermeiden, in Diskussionen zu geraten.
      
  • Manipulative Interaktion
    Eine Person gestaltet die Situation entsprechend ihrer Persönlichkeit. Zum Beispiel spricht eine extravertierte Person andere Menschen im Zug aktiv an, um sich mit ihnen zu unterhalten.

Kritik am Interaktionismus

Der Einfluss des sozialen Umfeldes auf das Verhalten ist in der Forschung allgemein anerkannt. Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte an den interaktionistischen Theorien:

Mead: Gruppen werden nicht betrachtet
Der größte Kritikpunkt an Meads Theorie ist, dass sie sich nur auf die Interaktion zwischen zwei Personen in einer bestimmten Situation beziehen. Die Kommunikation mit mehreren Personen unter gesellschaftlichen oder kulturellen Umständen wird außer Acht gelassen.

Krappmann: Erwerb der vier Fähigkeiten
An Krappmanns Theorie wird kritisiert, dass sie nicht näher darauf eingeht, wie eine Person die vier Grundfähigkeiten erwerben kann. Sie erklärt außerdem nicht, was passiert, wenn ein Mensch die Fähigkeiten gar nicht oder nur teilweise erlernt.

Interaktionistisch — häufigste Fragen

  • Was ist Interaktionismus Definition einfach erklärt?
    Die Theorie des Interaktionismus besagt, dass das Verhalten einer Person neben ihrer Persönlichkeit auch von der jeweiligen Situation abhängig ist. Somit handelt eine Person in zwei verschiedenen Situationen nie gleich.
     
  • Was ist der symbolische Interaktionismus nach Mead?
    Der symbolische Interaktionismus nach Mead besagt, dass Menschen als soziale Wesen ihre Identität durch die Interaktion mit ihrer Umwelt entwickeln. Das Verhalten einer Person ist dabei vor allem von der Interpretation der Symbole, wie Sprache und Mimik, abhängig.
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Persönlichkeitsentwicklung

Der Interaktionismus ist eine Theorie, die beschreibt, wie wir Menschen unsere Persönlichkeit entwickeln. Weitere Theorien der Persönlichkeitsentwicklung findest du hier!

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