Gleichgewichtspreis
Auf den Gleichgewichtspreis lässt sich der Satz, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, zurückführen. Dieser Beitrag erklärt dir diese Preisbildungstheorie allgemein und anhand eines konkreten Beispiels.
Alternativ zum Artikel haben wir das Thema Gleichgewichtspreis in einem Erklärvideo für dich kompakt und verständlich zusammengefasst.
Inhaltsübersicht
Gleichgewichtspreis Definition
Der Gleichgewichtspreis (engl.: equilibrium price) bezeichnet den Preis in einem vollkommenen Markt , zu dem alle Nachfrager das gehandelte Gut kaufen und die Anbieter ihr gesamtes Angebot absetzen können. Die auf dem Markt nachgefragte und angebotene Menge des Gutes stimmt also überein. Der Gleichgewichtspreis wird durch eine Gleichsetzung der Angebotsfunktion und der Nachfragefunktion berechnet und liegt in deren Schnittpunkt. Er wird auch als optimaler Preis bezeichnet und stellt sich ein, wenn sich ein Markt im vollkommenen Gleichgewicht befindet. In diesem Fall wird einerseits die Nachfrage vollständig befriedigt und gleichzeitig kann das Angebot komplett abgesetzt werden. Die im Gleichgewicht gehandelte Menge des Gutes heißt Gleichgewichtsmenge.
Auf einem Wochenmarkt bieten Händler Erdbeeren zu 4,50 € pro Kilo an. Dieser Preis entspricht dem Gleichgewichtspreis. Daher können sämtliche Besucher des Marktes, die bereit sind Erdbeeren für 4,50 € zu kaufen, ihren Einkauf tätigen. Gleichzeitig entspricht diese Nachfragemenge der Menge an Erdbeeren, die die Verkäufer bereit sind zu einem Preis von 4,50 € anzubieten.
Bei diesem Preis besteht also ein Gleichgewicht aus Nachfrage- und Angebotsmenge. Liegt der Preis über 4,50 €, können die Anbieter nicht ihr gesamtes Angebot absetzen. Liegt er darunter, gehen einige Marktbesucher, die Erdbeeren kaufen wollten, leer aus, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Gleichgewichtspreis berechnen
Der Gleichgewichtspreis liegt im Schnittpunkt von Nachfrage- und Angebotsfunktion. Dabei wird angenommen, dass Anbieter ihre Waren und Erzeugnisse zu einem möglichst hohen Preis absetzen möchten. Zudem bieten sie eine umso größere Menge ihres Gutes an, je höher der Preis für das Gut liegt. Für die Nachfragerseite wird davon ausgegangen, dass hier die Kaufbereitschaft mit fallenden Preisen ansteigt. Die nachgefragte Menge ist also umso größer, je billiger der Einkauf des gehandelten Gutes ist.
Trägt man Angebots- und Nachfragefunktion in ein Koordinatensystem mit der x-Achse „Menge“ und der y-Achse „Preis“, so kennzeichnet der Schnittpunkt dieser beiden Geraden den Gleichgewichtspreis und die Gleichgewichtsmenge dieses Marktes.
Grundannahme in der Volkswirtschaft ist, dass sich ein Gleichgewichtspreis in jedem Markt einstellen kann. Tatsächlich ist dies jedoch nur in vollkommenen Märkten möglich. Für diese Märkte gilt, dass eine vollständige Informationsverteilung existiert, homogene Güter gehandelt werden und keine Transportkosten entstehen. Das Nachfrageverhalten ändert sich also flexibel, sollte ein Anbieter seine Preise erhöhen. Alle Kunden dieses Anbieters würden ganz einfach die Produkte seiner Marktkonkurrenten kaufen. Daher macht es für den Anbieter keinen Sinn über dem Gleichgewichtspreis anzubieten. Da Preise unterhalb des Gleichgewichts nicht kostendeckend sind, stellt sich für vollkommene Märkte sehr schnell ein Gleichgewichtspreis ein.
Das Konzept des Gleichgewichtspreises lässt sich nur beschränkt auf andere Marktformen übertragen. So folgt die Preisbildung bei Monopolen und Oligopolen anderen Regeln. Für einen Markt, der sich als Polypol einstufen lässt und den Gesetzmäßigkeiten eines vollkommenen Marktes folgt, ist das Modell des Gleichgewichtspreises jedoch anwendbar.
Markt im Ungleichgewicht
Ist der ideale Fall des vollkommenen Marktes nicht gegeben, können Ungleichgewichtszustände auf Märkten existieren. Diese können entweder dauerhaft bestehen oder während des Einpendelvorgangs des Gleichgewichtspreises auftreten. Grundsätzlich treten Marktungleichgewichte in zwei Varianten auf.
- Angebotsüberhang: Angebot eines Gutes übersteigt die Nachfrage bzw. der Preis des Gutes liegt über dem Gleichgewichtspreis
- Nachfrageüberhang: Nachfrage übersteigt das Angebot bzw. der Preis des Gutes liegt unter dem Gleichgewichtspreis
Einstellung des Gleichgewichtspreises – Beispiel
Bauer Huber verkauft in unserem Beispiel seine frischen Erdbeeren auf einem Wochenmarkt. Im optimalen Fall kann er seine komplette Ware zu einem guten Preis absetzen. Die Besucher des Marktes sind zwar auf der Suche nach Erdbeeren, wollen jedoch möglichst wenig für sie ausgeben.
Am Morgen setzt Bauer Huber einen Preis von 7,50 € pro Kilo Erdbeeren fest. Seine beiden Konkurrenten verlangen jedoch einen niedrigeren Kilopreis. Da deren Erdbeeren die gleiche Qualität besitzen und die Marktstände nur ein paar Meter voneinander entfernt sind, entscheiden sich die Marktbesucher für die billigeren Erdbeeren. Die Angebotsmenge zu einem Preis von 7,50 € übersteigt also die Nachfrage zu diesem Preis. Es tritt ein Angebotsüberhang ein.
Um nicht auf seinen Produkten sitzen zu bleiben, reduziert Bauer Huber seine Preise drastisch. Jetzt verkauft er seine Erdbeeren zu 3 € das Kilo. Dieser Preis deckt jedoch die Kosten nicht und da nun alle Kunden dieses günstige Angebot nutzen wollen, übersteigt die Nachfrage das Angebot. Der Preis von 3 € liegt also unterhalb des Gleichgewichtspreises und es entsteht ein Nachfrageüberhang.
Wird der Preis nun auf 4,50 € angehoben, stimmen Angebot und Nachfrage überein. Einerseits verdient Bauer Huber ausreichend, ohne dabei Käufer durch zu hohe Preise abzuschrecken. Er kann seine gesamten Erzeugnisse absetzen. Andererseits können sich alle Marktbesucher, die auf der Suche nach frischen Erdbeeren waren, den Einkauf leisten.
Die Konkurrenten von Bauer Huber durchlaufen ähnliche Anpassungsvorgänge für ihre Preise. Auf diese Weise pendelt sich auf dem Markt der Gleichgewichtspreis ein. Besteht ein Angebotsüberhang muss der Preis sinken. Umgekehrt verhält es sich für den Nachfrageüberhang.
Berechnung Gleichgewichtspreis – Beispiel
Neben seinen Erdbeeren verkauft Bauer Huber auch noch Birnen. Aufgrund seiner langjährigen Verkaufserfahrung weiß er, wie sich Birnenangebot und -nachfrage am Wochenmarkt verhalten. Angebots- und Nachfragefunktion der Birnen sind also bekannt:
x: Nachgefragte bzw. angebotene Menge an Birnen
p: Preis einer Birne
Nachfragefunktion: x = – 200 • p + 220
Angebotsfunktion: x = 50 • p + 20
Bauer Huber kann den Gleichgewichtspreis rein mathematisch ermitteln, indem er die beiden Funktionen gleichsetzt und anschließend nach dem Preis p auflöst.
– 200 • p + 220 = 50 • p + 20
200 = 250 • p
p = 0,8
Der Gleichgewichtspreis für Birnen liegt am Wochenmarkt also bei 80 Cent. Setzt man diesen Preis nun entweder in die Angebots- oder die Nachfragefunktion ein, erhält man die Gleichgewichtsmenge.
x = – 200 • 0,8 + 220
x = 60
Im Gleichgewicht werden auf dem Wochenmarkt demnach 60 Birnen zu jeweils 80 Cent verkauft.
Vollkommener Markt
Der Gleichgewichtspreis kommt nur in einem vollkommenen Markt zustande. Der vollkommene Markt ist aber ein theoretisches Modell. Hier wird davon ausgegangen, dass eine Kaufentscheidung nur vom Preis beeinflusst wird. Präferenzen des einzelnen Käufers oder die Qualität verschiedener Produkte werden nicht berücksichtigt.
Du willst noch mehr über den vollkommenen Markt erfahren? Schau dir unseren Beitrag dazu an!
Zusammenfassung
- Der Gleichgewichtspreis liegt in dem Punkt, in dem Angebot und Nachfrage gleich groß sind
- Zustand, bei dem die komplette Nachfrage befriedigt wird und Anbieter ihr gesamtes Angebot absetzen können
- Mathematische Berechnung durch Gleichsetzung von Angebots- und Nachfragefunktion