Gebärdensprache lernen
Um miteinander zu kommunizieren, benutzen die meisten Menschen ihre Stimme. Doch was, wenn das nicht geht? In diesem Artikel und im Video erfährst du, wie du die Gebärdensprache lernst!
Inhaltsübersicht
Was ist Gebärdensprache?
Gebärdensprache ist eine optische Sprache, die vor allem von gehörlosen Menschen benutzt wird. Man kann diese Sprache nicht hören, aber dafür sieht man sie. Mithilfe der Hände, der Körpersprache und der Lippen kann jedes Wort kommuniziert werden.
Die Gebärdensprache ist aber nicht universell, denn jedes Land hat seine eigene. In Deutschland ist es die deutsche Gebärdensprache (DGS), aber es gibt genauso die englische, französische oder chinesische Gebärdensprache. Und selbst in Deutschland gibt es sogar verschiedene Dialekte.
Deshalb ist der Mythos, dass sich alle gehörlosen Menschen auf der Welt untereinander verständigen können, nicht wahr.
Wie funktioniert Gebärdensprache?
Statt mit Worten werden Sätze in der Gebärdensprache mithilfe von Gebärden gebildet. Solche Gebärden sind eine Kombination aus Gesten und Mimik . In der Regel wird dafür die dominante Hand verwendet. Wenn du Rechtshänder bist, nimmst du also die rechte Hand. Es gibt aber auch Gebärden, die mit beiden Händen ausgeführt werden.
Außerdem macht es einen Unterschied, wo die Zeichensprache ausgeführt wird. Je nachdem, ob sie auf Kopf-, Gesicht- oder Halshöhe, an den Armen oder am Körper durchgeführt wird, hat die Gebärde andere Bedeutungen.
Da Gehörlose nicht den Tonfall einer Aussage wahrnehmen können, benutzen sie ihre Körpersprache und Mimik. Du bemerkst somit deutlich, ob dein Gegenüber wütend oder fröhlich ist.
Gut zu wissen: Bei jeder Geste von Gehörlosen sprechen sie das Wort, das sie ausdrücken wollen, mit ihren Lippen mit. Dieses „Mundbild“ hilft dabei, schneller zu begreifen, um was es geht. Deshalb sind Gehörlose generell sehr gute Lippenleser.
Gebärdensprache lernen einfach erklärt
Die Gebärdensprache, oder auch Taubstummensprache, ist genauso eine Sprache wie zum Beispiel Deutsch, Englisch oder Französisch. Neben den Vokabeln (hier Gebärden) musst du auch neue Regeln für beispielsweise den Satzbau lernen.
Um wirklich fließend gebärden zu können, braucht es etwas Zeit. Plane soviel Zeit ein, wie du auch bei anderen Sprachen benötigst. Nach ungefähr einem Jahr solltest du dich gut ausdrücken können. Aber schon innerhalb weniger Tage kannst du die Grundlagen lernen und so schon mal Small Talk führen.
Genau diese Grundlagen wollen wir dir jetzt vermitteln!
Gehörlosen Alphabet und Zahlen
Für jedes Wort gibt es grundsätzlich auch eine Gebärde. Bei Namen oder Abkürzungen ist das ganze schon etwas schwerer. Um diese auszudrücken, verwenden Gehörlose ein eigenes Alphabet – das Fingeralphabet. Mit den Händen kann so jeder einzelne der 26 Buchstaben veranschaulicht werden. Deshalb sprichst du auch von „Handsprache“. So sieht das ganze aus.
Nicht nur Buchstaben, auch Zahlen sind im Alltag wichtig. Das eigene Alter, das Datum oder Kaufpreise müssen oft kommuniziert werden. Dafür gibt es Gebärden, mit denen alle zehn Zahlen an einer Hand geformt werden können.
Der Großteil der Gebärdensprache besteht jedoch aus den einzelnen Gebärden selbst. So existiert für jedes Wort eine entsprechende Gebärde.
Gebärde für „Gut“
Diese Gebärde kommt dir sicherlich bekannt vor, sie ist weltweit das gängige Symbol für „gut“ oder „ok“.
Gebärde für „Schlecht“
Wie du siehst, spielt hier auch die Mimik eine Rolle. Statt eines positiven Gesichtsausdrucks, schaust du bei der Gebärde für „schlecht“ auch etwas grimmiger als bei „gut“.
Gebärde für „Ja“
Es sieht fast so aus wie ein Daumen nach oben. Aber hier wird zusätzlich der kleine Finger ausgestreckt und mit dem Mund wird das Wort „ja“ mitgesprochen.
Gebärde für „Nein“
Hier fällt sofort auf, dass nicht nur die Hand eine Bewegung ausführt, sondern auch der Kopf gedreht wird, um ein Kopfschütteln auszudrücken.
Gebärde für „Vielleicht“
Auch hier wird deutlich, dass das Gesicht zur Gebärde passen muss. Hochgezogene Augenbrauen und gespitzte Lippen verdeutlichen die Intention hinter „vielleicht“.
Gebärde für „Mein Name ist …“
Nach den zwei gezeigten Gesten kannst du mithilfe des Fingeralphabets deinen Namen buchstabieren. So kannst du dich in der Gebärdensprache vorstellen.
Gebärde für „Wie gehts?“
Zum Schluss noch eine beliebte Frage im Smalltalk. Hier ziehst du wie bei allen gesprochenen Fragen auch, die Augenbrauen hoch. Als Antwort auf die Frage „Wie gehts?“, kannst du direkt die Gebärdensprache Basics für „gut“ oder „schlecht“ verwenden.
Weiter lernen – die richtigen Anlaufpunkte
Beim Gebärdensprachen lernen bist du nicht auf dich allein gestellt. Es gibt im Internet jede Menge Angebote, die dir beim Lernen helfen können.
- Youtube Videos
- offizielle Bücher
- Apps für Kinder
- Belegen von Gebärdensprachkursen
- Offizielle Webseiten
Die Geschichte der Gebärdensprache
Geschichtswissenschaftler gehen davon aus, dass sich unsere frühen Vorfahren ausschließlich über Gebärden unterhalten haben. Als die Menschenaffen noch keine Stimmbänder besaßen, waren Gebärden und Körpersprache die einzige Form zu kommunizieren.
Umso schlimmer ist es, dass vor rund 200 Jahren Gehörlose noch zum Sprechen gezwungen wurden. Ihnen wurden sogar die Hände zusammen gebunden, sodass sie nicht gebärden konnten.
Doch das gehört der Vergangenheit an! Viele Menschen haben sich dafür eingesetzt, die Gebärdensprache zu erforschen und weiterzuentwickeln. So entstand in Deutschland die Deutsche Gebärdensprache (DGS), die seit 2002 als eigene Sprache anerkannt wird.
In ihr sind alle Buchstaben, Zahlen, Gebärden und Regeln festgehalten. Mit der Hilfe der DGS können sich Gehörlose untereinander und Hörende mit Gehörlosen heute bestens verständigen.
Besonderheiten im Leben Gehörloser
Dinge, die für die meisten selbstverständlich sind, können in der Welt der Gehörlosen einige Schwierigkeiten mit sich bringen.
Gehörlose brauchen zum Beispiel besondere Klingeln, die entweder ein Lichtsignal von sich geben oder stark vibrieren. So können sie auch von Gehörlosen wahrgenommen werden. Auch Wecker funktionieren ähnlich. Beim Telefonieren ist es schon etwas schwieriger, hier geht eigentlich nur ein Videoanruf, den heute zum Glück fast jedes Handy beherrscht.
Bei wichtigen Behördengängen brauchen Gehörlose meistens einen Gebärdendolmetscher, der für sie übersetzt. Auch Fernsehen ist nicht so einfach, denn nicht jeder Sender blendet Untertitel ein.
Wie unterhalte ich mich mit einem Gehörlosen?
Wenn du dich einem Gehörlosen von hinten näherst, kann er dich nicht kommen hören. Aus diesem Grund musst du dich bemerkbar machen, darfst ihn aber nicht erschrecken. Ein leichtes Klopfen auf die Schulter oder ein Stampfen auf den Boden reicht dabei meistens aus.
Du solltest dem Gehörlosen außerdem in die Augen schauen und darauf achten, dass dein Mund nicht bedeckt ist. Am besten stehst du auch nicht mit dem Rücken zur Sonne.
Wichtig: Versuche nicht überdeutlich deine Lippen zu bewegen, das verfälscht dein Mundbild. Sprich vielleicht etwas langsamer und deutlicher und achte darauf, dass deine Lippen sich beim Sprechen wirklich öffnen.
Gebärdensprache lernen — häufigste Fragen
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Wie lernt man die Gebärdensprache?
Um die Gebärdensprache zu lernen, helfen dir Gebärdensprachkurse von verschiedenen Hochschulen (z.B. Jena, Lüneburg, Hamburg). An einigen Universitäten ist es sogar möglich, Gebärdensprache zu studieren. Aber auch im Internet gibt es einige Anlaufstellen, wie YouTube Videos, Apps, Websiten und auch offizielle Bücher können helfen.
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Wie lange dauert es Gebärden zu lernen?
Die Gebärdensprache zu lernen ist genauso wie das Lernen jeder anderen Sprache. Für erwachsene Einsteiger kann es deshalb eine Herausforderung sein. Einige brauchen ein bis zwei Jahre, während andere länger als drei brauchen, bis sie die neue Sprache beherrschen und anwenden können.
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Wie sagt man in der Gebärdensprache Hallo?
In der Gebärdensprache sagt man Hallo wie in jeder anderen Sprache auch. Durch das Winken der offenen Hand mit nach vorne zeigender Handfläche. Ein fröhlicher Blick kann dabei nicht schaden.
Kommunikationsarten
Ein bekanntes Zitat lautet „Wir können nicht nicht kommunizieren“. Denn wir kommunizieren selbst, wenn wir nichts sagen. Gehörlose können sich ja auch ganz ohne Laute unterhalten. Hierzu verwenden sie einige Kommunikationsarten. Welche Kommunikationsformen es generell gibt und welche Modelle dahinter liegen, erfährst du hier!