Was genau bedeutet eigentlich motorische Entwicklung? In unserem Beitrag und im Video  klären wir alle wichtigen Aspekte von der Kindheit bis ins hohe Alter.

Inhaltsübersicht

Motorische Entwicklung — einfach erklärt

Wenn wir von motorischer Entwicklung sprechen, meinen wir die Veränderung und den Fortschritt unserer Bewegungsfähigkeit. Das beginnt schon im Babyalter und geht weiter bis ins Erwachsenenalter.

Die Entwicklung ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens und umfasst eine ganze Palette an Fertigkeiten — von ganz einfachen bis zu komplexen Bewegungen

Das wäre zum Beispiel das Erlernen des Laufens bei einem Kleinkind. Zunächst beginnt ein Baby damit, auf dem Bauch zu robben. Dann beginnt es zu krabbeln. Nach einer Weile fängt es an, sich an Möbeln hochzuziehen, um im Stehen das Gleichgewicht zu halten. Schließlich macht das Kind seine ersten selbstständigen Schritte und lernt, zu laufen.

Wichtig: Kinder verbessern ihre Bewegungsfähigkeiten unterschiedlich schnell und eigenständig. Manche, die durch Krankheit oder Behinderung eingeschränkt sind, benötigen spezielle Förderung und oft professionelle Unterstützung.

Was ist Grob- und Feinmotorik?

Die motorische Entwicklung wird meistens in zwei große Bereiche aufgeteilt: Grob- und Feinmotorik. Aber was macht die beiden eigentlich aus und wie unterscheiden sie sich?

Die Grobmotorik bezieht sich auf Bewegungen des gesamten Körpers. Hier sind die großen Muskelgruppen im Einsatz. Sie helfen, grundlegende Bewegungen auszuführen. Das wäre zum Beispiel das Halten des Kopfes, das Rollen auf den Bauch und das Aufrichten.

Im Gegensatz dazu steht die Feinmotorik. Damit sind kleine, kontrollierte Bewegungen gemeint, die du mit den Händen und Füßen machst. Schon Babys lernen, Gegenstände zu greifen und loszulassen. Später werden die Fähigkeiten verfeinert, zum Beispiel beim Zeichnen.

Motorische Fähigkeiten nach Altersstufen

Nachdem wir nun die Unterschiede zwischen Grob- und Feinmotorik beleuchtet haben, werfen wir einen Blick darauf, wie sich diese Fähigkeiten im Laufe des Lebens entwickeln. Sie lassen sich in Altersklassen unterteilen: 

Säuglingsalter (0-1 Jahre)

Zeitraum Grobmotorik Feinmotorik
Im Mutterleib

Tritt- und Stoßbewegungen

Greifreflex (Finger schließen sich)

0-3 Monate

Kopf heben im Liegen

Finger öffnen und schließen

3-6 Monate

Auf den Bauch rollen

Greifen und Halten von Objekten

6-9 Monate

Krabbeln

Gegenstände von einer Hand zur anderen

9-12 Monate

Freies Sitzen, erste Schritte

Pinzettengriff

Schon im Mutterleib beginnt der Embryo, erste motorische Fertigkeiten zu zeigen. Dort macht er Tritt- und Stoßbewegungen und entwickelt einen Greifreflex, bei dem sich die Finger schließen.

Gleich nach der Geburt und in den ersten drei Monaten steht vor allem das Kopfheben im Fokus. Das Baby lernt, seinen Kopf im Liegen zu halten, was für die spätere Bewegungsentwicklung wichtig ist. Parallel dazu beginnt es, seine Finger bewusst zu öffnen und zu schließen.

Zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat geht die Entwicklung weiter. Jetzt können viele Babys schon auf den Bauch rollen, was ein erster großer Meilenstein in der Grobmotorik ist. Feinmotorisch lernt das Baby in der Zeit, Objekte bewusst zu greifen und zu halten.

Im Zeitraum von sechs bis neun Monaten wird die Welt für das Baby immer größer, denn jetzt beginnen viele mit dem Krabbeln. Zudem können sie nun Gegenstände von einer Hand zur anderen übergeben, was die Feinmotorik verbessert.

Zwischen dem neunten und zwölften Monat fangen einige Babys an, sich frei hinzusetzen und machen vielleicht sogar ihre ersten Schritte. In der Feinmotorik erlernen sie den sogenannten Pinzettengriff, bei dem sie kleine Objekte zwischen Daumen und Zeigefinger aufnehmen können.

Kleinkindalter (1-3 Jahre)

Zeitraum Grobmotorik Feinmotorik
1 Jahr

Freies Laufen

Bausteine stapeln, einfache Puzzle

2 Jahre

Sichereres Rennen, Springen

Halten eines Stifts, einfaches Zeichnen

3 Jahre

Treppen steigen, Ball werfen oder fangen

Schneiden mit Kinderschere, komplexere Formen

Im Alter von 1 bis 3 Jahren werden ihre Fähigkeiten noch weiter ausgebaut.

Mit dem ersten Geburtstag beginnt oft die Ära des freien Laufens. Viele Kinder sind nun in der Lage, sich ohne Hilfe auf zwei Beinen fortzubewegen. Das markiert einen großen Sprung in der Grobmotorik und schafft die Grundlage für spätere Aktivitäten, wie Rennen und Springen.

Gleichzeitig beginnen Kinder im ersten Lebensjahr, ihre Hände gezielter zu nutzen. Sie lernen, Bausteine zu stapeln oder einfache Puzzle zusammenzusetzen. 

Im Alter von etwa zwei Jahren werden viele Kinder immer geschickter in ihren Bewegungen. Sie können jetzt sicherer rennen, beginnen zu springen und können weitere einfache motorische Aufgaben wie das Öffnen von Türknöpfen meistern.

In der Feinmotorik kommen jetzt Fähigkeiten wie das Halten eines Stifts hinzu. Viele Kinder können einfache Striche oder Kreise zeichnen und beginnen, mit Kinderbesteck zu essen.

Im Alter von drei Jahren haben die meisten Kinder dann ihre Grobmotorik so weit entwickelt, dass sie sicher Treppen steigen und vielleicht sogar einen Ball werfen oder fangen können. Feinmotorisch sind sie nun in der Lage, komplexere Aufgaben wie das Schneiden mit einer Kinderschere zu bewältigen.

Kindesalter (4-11 Jahre)

Zeitraum Grobmotorik Feinmotorik
4-6 Jahre

Gewinn an Flexibilität und Gleichgewicht

Steigende Leserlichkeit der Schrift, erste Zeichnungen

7-9 Jahre

Verbesserung der Reaktionszeit

Detailliertere Zeichnungen, verbesserte Schreibfähigkeiten

10-11 Jahre

Fokussierung auf spezifische motorische Leistungen

Weiterentwicklung der Hand-Augen-Koordination

Zwischen dem vierten und elften Lebensjahr nimmt die Entwicklung des Körpers ein ruhigeres Tempo an als in den Jahren zuvor. Der Fokus liegt nun klar auf dem Ausbau der motorischen Fähigkeiten.

Was die Grobmotorik betrifft, so verbessern sich Flexibilität, Gleichgewicht, Beweglichkeit und Kraft merklich. Auch die Reaktionszeit wird schneller. Interessanterweise steigen die motorischen Leistungen auch durch die Fähigkeit, Reaktionen auf relevante Informationen zu beschränken.

In der Feinmotorik gibt es eine fortlaufende Verbesserung. Die Handschrift wird lesbarer, und die Zeichnungen gewinnen an Organisation, Detailtreue und der Darstellung von Tiefe. 

Jugendalter (12-18 Jahre)

Zeitraum Grobmotorik Feinmotorik
12 Jahre

Verbesserte sportliche Fähigkeiten, erhöhte Ausdauer

Schnelles Tippen, Bedienen technischer Geräte

15 Jahre

Anspruchsvolle sportliche oder künstlerische Tätigkeiten

Fortgeschrittene Fingerfertigkeit, Musizieren

18 Jahre

Nahezu erwachsene motorische Fähigkeiten

Hochentwickelte Feinmotorik, berufliche Einsatzfähigkeit

Im Jugendalter zwischen 12 und 18 Jahren vollzieht sich eine weitere entscheidende Phase in der motorischen Entwicklung. Die Jugendlichen werden körperlich immer fitter und spezialisieren sich häufig auf bestimmte sportliche oder künstlerische Aktivitäten. Ihre motorischen Fähigkeiten sind meist so weit ausgereift, dass sie sich deutlich komplexeren Herausforderungen stellen können.

Mit Beginn der Pubertät um das zwölfte Lebensjahr nehmen körperliche Aktivitäten oft einen höheren Stellenwert ein. Jugendliche verbessern ihre grobmotorischen Fähigkeiten durch den Sport, sei es im Rennen, Springen oder Werfen. Das erhöht nicht nur die Geschwindigkeit und Koordination, sondern auch die Ausdauer.

In der Feinmotorik sind Jugendliche meist schon sehr geschickt und können komplexe Tätigkeiten ausführen. Beispiele dafür sind das Bedienen eines Computers, das schnelle Tippen auf einem Smartphone oder sogar das Musizieren auf einem Instrument, die Fingerfertigkeit ist nun auf einem hohen Niveau.

Um das 15. Lebensjahr herum sind viele Jugendliche in der Lage, anspruchsvolle Sportarten oder künstlerische Aktivitäten auszuüben, die hohe Anforderungen an die Koordination stellen. Hier verschmelzen Grob- und Feinmotorik oft zu einer fließenden Einheit.

Mit 18 Jahren haben die meisten Jugendlichen ein Niveau der motorischen Fähigkeiten erreicht, das nahe an dem eines Erwachsenen ist. Sie können sowohl grobmotorisch als auch feinmotorisch komplexe Aufgaben bewältigen und sind oft in der Lage, ihre Fähigkeiten in Beruf oder Studium einzusetzen. 

Erwachsenenalter (18-65 Jahre)

Zeitraum Grobmotorik Feinmotorik
18-65 Jahre

Erhalt der Fitness, Sport, ggf. Spezialisierung

Berufsspezifische Feinmotorik, Erhalt der Feinmotorik, Anpassung an neue Technologien

Aber auch noch nach dem Kindes- oder Jugendalter hört die motorische Entwicklung nicht auf. 

Im Erwachsenenalter, das von etwa 18 bis 65 Jahren reicht, stabilisieren sich die motorischen Fähigkeiten weitgehend. In der Lebensphase steht weniger die Entwicklung neuer Fähigkeiten im Vordergrund, sondern eher die Erhaltung und gegebenenfalls Spezialisierung der bereits vorhandenen motorischen Kompetenzen.

In der Grobmotorik zeigen sich Erwachsene in der Regel als ausgereift. Sportliche Aktivitäten dienen oft mehr dem Erhalt der Fitness als der Entwicklung neuer Fähigkeiten. Bei manchen Personen können jedoch durch gezieltes Training noch Verbesserungen erzielt werden, etwa im Ausdauersport oder bei komplexen Bewegungsabläufen.

In der Feinmotorik ist die Bandbreite an Fähigkeiten bei Erwachsenen besonders groß, da sie oft berufsspezifische Fertigkeiten erfordern. Das kann das schnelle Tippen auf der Tastatur für Büroangestellte sein oder die präzise Handarbeit für Chirurgen.

Seniorenalter (ab 65 Jahre)

Zeitraum Grobmotorik Feinmotorik
Ab 65 Jahre

Erhalt von Grundfertigkeiten

Fingerfertigkeit, eventuelle Anpassungsstrategien

Im Seniorenalter, das ab 65 Jahren beginnt, steht die Erhaltung der motorischen Fähigkeiten im Fokus. Mit fortschreitendem Alter können sowohl die Grob- als auch die Feinmotorik nachlassen, doch regelmäßige Bewegung und Aktivität können helfen, die Mobilität so lange wie möglich zu bewahren.

In der Grobmotorik ist das Ziel oft, die Grundfertigkeiten wie Gehen, Treppensteigen und Aufstehen aus einem Stuhl zu erhalten. Einfache sportliche Betätigungen wie Spaziergänge oder Gymnastik können hier unterstützen.

In der Feinmotorik können Aufgaben wie Schreiben oder Knöpfe schließen schwieriger werden. Hier kann Ergotherapie helfen, die Fingerfertigkeit so lange wie möglich zu erhalten oder alternative Strategien zu entwickeln.

Förderung der motorischen Fertigkeiten

Um motorische Fähigkeiten zu fördern, gibt es verschiedene Ansätze:

  • Sportliche Aktivitäten: Ob Fußball, Schwimmen oder Turnen – Sport fördert die Grobmotorik und schult Koordination und Gleichgewicht.
  • Kreatives Gestalten: Malen, Zeichnen oder Basteln machen nicht nur Spaß, sondern fördern auch die Feinmotorik.
  • Alltagsaktivitäten: Selbst einfache Dinge wie Schnürsenkel binden oder das Benutzen von Besteck können helfen, die Feinmotorik zu verbessern.
  • Spezialisierte Übungen: Für Kinder mit eingeschränkter motorischer Entwicklung gibt es gezielte Übungsprogramme, oft unter fachlicher Anleitung.
  • Elterliche Unterstützung: Schon einfache Spiele wie „Fang den Ball“ oder „Bauklötze stapeln“ können hilfreich sein.

Motorische Entwicklung — häufigste Fragen

  • Was versteht man unter motorischer Entwicklung?
    Motorische Entwicklung bezeichnet den Prozess, durch den Menschen ihre Fähigkeiten zur Bewegung und Koordination verbessern. Das umfasst Grob- und Feinmotorik und variiert je nach Altersstufe, von Säuglingen bis zu Senioren. Sie ist essenziell für die alltägliche Selbstständigkeit und Aktivität.
      
  • Was fördert die motorische Entwicklung?
    Die motorische Entwicklung wird durch regelmäßige Bewegung, gezieltes Training und spielerische Aktivitäten gefördert. Frühe Förderung in der Kindheit, passende sportliche Betätigungen und ergotherapeutische Maßnahmen können die motorischen Fähigkeiten über alle Altersgruppen hinweg verbessern.

Dyspraxie

Eine Störung, die die motorische Entwicklung erheblich beeinträchtigen kann, ist die Dyspraxie. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau dir unser Video an!

Zum Video: Dyspraxie
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Motorische Entwicklung

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