Anachronismus
Was ist eigentlich ein Anachronismus? Im Beitrag und im Video zeigen wir dir die Bedeutung und Definition des Begriffs und erklären mit vielen Beispielen, wie du Anachronismen erkennst.
Inhaltsübersicht
Anachronismus einfach erklärt
Als Anachronismus bezeichnest du die falsche zeitliche Einordnung von Ereignissen, Personen, Gegenständen oder Meinungen. Das bedeutet, dass sich Dinge in einem Kontext befinden, in den sie zeitlich nicht hinein passen.
Ein Beispiel für einen Anachronismus wäre der griechische Philosoph Aristoteles, der eine Armbanduhr trägt. Die Armbanduhr gab es in der Antike aber noch gar nicht. Sie befindet sich also in der falschen Zeitperiode.
Anachronismen können absichtlich als Stilmittel in Literatur, Film und Kunst eingesetzt werden. Manchmal handelt es sich aber auch um einfache Fehler.
Anachronismus — Bedeutung
Anachronismus stammt vom griechischen Wort „anachronismós“ ab. Das bedeutet so viel wie „gegen die Zeit“ oder „Zeitfehler“. Es geht also um eine Abweichung in der üblichen Zeitabfolge.
Bei Anachronismen werden Dinge aus einer späteren Zeit mit Dingen aus einer früheren Zeit vermischt oder andersrum. Das nennst du dann entweder einen vorgreifenden oder einen rückgreifenden Anachronismus.
Unter dem Adjektiv „anachronistisch“ verstehst du, dass etwas nicht in eine bestimmte Zeitperiode gehört. Du kannst damit aber auch in einem Werturteil ausdrücken, dass etwas überholt oder veraltet ist.
Eine Person, deren Verhalten anachronistisch ist, bezeichnest du als Anachronist.
Vorgreifender Anachronismus — Definition
Ein Anachronismus ist vorgreifend (proleptisch), wenn Ereignisse, Personen oder Dinge in eine Zeit verlagert werden, in der sie noch nicht existieren. Eine Sache aus einer späteren Zeit wird also in eine frühere Zeit übertragen.
Vorgreifende anachronistische Beispiele sind:
- eine mittelalterliche Figur telefoniert mit einem Handy
- in einem historischen Roman verwenden die Charaktere moderne Sprache oder Slang
Rückgreifender Anachronismus — Definition
Bei einem rückgreifenden (analeptischen) Anachronismus werden Ereignisse, Figuren oder Gegenstände in einen Kontext gestellt, in dem sie nicht mehr oder selten existieren. Es werden also Dinge, die aus einer vergangenen Zeit stammen, in eine spätere Zeitperiode übertragen.
Beispiele für rückgreifende Anachronismen sind:
- in einem modernen Film wird mit Feder und Tinte geschrieben
- Theaterstücke, die in vergangenen Epochen spielen und die gesellschaftlichen Strukturen und die Kleidung von damals zeigen
Übrigens: Auch veraltete Ansichten, die nicht mehr in die heutige Zeit passen, gehören zu den rückgreifenden Anachronismen. Du kannst sie also als anachronistisch bezeichnen.
Anachronismus — Beispiele
Anachronismen findest du in der Literatur, in Filmen und in der Kunst. Werden sie absichtlich als Stilmittel eingesetzt, dienen sie dazu, Erzählungen interessanter und witziger zu machen. Sie werden auch verwendet, um einen bestimmten Punkt besonders hervorzuheben.
Sind sie unbeabsichtigt, handelt es sich um Fehler, die aufgrund mangelnden Wissens oder Sorgfalt entstanden sind.
Es lässt sich aber nicht immer eindeutig beantworten, ob Anachronismen absichtlich oder versehentlich zustande kamen.
Literatur
In der Literatur findest du häufig vorgreifende Anachronismen. Oft werden sie dabei in literarischen Werken in Form von Anachronismus Witzen eingebaut.
- Ein Anachronismus Beispiel findest du in der Tragödie „Julius Caesar“ von William Shakespeare:
„Caesar: […] Was ist die Uhr?
Brutus: Es hat schon acht geschlagen.“
Jedoch gab es in der römischen Gesellschaft in dieser Zeit noch keine mechanischen Uhren, die schlagen konnten. Die zeitliche Einordnung ist also falsch.
- Im Werk „Heinrich von Ofterdingen“ von Novalis
findet sich ein ähnlicher Anachronismus. Hier kommt eine Wanduhr vor, obwohl es zu dieser Zeit noch keine Wanduhren gab.
- Auch Friedrich Schiller
verwendet in seinem Werk „Wallenstein“ einen Anachronismus. Hier heißt es:
„Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell geleitet an der Wetterstange, läuft, herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten…“
Die Figur im Werk spricht von einem Blitzableiter, obwohl dieser erst im 18. Jahrhundert erfunden wurde. Das Werk spielt jedoch im Jahr 1634.
Film
Auch in Filmen kannst du einige Anachronismus Beispiele finden:
- In der Serie „Game of Thrones“, die in einem mittelalterlichen Setting spielt, können aufmerksame Zuschauer einen modernen Kaffeebecher im Hintergrund entdecken. Hier handelt es sich eindeutig um ein Versehen.
- Im Film „Gladiator“ ist eine Gasflasche unter einem Wagen zu sehen, obwohl Gas in der römischen Epoche nicht bekannt war.
- Der Film „Braveheart“ spielt in den 1200er Jahren. Die männlichen Charaktere tragen Schottenröcke, aber diese wurden erst in den 1700er Jahren eingeführt.
Kunst
Sogar in der Kunst kannst du Anachronismen finden. In religiösen Gemälden des Mittelalters werden biblische Figuren oft in mittelalterlicher Kleidung dargestellt.
Übrigens: Der Nachweis von einem Anachronismus kann ein Gemälde als Fälschung entlarven. Gab es eine verwendete Farbe zur Entstehungszeit des Gemäldes noch nicht, muss es nämlich eine Fälschung sein.
Stilmittel
Jetzt hast du den Anachronismus einfach erklärt bekommen. Wenn du noch weitere Stilmittel kennenlernen möchtest, schau am besten in unserem Video über Stilmittel vorbei!