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Was ist die kognitive Entwicklung und wie verläuft sie? Hier und im Video erfährst du alles dazu!

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Inhaltsübersicht

Kognitive Entwicklung einfach erklärt 

Die kognitive Entwicklung ist ein Teil der Entwicklungspsychologie und beschreibt den Prozess der Gehirnentwicklung. Hierbei entwickeln sich kognitive Fähigkeiten, wodurch geistige Reife erlangt wird.

Dieser Vorgang startet mit der Geburt und dauert das ganze Leben lang.  Die wichtigsten Kompetenzen hast du allerdings schon in deiner Kindheit gelernt.

Die Entwicklung der Intelligenz ist ein wichtiger Teil der kognitiven Entwicklung eines Kindes. Dafür werden 3 Stützfunktionen benötigt. Diese sind die Sinne, die Fähigkeit, sich an Dinge erinnern zu können und Sprachverständnis.

Beispiel einer kognitiven Fähigkeit 

Um die Entwicklung des Denkens zu verstehen, schauen wir uns jetzt ein paar Beispiele zu kognitiven Fähigkeiten an. 

  • Aufmerksamkeit
    Situation: Stell dir vor, du fährst dein Auto auf der Autobahn. Was musst du hierbei alles beachten? Eine Menge! Verkehrsschilder, das Beibehalten einer passenden Geschwindigkeit, Abstände zu anderen Autos, deren Blinken, dein GPS…
    Fähigkeit: Aufmerksamkeit ermöglicht dir also die Wahrnehmung von genau nur den Reizen, die wichtig für dich sind!
    Was wäre ohne?: Du würdest auch Reize wahrnehmen, die gerade nicht wichtig sind wie z. B. die Anzahl der Wolken im Himmel.
  • Gedächtnis
    Situation: Du bist jetzt im Supermarkt und hast deinen Einkaufszettel nicht dabei. Weißt du noch, was du alles brauchst?
    Fähigkeit: Das Gedächtnis ermöglicht dir, Informationen in einem Päckchen zu speichern („Ich brauche fünf Brötchen”) und später wieder abzurufen.
    Was wäre ohne?: Ohne hast du keine Ahnung, was du kaufen sollst. Selbst an einen Einkaufszettel musst du dich schließlich erinnern.
     
  • Abstraktes Denken
    Situation: Stell dir einen Stuhl vor. 
    Fähigkeit: Durch abstraktes Denken kannst du einen Sachverhalt so weit auf das Wesentliche herunterbrechen, bis jeder weiß, was mit einem Stuhl gemeint ist. Welchen Stuhl genau ich mir vorgestellt habe, musst du nicht wissen, um mich zu verstehen.
    Was wäre ohne?: Du könntest Sprache nicht verstehen, da ohne Generalisierung das Mitteilen deiner Wahrnehmung nicht möglich wäre.

Weitere kognitive Fähigkeiten:

  • Sprachbeherrschung
  • Gedanken- und Verhaltenskontrolle
  • Einteilen von Reizen in Kategorien
  • Planen von Handlungen

Kognitive Entwicklung Theorien 

Kognitive Entwicklung bedeutet in der Psychologie in etwa so viel wie „Die Entwicklung des Denkens”. Für den Denkprozess sind die kognitiven Fähigkeiten notwendig. Vereinfacht läuft der Denkprozess so ab:

  1. Wahrnehmung eines Reizes („Ich trinke Kaffee”)
  2. Verarbeitung dieses Reizes („Ich fühle mich wacher”)
  3. Erkenntnis („Kaffee hilft mir gegen Müdigkeit!”)
  4. Wissen („Kaffee enthält etwas, das wach macht”)

Wie kann die Wissenschaft bei der Entwicklungspsychologie von Kindern Messungen durchführen, um zu Erkenntnissen gelangen? Es gibt bei der Erfassung des kindlichen Denkens zwei Herausforderungen:

  • Dieser geistige Prozess findet im Gehirn statt und ist von außen nicht beobachtbar!
  • Je jünger, desto weniger kann ein Kind seine Gedanken beschreiben.

Diesen Herausforderungen stellten sich schon in den  1920er Jahren Jean Piaget und Lew Wygotski.

Piagets Theorie zur kognitiven Entwicklung 

Piaget war ein Schweizer Biologe mit einer Kernidee: Logisches Denken ist Ergebnis der Auseinandersetzung des Organismus mit der Umwelt!

Übrigens: Dieser Gedanke entspringt dem Behaviorismus , welcher zu der Zeit die dominierende psychologische Richtung war. In diesem führt ein Reiz zu einer antrainierten Reaktion. Piaget erweiterte dieses Modell durch den Organismus selbst. 

Seine Erkenntnisse erlangt Piaget überwiegend aus Beobachtungen und Experimenten. Er verwendete vier Begriffe, um den Mechanismus der kognitiven Entwicklung bei Kindern zu beschreiben:

  • Adaption ist die Tendenz der Anpassung an die aktuelle Umwelt.
     
  • Assimilation ist das Eingliedern von neuen Informationen in bereits bestehendes Wissen.
    Beispiel: Ein Kind weiß, wie man eine Birne isst (neue Information), wenn es weiß, wie man einen Apfel isst (bestehendes Wissen).
     
  • Akkommodation ist die Anpassung, wenn eine Situation nicht mit bestehendem Wissen gelöst werden kann.
    Beispiel: Ein Kind beißt in einen hölzernen Spielzeugapfel (Situation) und kann diesen nicht wie einen normalen Apfel essen (bestehendes Wissen).
     
  • Äquilibration ist das Gleichgewicht von Assimilation und Akkommodation. Das Kind lernt das Herstellen dieses Gleichgewichtes durch seine Erfahrungen. Das Ergebnis ist das Erreichen der nächsten Stufe der kognitiven Entwicklung.
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Piaget Stufenmodell

Nach Piaget startet jeder Mensch mit einer rein sinnlichen Wahrnehmung und nähert sich mit jeder Stufe immer abstrakteren Lösungen an. Die vorangegangene Phase muss abgeschlossen werden, damit die nächste starten kann.

1. Phase: Sensomotorische Phase

Alter: 0 – 2 Jahre

→ Erwerb des Ansatzes aller Strukturen des Erkennens durch:

  • Sinne (senso)
  • Bewegung (motorik).

Merkmale:

Egozentrismus und Reflexe Säugling ist ausschließlich auf den eigenen Körper zentriert (egozentrisch) und hat nur angeborene Reflexe (zum Beispiel: Schluck-, Saug- und Greifreflex). 
Wahrnehmung der Umwelt
Das Kind kann noch keine Unterscheidung zwischen Umwelt (Objekt) und sich selbst (Subjekt) treffen.
Objektpermanenz Objektpermanenz: Das Kind lernt, dass Dinge existieren, auch wenn es sie nicht sieht.
Stufen innerhalb der Phase
  1. angeborene Reflexmechanismen (z. B. Saugen und Schlucken)
  2. primäre Kreisreaktionen (zufällige Kombination aus Reflexen)
  3. sekundäre Kreisreaktionen (Reaktion auf äußere Reize, Versuch, Einfluss auf Umgebung zu nehmen)
  4. intentionales Verhalten (gezieltes Verhalten)
  5. tertiäre Kreisreaktionen (gezielt Tasten, Hilfsmittel gebrauchen)
  6. Übergang zur nächsten Phase (Bewegungen und deren Konsequenz können verstanden werden)

2. Phase: Präoperationale Phase

Alter 2 – 7 Jahre

→ Gliederung in:

  • symbolisches, vorbegriffliches Denken (2 – 4 Jahre) und
  • anschauliches Denken (4 – 7 Jahre).

Merkmale:

Egozentrismus Das Kind geht davon aus, dass andere die Welt genauso sehen wie sie. Deswegen wird die eigene Ansicht als die einzig mögliche und richtige wahrgenommen. Das Kind kann sich nicht in andere Menschen hineinfühlen, da diese demnach sowieso gleich fühlen und denken.
Sprachfähigkeit  Sprachfähigkeit wird erworben.
Logische Irrtümer Das Denken von Kindern wird stärker von Wahrnehmung als Logik beeinflusst. Deshalb kommt es oft zu logischen Irrtümern wie zum Beispiel: „Ein Mädchen wird zum Jungen, wenn es mit Jungenspielzeug spielt”
Anthropomorphismus (Vermenschlichung) Gegenständen werden menschliche Eigenschaften zugewiesen. Wenn das Kind sich an einem Tisch stößt, ist der Tisch deshalb „böse”
Magisches Denken Fantasie wird mit Realität vermischt.
Animismus Unbelebte Dinge (z. B. Bilder und Träume)werden für real und lebendig gehalten.
Zentrierung Kinder konzentrieren sich oft nur auf ein Merkmal und vernachlässigen den Gesamtüberblick.
Experiment:
Umschüttaufgabe
Flüssigkeit aus einem breiten Glas wird in ein höheres schmales Glas geschüttet. Das Kind denkt, die Flüssigkeit ist mehr geworden, da das neue Gefäß höher befüllt ist.

3. Phase: Konkrete operative Phase

Alter 7 – 11 Jahre
zunehmendes logisches Denken.
Merkmale:
Logisches Denken

Wenn das Kind schon Erfahrungen mit einem Gegenstand gemacht hat, kann es in Gedanken mit diesen umgehen (z. B. gedanklich einen Würfel werfen, wenn das Kind das schon einmal wirklich gemacht hat). 

Dezentrierung Jetzt kann sich das Kind in andere hineinversetzen.
Räumliches Denken Auch wenn eine Seite eines Würfels nicht sichtbar ist, weiß das Kind welche Zahl sich darauf befindet.
Experiment: Umschüttaufgabe Flüssigkeit aus einem breiten Glas wird in ein höheres schmales Glas geschüttet. Jetzt versteht das Kind, dass die Flüssigkeit nicht mehr geworden ist.
Invarianz Verständnis davon, dass gewisse Eigenschaften eines Objektes immer gleich bleiben (Beispiel Umschüttaufgabe: Menge des Wassers ist konstant weil nichts hinzugegeben oder weggenommen wurde).
 Besonderheiten

Du unterscheidest:

  • Dezentrierung (Reduzierung der egozentrischen Wahrnehmung)
  • Reversibilität (gedankliche Operationen lassen sich umkehren)
  • Invarianzkonzept (Erkenntnis, dass manche Eigenschaften von Objekten konstant sind; wie bei der Umschüttaufgabe)
  • Seriation (Fähigkeit der Ordnung mehrerer Objekte nach einem bestimmten Merkmal) 
  • Klassifikation (Fähigkeit, eine Gruppe von Objekten nach einem bestimmten Merkmal zusammenzufassen)

4. Phase: Formale operative Phase

Alter ab 12 Jahren

→ Alle Fähigkeiten die der Erfassung der Umwelt dienen wurden erlernt.

Die höchste Form des logischen Denkens wird erreicht:

  • Gedanklicher Umgang mit abstrakten Inhalten wie Hypothesen
  • Theoretische Analyse von Problemen
  • Systematische Reflektion von Fragestellungen
  • Logische Schlussfolgerungen

In unserem Video zu Piagets Stufenmodell erfährst du, wie genau die Phasen ablaufen.

Wygotskis Theorie zur kognitiven Entwicklung 

Lew Wygotski war ein sowjetischer Psychologe, der ein anderes Modell der kognitiven Entwicklung aufstellte. Im Gegensatz zu Piaget lehnte er das Stufenmodell klar ab und hebt stattdessen die Bedeutung des sozialen Umfeldes und des kulturellen Kontextes hervor.
Nach ihm sind soziale Interaktionen der Treiber der kognitiven Entwicklung.

Laut Wygotski wurdest du mit vier geistigen Fähigkeiten geboren, welche du selbst im Verlauf deiner kognitiven Entwicklung weiterentwickelt hast. Diese erfolgte hauptsächlich durch den Austausch mit anderen Menschen.

  1. Aufmerksamkeit
  2. Empfindung
  3. Wahrnehmung
  4. Gedächtnis

Nach dieser Theorie hat jedes Kind gleiche Voraussetzungen und unterscheidet sich durch die unterschiedliche Förderung durch Erwachsene. Diese nannte er die „Zone der proximalen Entwicklung”.

Wichtig: Die Zone der proximalen Entwicklung ist der Bereich der Funktionen, die noch nicht ausgereift sind, sich aber im Reifungsprozess befinden.

Neben dem Einfluss von Anderen prägen sich Kinder aber auch selbst. Dafür verwenden sie Sprache oder Techniken wie etwa Eselsbrücken.

Piagets und Wygotskis Theorien sind schon ein Jahrhundert alt. Heute wird von einem domänenspezifischen Modell ausgegangen, bei dem die kognitive Entwicklung von Wissen über bestimmte Teilbereiche abhängt. Diese beziehen sich auf das Verhalten von Personen, Objekten, sowie anderen Lebewesen.

Verzögerungen in der kognitiven Entwicklung 

Da sowohl Piagets als auch Wygotskis Modell die Interaktion mit der Umwelt zur Bedingung für kognitive Entwicklung des Kindes erklären, ergeben sich hieraus folgende Möglichkeiten der Verzögerung der Entwicklung:

  1. Körperliche Ursachen
    Die Verzögerung kann genetisch bedingt sein. So erklärt die Genetik einen großen Anteil der Intelligenzunterschiede unter Kindern. Stell dir vor, beide Eltern haben einen IQ von 80. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich das Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen verzögert entwickelt.
    Auch organisch bedingte Schädigungen, wie zum Beispiel das fetale Alkoholsyndrom können die kognitive Entwicklung beeinträchtigen.
     
  2. Ungeeignete Interaktionen verhindern das Lernen.
    Diese können etwa traumatische Erlebnisse sein, welche noch nicht angemessen verarbeitet werden können. Wenn die emotionalen Bedürfnisse nicht erfüllt werden, verzögert das auch die kognitive Entwicklung.
     
  3. Fehlende Interaktionen verhindern das Lernen.
    Ohne Interaktion mit der Umwelt oder anderen Menschen kann der Lernprozess schlichtweg nicht stattfinden. Sein Kind stundenlang vor dem Fernseher zu parken, trägt zur kognitiven Entwicklung wenig bei.

Wichtig: Bis auf die genetische Ursache können Entwicklungsverzögerungen jedoch oft behandelt werden.

Förderung der kognitiven Entwicklung 

Die kognitive Entwicklung lässt sich durch einige Methoden allerdings auch fördern.

Eine der effektivsten Maßnahmen ist Bewegung! Bewegung ist eine sehr aktive Form der Interaktion mit der Umwelt und bietet daher viele Möglichkeiten der Förderung kognitiver Fähigkeiten.

Dazun zählen motorische sowie kognitive Fähigkeiten, Koordinationsvermögen und bei Bewegung mit Anderen auch Sozialkompetenz. Zusätzlich erhält der Körper durch Sport positive Hormone und Sauerstoff, der die Zellen im Gehirn unterstützt.

Was sonst noch hilft:

  • Erfüllung emotionaler Bedürfnisse
  • Materialien zum Experimentieren 
  • Neues ausprobieren 
  • Rollenspiele
  • Etablieren fester Strukturen 
  • Förderung von Selbstständigkeit 

Kognitive Entwicklung — häufigste Fragen

  • Was ist die kognitive Entwicklung?
    Die kognitive Entwicklung nach Piaget ist der entwicklungspsychologische Prozess der kindlichen Entwicklung des Gehirns. Bei diesem werden zentrale kognitive Fähigkeiten ausgebaut. Zu diesen Fähigkeiten zählen z. B. das Einordnen und Auseinanderhalten von Menschen und Gegenständen sowie Sprache. 
     
  • Was fördert die geistige Entwicklung?
    Die beste Förderung der geistigen Entwicklung ist Bewegung! Bewegung sorgt für eine aktive Interaktion mit der Umwelt und kann motorische, kognitive und auch soziale Fähigkeiten fördern.
     
  • Was gehört zur kognitiven Entwicklung?
    Zur kognitiven Entwicklung gehören  folgende Fähigkeiten: Aufmerksamkeit, Erinnerung, abstraktes Denken, Schlussfolgern, Planen, Sprache und Kreativität. 
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Sprachentwicklung Kind

Die kognitive Entwicklung läuft also nach Piaget in Phasen ab. Eine der kognitiven Fähigkeiten ist die Sprachentwicklung, welche ebenfalls in Phasen abläuft. Welche das sind, erfährst du in unserem Video!  

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