Parallelismus
Ein Parallelismus ist die Wiederholung gleicher Satzstrukturen. Welche Wirkung er als Stilmittel haben kann, erfährst du in diesem Beitrag. Hier kommst du gleich zum Video !
Inhaltsübersicht
Was ist ein Parallelismus?
Ein Satz besteht immer aus verschiedenen Satzgliedern. Du sprichst von einem Parallelismus, wenn mindestens zwei aufeinanderfolgende Sätze die gleiche Satzstruktur haben. Also wenn ihre Satzglieder in der gleichen Reihenfolge angeordnet sind.
Parallelismus – Beispiel: „Zwei Frauen sitzen im Wohnzimmer. Zwei Kinder spielen daneben.“
Bei diesem Beispiel erkennst du, dass beide Sätze mit dem Subjekt beginnen, anschließend folgen das Prädikat und eine Ortsangabe. Solche gleich aufgebauten Sätze setzen Autoren häufig als Stilmittel in ihren Texten ein, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Ein Parallelismus (gr. parállēlos = nebeneinander befindlich, gleichlaufend) bezeichnet die Abfolge von mindestens zwei Sätzen mit gleicher Struktur. Das bedeutet, dass die Satzglieder in der gleichen Reihenfolge angeordnet sind, sie sind also parallel zu einander.
Parallelismus – Beispiel
Um einen Parallelismus zu erkennen, musst du also immer auf die Struktur eines Satzes achten. Kannst du die einzelnen Satzglieder der Sätze als parallel zueinander stehende Linien darstellen, hast du einen Parallelismus vor dir.
Parallelismen treten also immer dann auf, wenn Sprecher/Autoren ihre Aussagen besonders hervorheben wollen. Das ist in vielen Bereichen der Fall. Die Beispiele im Anschluss geben dir einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten, Parallelismen einzusetzen.
Parallelismus im Alltag
Das Stilmittel begegnet dir beispielsweise in einigen Redewendungen oder Sprichwörtern im Alltag:
- Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
- Hilfst du mir, helf ich dir.
- Ende gut, alles gut.
Immer wieder findest du die Wiederholung einer Satzstruktur auch in Kombination mit der Antithese . Eine Antithese stellt gegensätzliche Begriffe gegenüber. Beide Stilmittel zusammen heben die Gegensätzlichkeit besonders deutlich hervor. So eine Formulierung kannst du als antithetischen Parallelismus bezeichnen:
- Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
- Pech im Spiel, Glück in der Liebe
Auch in Werbungen triffst du immer wieder auf Formulierungen, die dir durch ihren parallelen Aufbau stärker im Gedächtnis bleiben sollen:
- Wohnst du noch oder lebst du schon? (IKEA-Werbung)
- Geht ins Ohr, bleibt im Kopf. (Radio-Werbung)
- Sind sie zu stark, bist du zu schwach. (Fisherman’s Friend)
- Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein. (dm-Werbung)
An diesen Beispielen erkennst du, dass auch Werbetexter gerne mit dem antithetischen Parallelismus arbeiten (stark – schwach).
Parallelismus in der Rhetorik
Um ihre Ansprachen und Vorträge so ansprechend wie möglich zu gestalten, nutzen Redner viele rhetorischer Mittel , darunter auch der Parallelismus. Die Bezeichnung ist abgeleitet vom Wort Rhetorik, das ist die Kunst der Rede. Sieh dir die unteren Ausschnitte aus verschiedenen politischen Reden an, um zu verstehen wie das Stilmittel eingebaut wird.
- „Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsabschnitten kämpfen, wir werden auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns nie ergeben.“ (- W. Churchill: We shall fight on the beaches am 4. Juni 1940)
- „Berlin wird leben und die Mauer wird fallen.“ (- W. Brandt: Rede zum Fall der Berliner Mauer am 10. November 1989)
- „Ich glaube, wir können auf unsere Fortschritte aufbauen und weiterkämpfen für neue Jobs, neue Chancen und neue Sicherheit für die Mittelschicht. Ich glaube, wir können das Versprechen unserer Gründerväter halten […] Ich glaube, wir können die Zukunft gemeinsam meistern […]“ (- B. Obama: Rede nach der Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am 6. November 2012)
- „Das gilt für die Europäische Union, das gilt für die NATO, das gilt für die Vereinten Nationen und das gilt[…] für die G20-Gruppe, in der wir die Präsidentschaft innehaben.„ (- A. Merkel: Rede zur 53. Münchner Sicherheitskonferenz am 18. Februar 2017)
Hier siehst du, dass die Redner alle häufig die Wortwiederholung genutzt haben, um dem Parallelismus noch mehr Nachdruck zu verleihen (wir werden; ich glaube, wir können; das gilt). Hier folgen der gleichen Abfolge von Subjekt und Prädikat, Ortsangaben wie bei Churchill oder Akkusativobjekte wie bei den Reden von Obama und Merkel.
Parallelismus in der Literatur
In literarischen Texten wird das Stilmittel ebenfalls eingesetzt, um eine Textstelle hervorzuheben.
- „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.“ (- H. Löns: Rote Husaren)
- „Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!“ ( – J.W. Goethe: Westöstlicher Divan)
- „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ (- Lukasevangelium: Die Seligpreisungen)
An diesen Beispielen erkennst du eine Besonderheit von literarischen Texten: Das Subjekt steht häufig nicht an erster Stelle. Dadurch treten andere Satzglieder in den Vordergrund. Da es jedoch in den verschiedenen Äußerungen immer an der gleichen Stelle im Satz steht, liegt hier ein Parallelismus vor. Auch die anderen Satzglieder, darunter beispielsweise die Prädikate und Nebensätze, reihen sich in gleicher Abfolge hintereinander.
Parallelismus – Wirkung
Um die richtige Wirkung des Parallelismus zu bestimmen, musst du ihn in seinem jeweiligen Kontext, also dem Gesamtzusammenhang betrachten. Dennoch kannst du dir die grundsätzlichen Wirkungen merken, überprüfe sie jedoch immer an deinem konkreten Fall.
- Übersichtlichkeit: Parallel aufgebaute Äußerungen helfen dem Leser sich im Text zu orientieren, sie machen den Text also übersichtlicher.
- Verstärkung: Wiederholungen in der Satzstruktur sorgen dafür, dass die Äußerungen betont werden. Vor allem in Kombination mit der zusätzlichen Wiederholung gleicher Wörter bleiben sie dem Leser/Hörer stärker im Gedächtnis.
- Gegensätzlichkeit: Der Parallelismus kann das Stilmittel der Antithese unterstützen, indem die Gegensätzlichkeit zweier Begriffe durch ihre gleiche Stellung im Satz besonders hervorgehoben wird (Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee).
Arten des Parallelismus
Du findest das Stilmittel außerdem auch in vielen Textstellen des Alten Testaments. An diesen Beispielen aus der Bibel erkennst du deutlich, welche weiteren Arten des Parallelismus es noch gibt. Du fasst sie unter dem Oberbegriff parallelismus membrorum zusammen. Auch hier werden Satzteile parallel zueinander gestellt. Die Besonderheit liegt hierbei allerdings darin, dass nicht die Struktur parallel sein muss. Hier achtest du also auch auf den Inhalt der Sätze.
Bei dem synonymen Parallelismus wird der Inhalt des ersten Satzteiles in dem zweiten durch synonyme Begriffe wiederholt, also durch Wörter mit der gleichen Bedeutung:
- Mein Gott, hilf mir aus der Hand des Gottlosen, aus der Hand des Ungerechten und Tyrannen. (Bibel: Psalm 71, 4)
Der synthetische Parallelismus bezeichnet eine Satzfolge, in der der zweite Satz eine logische Fortsetzung des ersten ist:
- Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? (Bibel: Psalm 27, 1)
Der parabolische Parallelismus erinnert an eine Allegorie . Im ersten Teil wird ein Bild gezeichnet, das anschließend mit etwas anderem verglichen wird:
- Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. (Bibel: Psalm 103, 13)
Zuletzt gibt es noch den stufenartigen Parallelismus. Er steigert den Inhalt einer Äußerung mit jedem weiteren Satzteil:
- HERR, die Fluten erheben, / die Fluten erheben die Stimme, die Fluten erheben ihr Brausen. (Bibel: Psalm 93, 3)
Parallelismus — häufigsten Fragen
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Was für ein Stilmittel ist der Parallelismus?
Bei dem Stilmittel Parallelismus haben zwei oder mehrere aufeinanderfolgende Sätze bzw. Satzteile den gleichen Aufbau. Also die Reihenfolge der Wortarten in den beiden Sätzen ist dieselbe. Ein Beispiel ist: Subjekt – Prädikat – Adverb
- Was ist die Wirkung des Parallelismus?
Durch Parallelismen wirkt ein Text übersichtlich. Dadurch fällt es dem Leser leichter, sich zu orientieren. Aufgrund der Wiederholung von Satzstrukturen werden einzelne Satzglieder besonders hervorgehoben.
Parallelismus und Chiasmus
Das Gegenstück zum Parallelismus ist der Chiasmus. Bei diesem Stilmittel sind die Satzglieder von zwei Sätzen kreuzförmig zueinander angeordnet. Wenn du mehr über das Stilmittel erfahren willst, sieh dir hier unser Video dazu an!