Narzissmus
Selbstbewunderung, Eitelkeit und ein schwaches Selbstwertgefühl — Narzissmus ist eine vielfältige Persönlichkeitsstörung. Mehr zum Thema erfährst du hier im Beitrag und im Video!
Inhaltsübersicht
Was ist Narzissmus?
„Narzisst“ — du hast den Begriff bestimmt schon einmal im Zusammenhang mit selbstverliebten Menschen gehört. Ein wenig Eitelkeit steckt nämlich in jedem von uns. Ein gewisses Maß ist dabei tatsächlich auch kein Grund zur Sorge, sondern eine harmlose Persönlichkeitseigenschaft.
Narzissmus ist jedoch eine psychische Störung, bei der Menschen sich selbst für übermäßig wichtig empfinden und ein tiefes Bedürfnis nach Bewunderung haben. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung zeigt sich vor allem darin, dass Betroffene sich enorm selbst überschätzen und nur wenig Empathie besitzen.
Hinter diesem scheinbar extremen Selbstbewusstsein steckt jedoch eine enorme Angst vor Kränkung sowie ein schwaches Selbstwertgefühl. Egal ob in der Beziehung oder am Arbeitsplatz — es erfordert viel Geschick und Geduld, mit einem Narzissten oder einer Narzisstin richtig umzugehen.
Als „Narzissmus“ oder „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ wird eine Persönlichkeitsstörung bezeichnet, die durch ein enormes Verlangen nach Anerkennung und von starker Selbstüberschätzung charakterisiert ist. Personen mit dieser Störung legen ein besonders starkes Bedürfnis nach Bewunderung und ein Mangel an Einfühlungsvermögen an den Tag.
Woran erkenne ich einen Narzissten?
Von Narzissmus oder einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sprichst du, wenn narzisstische Züge einer Person so stark ausgeprägt sind, dass ihr Umfeld aber auch sie selbst darunter leiden.
Wichtig: Nur Psychologen und Psychotherapeuten
können eine Narzissmus Diagnose stellen! Es sollte daher nicht sofort von einer Persönlichkeitsstörung ausgegangen werden, wenn eine Person einige der genannten Eigenschaften aufweist.
Die Verhaltensweisen eines Narzissten oder einer Narzisstin werden von ihrem überzogenen positiven Selbstbild beherrscht. Einhergehend mit dem Wunsch, ständig im Mittelpunkt zu stehen. Das eigene Selbstwertgefühl wird von der Anerkennung von außen abhängig gemacht. Die Gefühle anderer? Die bleiben dabei auf der Strecke.
Die folgenden drei Kennzeichen können dir helfen einen Narzissten oder eine Narzisstin zu entlarven:
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Übertriebene Selbstwertschätzung und Autoritätsanspruch
→ „Natürlich haben sie mich für die Beförderung ausgewählt. Ich bin schließlich der Beste im Team.“
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Mangel an Empathie
→ „Warum sollte ich mich um die Probleme anderer kümmern? Solange es mir gut geht, ist alles in Ordnung.“
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Ausnutzung anderer für persönliche Ziele
→ „Kannst du mir bitte diesen Gefallen tun? Ich habe viel für dich getan, also schuldest du mir das.“
Tipp: Narzissten sind die Meister der Manipulation. Weitere Sprüche und typische Aussagen eines Narzissten oder einer Narzisstin findest du hier in unserem Beitrag.
Für eine Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung müssen mindestens fünf der neun Kriterien des Diagnostischen und Statistischen Manual psychischer Krankheiten (DSM-IV) zutreffen:
- Übertriebene Selbstüberschätzung
- Idealisierte Fantasien über die eigenen Erfolge
- Fester Glaube an die eigene Einzigartigkeit
- Verlangen nach übermäßiger Bewunderung
- Gefühl des Anspruchs und unangemessene Erwartungen
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Ausbeutung anderer
- Geringes Mitgefühl
- Unangemessener Neid
- Überheblichkeit und Arroganz
Wie verhält sich ein Narzisst?
Der Narzisst betritt einen Raum mit federndem Schritt und blendendem Lächeln. Während er über seine eigenen Erfolge spricht, lenkt er geschickt von jeglicher Kritik ab — Narzissten können im Leben oft gut zurechtkommen. Denn ihr Selbstbewusstsein sorgt für eine positive Wirkung auf andere.
Ein Narzisst wirkt charismatisch und zieht andere in seinen Bann.
Narzissten schätzen Gesellschaft und sind sich ihrer Wirkung auf andere bewusst. Sie müssen jedoch andere kleinmachen, um sich selbst besser zu fühlen.
Hinter ihrem Größenwahn verbirgt sich aber oft das Gegenteil. Ihr Selbstwert ist zwar hoch, schwankt aber stärker und hängt mehr als üblich von der Anerkennung anderer ab. Dadurch sind sie empfindlicher und leichter zu kränken als andere Menschen — eine tickende Zeitbombe, die bei kleinsten Provokationen explodieren könnte.
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung kann sich im Alltag durch diese Verhaltensweisen bemerkbar machen:
- Mangel an Empathie: Narzissten verhalten sich meist nicht besonders einfühlsam und stellen sich selbst an erster Stelle. Sie sind zwar in der Lage, die Gefühle anderer wahrzunehmen, doch darauf einzugehen fällt ihnen schwer. Das äußert sich im verletzenden Umgang mit ihren Mitmenschen.
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Umgang mit Kritik: Ein Narzisst braucht ständige Bestätigung, um sich gut zu fühlen. Jede Kritik wird als Bedrohung empfunden. Um das positive und grandiose Selbstbild aufrechterhalten zu können, blenden sie jede negative Rückmeldung aus.
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Übertreibungen und Lügen: Narzissten möchten andere beeindrucken und blenden. Um großartig zu erscheinen, erzählen sie ausgedachte Geschichten. So versucht ein Narzisst ein unrealistisches Bild aufrechtzuerhalten und erwartet, ohne etwas zu leisten, Bewunderung.
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Ausbeutung und Manipulation: Um Menschen für sich zu gewinnen, nutzen sie ihren Charme und überschütten sie zunächst mit Liebe. Darüber hinaus nutzen sie Kontrolltaktiken, um das Selbstwertgefühl des Opfers zu erniedrigen. Das dient zur Sicherstellung der eigenen Macht und Kontrolle.
Es gibt zwei Narzissmus Typen: der offene (grandiose und dickhäutige) und der verdeckten (minderwertig-depressive, dünnhäutige) Typ.
- offener Narzissmus: Person verhält sich arrogant und überheblich, hält sich für einzigartig, hat großartige Fantasien, hat fehlende Empathie, ist reuelos und neigt zu aggressiven Verhalten
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verdeckter Narzissmus: Person ist leicht verletzlich, reagiert sehr sensibel auf Kritik, zeigt sich zurückhaltend und depressiv, fühlt sich häufig hilflos, hat ein geringes Selbstwertgefühl, besitzt eine starke Anspruchshaltung und ist selbst bezogen
Was sind die Ursachen für Narzissmus?
Die Ursachen für die narzisstische Persönlichkeitsstörung sind nicht eindeutig bekannt. Es handelt sich um eine komplexe Erkrankung, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können.
Die meisten Menschen entwickeln die narzisstische Persönlichkeitsstörung bereits im Kindes- oder im frühen Erwachsenenalter, weshalb Ursachen in den Kindheitserfahrungen oder in der Genetik vermutet werden.
Generell hat die Genetik einen größeren Einfluss als das Verhalten der Eltern: Je nach Ausprägung des angeborenen Temperaments gibt es eine größere oder geringere Anfälligkeit für die narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Trotzdem wirkt auch der elterliche Einfluss als Risikofaktor. So besagt eine Theorie, dass ein überfürsorglicher Erziehungsstil sich sehr negativ auf die Kindesentwicklung auswirken kann. Dazu gehört übermäßige Bewunderung, die sich vor allem auf das Aussehen und Fähigkeiten bezieht. Das kann beim Kind zu einem übertriebenen Selbstbild führen, welches nicht mehr der Realität entspricht.
Die zweite Theorie geht von einem vernachlässigenden Erziehungsstil aus, bei dem übermäßig viel Kritik ausgesprochen wird. Hier erfährt das Kind kaum bis gar keine Anerkennung von seinen Eltern. Wenn Bedürfnisse von Bezugspersonen jedoch ignoriert werden oder stark an Leistungen gebunden sind, kann sich Narzissmus als eine Form des Selbstschutzes entwickeln.
Wer ist am häufigsten betroffen?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist nicht gerade selten — zwischen 0,4 bis 5,7 % der Bevölkerung leiden unter der Persönlichkeitsstörung.
Viele Narzissten glauben, kein Problem zu haben, weshalb sie keinen Therapeuten aufsuchen. Daher ist die Erkrankung nicht ausreichend erfasst. Männer erhalten die Diagnose jedoch etwas häufiger als Frauen.
Bei Frauen kommt öfter der verdeckte, vulnerable Narzissmus zum Vorschein. Die Krankheit versteckt sich hinter der scheinbaren Unsicherheit und Introvertiertheit und ist im Gegensatz zum grandiosen, offenen Narzissmus weniger aggressiv. Narzisstinnen werden dadurch vermutlich öfter übersehen.
Was kann man gegen Narzissmus tun?
Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung haben oft ein erhöhtes Risiko, in Depressionen zu verfallen. Der lange Höhenflug endet meist abrupt. Jobverlust oder ein Beziehungsende können sie in eine tiefe Krise stürzen — oft ohne sich ihres Narzissmus überhaupt bewusst zu sein.
Auch wenn sich Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nur ungern freiwillig Hilfe suchen, gibt es jedoch einige Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtigste Form ist dabei die Psychotherapie.
In der Zusammenarbeit mit einem Therapeuten kann ein Narzisst lernen, seine narzisstischen Verhaltensweisen zu identifizieren. Verhaltensmuster, die sich positiv auf das Leben des Betroffenen auswirken, werden erlernt und grandiose Gedanken durch realistische ersetzt.
Das kann helfen, gesündere Beziehungen aufzubauen. Der Narzisst lernt dadurch, seine Emotionen zu verstehen und besser zu kommunizieren. Denn während er sich oftmals nicht bewusst ist, wie sein Verhalten andere beeinflussen, ist das Leid seines Umfeldes unübersehbar.
Die Erfolgschancen einer Therapie sind laut der aktuellen Datenlage jedoch nicht besonders erfolgversprechend. Betroffene brechen die Therapie häufig vorzeitig ab. Warum? Narzissten sehen oftmals nur wenig Einsicht in ihren eigenen Problemen und sind daher auch selten motiviert, an sich zu arbeiten.
Neben der Psychotherapie ist es daher wichtig, vorsichtig mit der betroffenen Person umzugehen. Im Nachfolgenden erhältst du wertvolle Tipps, wie du das tun kannst!
Wie geht man mit Narzissten um? — 10 Tipps
Der Kontakt oder Umgang mit einem Narzissten oder einer Narzisstin kann sehr frustrierend und emotional herausfordernd sein, egal ob am Arbeitsplatz, in der Familie oder in einer Beziehung — es gleicht einem Tanz auf Eiern.
Hier sind ein 10 wertvolle Tipps im Umgang mit einem Narzissten oder einer Narzisstin:
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Setze klare Grenzen: „Ich fühle mich unwohl, wenn du über mich herziehst. Ich bitte dich darum, damit aufzuhören.“
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Vermeide direkte Kritik und sende Ich-Botschaften: „Ich habe das Gefühl, dass unsere Kommunikation manchmal herausfordernd ist. Können wir gemeinsam Wege finden, um besser miteinander umzugehen?“
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Bleibe sachlich und ruhig: „Ich höre, was du sagst, aber ich denke, es wäre hilfreich, wenn wir versuchen könnten, das Problem gemeinsam zu lösen, anstatt Schuld zuzuweisen.“
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Achte auf deine eigenen Bedürfnisse: „Ich merke, dass ich Zeit für mich brauche, um mich zu sammeln. Lass uns später darüber reden, wenn ich mich besser fühle.“
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Lobe positive Verhaltensweisen: „Danke, dass du heute so geduldig warst. Ich schätze das wirklich.“
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Vermeide Machtkämpfe: „Ich bin nicht interessiert an einem Streit. Können wir das später diskutieren, wenn wir beide ruhiger sind?“
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Suche nach Kompromissen: „Ich verstehe deine Sichtweise, aber ich denke, es wäre fair, wenn wir beide etwas nachgeben würden, um eine Lösung zu finden, mit der wir beide zufrieden sind.“
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Arbeite an deiner Selbstfürsorge: „Ich verstehe, dass du enttäuscht bist, aber ich werde mich nicht schuldig fühlen, weil ich meine eigenen Bedürfnisse gerade priorisiere.“
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Vermeide es, dich auf ihre Spielchen einzulassen: „Ich sehe, dass du versuchst, mich zu provozieren, aber ich werde darauf nicht eingehen.“
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Suche gegebenenfalls professionelle Unterstützung: „Ich denke, es könnte hilfreich sein, wenn wir beide mit einem Therapeuten sprechen. Ich wünsche mir, dass wir unsere Kommunikation verbessern.“
Kann man mit einem Narzissten zusammen sein? — Beziehungen mit Narzissten
In der Welt eines Narzissten steht nur er selbst im Mittelpunkt. Die Bedürfnisse des Partners sind nebensächlich.
Charme, übermäßige Komplimente und das Offenbaren von Gefühlen nach sehr kurzer Zeit führen häufig dazu, dass Narzissten ihre Partner emotional an sich binden. Das Resultat ist eine toxische Beziehung .
Im Verlauf der Beziehung zeigen sich dann häufig folgende Verhaltensweisen:
- Bestrafende und manipulierende Taktiken zur Erlangung von Gehorsam und Kontrolle
- Dramatische und gekränkte Reaktionen auf Konflikte und Kritik
- Ausbeuterische Verhältnis, da ständige Bewunderung erwartet wird
- Bei nicht ausreichender Anpassung an Bedürfnisse des Narzissten, ist die Beziehung sofort gefährdet
In manchen Fällen ist eine Beziehung mit einem Narzissten möglich. Dabei kommt es vor allem darauf an, inwiefern der Partner die Eigenschaften des Narzissten akzeptieren und einordnen kann.
Darüber hinaus spielt es eine Rolle, ob es sich um ein Persönlichkeitsmerkmal oder eine Persönlichkeitsstörung handelt und wie stark diese ausgeprägt ist.
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung verdienen ebenso Liebe und Zuneigung. Bei anhaltender psychischer oder gar körperlicher Gewalt sollte aber dringend professionelle Hilfe in Anspruch genommen und eine Trennung in Betracht gezogen werden!
Narzissmus — häufigste Fragen
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Was ist ein Narzisst?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung besteht aus dem ständigen Verlangen nach Bewunderung und fehlendem Einfühlungsvermögen gegenüber anderen. Betroffene zeigen ein übersteigertes Selbstwertgefühl und reagieren extrem empfindlich auf Kritik.
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Wie verhält sich ein Narzisst?
Narzisstische Personen reagieren äußerst empfindlich auf Kritik und neigen dazu, sich häufig in die Opferrolle zu begeben. Sie zeigen intensive negative Emotionen, sind oft wütend, aufbrausend, beleidigt und eifersüchtig. Ihnen fehlt es an Empathie und Mitgefühl, was sie jedoch geschickt mit Charme und Charisma überspielen.
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Wie erkenne ich einen Narzissten?
Ein Narzisst zeigt typischerweise ein übersteigertes Selbstwertgefühl, sucht ständig Bewunderung und Macht, hat einen Mangel an Empathie für andere und reagiert empfindlich auf Kritik.
Schizophrenie
Bei einer Schizophrenie nehmen Betroffene aufgrund einer Psychose die Realität anders wahr, als sie tatsächlich ist. Alles zum Krankheitsbild und zu den Symptomen erfährst du in diesem Video.