Eine Allegorie ist ein Stilmittel, bei dem ein abstrakter Sachverhalt durch ein komplexes Bild dargestellt wird. Hier erklären wir dir mit Beispielen die Bedeutung und die Wirkung von Allegorien. Noch schneller verstehst du alles mit unserem Video !

Inhaltsübersicht

Was ist eine Allegorie?

Eine Allegorie umschreibt in der Regel abstrakte, also schwer fassbare Begriffe, wie Gerechtigkeit, Freiheit, Tod oder Liebe und macht sie dadurch verständlich. Du kannst zwei verschiedene Arten unterscheiden: Bildliche Allegorien überführen abstrakte Werte in ein Kunstwerk. Sprachliche Allegorien bezeichnest du oft als auserzählte Metapher , weil sie wie ein umfangreiches sprachliches Bild wirken. Beide Arten habe eine offensichtliche und eine übertragene Bedeutung, die du dir erst erschließen musst. 

Vielleicht kennst du ja den Sensenmann: Du stellst ihn dir als ein Gerippe mit einem schwarzen Umhang und einer Sense vor. Diese Figur ist eine Allegorie des Todes. Auf der wörtlichen / bildlichen Ebene ist sie nur ein Skelett mit einem Umhang. Auf der übertragenen Ebene haben die Merkmale des Sensenmanns aber eine bestimmte Bedeutung, die für den Tod stehen.

Allegorie Definition

Der Begriff „Allegorie“ ist aus dem altgriechischen Wort allegoría entstanden und heißt so viel wie „verschleierte oder andere Sprache“. Damit bezeichnest du ein Kunstwerk oder ein Stilmittel. Sie umschreibt ein abstraktes Thema.

Bildliche Allegorie

Bildliche Allegorien gibt es in der Kunst schon seit der Antike. Dabei versuchen Künstler, abstrakte Werte oder Begriffe in einem Bild darzustellen. Abstrakt heißt, dass etwas schwer fassbar und nicht konkret ist. Mit ihrem Kunstwerk möchten sie ihre Vorstellung davon verbildlichen und für andere zugänglich machen. 

Allegorie Kunst – Beispiel: Die römische Göttin Justitia steht allegorisch für die Gerechtigkeit. Meistens wird sie mit einer Augenbinde, einer Waage und einem Schwert dargestellt. Ihre Merkmale haben alle eine bestimmte übertragene Bedeutung: Die Augenbinde steht dafür, dass alle Menschen vor dem Gericht gleich behandelt werden. Die Waage symbolisiert, dass ein Urteil ausgewogen getroffen wird. Das Schwert stellt die Vollstreckung des Urteils dar.

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Justitia – Allegorie der Gerechtigkeit

Es gibt viele bildliche Allegorien, deren Bedeutung sehr bekannt ist. Wenn du sie siehst, weißt du sofort, was damit gemeint ist. Meistens handelt es sich um Personifikationen , eine Sonderform der Allegorie. 

  • Nationale Personifikationen: Die meisten Nationen haben eine allegorische Figur, die das Land repräsentiert. Sie haben immer bestimmte Merkmale, an denen du sie erkennen kannst. 
    • Helvetia Schweiz: Frau mit einem Speer und einem Schild, auf dem die Schweizer Flagge zu sehen ist. 
    • Uncle Sam USA: Der Mann hat meistens weiße Haare und einen Ziegenbart. Seine Kleidung hat die Nationalfarben Amerikas: rot, blau und weiß. Er trägt einen Hut mit der amerikanischen Flagge darauf. 
    • Michel Deutschland: Diese Figur findest du fast nur in Karikaturen, also in übertriebenen humoristischen Darstellungen. Sein Erkennungsmerkmal ist eine Schlafmütze.  
  • Antike Gottheiten: Die meisten Götter der Griechen oder Römer haben eine allegorische Bedeutung, für die sie stehen: 
    • Amor/Cupido/Eros  Liebe: Der kleine Junge schießt mit Pfeil und Bogen auf die Herzen der Menschen, die sich dann verlieben. 
    • Venus/Aphrodite Schönheit: Die wunderschöne Frau wird meistens nackt und in einer Muschel stehend dargestellt. 
    • Neptun/Poseidon Meer: Du erkennst ihn an seinem großen Bart und einem Dreizack. Manchmal hat er auch noch eine Krone oder ein Fischernetz. 

Sprachliche Allegorie

Auch in der Literatur hat die Allegorie eine lange Tradition. Du kannst sie dir vorstellen wie ein sprachliches Kunstwerk: Der Schriftsteller versucht, etwas Abstraktes, also Unkonkretes, in Worte zu fassen. Dafür wählt er eine Beschreibung aus einem anderen Zusammenhang, die sich darauf übertragen lässt. Deshalb bezeichnest du Allegorien auch als „auserzählte Metaphern“. 

Allegorie Literatur – Beispiel: In Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ findest du eine Novelle . Das ist eine kurze Erzählung, die in die Geschichte eingeschoben wird und eigentlich nichts damit zu tun hat. Die Novelle „Die Nachbarskinder“ handelt von einem Jungen und einem Mädchen, die einander als Kinder nicht ausstehen können. Als Erwachsene treffen sie sich wieder und verlieben sich unsterblich ineinander. In dem Roman ist die Novelle eine Allegorie auf die Handlung des Romans: Sie steht für die unausweichliche Liebe, die sich zwischen den Charakteren in den „Wahlverwandtschaften“ entfaltet.

Um eine sprachliche Allegorie zu verstehen, musst du sozusagen „hinter das Bild“ schauen und die einzelnen Elemente entschlüsseln. Manchmal findest du Hinweise für die Bedeutung im Text. 

Manchmal ist aber auch unklar, was der Autor mit der Allegorie aussagen will. Beispielsweise wird schon lange über die Bedeutung des Romans Die Wand“ von Marlen Haushofer diskutiert. Er handelt von einer Frau, die hinter einer unsichtbaren Wand eingeschlossen ist. Manche sehen den Roman als eine Allegorie für eine Psychose. Andere wiederum sind der Meinung, dass die Geschichte die menschliche Zivilisation kritisieren soll.

Allegorie Textsorten

Allegorien kommen in allen literarischen Textsorten vor. Die ältesten Allegorien findest du bereits in der Bibel. Aber auch heute kommen sie in vielen Gedichten und Romanen vor. In einigen Gattungen begegnen sie dir aber sehr häufig: 

  • Fabeln : In den kurzen Erzählungen treten meist Tiere mit menschlichen Eigenschaften auf. Sie vermitteln allegorisch eine moralische Botschaft. 
    • Vom Fuchs und vom Raben: Der kluge Fuchs überlistet den Raben und stiehlt ihm ein Stück Käse. Die Fabel ist eine Warnung vor Schmeichlern.
    • Der Igel und der Hase: Die Fabel zeigt, dass nicht immer der gewinnt, von dem man es erwartet.
  • Biblische Gleichnisse: Viele Texte in der Bibel sind nicht nur wörtlich, sondern auch allegorisch zu verstehen. Viele Gleichnisse in der Bibel enthalten eine Allegorie und eine anschließende Allegorese (Deutung).
    • Gleichnis vom Sämann (Markus 4, 3-8): Der Bauer steht für Gott, der seine Samen (den Glauben) auf dem Feld (der Welt) verstreut. 
    • Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20, 1-16): Der Besitzer des Weinbergs (Gott) gibt seinen Arbeitern (den Menschen) ihren Lohn (das Himmelreich). 
  • Sprichwörter: Diese Sätze ergeben für sich genommen Sinn, haben aber auch eine übertragene Bedeutung. 
    • „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“: Man sollte niemandem Dinge vorwerfen, die man selbst tut. 
    • „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“: Man schadet sich selbst, wenn man andere hereinlegen will. 
  • Satire : Die Satire ist eine Textform, in der die Autoren oft Politiker oder gesellschaftliche Zustände angreifen. Um ihre Kritik nicht ausdrücklich zu formulieren, nutzen sie die Allegorie zur Vermittlung ihrer Botschaft.
    • Animal Farm: George Orwells Roman über die Tiere auf einem Bauernhof ist eine Allegorie auf die Entwicklung des Kommunismus in der Sowjetunion. 
    • Atta Troll: Auch Heinrich Heines Versepos ist eine Gesellschaftskritik in Form einer Allegorie. 

Allegorie Wirkung

Allegorien werden meistens eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Der Autor möchte nämlich seinem Leser sein Verständnis einer komplizierten Situation vermitteln. Für seine Darstellung wählt er Worte aus einem anderen Zusammenhang. Er malt also gewissermaßen mit Worten ein Bild. So werden seine Gedanken besonders anschaulich. Genauso geht ein Maler vor, der ein allegorisches Kunstwerk erschafft.

Der Autor schreibt seine Allegorie in der Regel so, dass der Leser sie erkennt und die übertragene Bedeutung ableiten kann. Meistens kannst du Allegorien also 1:1 „übersetzen“. Aber vor allem bei älteren Werken oder der gehobenen Literatur weißt du teilweise nicht, was die Allegorie ursprünglich bedeutet hat. Dann musst du sie interpretieren , also deuten oder auslegen.

Allegorie Beispiel

Wie du Allegorien auslegen kannst, verstehst du ganz schnell an den folgenden Beispielen. Hier findest du je einen Fall für eine bildliche und eine sprachliche Allegorie. 

Bildliche Allegorie Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für eine bildliche Allegorie ist die Marianne. Diese Frauenfigur steht für Frankreich und die Freiheit nach der Französischen Revolution

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Marianne – Französische Nationalpersonifikation

In dem Bild siehst du eine Frau, die verschiedene Attribute hat. Ein Attribut ist eine wesentliche Eigenschaft, an der du die Figur erkennen kannst. Bei Allegorien haben diese Attribute immer eine symbolische Bedeutung. In unserem Fall handelt es sich um eine rote Mütze, eine französische Flagge und um eine Waffe. 

Die Flagge ist natürlich ein Symbol für Frankreich. Die Waffe zeigt dir, dass sie sich in einem Kampf befindet – daraus kannst du auf die Französische Revolution schließen. Die rote Mütze nennst du auch „phrygische Mütze“. Sie symbolisiert Freiheit und Unabhängigkeit. 

Daraus kannst du dir erschließen, dass die Marianne eine Allegorie für das französische Volk nach der Revolution ist. Deshalb steht sie natürlich auch für die Freiheit

Sprachliche Allegorie Beispiel 1

Ein bekanntes Beispiel für eine sprachliche Allegorie ist das Gedicht „Zwei Segel“ von Conrad Ferdinand Meyer:

„Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!

Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.

Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.“

Beim ersten Lesen denkst du vielleicht, dass das Gedicht von einem Segelboot handelt. Wenn du dann aber genauer hinsiehst, entdeckst du Hinweise darauf, dass es sich um eine Allegorie handeln könnte. Ein Segel ist ja ein gefühlsloser Gegenstand, aber im Gedicht haben die Segel ein „Empfinden“. Dann fällt dir auf, dass Verben wie wölben, bewegen, erregen, hasten und rasten nicht unbedingt zum Segeln passen, sondern zu einem Menschen. Wie du siehst, nehmen die Hinweise im Verlauf des Gedichts zu. Da im Gedicht die Rede von zwei Segeln ist, die immer aufeinander reagieren, kannst du daraus schließen, dass es sich um ein allegorisches Liebesgedicht handelt. 

Die zwei Segel stehen für die idealen Liebenden. Sie bewegen sich untrennbar gemeinsam durch den Lebensweg, der durch das Meer symbolisiert wird. Sie gehen immer auf das Verlangen des jeweils anderen ein.

Sprachliche Allegorie Beispiel 2

Nicht bei allen Allegorien ist die übertragene Bedeutung so leicht zu verstehen wie bei den „Zwei Segeln“. Sieh dir zum Beispiel das Gedicht „Komm in den totgesagten Park und schau“ von Stefan George an:  

„Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.

Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.

Vergiss auch diese letzten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.“

Hier findest du kaum Hinweise, dass es sich bei dem Gedicht um eine Allegorie handelt. Das liegt daran, dass es aus der Epoche des Symbolismus stammt und deshalb besonders schwer zu interpretieren ist.  

Nur mit einer ausführlichen Gedichtinterpretation kannst du schließlich verstehen, dass Stefan George allegorisch von der Sprache und den Wörtern spricht. Wie schöne Blumen möchte er die besonderen Wörter zu einem Kranz, also einem Gedicht, verarbeiten. 

Abgrenzung von anderen Stilmitteln

Die Allegorie wird oft mit anderen Stilmitteln wie der Metapher, der Personifikation oder dem Symbol verwechselt. Sie haben aber bestimmte Merkmale, an denen du sie unterscheiden kannst. 

Metapher

Eine Metapher überträgt einen Ausdruck aus seinem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen. So entsteht eine neue Bedeutung. Die Metapher erzeugt dadurch ein Bild vor dem inneren Auge des Lesers. Metaphern werden deshalb auch als „sprachliche Bilder“ bezeichnet. Eine Metapher ist kürzer als eine Allegorie. Außerdem sticht der metaphorische Ausdruck aus dem Zusammenhang hervor, weil er nicht zum Rest passt. Im Gegensatz dazu bildet die Allegorie eine Sinneinheit. 

Beispiel: „Du hast ja ein Brett vor dem Kopf!”– Du übersiehst etwas Offensichtliches. 

Personifikation

Eine Personifikation  ist eine Sonderform der Allegorie. Alle Allegorien, bei denen es sich um eine Figur handelt, sind Personifikationen. Sie verkörpern einen abstrakten Begriff. 

Beispiel: Unser Beispiel vom Anfang, die römische Göttin Justitia, ist eine allegorische Personifikation der Gerechtigkeit. 

Symbol

Ein Symbol  steht stellvertretend für einen komplexen Sachverhalt. Es ist ein einfaches Bild, das nicht immer einen Rückschluss auf das Gemeinte zulässt. Die Bedeutung der meisten Symbole ist in der Kultur verankert. Zum Beispiel weißt du, dass das Kreuz für das Christentum steht. Im Unterschied zur Allegorie hat ein Symbol nur ein Merkmal. In der Allegorie findest du oft mehrere Symbole, die zusammen die Bedeutung der Allegorie ergeben.

Beispiel: Das Herz ist ein Symbol für die Liebe. Der Gott Amor hingegen ist eine Allegorie der Liebe. 

Merke: Diese Stilmittel kannst du nicht immer eindeutig trennen. Wenn du dir nicht sicher bist, musst du deine Entscheidung nur mit den richtigen Merkmalen begründen können. 

Dir ist immer noch schleierhaft, worin genau der Unterschied besteht? Unsere Übersicht zu den Stilmitteln bringt Ordnung in das Chaos in deinem Kopf!

Zum Video: Stilmittel
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