Bertolt Brecht
Bertolt Brecht ist einer der wichtigsten Autoren aus dem 20. Jahrhundert. In unserem Beitrag und im Video erfährst du alles über ihn und seine Werke.
Inhaltsübersicht
Wer war Bertolt Brecht?
Bertolt Brecht war einer der einflussreichsten deutschen Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er lebte von 1898 bis 1956. Brecht gilt als Mitbegründer des sogenannten epischen Theaters . Darunter verstehst du eine neue Theaterform, bei der die Zuschauer bewusst Abstand zum Geschehen auf der Bühne halten sollten. Du kannst Bertolt Brecht in die Epochen der Neuen Sachlichkeit , Exilliteratur und Trümmerliteratur einordnen.
Sein Leben war vor allem durch den 2. Weltkrieg und seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus geprägt. Außerdem litt er seit seiner frühen Kindheit an Herzbeschwerden, weshalb er im Alter von 58 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts starb.
Bertolt Brecht – Steckbrief
Als Erstes findest du dafür einen kurzen Steckbrief von Bertolt Brecht:
Name | Eugen Berthold Friedrich Brecht |
Geburt | 10. Februar 1898 in Augsburg |
Tod | 14. August 1956 in Ost-Berlin |
Familie |
Eltern: Berthold Friedrich und Wilhelmine Friederike Sophie Brecht Geschwister: 1 Bruder Ehefrauen: Marianne Zoff (1922-1927), Helene Weigel (1929-1956) Kinder: 3 Söhne und 2 Töchter |
Ausbildung | Studium der Medizin und Naturwissenschaften in München, Mitglied des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrates |
Epochen |
Neue Sachlichkeit (1918-1933) |
Bekannteste Werke |
Die Dreigroschenoper
(Drama, 1928) |
Bertolt Brecht – Lebenslauf
Bertolt Brecht führte ein aufregendes Leben. Hier stellen wir dir die wichtigsten Stationen davon vor:
- 1898: Geburt in Augsburg
- 1916: Bekanntschaft mit Paula Banholzer
- 1917: Abitur und Immatrikulation an der Universität München für Medizin und Naturwissenschaften
- 1918: Lazarettsoldat und Mitglied des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrates
- 1919: Geburt des erstes Sohnes mit Paula Banholzer
- 1922: Uraufführung seines Dramas „Trommeln in der Nacht“ in München, Heirat mit Marianne Zoff, Kennenlernen mit Helene Weigel
- 1924: Umzug nach Berlin, Arbeit am Deutschen Theater
- 1928: Uraufführung der „Dreigroschenoper“ in Berlin
- 1929: Heirat mit Helene Weigel
- 1933: Auswanderung ins Exil nach Dänemark
- 1935: Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft
- 1939-1947: Umzug nach Schweden, Finnland, USA und Schweiz
- 1948: Rückkehr nach Berlin und Gründung des Berliner Ensemble
- 1951: Auszeichnung des Nationalpreises der DDR
- 1956: Tod in Berlin
Jugend und Ausbildung
Bertolt Brecht kam am 10. Februar 1898 als Sohn eines Lithografen, also eines Drucktechnikers, in Augsburg auf die Welt. Seine Kindheit verbrachte er in guten sozialen und finanziellen Verhältnissen. Seine Mutter litt allerdings an Depressionen und Brustkrebs, was 1920 zu ihrem Tod führte. Während Brechts Vater katholisch war, beschlossen seine Eltern, ihren Sohn protestantisch aufzuziehen. Ab 1904 besuchte er die Volksschule in Augsburg. 1908 wechselte er auf das heutige Peutinger-Gymnasium. In der Schulzeit hatte Brecht wenige Probleme und schrieb gute bis sehr gute Noten. Zusätzlich bekam er Klavier-, Geigen- und Gitarrenunterricht. Brecht bekam früh Herzbeschwerden. Deshalb musste er sein Leben lang in Behandlung und immer wieder auf Kur gehen.
Übrigens: Brecht hieß eigentlich erst Berthold Brecht, er bevorzugte aber die Schreibweisen Bertolt Brecht oder Bert Brecht.
1917 macht Brecht sein Notabitur während des 1. Weltkriegs . Das heißt, dass seine Abschlussprüfungen vorgezogen und leichter gemacht wurden, weil viele Schüler zum Wehrdienst berufen wurden und an der Front kämpfen mussten. Brecht studierte danach Medizin und Naturwissenschaften an der Universität in München. Er besuchte aber kaum medizinische Vorlesungen, sondern ging zu Seminaren über Literatur. In der Zeit schrieb er bereits seine eigenen Werke. Dazu zählen vor allem Gedichte wie „Legende vom toten Soldaten“. 1918 fing er dann eine Arbeit als Krankenwerter im Lazarett in Augsburg an. Das ist ein Krankenhaus für verwundete und kranke Soldaten. Ein Jahr später konnte er seinen Dienst dort bereits wieder beenden.
Auf dem Weg zum Schriftsteller
Brechts erstes Drama, das auf der Bühne aufgeführt wurde, war „Trommeln der Nacht“. Die Uraufführung fand 1922 in München statt. Dort lernte er die Schauspielerin Helene Weigel kennen. Außerdem erschien in dem Jahr auch die Buchausgabe seines ersten Dramas „Baal“. Im November heiratete er die Opernsängerin Marianne Zoff und bekam kurze Zeit später eine Tochter mit ihr.
Im Jahr 1924 zog er dann mit seiner Familie nach Berlin. Dort arbeitete er am Deutschen Theater und lernte viele Schriftsteller und Schauspieler kennen. Aber auch politisch veränderte sich sein Leben in der Zeit. Er beschäftigte sich verstärkt mit dem Marxismus . Brecht suchte eine Theorie, mit der er die Gesellschaft besser verstehen konnte. Er konnte sich dadurch die schlechte Lebenssituation in Deutschland erklären. Für ihn kam es aber nicht in Frage, einer Partei beizutreten.
Merke: Der Marxismus ist eine Gesellschaftstheorie von Karl Marx . Er wollte die bestehende Klassengesellschaft in eine klassenlose Gesellschaft verwandeln.
1926 bekamen er und Zoff einen Sohn. Kurz darauf trennte sich das Ehepaar aber wieder. 1928 feierte Brecht einen großen Erfolg als Schriftsteller. Sein Stück „Dreigroschenoper“ wurde uraufgeführt und er bekam für das Werk viel Lob und Anerkennung. Im selben Jahr lernte er außerdem den Komponisten Hanns Eisler kennen. Zwischen ihnen entwickelte sich eine enge Freundschaft. 1929 heiratete er die Schauspielerin Helene Weigel, mit der er oft zusammenarbeitete.
Die „Dreigroschenoper“ ist das erste Stück, das du zum epischen Theater zählen kannst. Das epische Theater ist eine neue Theaterform, die nicht dem klassischem Modell nach Aristoteles entspricht. Der Zuschauer sollte vom Geschehen Distanz bewahren und sich nicht damit identifizieren. Das erreichen die Autoren durch den Verfremdungseffekt (V-Effekt) wie das Ansprechen der Zuschauer in eingeschobenen Kommentaren oder Liedern. Dadurch wird die Illusion des Theaterstücks gebrochen. Brecht gilt als Mitbegründer des epischen Theaters. Dabei unterstützte und inspirierte ihn der Komponist Kurt Weill.
Wenn du mehr zum epischen Theater und seinen Merkmalen wissen möchtest, dann schau dir unser ausführliches Video dazu an!
Flucht ins Exil
Brecht kämpfte in den Jahren aber auch oft mit Verboten oder Abänderungen seiner Werke, weil sie zu starke kommunistische Züge hatten. Die nationalsozialistische Herrschaft ging dagegen vor und verklagte Veranstalter seiner Theateraufführungen. Ein Tag nach dem Reichstagsbrand 1933 verließ Brecht das Land. Er ging über Prag und Wien in die Schweiz und dann nach Dänemark ins Exil. Er suchte Schutz in anderen Ländern, um vor den Nationalsozialisten zu fliehen und seiner Arbeit als Schriftsteller nachgehen zu können. Mittlerweile wurden seine Werke in Deutschland nämlich verboten und verbrannt. Außerdem wurde ihm seine deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Deshalb ist Bertolt Brecht ein wichtiger Autor der Epoche der Exilliteratur. Weil der Krieg sich weiter ausbreitete, war seine Familie ständig auf der Flucht, bis sie 1941 in die USA einwanderten.
Dort trat er der „Council for a Democratic Germany“, einer deutschen Exilorganisation in den USA, bei. Außerdem änderte er sein Werk „Galileo Galilei“. Vorher stellte er Galilei als unabhängigen Wissenschaftler dar, nun bekam das Drama aber politische Züge. Grund für die Änderung war der atomare Angriff auf Japan durch die USA. Nach der Uraufführung wurde ihm aber unamerikanische Tätigkeit vorgeworfen und er wanderte wieder in die Schweiz aus. Eine Einreise nach Westdeutschland wurde ihm verboten.
In Zürich fand die Uraufführung für sein Antikriegsdrama „Mutter Courage und ihre Kinder“ statt. Seine Frau Helene Weigel übernahm dort die Hauptrolle.
Rückkehr nach Berlin und Tod
1948 kehrte Brecht mit seiner Familie zurück nach Berlin, genauer gesagt nach Ost-Berlin. Kurz darauf begann er seine Arbeit am Berliner Ensemble. Ein Jahr später war er an der Gründung der Deutschen Akademie beteiligt.
In seinen letzten Jahren hatte Bertolt Brecht viele Aufgaben gleichzeitig erledigt. Er arbeitete als Regisseur und Schriftsteller und beteiligte sich an vielen Inszenierungen im Berliner Ensemble. 1954 wurde Brecht Vizepräsident an der Deutschen Akademie der Künste. Zwei Jahre später nahm er am 6. Deutschen Schriftstellerkongress teil. Kurz darauf starb er am 14. August 1956 mit 58 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes.
Bertolt Brecht bekam bereits zu seinen Lebzeiten einige Preise verliehen. Darunter zählen zum Beispiel der Kleist-Preis von 1922 für das Drama „Trommeln in der Nacht“ oder der Nationalpreis der DDR 1951.
Bertolt Brecht – Dramen und Theaterstücke
- Baal (1918)
- Trommeln in der Nacht (1919)
- Die Hochzeit (1919)
- Mann ist Mann (1926)
- Die Dreigroschenoper (1928)
- Die Mutter (1932)
- Mutter Courage und ihre Kinder (1941)
- Leben des Galilei (1943)
- Der gute Mensch von Sezuan (1943)
- Antigone des Sophokles (1948)
Bertolt Brecht – Opern
- Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (1928)
- Der Jasager und der Neinsager (1930)
- Die Verurteilung des Lukullus (1950)
Bertolt Brecht – Gedichte
- Bertolt Brechts Hauspostille (1926)
- Aus dem Lesebuch für Städtebewohner (1930)
- Geschichten aus der Revolution (1933)
- Svendborger Gedichte (1939)
- Kriegsfibel (1955)
Bertolt Brecht – Prosa
- Die Bestie (1928)
- Die drei Soldaten (1932)
- Dreigroschenroman (1934)
- Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar (1938)
Bertolt Brecht – Zusammenfassung
Damit du den Überblick nicht verlierst, haben wir hier nochmal das Wichtigste über Bertolt Brecht zusammengefasst:
Lebensdaten |
10. Februar 1898 geboren, |
Berufe | Dramatiker, Lyriker, Librettist, Regisseur |
Bekannt für |
Dramen, Opern und Gedichte |
Beeinflusst von | Kurt Weill, Hanns Eisler |
Erstes Werk | Die Bibel. Drama in 3 Szenen (1913) |
Letztes Werk | Pauken und Trompeten (1954) |
Dramatik
Super, jetzt kennst du dich mit Bertolt Brecht aus. Er hat die Dramatik des 20. Jahrhunderts stark beeinflusst. Mehr über die literarische Gattung erfährst du in diesem Video .
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