Ein Oxymoron ist ein Stilmittel aus zwei Wörtern, die sich gegenseitig widersprechen. Hier lernst du anhand von Beispielen die Merkmale und Wirkung des Oxymorons kennen.
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„Du siehst ja aus wie eine lebende Leiche!“, sagst du zu jemandem, der besonders müde oder erschöpft wirkt. Dabei schließt sich das ja eigentlich gegenseitig aus: Eine Leiche ist tot – also nicht mehr lebendig! Etwas Lebendes hingegen ist keine Leiche.
Das ist das Erkennungsmerkmal des Oxymorons: Es kombiniert zwei Begriffe miteinander, die sich gegenseitig widersprechen oder eine gegensätzliche Bedeutung haben.
Der Begriff „Oxymoron“ leitet sich von den griechischen Wörtern oxys (scharfsinnig) und moros (dumm) ab. Sogar die Bezeichnung dieses Stilmittels ist also ein Oxymoron. Darunter verstehst du eine Wortverbindung, die gegensätzliche Wörter miteinander kombiniert.
Das Oxymoron kommt trotz seines ausgefallenen Namens öfter vor, als du denkst. Bestimmt kennst du einige der folgenden Beispiele.
Achte beim Schreiben des Begriffs auf ein paar Stolperfallen:
Im Alltag fällt es oft nicht mehr auf, dass zwei Begriffe eigentlich gar nicht zusammenpassen. Sie sind als Redewendungen in den Sprachgebrauch übergegangen. Meistens bezeichnen sie Zustände, die Gegensätze in sich vereinen.
Schriftsteller nutzen das Stilmittel in vielen Gedichten und Romanen. Da es sich um neue Wortkombinationen handelt, sind sie besonders auffällig.
Ein bekanntes Beispiel für Oxymora in der Literatur ist ein Scherzgedicht aus dem 19. Jahrhundert: „Dunkel war’s der Mond schien helle“:
„Dunkel war’s, der Mond schien helle
Schneebedeckt die grüne Flur
Als ein Wagen blitzeschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.“
Probiere doch mal aus, ob du in der zweiten Strophe des Gedichts alle Oxymora finden kannst!
„Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.“
Das Oxymoron kann verschiedene Funktionen übernehmen:
Indem es die Gegensätze miteinander vereint, kann das Oxymoron die Mehrdeutigkeit einer Situation aufzeigen. Zum Beispiel kann ein Moment sowohl schmerzhaft als auch schön sein – du bezeichnest ihn dann als „bittersüß“.
In der Literatur werden eher Oxymora eingesetzt, um den Leser über die ungewöhnliche Formulierung stolpern zu lassen und seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er wird zum Nachdenken über die widersprüchliche Aussage angeregt. Das kannst du etwa an dem Zitat aus dem Roman 1984 von George Orwell beobachten: Du überlegst, in welcher Gesellschaft Freiheit mit Sklaverei gleichgesetzt wird und Krieg mit Frieden.
Werden Worte miteinander kombiniert, die überhaupt keinen Sinn ergeben, hat das Oxymoron eine komische Wirkung. Du konntest an unserem Beispiel „Dunkel wars …“ erkennen, dass die absurden Aussagen sehr lustig wirken.
Besteht das Oxymoron aus einem Adjektiv und einem Substantiv, wird es als Contradictio in adiecto bezeichnet. Das ist Latein und bedeutet „Widerspruch in der Beifügung“. Normalerweise soll das Adjektiv das Substantiv näher beschreiben, zum Beispiel „ein schöner Tag“. Bei der Contradictio in adiecto passt die Beschreibung aber nicht dazu, wie etwa bei einem „offenen Geheimnis”.
Weitere Beispiele sind „stummer Schrei“ oder „aggressive Freundlichkeit”.
Das Oxymoron ist eigentlich nicht schwer zu erkennen. Es gibt aber Stilmittel, die ihm zum Verwechseln ähnlich sind:
Der Pleonasmus ist das Gegenteil des Oxymorons. Hier werden zwei Begriffe kombiniert, die die gleiche Bedeutung haben. Der ergänzende Teil enthält also keine neue Information. Zum Beispiel „nasses Wasser“ oder „tote Leiche“.
Auch ein Paradoxon ist eine widersprüchliche Aussage. Im Gegensatz zum Oxymoron handelt es sich aber nur um einen Scheinwiderspruch: Die Aussage wirkt nur auf den ersten Blick unsinnig, beim genaueren Hinsehen offenbart sich ein tieferer Sinn. Das ist beispielsweise bei dieser Aussage des Philosophen Sokrates der Fall: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Bei einer Antithese stehen sich zwei Gegensätze gegenüber. Zum Beispiel: „Wer Großes erreichen will, muss klein anfangen.“ Da auch das Oxymoron Gegensätze enthält, kann es als Sonderform der Antithese gelten.
Kennst du auch die anderen Stilmittel , die in verschiedenen Textsorten vorkommen? Schau gleich mal nach, ob du sie alle unterscheiden kannst!
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