Schiefer Wurf
Der schiefe Wurf beschreibt viele Systeme der klassischen Mechanik , angefangen beim einfachen Beispiel eines geworfenen Balls. Wenn du also schon immer einmal durchrechnen wolltest, wie weit du beim Werfen kommst – hier erfährst du alles, was du dafür brauchst!
In unserem Video zum schiefen Wurf kannst du das alles übrigens noch bequemer und schneller lernen. Schau doch mal rein!
Inhaltsübersicht
Schiefer Wurf einfach erklärt
Der schiefe Wurf oder auch schräge Wurf beschreibt ein physikalisches System, bei dem ein Körper „schräg nach oben und nach vorne geworfen“ wird – seine Anfangsgeschwindigkeit bildet also einen Winkel mit der Horizontalen – und dann unter dem Einfluss der konstanten Erdbeschleunigung nach unten fällt.
Vernachlässigt man die Luftreibung, so ist die Flugbahn, auch Bahnkurve genannt, des Körpers parabelförmig. Wird der Luftwiderstand berücksichtigt, so ergibt sich aus der bisherigen Wurfparabel die realistischere ballistische Kurve.
Schiefer Wurf Formeln
Die Bewegung beim schrägen Wurf ergibt sich durch das Superpositionsprinzip (ungestörte Überlagerung) der Bewegungen in horizontaler -Richtung und vertikaler -Richtung. Dabei haben wir in -Richtung eine gleichförmige Bewegung mit der konstanten (Anfangs-)Geschwindigkeit und und in -Richtung eine beschleunigte Bewegung mit der Anfangsgeschwindigkeit und der konstanten Erdbeschleunigung nach unten.
Die gesamte Anfangsgeschwindigkeit können wir in die Komponenten in – und -Richtung zerlegen
mit dem Winkel der Anfangsgeschwindigkeit zur Horizontalen. Dem Anfangsort, also dem Startpunkt des Wurfes, geben wir die Koordinaten und . Zudem wählen wir die Anfangsgeschwindigkeiten positiv: .
Zeit-Ort-Gesetz
Mit den zeitabhängigen – und -Koordinaten des Körpers beschreiben wir seine Flugbahn beim schiefen Wurf. Für diese Koordinaten finden wir das folgende „Zeit-Ort-Gesetz“
.
Wir sehen, dass die Bewegung in -Richtung nur linear in der Zeit ist. Sie verläuft also mit der konstanten Geschwindigkeit . Das ergibt Sinn, denn in -Richtung wirkt keine Beschleunigung. In -Richtung hingegen starten wir zwar mit der Anfangsgeschwindigkeit , es wirkt aber die konstante Erdbeschleunigung nach unten und die beschleunigte Bewegung ist quadratisch in der Zeit.
Zeit-Geschwindigkeit-Gesetz
Für die Geschwindigkeiten der Bahnkurve des Körpers beim schiefen Wurf finden wir ein zum „Zeit-Ort-Gesetz“ analoges „Zeit-Geschwindigkeit-Gesetz“
.
Auch hier sehen wir die Gleichförmigkeit der -Bewegung und die Beschleunigung in -Richtung. In -Richtung bleibt die Geschwindigkeit bei der konstante Anfangsgeschwindigkeit , während sie in in -Richtung immer weiter abnimmt.
Schräger Wurf Flugbahn berechnen
Betrachten wir nun die Flugbahn eines solchen schiefen Wurfes und bestimmen einige charakteristische Größen, im Speziellen die Wurfhöhe und –weite sowie die Steig– und Fallzeit und die insgesamte Flugzeit, bis der Körper (wieder) auf den Boden bei trifft. Dafür setzen wir fürs Erste die Anfangshöhe des Körpers auf Null, , und werfen also vom Boden aus. Wir können außerdem immer wählen, da wir es in dieser Richtung nur mit einer gleichförmigen Bewegung zu tun haben.
Wurfhöhe und Steigzeit
Uns interessiert zuerst, wie hoch der Körper beim schiefen Wurf maximal geworfen wird und wie lange er bis zu dieser Wurfhöhe braucht. Die maximale Höhe ist durch charakterisiert. Der Körper erreicht also den Scheitelpunkt seiner Bewegung, bleibt bei der maximalen Höhe kurz stehen und fällt dann zu Boden. Dadurch bestimmen wir die Steigzeit wie folgt
.
Mit der Steigzeit können wir jetzt die maximale Wurfhöhe berechnen
.
Wir sehen, dass die Steigzeit und die Wurfhöhe für maximal werden. Das entspricht dem Wurf gerade nach oben.
Wurfweite und Flugzeit
Die maximale Weite des schrägen Wurfes wird dadurch bestimmt, wann der Körper (wieder) den Boden erreicht, also wann gilt. Aus dieser Bedingung können wir die Flugzeit berechnen
.
Diese Gleichung hat zwei Lösungen: , was dem Start am Boden entspricht und
,
was die Zeit bis zum „Ende des schiefen Wurfes“ angibt. Jetzt können wir mit die Wurfweite berechnen
,
wobei wir verwendet haben. Hier sehen wir jetzt, dass wir für eine Wurfweite von erhalten – wenn wir gerade nach oben werfen, kommen wir natürlich nicht besonders weit – und sich für die maximale Weite ergibt. Letzteres entspricht dem Wurf im 45 Grad-Winkel.
Fallzeit
Zuletzt bestimmen wir noch die Fallzeit , also die Zeit, die der Körper vom höchsten Punkt bis zum auftreffen auf dem Boden benötigt. Wir finden sie gegeben als
.
Die Steig- und Fallzeit sind gleich und die Bewegung also symmetrisch, sodass die Endgeschwindigkeit des Körpers am Boden beträgt.
Schiefer Wurf Wurfparabel
Wie aber sehen wir, dass die Flugbahn beim schiefen Wurf eine Parabel ist? Dazu müssen wir die Flugbahn reparametrisieren und anstelle von als Parameter verwenden. So können wir die Bahnkurve berechnen, indem wir als Funktion von angeben. Hierfür invertieren wir zuerst
.
Jetzt setzen wir in die Funktion ein und erhalten insgesamt eine Abhängigkeit
.
Wir haben die Bahngleichung der Wurfparabel bestimmt.
Schräger Wurf mit Anfangshöhe
Zu Beginn unserer Rechnungen zum schiefen Wurf haben wir gesetzt. Das ist natürlich nicht der allgemeine Fall. Im Allgemeinen werfen wir nicht vom Boden aus, sondern von einer Anfangshöhe . Wir können aber immer noch behalten.
Die Steigzeit bleibt von der neuen Anfangshöhe natürlich unbeeinflusst und wir finden analog zu vorher die neue Wurfhöhe
.
Für die Flug- und Fallzeit und sowie die insgesamte Wurfweite des schiefen Wurfes finden wir jetzt aber natürlich andere Formeln. Die Flugdauer bestimmen wir wieder über den Auftreffpunkt des Körpers am Boden und erhalten
.
Das dem Minus entsprechende entspricht der in der Vergangenheit liegenden Zeit, zu der das System am Boden hätte starten müssen, um ein schiefer Wurf vom Boden wie oben zu sein. Dem Plus entspricht , die Flugzeit bis zum Ende des schiefen Wurfes, die wir zur Bestimmung der Wurfweite verwenden
,
wobei wir für den ersten Summanden wieder genutzt haben. Hier ist wichtig, zu beachten dass die maximale Wurfweite jetzt nicht mehr für erreicht wird, stattdessen ist der „perfekte Winkel“ jetzt wie folgt gegeben
,
was für in , also , übergeht.
Für die Fallzeit ergibt sich jetzt
.
Schiefer Wurf Aufgaben
Zuletzt wollen wir noch ein paar kurze Aufgaben zum schrägen Wurf durchrechnen. Wir wollen einen Ball mit unter einem Winkel von vom Boden abwerfen. Wie hoch und weit kommt er also? Setzen wir einmal ein
.
Und jetzt lassen wir den schiefen Wurf nicht am Boden beginnen, sondern starten bei einer Anfangshöhe von . Wie weit kommen wir jetzt? Auch hier hilft simples Einsetzen
und wir sehen, dass wir mehr als doppelt so weit kommen.