Sozialisation
Du möchtest wissen, was der Begriff Sozialisation bedeutet? Hier und im Video bekommst du eine verständliche Definition von Sozialisation und viele Beispiele zu den Sozialisationsphasen!
Inhaltsübersicht
Sozialisation Definition
Sozialisation bezeichnet den Prozess, durch den Menschen lernen, wie sie in einer Gesellschaft leben und sich verhalten sollen. Im Wesentlichen hilft die Sozialisation dem Menschen dabei, zu verstehen, wer er ist, welche Rolle er in der Gesellschaft einnimmt und wie er mit anderen interagieren soll.
Dabei wird der Mensch sein gesamtes Leben von den Werten und Verhaltensweisen einer Gesellschaft geprägt. Es gibt verschiedene Sozialisationsträger (z. B. Kindergarten, Schule oder Familie), die einen Menschen im Laufe seines Lebens beeinflussen.
Bei der Sozialisation wird also der Mensch durch die Gesellschaft geprägt. Aber gleichzeitig beeinflusst auch der Mensch die Gesellschaft durch sein Handeln.
Wie beeinflusst Sozialisation den Menschen?
Die Sozialisation hat einen großen Einfluss auf den Menschen und seine Einstellungen. Sie beeinflusst zum Beispiel seine
- Fähigkeiten und Denkweisen,
- Motive und Bedürfnisse,
- Moral- und Wertevorstellungen,
- politischen und religiösen Ansichten,
- Stimmungs- und Gefühlslage
- und seine Erziehungs- und Verhaltensweisen.
Natürlich entwickelt jeder Mensch im Laufe seines Lebens eine individuelle Persönlichkeit. Trotzdem ist nicht abzustreiten, dass die Sozialisation eine große Rolle dabei spielt:
💡 Beispiel: Ein Mensch in Peking wird von seiner Umgebung und seinen Mitmenschen ganz anders beeinflusst als ein Mensch, der in Paris aufgewachsen ist. Die Sozialisationsträger dieser Umgebung geben dem Menschen unterschiedliche Erfahrungen mit.
Sozialisationsträger und -instanzen
Sozialisationsträger, oder auch Sozialisationsinstanzen, sind alle Bereiche der Umwelt, die einen Menschen im Laufe seines Lebens beeinflussen. Zum Beispiel ist in den ersten Lebensjahren der Kindergarten eine wichtige Sozialisationsinstanz. Später wird sie von der Schule abgelöst und irgendwann vom Beruf.
Doch es gibt noch mehr Sozialisationsinstanzen: Dazu zählen Sportvereine, Religion, politische Systeme, Familie, Fernseher, Social Media, Zeitung und viele mehr.
Was sind Sozialisationsinstanzen?
Neben den normalen Sozialisationsträgern gibt es noch gruppenspezifische Instanzen der Sozialisation. Dazu zählt zum Beispiel die geschlechter- oder hautfarbenspezifische Sozialisation.
💡 Beispiel: Jungen und Mädchen werden geschlechterspezifisch sozialisiert. Ihnen wird vermittelt, dass blau eine Jungsfarbe und pink eine Mädchenfarbe ist. Genauso werden veraltete Rollenvorstellungen vermittelt. Wie zum Beispiel, dass die Frau in der Küche steht und der Mann Reparaturen am Haus erledigt.
Auch die Gesellschaftsschicht, in der eine Person aufwächst, beeinflusst ihre Persönlichkeit.
Prozess und Phasen der Sozialisation
Der Mensch wird im Laufe seines Lebens also stark durch seine Umwelt und die Gesellschaft beeinflusst, in der er lebt. Um zu verstehen, wie die Gesellschaft tatsächlich Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung nehmen kann, müssen die Phasen der Sozialisation einzeln betrachtet werden.
Primäre Sozialisation
Die erste, primäre Sozialisationsphase läuft in der frühen Kindheit ab. Hier werden dem Kind die wichtigsten Grundlagen für das Zusammenleben in der Gesellschaft beigebracht. Die wichtigste Sozialisationsinstanz ist hier die Familie. Eine enge Bindung zu den Bezugspersonen ist wichtig für das Urvertrauen des Kindes.
- Zeitpunkt: frühe Kindheit
- Sozialisationsinstanz: Familie
In der primären Sozialisationsinstanz lernt das Kind außerdem seine Rolle in der Familie kennen. Zum Beispiel, wenn es das Wunschkind oder das jüngste Kind der Familie ist.
Sekundäre Sozialisation
Die sekundäre Sozialisationsphase beginnt, wenn alle Grundlagen gelegt wurden. Dann lernt das Kind, sein eigenes Leben zu leben und sich Aufgaben selbst zu stellen. Es wird nicht mehr primär durch die Familie beeinflusst, sondern vielmehr vom Kindergarten, der Schule, Sportvereinen und Freundesgruppen.
- Zeitpunkt: Pubertät
- Sozialisationsinstanz: Kindergarten, Schule, Sportvereine, Freundesgruppen (Peer Group)
Die sekundäre Sozialisationsphase findet während der Pubertät des Kindes statt. Es wird von vielen Seiten beeinflusst und versucht, sich an Gleichaltrige und Gleichgesinnte anzupassen.
Tertiäre Sozialisation
In der tertiären Sozialisationsphase spielen vor allem der Beruf und die Zugehörigkeit zu Gruppen eine wichtige Rolle.
- Zeitpunkt: Junge Erwachsene bis mittleres Alter
- Sozialisationsinstanzen: Beruf, Organisationen, Freunde, Familie
Sie beeinflussen die Wertevorstellungen und Verhaltensweisen einer Person für den Großteil ihres Lebens.
Quartäre Sozialisation
In der letzten, quartären Sozialisationsphase hat die Person ein hohes Alter erreicht. Sie wurde ihr ganzes Leben von der Gesellschaft geprägt und hat selbst Einfluss auf die Gesellschaft genommen.
- Zeitpunkt: hohes Alter
- Sozialisationsinstanzen: persönliche Erwartungen an die Gesellschaft
Personen in der quartären Phase sind in ihren Ansichten und Vorstellungen gefestigt. Sie entwickelten im Laufe ihres Lebens ihre Persönlichkeit.
Teilprozesse der Sozialisation
Neben der Einteilung des Sozialisationsprozesses in vier Phasen kann die Sozialisation auch anders aufgeteilt werden. Populär ist zum Beispiel die Aufteilung in drei Teilprozesse:
- Soziale Prägung: Anpassung, Erlernen von Gesellschaftsregeln
- Enkulturation: Hineinwachsen in die Kultur
- Personalisation: Entwicklung der Persönlichkeit
Sozialisation — häufigste Fragen
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Was ist Sozialisation Beispiel?
Ein Beispiel für Sozialisation ist der Kindergarten, der später durch die Schule und dann den Beruf abgelöst wird. Sozialisationsinstanzen ändern sich im Laufe des Lebens.
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Was sind Sozialisationsinstanzen?
Sozialisationsinstanzen sind Menschen oder Organisationen, die einen Menschen beeinflussen. Für Jugendliche sind die Familie, die schulische Einrichtung und Gleichaltrige wichtige Sozialisationsinstanzen.
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Wie funktioniert Sozialisation?
Die Sozialisation ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff aus der Pädagogik. Er beschreibt die Entwicklung einer Persönlichkeit unter dem Einfluss seiner Umwelt. Dazu gehören zum Beispiel seine materielle oder soziale Umwelt. Der Begriff geht auf den Soziologen Emile Durkheim zurück.
Instanzenmodell Freud
Im Instanzenmodell nach Freud ist die menschliche Persönlichkeit in drei Ebenen unterteilt.Welche drei Ebenen das sind und was sie ausmacht, erfährst du in diesem Video !