Wokeness
Für die einen steht Wokeness für Gerechtigkeit, Gleichheit und Toleranz. Die anderen sehen darin Scheinheiligkeit und Übertreibung. Hier und in unserem Video zeigen wir dir die beiden Seiten der polarisierenden Diskussion!
Inhaltsübersicht
„Wokeness“ einfach erklärt
Der Begriff „Wokeness“ beschreibt ein gesteigertes Bewusstsein für soziale Missstände, insbesondere rassistische, sexistische und soziale Diskriminierung.
Anhänger der „woke“ Bewegung setzen sich zum Beispiel für Gleichberechtigung und Klimaschutz ein. Eine gute Sache — theoretisch.
Doch inzwischen ist „Wokeness“ vor allem zu einem negativen Kampfbegriff geworden. Denn Gegner sehen in der Bewegung übertriebene Moralapostel, die der Gesellschaft den Mund verbieten wollen.
Fraglich ist, ob der Begriff „Wokeness“ für eine Diskussion hilfreich ist. Denn bei einer so tiefen Spaltung der Lager geht auch das Begriffsverständnis stark auseinander.
Übrigens: Manchmal wird der Begriff „Wokeness“ synonym mit „woke“ verwendet. Die Begriffe beschreiben inzwischen allerdings unterschiedliche Dinge. Mehr zum Begriff „woke“ erfährst du hier .
„Wokeness“ als erhöhte Aufmerksamkeit für soziale Ungerechtigkeiten
Die Befürworter der „Generation woke“…
… verstehen „Wokeness“ als verstärktes Bewusstsein für Themen wie Rassismus, Sexismus und andere Diskriminierungen.
✅… sehen „woke“ Menschen als progressive Gruppe, die vor sozialen Problemen nicht die Augen verschließt und sie zum Besseren verändern will.
❌… verstehen jemanden als nicht „woke“, wenn die Person soziale Missstände nicht wahrnimmt, nicht wahrhaben will oder Stillschweigen bewahrt.
✊… setzen sich zum Beispiel durch ihr eigenes Verhalten für den Klimaschutz oder gegen strukturelle Diskriminierung wie in der Polizei ein.
… fordern politische Korrektheit: Eine Sprache, bei der niemand diskriminiert wird. Oft setzen sie sich für das Gendern in der deutschen Sprache ein.
„Wokeness“ als Kampfbegriff für übersteigerte politische Korrektheit
Die Gegner der „Wokeness“ Bewegung…
… sehen „Wokeness“ als Mittel zur Selbstdarstellung in sozialen Medien. Befürworter wollen ihre moralische Überlegenheit zeigen und werden als scheinheilig wahrgenommen.
… verstehen „Wokeness“ als übertriebene politische Korrektheit. Sie nehmen die „Sprechverbote“ als Einschränkung der Meinungsfreiheit und Zensur wahr.
❌… betrachten „woke“ Menschen als militante Gutmenschen und Moralapostel, die der Gesellschaft Verhaltensregeln aufzwingen wollen.
Hauptkritikpunkte
Cancel Culture: Kritiker sehen die Gefahr einer voreiligen Cancel Culture. Dabei werden Personen des öffentlichen Lebens für Fehlverhalten mit Ächtung bestraft. Zum Beispiel bedeuten auch unbedachte Kommentare schnell das Ende einer Karriere.
Schwarz-Weiß Denken: Soziale Medien polarisieren oft sehr stark. So entstehen extreme Meinungen und „woke“ Menschen akzeptieren nur eine radikale Umsetzung ihrer Ideen. Selbst innerhalb der Generation „woke“ kritisieren Anhänger einander, nicht „woke“ genug zu sein.
Unterwanderung der Freiheit: Die Forderung nach gendergerechter Sprache oder das Verbot rassistischer Begriffe sehen Kritiker als Einschränkung der Meinungsfreiheit. Die Einführung gesellschaftlicher Normen zu Dingen wie Klimaschutz sehen sie als Einschränkung der individuellen Freiheit.
Entwicklung der aktuellen „Wokeness“ Bewegung
✊ Ursprünglich prägte der „woke“ Begriff eine Protestbewegung in der afroamerikanischen Bevölkerung. Sie schauten nicht länger weg bei Themen wie strukturellem Rassismus oder Polizeigewalt gegen Schwarze. Vor allem die Black Lives Matter Bewegung (BLM) gab dem Begriff höhere Bekanntheit.
️ Später nutzten weitere Minderheiten den Begriff, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Themen wie Sexismus oder religiöse Diskriminierung wurden Teil der „Wokeness“ Bewegung. Die bekanntesten Bewegungen, die den Hashtag #woke mitprägten, sind die Me Too Bewegung
und die LGBTQ+ Bewegung.
Als gemeinsames Ziel haben alle diese Strömungen die Gleichberechtigung aller Menschen. Eine Forderung, der man erstmal schwer widersprechen kann.
Übrigens: Die Wokeness Übersetzung ist in deutsch „Wachheit“. Es wird meist im politischen und gesellschaftlichen Sinn verwendet.
Hitziges Diskussionsthema „Wokeness“
Wieso aber gibt es so viele offene Gegner der „Wokeness“?
❗️ Einerseits scheinen sich viele neue Strömungen unter dem Begriff „Wokeness“ einzuordnen. Dadurch verschwimmen die Forderungen, da neben der Gleichberechtigung aller Menschen auch Dinge wie Papierstrohhalme und genderneutrale Sprache gefordert werden.
❗️ Das sind häufig Themen, die stark polarisieren. Laut einer Umfrage lehnen beispielsweise 65% der Bevölkerung das Gendern der Sprache ab. Die Themen bieten deshalb ein gutes Diskussionsthema für Politiker.
❗️ So hat es der amerikanische Begriff sogar in die deutsche Politik geschafft. Während manch linker Politiker zum scharfen Verfechter aller Ziele der „Wokeness“ Bewegung wird, greift so mancher konservative Politiker zu Gegenparolen, die dem konservativen Teil des Volks gefallen.
❗️ Doch auch in der Allgemeinbevölkerung scheint der „Wokeness“ Begriff für viel Verwirrung zu sorgen. Das vermehrt negative Verständnis des Begriffs lässt sich vor allem an einer Vielzahl von Memes zum Thema „woke“ erkennen.
Fazit: „Wokeness“ als umstrittener Begriff
➡️ Der Begriff „woke“ in seiner ursprünglichen Bedeutung und „Wokeness“ als Bewegung beschreiben oft sehr unterschiedliche Dinge.
➡️ Die Grundidee beschreibt ein erwachtes Bewusstsein für Diskriminierung und den Wunsch, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Die Bewegung umfasst hingegen auch einige neuere Themen, die eine leichte Angriffsfläche für Kritiker bieten.
➡️ Dadurch könnte die Verbreitung der „Wokeness“ Bewegung der Grundidee sogar geschadet haben. Die Themen bleiben weiter wichtig. Fraglich ist jedoch, ob man die negative Wertung des Begriffs und den Populismus wieder aus der Diskussion verbannen kann.
Me Too Bewegung
Der Hashtag #woke hat vielen wichtigen Themen eine Bühne gegeben. So konnten Frauen zum Beispiel auf sexuelle Übergriffe aufmerksam machen. Alles über die Me Too Bewegung zeigen wir dir hier !