Apostrophe
Fragst du dich, was eine Apostrophe ist und wie sie als rhetorisches Stilmittel wirkt? Hier und im Video erfährst du alles über ihre Wirkung anhand von vielen Beispielen.
Inhaltsübersicht
Was ist eine Apostrophe?
Eine Apostrophe ist ein sprachliches Mittel, bei dem eine abwesende oder imaginäre Person, eine abstrakte Idee oder ein unbelebtes Objekt direkt angesprochen wird. Zum Beispiel: „Oh, du grausames Schicksal!“. Dabei rückt der eigentliche Gesprächspartner in den Hintergrund.
Durch den gezielten Einsatz von Apostrophen wird der Leser direkt angesprochen. Das zieht ihn sofort in die Situation hinein und macht den Text lebendig und interessant. Zudem werden die Gefühle des Protagonisten (Sprecher) greifbar und intensiver.
Eine Apostrophe findest du am häufigsten als:
- Rhetorische Frage = Eine Frage, auf die keine Antwort erwartet wird.
- Exklamation = Ein emotionaler Ausruf.
- Interjektion = Ein eingeschobenes Wort oder ein kurzer Satz.
Das Wort „Apostrophe“ stammt aus dem Spätlateinschen „apostropha“ und dem Griechischen „apostrophḗ“ und bedeutet „Abwendung“ oder „Abkehr“. In der Literatur und Rhetorik bezeichnet es die Hinwendung zu einem abwesenden der imaginären Zuhörer oder Objekt.
Apostrophe – Beispiel
Eine Apostrophe kann in unterschiedlichen Formen auftreten. Hier sind die geläufigsten:
Personifikation
Eine Personifikation tritt auf, wenn ein unbelebtes Objekt oder eine abstrakte Idee direkt angesprochen und mit menschlichen Eigenschaften versehen wird.
Beispiel: „Oh Glück, so wie der Mond bist du wechselhaft.
(Oh fortuna, velut luna, status variabilis)“
(Carl Orff, „Carmina Burana“)
→ Das Glück wird hier als abstrakte Idee als eine Person angesprochen und damit vermenschlicht. Der Protagonist drückt damit seine Gefühlswelt direkt aus.
Gott
Hierbei wird eine göttliche Instanz direkt angerufen.
Beispiel: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22)
→ Bei dieser Textpassage richtet sich der Protagonist direkt an Gott und teilt seine Gedanken auf eine direkte Art und Weise.
Publikum
Die direkte Ansprache des Publikums erfolgt oft in Reden oder literarischen Werken.
Beispiel: „Bist du immer noch hier? Es ist vorbei. Geh nach Hause! Oh, du erwartest einen Teaser für Deadpool 2. Nun, so viel Geld haben wir nicht.“ (Deadpool)
→ Das Publikum wird in diesem Beispiel direkt angesprochen und in die Gedankenwelt des Protagonisten eingeweiht.
Exklamation (Exclamatio)
Eine Ausrufung, die starke Gefühle ausdrückt.
Beispiel: „O welches Glücke!
Jetzt sieht sie ungefähr zurücke.
Was wars, das mich entzückt gemacht?
Ein altes Weib in junger Tracht.“
(Gotthold Ephraim Lessing, „Die Schöne von hinten“)
→ Das lyrische Ich im Gedicht teilt dadurch seine starken Gefühle.
Interjektion
(Interiectio)
Kurze, ausdrucksstarke Ausrufe, oft in Gedichten oder Dramen.
Beispiel: „Ach, wie weh mir ist!“
→ Auch hier bekommst du einen Einblick in die Gefühlswelt des Sprechers.
Apostrophe – Wirkung
Wenn Autoren Apostrophe verwenden, hat das eine starke Wirkung auf dich als Leser. Durch die direkte Ansprache abwesender Personen, abstrakter Ideen oder unbelebter Objekte wirst du nämlich in die Gedankenwelt des Sprechers hineingezogen. Dadurch fühlst du dich stärker mit der Handlung des Textes verbunden — der Text wird lebendiger.
Als Stilmittel ziehen Apostrophen die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und markieren häufig einen emotionalen Höhepunkt. Insgesamt verleihen Apostrophen einem Text also mehr Tiefe, Ausdruckskraft und Spannung.
Ein gutes Beispiel für die Wirkung von Apostrophen findest du im Gedicht „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe. Goethe verwendet nämlich gleich mehrere Apostrophe, um die Verzweiflung des Zauberlehrlings und seine chaotische Situation zu beschreiben:
O du Ausgeburt der Hölle! (Personifikation)
→ Der Lehrling spricht den Besen als teuflisches Wesen an. Dadurch wird die bedrohliche Stimmung verstärkt. Du fühlst sofort seine Verzweiflung und Angst.
Stock, der du gewesen, steh doch wieder still! (Personifikation)
→ Der Lehrling fleht den Besen an. Diese direkte Ansprache zeigt dir seine Hilflosigkeit. Du wirst emotional mitgezogen.
Wehe! Wehe! (Exklamation)
→ Diese Ausrufe zeigen extreme Panik. Durch die Apostrophe fühlst du die Dringlichkeit der Situation.
Willst’s am Ende gar nicht lassen? (Personifikation)
→ Diese rhetorische Frage unterstreicht die Frustration des Lehrlings.
Seht, da kommt er schleppend wieder! (Publikum)
→ Hier spricht der Lehrling direkt mit dir als Leser. Das verstärkt deine Teilnahme an seiner Angst.
Wahrlich! brav getroffen! (Interjektion)
→ Die Erleichterung des Lehrlings wird durch die Apostrophe fühlbar.
Und ich atme frei! (Interjektion)
→ Diese Interjektion drückt die Erleichterung des Lehrlings aus, du kannst diesen Moment der Ruhe mitfühlen.
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte! (Gott/hohe Mächte)
→ Nachdem der Besen erneut erweckt wurde, ruft der Lehrling verzweifelt nach einer höheren Macht. Du kannst seine Ohnmacht förmlich spüren. Zum Vergleich, ohne Apostrophe: „Könnten mir doch nur die hohen Mächte helfen.“ Das wirkt direkt viel unnatürlicher und weniger spannend, oder?
Handlungs- und Perspektivwechsel
Apostrophen leiten häufig einen Handlungs– und Perspektivwechsel ein. Durch die vielen Apostrophen wechselt in „Der Zauberlehrling“ ständig der Fokus. Die abwechselnde Ansprache sorgt für einen dynamischen Textfluss. Du erlebst die innere Zerrissenheit und Verzweiflung, in der sich der Zauberlehrling befindet, hautnah mit. Dadurch baust du eine emotionale Verbindung zum Protagonisten auf.
Apostrophe — häufigste Fragen
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Was ist eine Apostrophe Beispiel?
Eine Apostrophe ist ein sprachliches Stilmittel, das die direkte Ansprache einer abwesenden oder imaginären Person, einer abstrakten Idee oder eines unbelebten Objekts beschreibt. Wie zum Beispiel: „O Tod, wo ist dein Stachel?“
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Was bewirken Apostrophen?
Apostrophen verstärken die emotionale Wirkung eines Textes und fesseln die Aufmerksamkeit des Lesers. Sie ermöglichen es dem Autor, intensive Gefühle und Dramatik zu vermitteln.
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Was ist Apostrophe in Deutsch?
In der deutschen Sprache bezeichnen die Apostrophe das rhetorische Stilmittel der direkten Ansprache einer abwesenden oder imaginären Person, Idee oder eines Objekts.
Exclamatio
Du willst noch mehr über die Exlamatio erfahren und wissen, wie du sie interpretieren kannst? Dann schau dir hier unseren Beitrag dazu an.