Rhetorische Mittel
Rhetorische Mittel brauchst du für jede Textanalyse. Hier findest du alle wichtigen Stilmittel und deren Wirkung! Hier geht’s direkt zum Video!
Inhaltsübersicht
Was sind rhetorische Mittel?
Rhetorische Mittel sind ein wichtiges Werkzeug zur sprachlichen Gestaltung. Sie helfen dir vor allem dabei, mündliche Vorträge wie Präsentation, Reden und Referate besonders ansprechend und aussagekräftig zu gestalten. Der Begriff „Rhetorik“ kommt ursprünglich aus dem griechischen und bedeutet übersetzt „Redekunst“.
Indem du rhetorische Mittel wie beispielsweise Alliterationen, Hyperbeln oder Metaphern gezielt einsetzt, kannst du also deine sprachlichen Fähigkeiten zeigen.
Rhetorische Mittel werden häufig mit Stilmitteln und sprachlichen Mitteln verwechselt. Stilmittel bezeichnen alle Mittel zur sprachlichen Gestaltung. Rhetorische und sprachliche Mittel sind jedoch Unterkategorien, die sich nur auf die gesprochene bzw. die geschriebene Sprache beziehen.
Liste rhetorischer Mittel
Es gibt eine Vielzahl rhetorischer Mittel. Einige der wichtigsten sind zum Beispiel: Alliteration, Anapher, Ellipse, Euphemismus, Hyperbel, Metapher oder rhetorische Frage.
Die folgende sprachliche Mittel Tabelle bietet dir einen guten Überblick über die häufigsten rhetorischen Mittel.
rhetorisches Mittel | Erklärung | Beispiel |
Adynaton | Vergleich mit etwas Unmöglichem | Das wird erst passieren, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen |
Akkumulation | Aufzählung von Begriffen, die zum selben Oberthema gehören | Meine ganze Familie hat mich besucht: meine Eltern, meine Schwester, meine Tanten und Onkel, meine Großeltern, meine Cousinen und Cousins |
Alliteration | Wiederholung des Anfangslauts bei benachbarten Wörtern | Weh mir wenn es Winter wird |
Anakoluth | Satzbruch: Der begonnene Satz wird nicht fortgesetzt. | Weißt du eigentlich, dass… — Ach, das erzähle ich dir ein anderes Mal |
Anapher | Wiederholung eines Wortes am Anfang aufeinanderfolgender Sätze oder Satzteile | So klein, so fein, so Giotto |
Anspielung | indirekte Bezugnahme auf eine Aussage, Person oder bekannte Geschichte; auch Allusion genannt | Er ist ein echter Romeo, was die Frauen angeht. (Hier spielt der Sprecher auf das Werk „Romeo und Julia” an.) |
Antiklimax | Aufzählung, bei der die Glieder in abnehmender Gewichtung angeordnet sind | Alles ist verloren: Länder, Städte und Gemeinden |
Antithese | Gegenüberstellung von Gegensätzen | Wer Großes erreichen will, muss klein anfangen |
Antonomasie | Benennung mit einem anderen Namen | Schöpfer der Welt (anstatt: Gott) |
Apostrophe | Ansprache einer imaginären Person oder Sache | Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann |
Archaismus | altertümlicher Ausdruck | die güldene Sonne |
Correctio | Verbesserung einer Aussage durch den Sprecher | Dein Auftritt war gut — nein: großartig! |
Diminutiv | Verkleinerungsform durch -chen oder -lein | Häuschen (anstatt: Haus); Männlein (anstatt: Mann) |
Dysphemismus | abwertende Umschreibung | Bulle (anstatt: Polizist) |
Ellipse | Auslassung eines Wortes, das man leicht ergänzen kann | Was nun? (anstatt: Was soll ich nun tun?) |
Emphase | nachdrückliche Betonung durch betontes Aussprechen | Das hat er kein einziges Mal gesagt! |
Epipher | Wiederholung desselben Wortes am Ende von Sätzen oder Satzteilen; Gegensatz zur Anapher | Du hast mich gerettet, du hast uns alle gerettet |
Euphemismus | Beschönigung / Verharmlosung | Ihn hat das Zeitliche gesegnet (anstatt: er ist gestorben) |
Exclamatio | Ausruf, der starke Gefühle ausdrückt | Herzlichen Glückwunsch! |
Hendiadyoin | Wiedergabe eines Begriffs durch zwei Wörter | dies und das (anstatt: Verschiedenes); aus Lust und Laune heraus (anstatt: nach Belieben) |
Homonym | Wort mit mehreren Bedeutungen | Bank (kann für ein Geldinstitut oder eine Sitzgelegenheit stehen) |
Hyperbel | Übertreibung | riesengroß; blitzschnell; eiskalt |
Interjektion | kurzer Ausruf, der meist Gefühle ausdrückt | Ach! Oh weh! Hey! |
Inversion | ungewöhnliche Satzstellung | Wild ist der Westen, weit ist die Prärie. (anstatt: Der Westen ist wild, die Prärie ist weit.) |
Ironie | Gegenteil von dem, was eigentlich gemeint ist | Super, echt toll gemacht! (hier als Kritik gemeint) |
Klimax | gesteigerte Reihe aus Wörtern | Veni, vidi, vici (ich kam, ich sah, ich siegte) |
Metapher | sinnbildliche Übertragung, bzw. ein sprachliches Bild | Bücherwurm; etwas durch die rosarote Brille sehen |
Metonymie | Ein Wort wird durch ein zusammenhängendes ersetzt | Ich will noch ein Glas trinken (Glas steht hier stellvertretend für das Getränk) |
Neologismus | Wortneuschöpfung | Unkaputtbar; Podcast; Brexit |
Paradoxon | scheinbar unsinnige Behauptung | Ich bin arm und doch so reich! (In diesem Fall bezieht sich die Armut auf materielle Dinge. Man kann aber trotzdem reich an Freunden, Liebe und Glück sein.) |
Parenthese | Einschub, der vom Rest des Satzes durch Gedankenstriche getrennt ist | Und — das ist das Wichtigste — wir hatten Erfolg damit! |
Personifikation | Übertragung von konkreten menschlichen Eigenschaften auf Abstraktes / Dinge / Tiere | eine Strom fressende Waschmaschine |
Pleonasmus | überflüssige Häufung von Wörtern mit gleicher Bedeutung | weißer Schimmel; tote Leiche |
Polysyndeton | Verknüpfung von Sätzen / Satzteilen durch wiederholtes „und“ | Einigkeit und Recht und Freiheit! |
Rhetorische Frage | Aussage, die als Frage formuliert wird und keine Antwort erwartet | Habe ich es nicht gesagt? (anstatt: Ich habe es doch gesagt!) |
Sarkasmus | spöttische oder verhöhnende Aussage | Gab es das Kleid nicht in deiner Größe? (Verspottung einer übergewichtigen Person) |
Sentenz | knapper weiser Spruch | Ohne Fleiß kein Preis |
Tautologie | Zwei Wörter die sich inhaltlich doppeln | Still und leise; Voll und ganz |
Trikolon | Aufzählung mit drei Gliedern | verliebt, verlobt, verheiratet |
Verdinglichung | Übertragung nicht-menschlicher Eigenschaften auf den Menschen; Gegensatz zur Personifikation | Sein Blick ist eisern. |
Zeugma | Verbindung eines Verbs mit zwei unterschiedlichen Sätzen | Ich heiße Heinz und dich herzlich willkommen. (Einmal steht „heißen“ in der Bedeutung „Mein Name ist“, im zweiten Satzteil wird es in der Verbindung „jemanden willkommen heißen“ verwendet.) |
Um alle rhetorischen Mittel auf einen Blick zu haben, findest du hier unsere Liste zum kostenlosen Download:
Rhetorische Mittel — allgemeine Wirkung
Rhetorische Mittel sind sprachliche Mittel, mit denen du deinen Vortrag oder Text geschickt und überzeugend formulieren kannst.
Mit ihnen erzielst du je nach Situation unterschiedliche Wirkungen. Sie können …
- einen Text lebendiger und emotionaler gestalten.
- Aufmerksamkeit auf wichtige Textpassagen lenken.
- schwierige Stellen durch Bilder vereinfachen.
- den Zuhörer/Leser bewegen und damit besser überzeugen.
- Neugier beim Zuhörer/Leser wecken.
- das Vertrauen des Zuhörers/Lesers gewinnen.
Übrigens, in der richtigen Schreibweise von rhetorisch schreibst du rh- am Anfang. Die falsche Schreibweise ist rethorisch, also mit th-.
Rhetorische Mittel — 4 Kategorien
Je nach Wirkung und Bedeutung kannst du rhetorische Mittel in 4 Gruppen ordnen.
Sie unterscheiden sich in der Wirkung durch…
-
… den Klang:
Mit diesen rhetorischen Mitteln erzeugst du einen besonderen Klang, zum Beispiel mit Alliterationen wie Milch macht müde Männer munter.
-
… ein Spiel mit der Bedeutung von Wörtern:
Hier ersetzt du den üblichen Begriff durch einen anderen auffälligen Begriff, z. B. durch einen Dysphemismus wie Köter statt Hund.
-
… die Zahl und Reihenfolge der Wörter:
In diesem Fall verwendest du unüblich viele oder wenige Wörter, bzw. ordnest die Wörter auffällig im Satz an. Das machst du z. B. durch Epiphern, Antiklimax und Trikolon. Du sprichst hier auch von Wortfiguren, wie z. B. Ich kam, sah und siegte.
-
… die Gedanken:
Damit kannst du den Gedankengang besser strukturieren. Daher heißt diese Art von rhetorischem Mittel auch Gedankenfigur. Im Gegensatz zur Wortfigur bezieht sich die Gedankenfigur nicht auf ein einzelnes Wort, sondern einen ganzen Satz, zum Beispiel beim Parallelismus wie Zwei Frauen sitzen im Wohnzimmer. Zwei Kinder spielen daneben.
Rhetorische Mittel in wissenschaftlichen Arbeiten — Do’s and Don’ts
Auch bei der Anwendung von rhetorischen Mitteln in wissenschaftlichen Arbeiten gibt es einiges zu beachten. In deiner wissenschaftlichen Arbeit ist es wichtig, dass du eine professionelle und verständliche Sprache benutzt.
Do’s
Folgende sprachlichen Besonderheiten kannst du für deine wissenschaftliche Arbeit nutzen:
✓ Fachbegriffe
Verwende gezielt zu deiner Arbeit passende Fachbegriffe statt Umgangssprache
und Jugendsprache!
✓ Bekräftigende Formulierungen und Fakten
Statt abschwächenden Wörtern nutzt du bekräftigende Formulierungen, zum Beispiel: „Daher konnte bewiesen werden, dass …“. Auch Fakten machen deinen Text viel seriöser.
✓ Kurze, klare Sätze
Schreibe kurze und verständliche Sätze, denn das erleichtert dem Leser das Verständnis deiner Arbeit.
✓ Treffende Begriffe
Versuche, dich auf treffende Begriffe festzulegen, z. B. nicht subjektive Meinung, sondern nur Meinung. So ist deine Arbeit besser verständlich.
Don’ts
Die folgenden rhetorischen Mittel solltest du in deiner wissenschaftlichen Arbeit vermeiden:
✗ Neologismen, Anglizismen
und Jugendsprache
Diese rhetorischen Mittel machen deinen Text unverständlich. Außerdem wirken sie sehr unprofessionell.
✗ Metaphern und Personifikationen
Diese sprachlichen Bilder sind nicht geeignet für eine Abschlussarbeit im Studium. Solche rhetorischen Mittel sind eher für ein Gedicht oder einen literarischen Essay
sinnvoll.
✗ Hyperbeln oder abschwächende Wörter
Abschwächungen wie gewissermaßen und ein rhetorisches Stilmittel, z. B. eine Hyperbel wie enorm, lassen dich unsicher oder unglaubwürdig wirken.
✗ Lange, verschachtelte Sätze
Diese Sätze sind anstrengend zu lesen und schwer zu verstehen. Vermeide sie also besser.
✗ Pleonasmen
Dieses rhetorische Stilmittel wirkt in wissenschaftlichen Texten unprofessionell, da es überflüssige Wörter enthält. Ein Beispiel für einen Pleonasmus wäre runde Kugel oder bunter Regenbogen.
Rhetorische Mittel in wissenschaftlichen Arbeiten — Überblick
Welche rhetorischen Mittel du in einer wissenschaftlichen Arbeit verwenden darfst, siehst du hier noch einmal im Überblick:
✓ Richtig | ✗ Falsch |
Fachbegriffe | Neologismen, Anglizismen, Jugendsprache |
sachliche Sprache | Metaphern, Personifikationen |
bekräftigende Formulierungen, Fakten | abschwächende Wörter, Hyperbeln |
kurze, klare Sätze | lange, verschachtelte Sätze |
ein einzelner passender Begriff | Pleonasmen |
Rhetorische Mittel — häufigste Fragen
-
Was sind rhetorische und sprachliche Mittel?
Die Begriffe sprachliche Mittel, rhetorische Mittel und Stilmittel bedeuten im täglichen Sprachgebrauch für gewöhnlich das Gleiche. Allerdings beziehen sich sprachliche Mittel auf die geschriebene Sprache und rhetorische Mittel auf die gesprochene Sprache.
-
Was sind rhetorische Mittel einfach erklärt?
Die rhetorischen Mittel sind sprachliche Stilmittel, mit denen der Autor die Botschaft seines Werks, eine bestimmte Atmosphäre oder Gefühle zum Ausdruck bringen will. Mit sprachlichen Mitteln werden Bilder geschaffen, die den Inhalt und die Botschaft eines Textes darstellen.
-
Was sind die häufigsten Stilmittel?
Das wohl bekannteste Stilmittel ist die Alliteration. Diese besteht aus mindestens zwei aufeinanderfolgenden Wörtern, die denselben Anfang haben. Der Klang der Wörter muss auch ähnlich sein.
Textanalyse
Rhetorische Mittel spielen in Textanalysen eine wichtige Rolle. Du möchtest wissen, was du bei einer Textanalyse beachten musst? Alles Wichtige dazu erfährst du in diesem Video!