Klimadiagramm auswerten
Was ist ein Klimadiagramm und wie wertest du es aus? Das erklären wir dir hier und in unserem Video Schritt für Schritt mit Beispielen und Musterlösung.
Inhaltsübersicht
Was ist ein Klimadiagramm?
An jedem Ort auf der Erde herrschen unterschiedliche klimatische Verhältnisse — in Wüsten , wie der Sahara, ist es zum Beispiel sehr heiß und trocken, im tropischen Regenwald hingegen sehr feucht.
Um das Klima eines Ortes zu veranschaulichen, gibt es Klimadiagramme. Hier ist der durchschnittliche Wetterablauf (Temperatur und Niederschlagsverteilung) eines Jahres an einem Ort darstellt — und zwar in graphischer Form. So kannst du Aussagen zur Vegetation und den Lebensbedingungen treffen.
Indem du Klimadiagramme auswertest, kannst du schnell und einfach unterschiedliche Klimate verschiedener Orte miteinander vergleichen.
Klimadiagramm Aufbau
Schauen wir uns an, wie ein Klimadiagramm aufgebaut ist.
In einem Klimadiagramm sind für jeden Monat sowohl die durchschnittliche Temperatur als auch die Niederschlagssummen aufgetragen. Du erhältst also zwei Kurven — eine blaue Niederschlagskurve und eine rote Temperaturkurve.
Jedes Klimadiagramm hat eine x-Achse und zwei y-Achsen:
- x-Achse: Hier sind die zwölf Monate im Jahresverlauf aufgetragen.
- linke y-Achse: Dort werden die Mittelwerte der Monatstemperaturen in Celsius [°C ] angegeben.
- rechte y-Achse: Hier findest du die Niederschlagssummen pro Monat in Millimeter [mm] aufgetragen. 1 mm Niederschlag entspricht dabei 1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter (m2)
Merke: Die beiden y-Achsen stehen im Verhältnis 2:1. Das bedeutet, dass sich eine Temperatur von 10°C und 20 mm Niederschlag auf der selben Höhe im Diagramm befinden.
Durch diese Skalierung kannst du gut ablesen, in welchem Verhältnis Temperatur und Niederschlag zueinander stehen:
- Niederschlag < Verdunstung: Verläuft die Temperaturkurve über der Niederschlagskurve, sprichst du von trockenen oder ariden Monaten. Hier fällt weniger Niederschlag als verdunstet. Du kennzeichnest den ariden Bereich oft als gelb schraffierte Fläche.
- Niederschlag > Verdunstung: Liegt die Temperaturkurve unter der Niederschlagskurve, handelt es sich um feuchte oder humide Monate. Hier ist der Niederschlag höher als die Verdunstung. Den humiden Bereich machst du im Diagramm häufig als blauschraffierte Fläche deutlich.
In einem Klimadiagramm sind außerdem noch weitere Informationen enthalten:
- Name und Lage der Messstation
- Meereshöhe
- Jahresmitteltemperatur und Jahressumme der Niederschläge
Beachte: Nicht alle Informationen sind in jedem Klimadiagramm aufgeführt. Oft musst du mache Daten wie die Lage selbst mithilfe deines Atlas herausfinden.
Klimadiagramm auswerten
Die Auswertung eines Klimadiagramms ist eine gängige Methode in der Geographie (Erdkunde). Aber wie wertet man ein Klimadiagramm aus?
Im Folgenden zeigen wir dir, welche 4 Schritte du für die Auswertung benötigst:
- Schritt 1: Orientieren
- Schritt 2: Ablesen und Ermitteln
- Schritt 3: Beschreiben
- Schritt 4: Begründen und Einordnen
Zur Veranschaulichung der einzelnen Schritte wird ein Klimadiagramm von Nürnberg als Beispiel verwendet.
Beispiel:
- Name und Höhe der Station: Nürnberg–Buchenbühl, 335 m über NN (Normalnull)
- Lage im Gradnetz: 49°3’N/ 11°6’E
- Lagebeschreibung: Nürnberg ist eine deutsche Stadt im Bundesland Bayern und dem Regierungsbezirk Mittelfranken. Sie befindet sich auf der Nordhalbkugel.
Schritt 2: Ablesen und Ermitteln
Lies nun die Klimawerte aus dem Klimadiagramm ab:
Temperatur:
- Lies die mittlere Jahrestemperatur (Jahresdurchschnittstemperatur) ab.
- Ermittle anschließend den kältesten und den wärmsten Monat — notiere dir dazu auch die jeweilige Temperatur. Daraus kannst du die Jahresschwankung (Jahresamplitude) der Temperatur berechnen — und zwar, indem du die Differenz zwischen dem wärmsten und dem kältesten Monat bildest.
Beachte: Die Temperatur-Differenz wird in Kelvin [K] angegeben.
Niederschlag:
- Lies den Jahresniederschlag ab.
- Stelle fest, welche Monate den höchsten bzw. niedrigsten Niederschlag aufweisen.
Beispiel:
- Jahresmitteltemperatur: 8,6°C
- Wärmster Monat: Juli + 17,8°C
- Kältester Monat: Januar – 0,8°C
- Jahresschwankung: 17,8°C -(-0,8°C) = 18,6°C bzw. 18,6 K
- Jahresniederschlag: 743 mm
- Niederschlagsmaximum: Juni 89 mm
- Niederschlagsminimum: Februar 46 mm
Schritt 3: Beschreiben
Beschreibe nun den Jahresverlauf von Temperatur und Niederschlag sowie den Wasserhaushalt und die Vegetationsperiode:
- Beschreibe zunächst wie die Temperatur- und Niederschlagskurven über das Jahr verlaufen. Sind Temperatur und Niederschlag konstant oder gibt es jahreszeitliche Schwankungen?
- Ermittle den Wasserhaushalt: Welche Monate sind arid, welche sind humid?
- Bestimme die Vegetationsperiode: Darunter verstehst du den Zeitraum, in dem Pflanzen wachsen können. Dafür brauchen sie eine Temperatur von über 5°C und humide Verhältnisse.
Als Hilfestellung zur Beschreibung des Klimas hilft dir diese Tabelle:
Monatstemperaturen | Jahresniederschläge |
< -9°C sehr kalt | < 351 mm sehr gering/niedrig |
-9°C – 0 °C kalt | 351 – 550 mm gering/niedrig |
1 °C – 10 °C mild (Winter), kühl (Sommer) | 551 – 750 mm ausreichend/mäßig |
11°C – 15°C mäßig warm | 751 – 950 mm viel |
16°C – 20°C warm | > 950 mm sehr viel |
21°C – 25°C heiß |
Beispiel:
Die Temperaturen schwanken innerhalb eines Jahres stark, sodass Jahreszeiten erkennbar sind. Die Temperaturkurve zeigt ein ausgeprägtes Sommermaximum (Juni bis August) und ein Winterminimum im Dezember und Januar. Die Temperatur fällt also ab September stark ab und steigt ab Mitte Februar wieder stark an.
Im Gegensatz zu den Temperaturen schwanken die Niederschlagsmengen nur leicht, allerdings ist ein Sommerregen erkennbar. Die Niederschlagsminima liegen im Februar und im Oktober.
Es gibt 12 humide Monate — die Niederschlagskurve liegt also ganzjährig über der Temperaturkurve.
Allerdings umfasst die Vegetationsperiode nur die Monate April bis Oktober (= 7 Monate), da dort die Durchschnittstemperatur bei über 5°C liegt.
Schritt 4: Begründen und Einordnen
Finde zum Schluss deiner Analyse des Klimadiagramms Gründe für das Klima an diesem Ort (Beispiele: Lage zu Meeren, Gebirge usw.). Ordne anschließend die Klimastation einer Klimazone zu. Hierfür verwendest du am besten deinen Atlas.
Beispiel
Nürnberg liegt in der gemäßigten Klimazone — der Zone zwischen den Subtropen und der subpolaren Zone.
Das Klima in Nürnberg ist ein warmgemäßigtes Übergangsklima. Das bedeutet, dass es weder sehr maritim noch sehr kontinental ist. Die Niederschlagsmenge ist etwas geringer, als es für die Lage üblich wäre. Das liegt daran, dass sich Nürnberg in einer leichten Kessellage befindet. Dadurch werden feuchte Luftmassen von der Stadt ferngehalten.
Da Nürnberg ganzjährig humid ist und eine 7 monatige Vegetationsperiode besitzt, kann landwirtschaftlicher Anbau betrieben werden. So befindet sich bei Nürnberg auch das Knoblauchsland — ein wichtiges Gemüseanbaugebiet.
Klimadiagramm Auswertung: Hilfestellungen
Hier haben wir für dich ein paar wichtige Hilfestellungen zur Auswertung von Klimadiagrammen zusammengestellt:
- Verwende am besten immer zusätzlich deinen Atlas, wenn du ein Klimadiagramm auswertest. So kannst du ermitteln, wo der Ort liegt und ob es geographische Besonderheiten wie Gebirge oder bestimmte Windsysteme, wie einen Monsun , gibt.
- Besonders die Höhenlage ist von Bedeutung, wenn es um die Deutung der Temperaturen geht: Denn je höher ein Ort liegt, desto niedriger die Temperatur.
- Kläre ab, ob der Ort in der Nähe eines Ozeans liegt oder mitten auf dem Kontinent (Lage): In der Nähe der Ozeane gibt es ein ausgeglichenes, feuchtes Meeresklima, im Landesinneren hast du schwankende Temperaturen und weniger Niederschlag (kontinentales Klima)
- Orte auf der Nordhalbkugel haben ein Temperaturmaximum in den Monaten Juni bis August, Orte auf der Südhalbkugel hingegen im November bis Januar.
- Die Temperaturamplitude nimmt in der Regel zu, je weiter entfernt der Ort sich vom Äquator befindet. Orte in den Tropen haben also eine sehr niedrige Amplitude.
Oft musst du auch einem Klimadiagramm eine Klimazone oder eine bestimmte Region zuordnen. Hier hilft dir folgende Zusammenstellung, um tropische und außertropische Zonen zu erkennen:
Klimazone | Vegetationszone(n) | Klimatische Bedingung | |
Tropen | Tropisches Wüstenklima | Wüste, Halbwüste | 0-2 humide Monate |
Wechselfeuchte Tropen | Savanne |
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Immerfeuchte Tropen | Tropischer Regenwald | > 10 humide Monate | |
Außertropen | Polarzone | Kältewüste | < 2 Monate über 5°C |
Subpolarzone | Tundra | 2-4 Monate über 5°C | |
Kaltgemäßigte Zone | Taiga | > 4 Monate über 5°C 1-4 Monate über 10°C |
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Gemäßigte Zone | Laub- und Mischwald, Steppe | 5-7 Monate über 10°C | |
Subtropenzone | Hartlaubgehölze, Subtropischer Feuchtwald | 8-10 Monate über 10°C |
Merke: Die Tropen zeichnen sich dadurch aus, dass du hier keine Jahreszeiten findest. In den Außertropen gibt es dagegen Jahreszeiten.
Für umfangreichere Informationen zu den einzelnen Vegetationszonen ist unser extra Video genau das Richtige für dich. So bist du für die Auswertung eines Klimadiagramms bestens gewappnet!