Sozial emotionale Entwicklung
Im Laufe der sozial-emotionalen Entwicklung lernen Kinder viel über ihre eigenen Gefühle und das Zusammenleben mit anderen. Alles rund um die zu erlernenden Kompetenzen und die verschiedenen Entwicklungsstufen erfährst du hier und in unserem Video !
Inhaltsübersicht
Sozial emotionale Entwicklung einfach erklärt
Kinder werden nicht mit einem Bewusstsein für ihre eigenen Gefühle geboren, sondern müssen diese Fähigkeit erst lernen. Ziel der sozial-emotionalen Entwicklung ist es, die eigenen Emotionen verstehen, ausdrücken und auch mitteilen zu können. Zusammen mit dieser emotionalen Kompetenz wird gleichzeitig auch die soziale Kompetenz verbessert: Denn erst durch das Verständnis der eigenen Gefühle können diese auch in anderen erkannt werden. Das ist die Grundlage dafür, dass sich Empathie entwickeln kann.
Altersstufe | Wichtige Entwicklungsschritte |
1. Lebensjahr |
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2. und 3. Lebensjahr |
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4. und 5. Lebensjahr |
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6. Lebensjahr |
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Die sozial-emotionale Entwicklung verläuft in verschiedenen Stufen im Kindesalter. Werden die Kompetenzen während dieser Zeit nicht ausreichend entwickelt, kann es zu Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. Aggressivität kommen.
Sozial emotionale Kompetenz
Die sozial–emotionale Kompetenz ist die Fähigkeit, die während der sozial-emotionalen Entwicklung ausgebildet werden soll. Sie setzt sich aus den Begriffen „soziale Kompetenz“ und „emotionale Kompetenz“ zusammen. Beide sind wichtig dafür, dass Menschen nicht nur ihre eigenen Gefühle richtig deuten, sondern auch, dass sie angemessen mit den Gefühlen von anderen umgehen.
Diese Fähigkeit wird zwar schon im Kleinkind- und Vorschulalter ausgebildet, ist aber für den Alltag und die zwischenmenschlichen Beziehungen ein Leben lang wichtig.
Emotionale Kompetenz
Damit Kinder auf die eigenen und auf fremde Gefühle richtig reagieren können, müssen sie die emotionale Kompetenz entwickeln. Du kennst sie auch unter dem Begriff „emotionale Intelligenz “. Kinder müssen nicht nur ihre eigenen, vielleicht manchmal widersprüchlichen, Gefühle verstehen lernen, sondern auch die ihres Umfelds. Dazu zählt, dass sie erkennen, wie sie die Emotionen von anderen durch das eigene Verhalten beeinflussen können.
Tipp für Erziehende: Kinder schauen sich viel von Erwachsenen ab. Deshalb sollte man als Vorbild die eigenen Gefühle benennen und die Kinder regelmäßig fragen, wie es ihnen in einer Situation geht.
Damit Kinder emotional kompetent werden können, müssen sie verschiedene Fertigkeiten entwickeln:
Fertigkeit | Beschreibung | Beispiel |
Mimischer Emotionsausdruck |
Die eigenen Emotionen mimisch mit dem Gesicht darstellen, damit sie von anderen gedeutet werden können. |
Ich kann zeigen, dass ich fröhlich bin, indem ich lächle. |
Erkennen des Emotionsausdrucks anderer | Von der Mimik der Mitmenschen auf deren Gefühle schließen. | Meine Schwester weint, also ist sie gerade traurig. |
Sprachlicher Emotionsausdruck | Die eigenen Gefühle mit Worten beschreiben und anderen mitteilen. | „Dass du mir das Spielzeug weggenommen hast macht mich wütend!“ |
Emotionsregulation |
Strategien, mit den eigenen Emotionen umzugehen, sodass sie als weniger intensiv wahrgenommen werden. | Wenn ich große Angst habe hilft es mir, meinen Eltern davon zu erzählen. |
Soziale Kompetenz
Die Sozialkompetenz wird benötigt, um eigene soziale Bedürfnisse in einer Interaktion mit anderen zu erfüllen. Konkret sieht das so aus, dass die persönlichen Ziele erreicht werden und gute Beziehungen mit anderen geknüpft werden können.
Besonders im Kindergartenalter beginnen Kinder damit, die ersten Freundschaften zu schließen. Recht schnell lernen sie dabei, dass soziale Interaktionen auch von Kompromissbereitschaft und Verhaltensnormen geprägt sind.
Tipp für Erziehende: Nicht bei jedem Konflikt zwischen Kindern braucht es sofort einen erwachsenen Vermittler. So lernen sie, mit schwierigen sozialen Situationen selbst umzugehen.
Basis für die Entwicklung von Sozialkompetenzen ist der Schritt, sich selbst von anderen Menschen unterscheiden zu können. Dadurch wird ein Gefühl für die eigenen sozialen und emotionalen Bedürfnisse entwickelt. Bald beginnen Kinder, sich dann auch in die Lage anderer hineinzuversetzen. Das ist der erste Schritt der Empathieentwicklung.
Sozial emotionale Entwicklung Tabelle
In verschiedenen Altersstufen werden verschiedene Fähigkeiten erlernt, die für die sozial-emotionale Entwicklung wichtig sind. Wie schnell das Kind lernt, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren wie zum Beispiel der Erziehung, den persönlichen Erfahrungen und dem Kontakt mit Gleichaltrigen ab.
Wichtig: Die angegebenen Altersstufen sind natürlich nur Orientierungswerte, denn jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo. Trotzdem sollte die sozial-emotionale Entwicklung bis zur Einschulung so gut wie beendet sein.
Im Rahmen der sozial-emotionalen Entwicklung lernen Kinder auf vielfältige Art und Weise, mit ihren Gefühlen umzugehen:
- ️Mitteilung durch Mimik und Gestik
- Einordnung
- Unterdrückung und Regulierung
- angemessene Reaktionen auf die Gefühle anderer
Erstes Lebensjahr
Die sozial-emotionale Entwicklung beginnt schon direkt in den ersten Lebensmonaten. Die Erziehenden nehmen dabei noch eine zentrale Rolle ein: Zwar verstehen Babys ihre eigenen Gefühle noch nicht, aber sie nehmen die Gefühlsäußerungen um sie herum schon wahr, beispielsweise durch Mimik und Tonlage.
Gefühlsempfinden von… | dem Verlangen, dass die Grundbedürfnisse (z.B. nach Nahrung) erfüllt werden sowie nach körperlicher Nähe und Zuwendung. |
Gefühlsäußerung durch… | schreien und weinen. |
Gefühle von anderen… | dienen der Orientierung, vor allem in neuen Situationen. |
Beispiel |
Um einzuschätzen, wie es mit einem lauten Geräusch umgehen soll, schaut das Baby ganz genau hin, ob die Eltern lachen oder eine Angstreaktion zeigen. |
Tipps für Erziehende | Zeig dem Baby mithilfe deiner Mimik verschiedene Emotionen und lächle es regelmäßig an. |
Zweites und drittes Lebensjahr
Im Kleinkindalter werden Gefühle dann langsam unterschieden. Dank der fortschreitenden Sprachentwicklung beginnen Kinder hier Gefühle konkret zu benennen. Eine wichtige Fähigkeit, die Kinder in dieser Phase lernen müssen, ist, ihre Emotionen zu regulieren.
Gefühlsempfinden von… |
starken Emotionen, die dadurch hervorgerufen werden, dass sie ihre Umwelt besser verstehen und mehr entdecken wollen. Außerdem werden Kinder häufiger mit Ge- und Verboten konfrontiert. |
Gefühlsäußerung durch… | einfache Sätze oder starke „Ausbrüche“ (z.B. Wutanfälle). |
Gefühle von anderen… | werden oft herausgefordert, um die Reaktion zu beobachten und Grenzen zu testen (Trotzphase). |
Beispiel |
Ein Kind bekommt die Süßigkeiten, die es im Supermarktregal entdeckt hat, nicht und fängt deshalb an, laut zu weinen. |
Tipps für Erziehende | Bewerte Gefühlsäußerungen nicht negativ, und zeige dem Kind stattdessen, wie es seine eigenen Emotionen kontrollieren kann. |
Viertes und fünftes Lebensjahr
Im Kindergarten verbringen Kinder das erste Mal viel Zeit mit Gleichaltrigen ohne ihre Eltern. Hier knüpfen sie die ersten sozialen Kontakte und ihre Gefühlswelt weitet sich aus.
Gefühlsempfinden von… | oft widersprüchliche Emotionen. |
Gefühlsäußerung durch… | fantasievolle Rollenspiele, um sich in andere hineinzuversetzen. |
Gefühle von anderen… | werden von den eigenen unterschieden (Grundlage für Empathie). Außerdem lernen sie hier, mit resultierenden Konflikten umzugehen. |
Beispiel |
Im Kindergarten spielen Kinder mit anderen und mit ihren Kuscheltieren Situationen wie zum Beispiel einen Arztbesuch nach. |
Tipps für Erziehende | Da Kinder auch in diesem Alter ihre Gefühle manchmal nicht verstehen, solltest du immer ein offenes Ohr für ihre Probleme haben. |
Sechstes Lebensjahr
Bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahrs ist die sozial-emotionale Entwicklung üblicherweise abgeschlossen. Kinder sind dann in der Lage, sicher über ihre Gefühle auszudrücken, auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen und Kompromisse zu schließen.
Gefühlsempfinden von… | kontrollierbaren Emotionen, die verstanden werden. |
Gefühlsäußerung durch… | gelungene Kommunikation mit den Umfeld. |
Gefühle von anderen… | können richtig erkannt und berücksichtigt werden. |
Beispiel |
Nach dem ersten Schultag können Kinder schon berichten, welche Lehrer sie nett finden und mit wem sie Freundschaften geschlossen haben. |
Tipps für Erziehende | Verständnis für die Gefühle anderer ist etwas, das Kinder kontinuierlich an dir als gutem Vorbild lernen können. |
In unserem Schaubild geben wir dir noch einmal einen Überblick über alle Phasen der sozial-emotionalen Entwicklung:
Sozial-emotionalen Entwicklung: Einflussfaktoren
Die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern kann durch verschiedene Dinge beeinflusst werden:
- Jedes Kind hat von Geburt an ein eigenes Temperament – das ist die Art und Weise, wie auf Situationen reagiert wird. Um die sozial-emotionale Entwicklung richtig zu fördern, sollte also immer auf das Verhalten des jeweiligen Kindes eingegangen werden.
- Der zweite wichtige Einflussfaktor ist das Verhalten der Erziehenden. Wachsen Kinder mit Vorbildern auf, die selbst Probleme haben, ihre Emotionen auszudrücken, zu akzeptieren und zu regulieren, wird es ihnen schwerer fallen, diese Fähigkeiten selbst zu erlernen. Stattdessen sollte Respekt und Mitgefühl im Mittelpunkt stehen.
Werden die Entwicklungsstufen gestört, kann es mitunter zu Problemen kommen, wie zum Beispiel:
- Aggressives und egoistisches Verhalten
- Schwaches Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl
- Kein Durchsetzungsvermögen
- Große Ängstlichkeit
- Wenig Freundschaften
Gerade Erziehende sollten Kindern in dieser Zeit viel Unterstützung bieten, sodass entstehende Schwierigkeiten gemeinsam gemeistert werden können.
Sozial-emotionale Entwicklung fördern
Um die Ausbildung von sozialen und emotionalen Kompetenzen zu unterstützen, können Erziehende zu vielen Mitteln greifen:
- Durch den Kontakt mit anderen Menschen werden Kinder immer wieder dazu motiviert, ihre Gefühle auszudrücken und so ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
- Bekommt das Kind vermittelt, dass seine eigenen Gefühle wichtig sind und dass es in Entscheidungen mitbestimmen kann und darf, gewinnt es an Selbstvertrauen.
- Gemeinsames Spielen hilft dabei, sich in andere hineinzuversetzen, mit anderen zusammenzuarbeiten und starke Gefühle zu verarbeiten.
Durch solche und ähnliche Verhaltensweisen lernen die Kinder in einem sicheren Umfeld wichtige Regeln für den Umgang miteinander in der Gesellschaft kennen.
Sozial emotionale Entwicklung und Sprachentwicklung
Ein weiterer sehr großer Einflussfaktor für die sozial-emotionale Entwicklung ist die Fähigkeit, zu sprechen. Wie die Sprachentwicklung bei Kindern abläuft und welche Meilensteine sie erreichen sollten, erfährst du in diesem Video !