Auch wenn sie Eltern an ihre Grenzen treibt, die Trotzphase ist ein wichtiger Teil in der Entwicklung eines Kindes. Woher sie kommt und wie man mit einem trotzigen Kind umgeht, erfährst du hier im Beitrag und im passenden Video

Inhaltsübersicht

Die Trotzphase

Fast alle Eltern kennen Situationen wie diese: Das Kind spielt morgens vertieft mit seinem Spielzeug, es ist aber Zeit für die Kita. Da es draußen regnet, soll es eine Regenjacke anziehen. Das ist der reinste Weltuntergang: Das Kind schreit, schimpft und wehrt sich, es schmeißt sich vielleicht sogar auf den Boden. 

Was viele Eltern im ersten Moment überfordert, ist zum Glück ganz normal. Bei Kindern zwischen zwei und vier, manchmal auch bis zu sechs Jahren, tritt meist die sogenannte Trotzphase auf. Bei der Entwicklungsphase beginnen die Kinder Regeln und Aufgaben zu hinterfragen oder weigern sich, bestimmte Dinge zu tun. 

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Anstrengend, aber völlig normal: die Trotzphase
Das passiert im Gehirn 

Das Gehirn ist bei Kleinkindern stark im Wachstum. Verbindungen zwischen den einzelnen Hirnregionen nehmen zu und das Gehirn wird schwerer. Das Frontalhirn, welches für Emotionen zuständig ist, hinkt jedoch etwas hinterher. Es kommt nicht mit den ganzen neuen Emotionen klar, da es sie noch nicht richtig verarbeiten kann. Deshalb kann es zu einer „Kurzschlussreaktion“ kommen: dem klassischen Trotzanfall.

Tipps zum Umgang mit (Klein-)Kindern in der Trotzphase 

Auch wenn es manchmal unmöglich erscheint: Ist dein Kind gerade in der Trotzphase, gilt es geduldig zu bleiben. Versuche immer, dich in dein Kind hineinzuversetzen und zu verstehen, dass es seine Emotionen gerade nicht anders ausdrücken kann. Unterstützung ist hierbei das A und O. Begleite dein Kind durch die schwere Zeit und zeige ihm, wie es mit seinen Gefühlen besser umgehen kann.

Mit diesen fünf Tipps wird die Trotzphase (auch Autonomiephase ) für dich und dein Kind etwas erträglicher.

1. Klare Grenzen und Regeln 

Bleibe mit deinen festgelegten Grenzen und Regeln konstant und bitte auch wichtige Bezugspersonen, wie beispielsweise Oma und Opa, diese durchzusetzen. So lernt dein Kind nämlich schon früh, dass es nicht immer seinen Willen bekommt und mit Enttäuschung und Frustration umgehen muss. 

Am besten funktioniert das, wenn du dein „Nein erklärst und nicht zu viele Regeln und Grenzen festlegst. Die kann sich dein Kind sowieso nicht merken.

2. Einfach mal machen lassen

In einigen Situationen bietet es sich an, das Kind einfach mal machen zu lassen. Will es zum Beispiel im Winter ohne Schuhe raus, lass es das tun. Dein Kind wird schnell merken, dass seine Füße kalt und nass werden und die Schuhe freiwillig anziehen. So lernt es aus den Konsequenzen und wird nächstes Mal vielleicht direkt die Schuhe anziehen wollen.

3. Verständnis zeigen und Alternativen vorschlagen

Kinder wollen verstanden werden. Auch wenn du den Grund hinter einem Wutausbruch nicht nachvollziehen kannst, ein „Ich verstehe dich“ und eine Umarmung können Wunder bewirken. Dein Kind ist nämlich gerade mit seinen Emotionen überfordert. Zu wissen, dass es bei dir trotzdem Gehör findet, kann die Situation entschärfen.

Hat sich das Kind etwas beruhigt, bietet es sich an, Alternativen vorzuschlagen: „Die Kletterwand ist noch zu gefährlich, versuch’s doch mal an der Sprossenwand, das kannst du schon alleine.“ So muss dein Kind zwar mit der Enttäuschung umgehen, bekommt aber direkt eine ebenso gute Alternative.

4. Aggressives Verhalten nicht tolerieren

Verhält dein Kind sich aggressiv, tritt oder schlägt beispielsweise, solltest du ihm klarmachen, dass solches Verhalten nicht in Ordnung ist. Hierbei hilft es, laut und bestimmt zu reden und dem Kind in die Augen zu sehen. So versteht es, dass du es ernst meinst. Auch hier ist es sinnvoll, zu erklären, wieso das Verhalten falsch ist. 

Tipp: Richte deinem Kind doch eine „Wut-Ecke“ im Kinderzimmer ein. Mit Kissen und weichen Bällen kann es sich hier nach Herzenslust austoben und seine Wut abreagieren.  

5. Ablenkung schaffen

Ist ein Kind einmal in Rage, ist es mit gutem Zureden oft gar nicht mehr zu erreichen. Versuche also, eine Ablenkung zu schaffen, damit es sich erst gar nicht hineinsteigern kann.

Wird zum Beispiel das Kuscheltier vermisst, passt zum Beispiel Folgendes: „Hast du das gehört? Ich glaube, der Teddy ruft nach dir! Komm, wir suchen ihn schnell.“ Das macht die überfordernde Situation zu einer interessanten und das Kind konzentriert sich auf das Rufen anstatt auf die negativen Emotionen.

Sich selbst ermutigen

Trotzanfälle sind sowohl für dein Kind als auch für dich sehr anstrengend. In der Öffentlichkeit kann es aber auch sein, dass andere sich davon gestört fühlen und das Verhalten negativ kommentieren. Lass dich davon nicht entmutigen, die Trotzphase ist nämlich ganz normal. Bleib am besten ruhig und denk daran, dass dich dein Kind nicht ärgern möchte. 

Deshalb brauchen Kinder die Trotzphase 

In der Trotzphase beginnen Kinder, gegebene Anweisungen und festgelegte Regeln zu hinterfragen. Das Kind versteht, dass es ein eigenes „Ich“ hat und auch selbstständig sein kann. Deswegen probiert es aus, was geht und wo die Grenzen sind.

Wird das Vorhaben, zum Beispiel von den Eltern, gestoppt oder verboten, kommt es zu verschiedenen Emotionen. Das Kind ist von den vielen Gefühlen überfordert. Diese Überforderung lässt es dann in Form von Schreien, Weinen, Schlagen oder sogar Treten aus — es bekommt einen Wutanfall. 

Viele Menschen ohne Kinder denken, dass die Wutausbrüche Schuld der Eltern sind. Das stimmt aber nicht, denn die Trotzphase ist ein normaler und wichtiger Schritt in der Entwicklung des Kindes. 

Auslöser und Ursachen

Der Grund hinter den Trotzanfällen kann vieles sein. Als Elternteil ist es manchmal unmöglich, den Auslöser zu erkennen.

Es gibt aber typische Situationen, die oft zu Überforderung führen:

  • Selbstständigkeit: Dein Kind möchte Dinge lieber selber machen und sich ausprobieren. Das kann zum Beispiel das Anziehen seiner Jacke, das Einschütten von Saft oder die Auswahl des Abendessens sein.

  • Hunger oder Müdigkeit: Ist das Kind sowieso schon überreizt, zum Beispiel weil es Hunger hat, ist seine Geduld geringer. Es kommt also häufiger zu Überreaktionen. 

  • Unterbrechen des Spiels: Muss das Kind unerwartet aufhören zu spielen, zum Beispiel wegen eines Termins, kann das sehr frustrierend sein. 

Mit der Zeit merkst du wahrscheinlich, welche Situationen dein Kind besonders stressen. Du wirst lernen, was du tun musst, um Anfälle zu verhindern oder wie du dein Kind während eines Trotzanfalls beruhigen und unterstützen kannst.

Erziehungsstile

Auch abseits der Trotzphase erzieht jeder sein Kind in einem anderen Stil. Die sogenannten Erziehungsstile können dabei in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Welche das sind und was die unterschiedlichen Stile ausmacht, erfährst du in unserem Video . Los geht’s!

Zum Video: Erziehungsstile
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