Johari Fenster
Was ist das Johari Fenster? Hier erklären wir dir, was es bedeutet und wie du so die Zusammenarbeit mit anderen verbessern kannst!
Inhaltsübersicht
Johari Fenster einfach erklärt
Egal ob im Privatleben oder im Berufsalltag: Überall, wo wir mit anderen Personen interagieren, kann das Johari Fenster genutzt werden. Denn das Fenster stellt bildlich dar, wie sich unsere Wahrnehmungen voneinander unterscheiden: Was denke ich über mich? Wie wirke ich auf andere? Diese Vorstellungen können durch das Johari Fenster visualisiert werden. Das führt zu mehr Verständnis, Vertrauen und einer besseren Zusammenarbeit.
Das Johari Fenster ist dabei ein Modell aus der Psychologie von Joseph Luft und Harry Ingham. Es besteht aus 4 Feldern, die unterscheiden, was wir über uns selbst denken (Selbstwahrnehmung) und was andere über uns denken (Fremdwahrnehmung).
Zusätzlich nimmt das Johari Fenster an, dass weder wir noch andere uns selbst vollständig kennen. Einiges ist uns unbekannt.
Entwicklung des Johari Fensters
Das Johari Fenster wurde bereits in den 1950er Jahren von den Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt. Von den Anfängen der beiden Vornamen stammt auch der Name — Johari.
Doch wofür wird das Johari Fenster überhaupt benötigt?
Es soll die Kommunikation zwischen Personen im Privaten oder auf der Arbeit verbessern. Grundlage dafür ist folgende Annahme: Menschen können besser kommunizieren, wenn die Selbst- und Fremdwahrnehmung möglichst identisch sind.
Durch das Johari Fenster sollen die verschiedenen Wahrnehmungen verglichen und einander angenähert werden. Das soll Missverständnisse und Kommunikationsprobleme vermeiden.
Wichtig ist dabei, dass das Modell dynamisch ist. Das bedeutet: Die Anteile der 4 Felder verändern sich! Stell dir dafür vor, du hast einen neuen Freund. Ihm ist erstmal ein großer Teil von dir unbekannt (geheimer Bereich). Aber wenn ihr euch besser kennenlernt, wird dieser kleiner. Dafür wird der euch beiden bekannte Teil (der öffentliche Bereich) größer.
Die 4 Felder im Johari Fenster
Das Johari Fenster nimmt an, dass das eigene Verhalten und die Persönlichkeitseigenschaften in 4 Bereiche unterteilbar sind. Dabei wird jeweils unterschieden…
- ob es um deine Wahrnehmung oder die Wahrnehmung von anderen geht
- und ob das Verhalten oder die Persönlichkeitseigenschaft bekannt oder unbekannt ist.
Schauen wir uns die 4 Bereiche jetzt einmal anhand von Beispielen genauer an.
Öffentlicher Bereich
Den öffentlichen Bereich im Johari Fenster kennen sowohl du als auch dein Gegenüber. Andere und du selbst wissen über deine Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensweisen in diesem Fenster Bescheid. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung stimmen also überein. Damit du selbst und andere diese Merkmale an dir erkennen, musst du sie offen zeigen.
Der öffentliche Bereich sollte so groß wie möglich sein, damit die Zusammenarbeit mit anderen gut funktioniert. Häufig ist er aber gerade zu Beginn neuer sozialer Bekanntschaften noch ziemlich klein.
Beispiele Johari Fenster:
- Du und dein Partner denken, dass du fleißig bist.
- Du und deine Mutter finden, dass du in angespannten Situationen oft gereizt reagierst.
- Du und deine Arbeitskollegen haben das Gefühl, dass du auf der Arbeit ambitioniert und freundlich bist.
Blinder Fleck
Wie der Name „blinder Fleck“ verrät, bist du in diesem Bereich des Johari Fensters blind. Du selbst bist dir der Eigenschaften und Verhaltensweisen in dem Fenster also nicht bewusst — andere aber schon. Anhand deiner Körpersprache, Mimik und Gestik kommt dein Gegenüber also zu einer anderen Einschätzung als du selbst. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung stimmen nicht überein.
Beispiele Johari Fenster:
- Du selbst denkst, du wärst selbstbewusst. Weil du in Vorträgen aber immer zitterst und rot wirst, denken deine Kollegen, du bist unsicher.
- Du zweifelst an deinen Fähigkeiten in der Prüfung. Weil du aber jedes Mal gute Note schreibst, findet dein Professor dich sehr kompetent.
Geheimer Bereich
Der geheime Bereich im Johari Fenster umfasst alles, was du von dir selbst weißt, vor anderen aber verbirgst. Auch hier gehen die Selbst- und Fremdwahrnehmung also auseinander. Zu dem geheimen Bereich können zum Beispiel deine Werte, Vorlieben oder Ängste zählen. Je nachdem, ob du diese anderen (unbewusst) preisgibst oder nicht.
Beispiele Johari Fenster:
- Du hast Angst vor deinem Chef. Aber immer wenn er dir begegnet, lächelst du und bleibst selbstbewusst.
- Dir ist Loyalität besonders wichtig. Anhand deines Verhaltens konnte es dein Gegenüber bisher aber noch nicht erkennen.
Unbekannter Bereich
Der unbekannte Bereich im Johari Fenster ist weder dir noch anderen bekannt. Niemand weiß, dass diese Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltensweisen von dir existieren. Dazu zählen zum Beispiel schlummernde Talente oder tiefe Wünsche, die du selbst noch nicht kennst.
Beispiele Johari Fenster:
- Du hast eine musikalische Begabung. Aber weder du noch andere wissen es, da du immer nur sportlichen Aktivitäten nachgehst.
- Am glücklichsten wärst du, wenn du reisen würdest. Du hast aber noch nie darüber nachgedacht und auch noch nie mit jemandem drüber geredet. Der sehnliche Wunsch zu verreisen, schlummert unentdeckt und tief in dir.
Anwendung des Johari Fensters
Um das Johari Fenster anzuwenden, gibt es ein bestimmtes Vorgehen. Das Fenster wird angewendet, indem 56 sogenannte „Johari-Adjektive“ zur Selbst- und Fremdwahrnehmung genutzt werden. Du schätzt dich zuerst anhand der Adjektive selbst ein (z. B.: Bin ich anpassungsfähig?). Dann beurteilen andere Gruppenmitglieder dich ebenfalls anhand der Adjektive (z. B.: Ist Anna anpassungsfähig?).
Je nachdem, ob sich die Einschätzungen überschneiden, werden die Adjektive dann auf die 4 Felder verteilt.
Übungen zum Johari Fenster
Du kannst das Johari Fenster auch aktiv für dich nutzen — sowohl privat als auch auf der Arbeit. Fest steht: Je größer der öffentliche Bereich, desto mehr Vertrauen und Kommunikationserfolg kannst du erzielen.
Grundsätzlich kannst du die Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltensweisen jedoch von einem Fenster in ein beliebiges anderes verschieben. Das bedeutet aber auch: Wenn sich in einem Bereich etwas ändert, dann ändert sich automatisch auch etwas in einem anderen.
Hier zeigen wir dir Übungen und Tipps für jeden der 4 Bereiche:
Öffentlicher Bereich:
- Lerne, offen zu sein. Komm aus dir heraus und verlasse auch mal deine Komfortzone.
- Sei authentisch und ehrlich. Präsentiere dich so, wie du bist und verstelle dich nicht.
Blinder Fleck:
- Frage andere nach ihrer Einschätzung zu dir. Das kann hart sein. Frage deswegen Personen, denen du vertraust (z. B. deinen Partner oder deine Freunde)
- Lasse dir Feedback geben.
- Hinterfrage dein Verhalten, deine Wünsche und deine Ziele. Übe deine Fähigkeit zur Selbstreflexion.
Geheimer Bereich:
- Geheimnisse zu haben, ist nicht verboten. Es ist aber hilfreich für Beziehungen, aus dir herauszukommen. Überlege, wem du vertrauen kannst. Traue dich, dich diesen Personen zu öffnen!
- Stärke dein Selbstbewusstsein. So wirst du mutiger und gibst mehr von dir Preis.
Unbekannter Bereich:
- Das Unentdeckte zu entdecken ist gar nicht so leicht. Stelle dir zum Beispiel Fragen zum Nachdenken. So wirst du vielleicht neue Werte und Einstellungen von dir kennenlernen.
- Besuche Fortbildungen, führe Tagebuch und höre neue Podcasts. Je mehr du dich mit dir selbst auseinandersetzt, desto mehr lernst du dich kennen.
Vorteile und Nachteile des Johari Fensters
Das Johari Fenster wird seit den 1950er Jahren häufig angewendet. Welche Vor- und Nachteile das Modell hat, zeigen wir dir hier:
Vorteile | Nachteile |
Sowohl im Privatleben als auch im Beruf anwendbar |
Ganze Gruppe/Partner muss sich offen und ehrlich auf Modell einlassen |
Steigert Vertrauen, verbessert Kommunikation | Erfordert Mindestmaß an Vertrauen und Stillschweigen über private Informationen |
Ermöglicht Feedback und Selbsterkenntnis, fördert persönliche Weiterentwicklung | Schwierigkeit, den Bereich des Unbekannten genauer zu beschreiben |
Möglichkeit, konstruktive Kritik zu üben |
Johari Fenster — häufigste Fragen
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Was ist das Johari Fenster einfach erklärt?
Das Johari Fenster ist ein psychologisches Modell, das die Selbst- und Fremdwahrnehmung vergleicht. In 4 Feldern stellt es dar, was wir selbst und andere über uns wissen — oder eben nicht. Der blinde Fleck beschreibt beispielsweise das, was andere von uns wissen, wir selbst aber nicht.
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Was sagt das Johari Fenster aus?
Das Johari Fenster sagt aus, dass es bewusste und unbewusste Verhaltens- und Persönlichkeitsmerkmale gibt. Diese stellt das Fenster in 4 Feldern dar. Je mehr sich die Selbst- und Fremdwahrnehmung überschneiden, desto besser funktioniert die Kommunikation und Interaktion mit anderen.
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Wann wird das Johari Fenster angewendet?
Das Johari Fenster wird angewendet, wenn die Interaktion und Kommunikation mit anderen (im Privaten und im Beruflichen) verbessert werden soll. Denn durch den Abgleich der Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung wird das gegenseitige Verständnis gefördert.
Selektive Wahrnehmung
Jetzt kennst du die Definition und Beispiele für das Johari Fenster. Es zeigt, dass die Wahrnehmung eine große Rolle für unser Denken und Verhalten spielt. In diesem Zusammenhang ist auch die selektive Wahrnehmung sehr wichtig. Was das ist und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier!