Wir Menschen entwickeln uns unser gesamtes Leben. Doch was genau passiert dabei mit uns? Dieser und weiteren Fragen widmet sich die Entwicklungspsychologie. Eine Definition und eine Übersicht über die verschiedenen Themengebiete bekommst du hier und im Video !

Inhaltsübersicht

Was ist Entwicklungspsychologie?

Die Entwicklungspsychologie ist ein Fachgebiet der Psychologie . Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung des Menschen über sein gesamtes Leben: von der Geburt, über die Kindheit und das Jugendalter bis hin zum frühen und späten Erwachsenenalter.

Dabei untersucht die Entwicklungspsychologie die Entwicklung…

  • des Denkens,
  • der Sprache,
  • der Informationsverarbeitung,
  • der Identität,
  • der Emotionen und Motive,
  • sowie des sozialen und moralischen Verhaltens.

Beispiel Hunger: Ein Baby schreit, wenn es Hunger hat. Ein junges Kind dagegen zupft am Ärmel der Mutter, und ein Jugendlicher kocht sich sein Essen einfach selbst.

Alleine im Hungerbedürfnis entwickeln wir uns also auf vielen verschiedenen Ebenen. Die genauen Verläufe, Prozesse und Schwierigkeiten untersucht die Entwicklungspsychologie.

Definition Entwicklungspsychologie

Die Entwicklungspsychologie beschreibt, erklärt und sagt voraus, wie sich Erleben und Verhalten über die menschliche Lebensspanne entwickeln und verändern. Sie basiert auf verschiedenen Stufenmodellen, die einzelne Entwicklungsschritte unterscheiden.

Worum geht es in Entwicklungspsychologie?

Die Entwicklungspsychologie untersucht verschiedene Funktionsbereiche der Menschen über ihre Lebensspanne. Als Funktionsbereich gilt zum Beispiel die Sprache .

Beispiel Sprache: Ein Säugling kann nur schreien, ein Kleinkind brabbelt vor sich hin, ein Schulkind kann schon Geschichten erzählen.

entwicklungspsychologie, sprachentwicklung, entwicklungspsychologie definition, was ist entwicklungspsychologie, definition entwicklungspsychologie, entwicklungspsychologe, entwicklungspsychologie zusammenfassung, entwicklungspsychologie themen
direkt ins Video springen
Entwicklungspsychologie: Sprachentwicklung

Aber auch die Entwicklung von Denken und Fühlen, des Körpers und der Emotionen gehören zu den Forschungsgebieten der Entwicklungspsychologie.

Sie behandelt Fragestellungen wie: „Welche Emotionen haben wir schon von Geburt an? Welche lernen wir erst mit der Zeit?“ Auch kulturelle Unterschiede in der Entwicklung werden betrachtet: „Erlebt ein afrikanisches Kind beispielsweise die gleichen Emotionen wie ein europäisches Kind?“

Die Entwicklungspsychologie erforscht zudem, welche Rolle die Umwelt und die Genetik in der Entwicklung spielen: „Ist Verhalten angeboren oder erlernt?“

Themen der Entwicklungspsychologie — Abweichungen der Entwicklung

Die Entwicklungspsychologie untersucht außerdem, ob es eine normale (biologisch artgemäße) menschliche Entwicklung gibt und wie diese aussieht. Sie erforscht Abweichungen von dieser normalen Entwicklung und wie es zu diesen kommen kann. Können Fehlentwicklungen vorhergesagt oder vermieden werden?

Beispiel Krabbeln: Ein durchschnittlich 10 Monate altes Kind fängt an zu krabbeln. Welche Fähigkeiten braucht es dafür? Und wie kann einem Kind geholfen werden, wenn es mit 13 Monaten immer noch nicht krabbeln kann? Welche Fähigkeiten fehlen diesem Kind?

Auch entwicklungspathologische Ausprägungen wie Essstörungen, Depressionen oder Autismus werden erforscht.

Beispiel Essstörung: Ein Kind hat eine Essstörung entwickelt. Entwicklungspsychologen beschäftigen sich mit den Ursachen dieser Störung und den Auswirkungen auf den Entwicklungsverlauf: Das Kind musste früher beim Essen immer die Streitereien der Eltern erleben und deswegen fing es an, die Mahlzeiten zu vermeiden. Durch die verringerte Essenszunahme hat sich auch die Pubertät des Kindes verspätet.

Berühmte Vertreter der Entwicklungspsychologie

Jetzt kennst du die Definition und Themenbereiche der Entwicklungspsychologie. Schau dir als Nächstes einige wichtige Vertreter der Entwicklungspsychologie an. Ihre Modelle werden dir garantiert wieder begegnen!

Zu den bekanntesten Entwicklungspsychologen zählen:

Schau dir diese Entwicklungspsychologen und ihre revolutionären Theorien gleich mal genauer an.

Sigmund Freud

Sigmund Freud (1856-1939) gilt als Begründer der Tiefenpsychologie . Er entwickelte das Modell der psychosexuellen Entwicklung , das bis heute gelehrt wird. Diese Entwicklung durchlaufen junge Menschen von der Geburt an bis zur Pubertät . In seinem Modell beschreibt er die Verhaltensweisen und die psychische Entwicklung von Kindern anhand von Phasen:

  • Die orale Phase,
  • die anale Phase,
  • die phallische Phase,
  • die Latenzphase und
  • die genitale Phase.

Diese Phasen werden durch die Erkundung spezifischer erogener Zonen und Triebe bestimmt.

Ebenso beschrieb Freud drei verschiedene Ebenen des Bewusstseins: das „Ich“, das „Über-Ich“ und das „Es“.

Jean Piaget

Jean Piaget (1896-1980) untersuchte die kognitive Entwicklung von Kindern. In seinem Modell unterscheidet er vier Stufen:

  • Die sensomotorische Stufe,
  • die präoperationale Stufe,
  • die Stufe der konkreten Operation und
  • die formaloperationale Stufe

Damit die nächste Stufe erreicht werden kann, muss die vorherige abgeschlossen werden.

Außerdem untersuchte er die Moral von Kindern. Auch die moralische Entwicklung teilt er in verschiedene Stufen auf. Jede Moral ist dabei ein System von Regeln, das die Gesellschaftsmitglieder beachten.

Lawrence Kohlberg

Lawrence Kohlberg (1927-1987) war US-amerikanischer Psychologieprofessor an der Harvard University. Er untersuchte ebenfalls die menschliche Moralentwicklung, aber nicht nur in der Kindheit. Kohlberg unterscheidet 3 Ebenen , die jeweils in 2 Stufen unterteilt werden:

  • Die präkonventionelle Ebene: Autoritätspersonen ,
  • die konventionelle Ebene: Gesellschaftliche Normen und
  • die postkonventionelle Ebene: Persönliche Prinzipien.

Nach Kohlberg ist die moralische Entwicklung ein Teil der allgemeinen Entwicklung von Denken und Wahrnehmen. Dabei schaffen es nicht alle Menschen, die höchste Ebene der Moralentwicklung zu erreichen.

Erik H. Erikson

Geht es um die menschliche Entwicklung, so ist Erik H. Erikson (1902-1994) nicht mehr wegzudenken. Sein Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung wird heute noch gelehrt und gilt als Grundlage für viele Forschungen. Erikson beschreibt 8 Phasen, die die Menschen in ihrem Leben durchlaufen. Dabei nennt er altersspezifische Aufgaben, die wir lösen müssen:

Phase Konflikt Alter
1. Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen 1. Lebensjahr
2. Autonomie vs. Scham und Zweifel 2. bis 3. Lebensjahr
3. Initiative vs. Schuldgefühl 4. bis 5. Lebensjahr
4. Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl 6. Lebensjahr bis zur Pubertät
5. Identität vs. Identitätsdiffusion Jugendalter
6. Intimität und Solidarität vs. Isolation Frühes Erwachsenenalter
7. Generativität vs. Stagnation und Selbstabsorption Erwachsenenalter
8. Ich-Integrität vs. Verzweiflung Spätes Erwachsenenalter

Entwicklungspsychologie: Die Altersstufen

Diese berühmten Entwicklungspsychologen haben in ihren unterschiedlichen Modellen eines gemeinsam: Sie unterscheiden verschiedene Entwicklungsstufen, die zu bestimmten Zeitpunkten erreicht werden.

Schauen wir uns die verschiedenen Altersstufen („Lebensphasen“) jetzt einmal genauer an:

  • frühe Kindheit
  • mittlere und späte Kindheit
  • Jugend
  • junges Erwachsenenalter
  • mittleres und spätes Erwachsenenalter

Frühe Kindheit

Die frühe Kindheit umfasst die Zeit von der Geburt bis zum 3. Lebensjahr, auch Gestationszeit genannt. In dieser Phase entwickeln sich vor allem die Persönlichkeit und die Fähigkeiten des Kindes. Das Kind lernt zu krabbeln, laufen, sprechen und Wünsche auszudrücken.

Mittlere und späte Kindheit

In der mittleren und späten Kindheit (3-11 Jahre) werden Kinder körperlich flexibler. Ihr Gleichgewichtssinn verbessert sich und ihre Bewegungen werden immer gezielter, schneller und genauer. Kinder beginnen in diesem Alter außerdem, viel zu malen.

Sie wollen immer eigenständiger sein und dafür gelobt werden. Auch die Überforderung beim Scheitern wird hier häufig erlebt und der Umgang damit gelernt.

Jugend

Als Jugendliche werden junge Menschen zwischen 12 und 19 Jahren bezeichnet. Hier passiert besonders viel: Die Pubertät stellt die Jugendlichen vor körperliche Veränderungen (Körperwahrnehmung, Sexualität) und geistige Veränderungen (Umgang mit Eltern, Freunden). Hier spielt zum Beispiel auch die Frage „Wer bin ich?“, also die Identitätsfindung, eine große Rolle.

Junges Erwachsenenalter

Erikson unterteilt das Erwachsenenalter in frühes, mittleres und hohes Erwachsenenalter. Je nach Alter stellen sich die Erwachsenen verschiedenen Herausforderungen. Im frühen Erwachsenenalter entwickeln sich die Menschen vor allem beruflich und privat in Beziehungen weiter.

Mittleres und spätes Erwachsenenalter

Im mittleren und späten Erwachsenenalter stellen sich die Menschen verschiedene Fragen:

  • Was möchte ich noch erreichen?
  • Was möchte ich der Nachwelt hinterlassen?
  • Möchte ich Kinder kriegen und ihnen mein Wissen weitergeben?
  • Was passiert nach dem Tod?

Diese Fragen beschäftigen sich mit der Generativität. Damit ist der Wunsch gemeint, „im Geiste“ nach dem Tod weiterzuleben. Der Mensch möchte der Welt etwas hinterlassen, zum Beispiel Wissen oder eigene Kinder. 

Entwicklungspsychologie — häufigste Fragen

  • Was ist Entwicklungspsychologie?
    Die Entwicklungspsychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie. Sie beschäftigt sich mit Menschen jeden Alters, von der Geburt bis zum Tod. Dabei fragt sie sich: Wie entwickeln sich Denken, Sprache, Informationsverarbeitung, Emotionen sowie soziales und moralisches Handeln?

  • Was ist Entwicklungspsychologie Beispiele?
    Die Entwicklungspsychologie ist ein Fachgebiet und Grundlagendisziplin der Psychologie. Sie erforscht die menschliche Entwicklung über das gesamte Leben und untersucht die psychischen Eigenschaften in verschiedenen Lebensphasen, zum Beispiel die sprachliche und soziale Entwicklung.

  • Was sind die Aufgaben der Entwicklungspsychologie?
    Die Aufgaben der Entwicklungspsychologie sind: Beschreibung und Erklärung von Entwicklungsprozessen/ -verläufen, Prognostizierung und Einschätzung mit Wahrscheinlichkeitsaussagen, Entwicklungsförderung durch Optimierung oder Modifikation.

Psychosexuelle Entwicklung Freud

Freud gilt als einer der bekanntesten Vertreter der Entwicklungspsychologie. Seine Theorie der psychosexuellen Entwicklung wird bis heute noch gelehrt. Wenn du mehr über sie erfahren willst, dann schau hier vorbei! 

Zum Video: Psychosexuelle Entwicklung Freud
Zum Video: Psychosexuelle Entwicklung Freud

Hallo, leider nutzt du einen AdBlocker.

Auf Studyflix bieten wir dir kostenlos hochwertige Bildung an. Dies können wir nur durch die Unterstützung unserer Werbepartner tun.

Schalte bitte deinen Adblocker für Studyflix aus oder füge uns zu deinen Ausnahmen hinzu. Das tut dir nicht weh und hilft uns weiter.

Danke!
Dein Studyflix-Team

Wenn du nicht weißt, wie du deinen Adblocker deaktivierst oder Studyflix zu den Ausnahmen hinzufügst, findest du hier eine kurze Anleitung. Bitte .