Amortisationsrechnung
Mit der Amortisationsrechnung kannst du Investitionen bewerten und somit die beste auswählen. Wie das geht und welche Methoden es gibt, zeigen wir dir hier und im Video!
Inhaltsübersicht
Was ist die Amortisationsrechnung?
Die Amortisationsrechnung ist eine Methode der Investitionsrechnung und hilft dir zu berechnen, wann sich eine Investition bezahlt macht. Sie berechnet nämlich, wie lange es dauert, bis die Einnahmen aus der Investition deren Kosten wieder erwirtschaftet haben. Ziel dabei ist es, dass diese Dauer möglichst kurz ist. Denn je kürzer, desto schneller steht das Kapital wieder für andere Ausgaben bereit.
Dadurch steht die Amortisationsrechnung vor allem für Sicherheit und Liquidität (Zahlungsfähigkeit): Unternehmen können mit dieser Methode besser einschätzen, welches Risiko eine Investition mit sich bringt und wie lange ihr Geld „gebunden“ ist.
Die Amortisationsrechnung zählt dabei zu den statischen Verfahren, da sie sich auf feste Werte wie Kosten und Einnahmen stützt und keine Veränderungen durch Zinsen oder Inflationsraten berücksichtigt. Der Vorteil dieser statischen Betrachtung: Sie ist schnell und unkompliziert anzuwenden.
Die Begriffe „Amortisation“, „Amortisationsdauer“ und „Amortisationsrechnung“ sind eng miteinander verbunden:
- Amortisation beschreibt die „Rückzahlung“ einer Investition — also wann und wie eine Investition durch Einnahmen oder Einsparungen wieder zurückverdient wird.
- Demnach ist die Amortisationsdauer die Zeitspanne, bis die Rückzahlung (Amortisation) erreicht ist.
- Die Amortisationsrechnung ist schließlich die Methode, mit der die Amortisationsdauer — auch Amortisationszeit genannt — berechnet wird.
Wozu brauchst du die Amortisationsrechnung?
Mit der Amortisationsrechnung kann schnell und einfach überprüft werden, ob sich eine Investition lohnen könnte. Dabei hat sie vor allem zwei große Vorteile:
✓ Risikoeinschätzung: Die Amortisationsrechnung hilft dir, das Risiko einer Investition besser einzuschätzen. Sie zeigt, bei welcher Investition du am schnellsten wieder „im Plus“ bist und dein eingesetztes Kapital zurückgewinnst.
✓ Finanzplanung: Zudem unterstützt sie dich dabei, deine Finanzen gezielt zu planen. Du erfährst, wie lange dein Kapital in einer bestimmten Investition gebunden bleibt und wann du wieder zahlungsfähig bist. So kannst du abschätzen, wann deine finanziellen Mittel für neue Projekte oder Notfälle zur Verfügung stehen.
Amortisationszeit berechnen: 2 Methoden
In der Amortisationsrechnung gibt es zwei gängige Ansätze, um die Amortisationsdauer zu berechnen:
- die Durchschnittsmethode und
- die Kumulationsmethode.
Beide Methoden liefern das gleiche Ergebnis: die Zeitspanne, nach der eine Investition durch Einnahmen gedeckt ist. Aber sie berechnen diesen Zeitraum auf unterschiedliche Weise.
Amortisationsrechnung — Durchschnittsmethode
Die Durchschnittsmethode wird auch „statische Amortisationsrechnung“ genannt. Denn sie geht davon aus, dass der jährliche Gewinn (Rückfluss) konstant bleibt. Nach der Durchschnittsmethode berechnet sich die Amortisationsdauer folgendermaßen:
-
Investitionskosten: Das sind die ursprünglichen Kosten
für eine Investition, wie z. B. die Anschaffungskosten einer Maschine oder die Kosten für ein neues Projekt.
- Rückfluss: Dieser gibt an, wie viel Geld durch die Investition jährlich „zurückfließt“ — etwa als Gewinn oder als Kosteneinsparung. Du bezeichnest ihn auch als „Investitions-Cashflow“. Er setzt sich in der Regel aus dem Gewinn eines Jahres und den Abschreibungen zusammen.
Tipp: Manchmal wird von den Investitionskosten noch ein Restwert abgezogen. Das ist der geschätzte Wert eines Anlagegutes am Ende seiner Nutzungsdauer. Es ist der Betrag, den du theoretisch noch für das Gut erhalten könntest, wenn du es verkaufst. Ist der Restwert schwer zu schätzen oder du kennst ihn nicht, lässt du ihn einfach weg.
Durchschnittsmethode — Beispiel
Um die Durchschnittsmethode besser zu verstehen, nehmen wir folgendes Beispiel: Du betreibst eine kleine Kaffeerösterei und überlegst, eine neue Maschine anzuschaffen, um deine Kaffeebohnen gleichmäßiger zu rösten. Du hast zwei Maschinen zur Auswahl — Maschine A und Maschine B.
Hier die Daten zu den beiden Maschinen:
Maschine A | Maschine B |
|
|
Um die Amortisationszeit mit der Durchschnittsmethode zu berechnen, musst du zunächst die einzelnen Bestandteile der Formel ermitteln:
Amortisationsdauer (in Jahren) = Investitionskosten ÷ Rückfluss pro Jahr
Die Investitionskosten entsprechen den Anschaffungskosten — die hast du schon gegeben. Der Rückfluss setzt sich jeweils aus dem Gewinn und der Abschreibung zusammen. Um die Abschreibung für jede Maschine zu berechnen, teilst du die Anschaffungskosten durch die Nutzungsdauer:
- Abschreibung Maschine A: 20.000 € + 5 Jahre = 4.000 € pro Jahr
- Abschreibung Maschine B: 25.000 € + 5 Jahre = 5.000 € pro Jahr
Für die jährlichen Rückfluss addierst du zu den Abschreibungen nun die Gewinne und erhältst folgende Werte:
- Rückfluss Maschine A: 4.000 € + 4.000 € = 8.000 €
- Rückfluss Maschine B: 5.500 € + 5.000 € = 10.500 €
Jetzt kannst du berechnen, nach wie vielen Jahren sich die Maschinen nach der Durchschnittsmethode amortisieren:
- Amortisation Maschine A: 20.000 € ÷ 8.000 € = 2,5 Jahre
- Amortisation Maschine B: 25.000 € ÷ 10.500 € ≈ 2,38 Jahre
Die Berechnung zeigt, dass Maschine B sich etwas schneller amortisiert als Maschine A. Für deine Rösterei bedeutet das: Mit Maschine B bist du schneller wieder liquide und kannst früher in weitere Projekte oder Kaffeebohnen investieren.
Amortisationsrechnung — Kumulationsmethode
Die Kumulationsmethode ist eine alternative Möglichkeit zur Berechnung der Amortisationsdauer. Sie wird auch als „dynamische Amortisationsrechnung“ bezeichnet.
Im Gegensatz zur Durchschnittsmethode berücksichtigt die Kumulationsmethode nämlich unregelmäßige Rückflüsse. Das macht sie etwas realistischer, wenn die Einnahmen aus der Investition variieren. Die Formel dafür lautet:
Bei der Kumulationsmethode addierst du also die jährlichen Gewinne (Rückflüsse) Jahr für Jahr. Der Zeitpunkt, an dem sie die anfänglichen Investitionskosten überschreiten, ist die Amortisationszeit.
Kumulationsmethode — Beispiel
Schauen wir uns auch das direkt an einem Beispiel an: Stell dir vor, deine Kaffeerösterei expandiert und du überlegst, in spezielle Maschinen zu investieren, die auch neue Geschmacksrichtungen anbieten. Du hast wieder zwei Maschinen zur Auswahl — „FlavorMix“ und „AromaMaster“. Beide unterscheiden sich in den Anschaffungskosten und den erwarteten Rückflüssen, da die Nachfrage noch stark schwankt. Daraus ergibt sich folgende Tabelle:
Kosten | Jahr 1 | Jahr 2 | Jahr 3 | Jahr 4 | |
FlavorMix | 12.000 € | 2.500 € | 3.500 € | 4.000 € | 4.500 € |
AromaMaster | 15.000 € | 4.500 € | 6.000 € | 5.500 € | 3.000 € |
Nun summierst du die jährlichen Rückflüsse für jede Maschine, bis die anfänglichen Investitionskosten überschreiten:
- FlavorMix: (2.500 € + 3.500 € + 4.000 € + 4.500 €) > 12.000 €
- AromaMaster: (4.500 € + 6.000 € + 5.500 €) > 15.000 €
Die Maschine „AromaMaster“ beginnt bereits ab dem 3. Jahr, positive Beiträge zu deinem Gewinn zu leisten. „FlavorMix“ hingegen ist erst nach dem 4. Jahr im Plus und somit vollständig amortisiert. Hier wäre also der „AromaMaster“ die bessere Wahl.
Die Durchschnitts- und die Kumulationsmethode gehören beide zur statischen Investitionsrechnung. Denn beide berücksichtigen den Zeitwert des Geldes nicht. Das ist die Annahme, dass Geld, welches heute zur Verfügung steht, mehr wert ist, als zukünftiges Geld.
Bei der Kumulationsmethode wird von „dynamisch“ gesprochen, weil es die Veränderung der Rückflüsse über die Jahre berücksichtigt. Damit ist die Methode „dynamischer“ als die Durchschnittsmethode — gehört aber nicht zur dynamischen Investitionsrechnung.
Kritik an der Amortisationsrechnung
Die Amortisationsrechnung ist ein einfaches und häufig angewandtes Instrument zur Bewertung von Investitionen. Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte, die bei ihrer Anwendung zu beachten sind:
✗ Kurzfristiger Fokus:
Die Amortisationsrechnung konzentriert sich lediglich darauf, wie schnell eine Investition zurückverdient ist. Sie berücksichtigt aber nicht, wie viel Gewinn eine Investition langfristig bringt. Dadurch kann die Wahl auf eine Maschine fallen, die sich zwar schnell amortisiert, aber langfristig wenig Gewinn bringt.
✗ Fehlende Berücksichtigung anderer Risiken:
Auch wenn eine Investition sich amortisiert, sagt das nichts über andere Risiken wie der Rentabilität
oder Kostenverursachung aus. Projekte können eine kurze Amortisationsdauer aufweisen, aber in den Folgejahren Verluste oder hohe Reparaturkosten verursachen.
✗ Zeitwert des Geldes:
Die Amortisationsrechnung berücksichtigt als statische Investitionsrechnung nicht, dass heutiges Geld mehr wert
ist als zukünftiges Geld. Zins- und Inflations-Effekte werden somit nicht beachtet. Besonders bei längeren Zeiträumen ist das ein deutlicher Nachteil, da spätere Rückflüsse an Wert verlieren und damit die Amortisation verlängern können.
Dynamische Amortisationsrechnung
Neben der Durchschnitts- und Kumulationsmethode gibt es noch eine dritte Methode. Die kombiniert die statische Kumulationsmethode mit der dynamischen Kapitalwertmethode und wird dadurch zu einer „echten“ dynamischen Amortisationsrechnung. Denn sie berücksichtigt tatsächlich den Zeitwert des Geldes.
Das heißt, hier werden Schwankungen im Wert der Gewinne durch Zinsen oder Inflation mit einkalkuliert. Deshalb wird jeder Rückfluss entsprechend abgezinst. Die Formel für die dynamische Amortisationsrechnung lautet:
Amortisationsdauer (in Jahren) = (∑ Rückfluss ÷ (1 + i)t) > Investitionskosten
Ähnlich wie bei der Kumulationsmethode wird bei der dynamischen Amortisation ermittelt, ab welchem Jahr die addierten abgezinsten Einnahmen die ursprünglichen Kosten der Investition übersteigen.
Dynamische Amortisationsrechnung — Beispiel
Dazu ein Beispiel: Nehmen wir an, eine Investition verursacht Anschaffungskosten von 100.000 € und bringt in den nächsten 5 Jahren jeweils 25.000 € Einzahlungen. Der Kalkulationszinssatz (i) beträgt 5 %. Das Ganze lässt sich am besten in einer Tabelle darstellen:
Jahr (t) | Rückfluss | Abgezinste Einnahme | Kumulierte Einnahme |
1 | 25.000 € | 23.810 € | 23.810 € |
2 | 25.000 € | 22.676 € | 46.486 € |
3 | 25.000 € | 21.599 € | 68.085 € |
4 | 25.000 € | 20.562 € | 88.647 € |
5 | 25.000 € | 19.561 € | 108.208 € |
Jeder Rückfluss wird hier auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst. So ist z. B. die Einnahme von 25.000 € im zweiten Jahr heute nur 22.676 € wert. Die Berechnung dafür sieht beispielsweise so aus:
25.000 € ÷ (1 + 0,05)2
In dem Beispiel ist die Amortisationsdauer 5 Jahre, da die kumulierten Einnahmen erst ab dem fünften Jahr die Investitionskosten von 100.000 € übersteigen.
Vorteil dieser Methode ist, dass sie zu einer realistischeren Einschätzung der Amortisationsdauer führt. Hätten wir nämlich mit der Durchschnittsmethode gerechnet, wären wir auf eine Amortisationsdauer von 4 Jahren gekommen (= 100.000€ ÷ 25.000 €). Das hätte womöglich zu einer falschen Entscheidung geführt.
Weitere Methoden der Investitionsrechnung
Die Amortisationsrechnung — egal ob statisch oder dynamisch — sollte nicht als alleiniges Entscheidungskriterium für eine Investition herangezogen werden. Sie gibt zwar einen wichtigen Hinweis darauf, wie schnell sich eine Investition auszahlt, jedoch berücksichtigt sie nicht alle relevanten Faktoren. Um einen ganzheitlichen Blick auf eine Investition zu erhalten, solltest du zusätzlich auf diese Methoden zurückgreifen:
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Gewinnvergleichsrechnung:
Die Gewinnvergleichsrechnung vergleicht die erwarteten Gewinne verschiedener Investitionsalternativen. Sie hilft dir, zu entscheiden, welche Investition langfristig den höchsten Gewinn abwirft.
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Kostenvergleichsrechnung:
Diese Methode fokussiert sich auf die Kosten, die durch verschiedene Investitionen verursacht werden. Dabei werden die jährlichen Gesamtkosten der jeweiligen Investitionsobjekte miteinander verglichen, um die günstigere Option zu wählen.
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Rentabilitätsrechnung:
Die dritte Methode ist die Rentabilitätsrechnung. Sie dient dazu, die Rentabilität einer Investition zu ermitteln. Wie das geht, zeigen wir dir in unserem Video direkt an einem Beispiel!
Amortisationsrechnung — häufigste Fragen
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Was ist die Amortisationsrechnung? Die Amortisationsrechnung ist ein Verfahren der Investitionsrechnung. Sie dient dazu, zu ermitteln, nach welcher Zeit eine Investition durch die erzielten Einnahmen wieder zurückgezahlt ist. Es gibt zwei Hauptarten: die statische und die dynamische Amortisationsrechnung. -
Wie berechnet man die Amortisationsdauer? Für die Amortisationsdauer werden die Kosten für die Investition durch den Rückfluss pro Jahr geteilt: Amortisationsdauer in Jahren = Investitionskosten ÷ Rückfluss. Zum Beispiel: 10.000 € (Anschaffungskosten der Investition) ÷ 7.000 € (Gewinn + Abschreibung) = 1,43 Jahre -
Was ist die dynamische Amortisationsrechnung? Die dynamische Amortisationsrechnung berücksichtigt den Zeitwert des Geldes. Dabei werden künftige Rückflüsse auf den aktuellen Zeitpunkt abgezinst. Sie bietet eine präzisere Bewertung, da sie Zins- und Inflationsfaktoren bei der Berechnung der Amortisationsdauer einbezieht.