Das Reimschema ist das bekannteste Merkmal von Gedichten. In unserem Beitrag und Video lernst du, wie du das Reimschema schnell und einfach bestimmen kannst.

Inhaltsübersicht

Was ist ein Reimschema?

Das Reimschema ist das Muster, nach dem Reime in einem Gedicht angeordnet sind. Reime entstehen, wenn das Ende von zwei Wörtern gleich klingen. Du unterscheidest dabei zwei Reimarten:

Reine Reime bestehen aus Wörtern, die ab dem letzten betonten Vokal (a, e, i, o, u) genau gleich klingen:

  • Tage – Frage
  • Topf – Kopf
  • Katze – Glatze

Bei unreinen Reimen klingen die Wörter dagegen nur ähnlich:

  • Wärme – gerne
  • Wald – kalt
  • Beute – Freude

In Gedichten findest du Reime meistens am Ende der Zeilen. Du nennst diese Art von Reim daher Endreim.

Reimschema bestimmen

Das Reimschema kannst du ganz einfach bestimmen. Dazu siehst du dir in jeder Strophe die letzten Wörter der einzelnen Gedichtzeilen an. Die Wörter, die sich reimen, fallen dir bestimmt direkt auf.

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Der Frühling ist die schönste Zeit

Hier haben wir die Wörter, die sich reimen, farblich markiert. Für die Gedichtanalyse arbeitest du statt mit Farben, normalerweise mit Abkürzungen. Dafür schreibst du die Kleinbuchstaben a, b, c, d usw. neben den Vers.

Reimschema Arten

Es gibt verschiedene Arten von Reimschemata. Sie haben alle eine eigene Bezeichnung. Neben den Begriffen merkst du dir am besten auch die Abkürzungen. Zu den wichtigsten Reimschemata zählen:

  • Paarreim
  • Kreuzreim
  • Umarmender Reim
  • Schweifreim
  • Verschränkter Reim
  • Haufenreim
  • Kettenreim/Terzinenreim

Paarreim

Am häufigsten findest du in Gedichten den Paarreim. Dabei reimen sich jeweils zwei aufeinanderfolgende Verse: Das Reimschema ist damit aabb.

Ein Beispiel für den Paarreim ist Goethes Gedicht Erlkönig“:

a  Wer reitet so spät durch Nacht und Wind
Es ist der Vater mit seinem Kind
b  er hat den Knaben wohl in dem Arm
b  er fasst ihn sicher, er hält ihn warm

Durch die einfache Reimform vermitteln Paarreime oft eine unbeschwerte, fröhliche Stimmung. Wenn du noch mehr über den Paarreim erfahren willst, dann schau dir unser Video dazu an!

Kreuzreim

Ein weiteres gängiges Reimschema ist der Kreuzreim. Dabei reimt sich immer ein Versende mit dem übernächsten Versende. Die Reime wechseln sich ab. Das Gedicht hat also das Reimschema abab.

Den Kreuzreim siehst du etwa in Eichendorffs berühmtem Gedicht „Die Wünschelrute“:

a  Schläft ein Lied in allen Dingen,
b  die da träumen fort und fort
a  und die Welt hebt an zu singen
b  triffst du nur das Zauberwort

Umarmender Reim

Der umarmende Reim wird so genannt, weil der äußere Reim den inneren Reim sozusagen umarmt. Du kannst ihn auch umschließenden oder umfassenden Reim nennen. Das Reimschema ist abba.

Ein Beispiel für den umarmenden Reim findest du in Georg Heyms Gedicht Die Stadt“:

a  Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein 
zerreißet vor des Mondes Untergang
b  Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang 
a  und blinzeln mit den Lidern, rot und klein

Haufenreim

Der Haufenreim lässt sich sehr leicht erkennen. Denn hier reimen sich alle Versenden. Das Reimschema wird mit aaaa abgekürzt. Der Haufenreim kommt fast nur in Kinderreimen oder Zungenbrechern vor, zum Beispiel hier:

a  Auf den hohen Felsenklippen 
a  sitzen sieben Robbensippen
a  die sich in die Rippen stippen
a  bis sie von den Klippen kippen

Schweifreim

Der Schweifreim besteht aus sechs Versen. Dabei folgt auf einen Paarreim ein umarmender Reim. Das Reimschema sieht also so aus: aabccb.

Ein typisches Beispiel für den Schweifreim findest du im „Abendlied“ von Matthias Claudius:

a  Der Mond ist aufgegangen, 
die goldnen Sternlein prangen 
b  am Himmel hell und klar
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget 
b  der weiße Nebel wunderbar.

Kettenreim

Der Kettenreim (Terzinenreim) wird aus mehreren Strophen mit jeweils drei Versen gebildet. Das Reimschema lautet also aba bcb cdc. Der mittlere Vers jeder Strophe reimt sich auf den 1. und 3. Vers der nächsten Strophe.

Verständlich wird das an Goethes Gedicht „Bei Betrachtung von Schillers Schädel“:

Im ernsten Beinhaus* war’s, wo ich beschaute
b  wie Schädel Schädeln angeordnet passten
die alte Zeit gedacht ich, die ergraute

Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich hassten
und derbe Knochen die sich tödlich schlugen, 
sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten. 

*Ein Beinhaus ist ein Aufbewahrungsort für die ausgegrabenen Gebeine auf einem Friedhof.

Waise

Die Waise ist kein Reimschema im eigentlichen Sinn. Es handelt sich dabei um einen reimlosen Vers innerhalb einer Strophe. In der Gedichtanalyse kannst du die Waise mit x oder w abkürzen. Häufig betont der Dichter damit einen Vers. Für deine Gedichtinterpretation ist die Waise daher sehr wichtig.

Ein gutes Beispiel für eine Waise findest du in Eduard Mörikes Gedicht „Er ist’s“:

Veilchen träumen schon, 
wollen balde kommen
a  Horch, ein leiser Harfenton
x  Frühling, ja du bist’s
b  Dich hab ich vernommen

Verschränkter Reim

Der verschränkte Reim kommt eher selten vor. Der Name verrät schon, dass dabei die Reimpaare ineinander verschränkt sind. Das Reimschema lautet also: abcabc.

Ein Beispiel für den verschränkten Reim siehst du in Karoline von Günderrodes Gedicht „Der Kuss im Traume“:

a  Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen
b  es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen 
c  und mich verzehren seiner Sonne Gluthen. 
a  Drum birg dich Aug‘ dem Glanze ird’scher Sonnen
b  Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen 
und heilt den Schmerz, wie Lethes* kühle Fluten

*Lethe ist in der Mythologie ein Fluss in der Unterwelt. Wenn die Toten daraus trinken, vergessen sie ihr vergangenes Leben.

Kehrreim

Beim Kehrreim gibt es kein festes Reimschema. Du kennst den Kehrreim wahrscheinlich unter der Bezeichnung „Refrain“ aus Liedern. Das bedeutet, dass einzelne Verse oder ganze Strophen im Laufe des Gedichts oder Lieds mehrmals wiederholt werden.

Du kannst unterschiedliche Arten von Kehrreimen unterscheiden:

  • Anfangskehrreim: Hier wird nicht die ganze Strophe wiederholt, sondern nur der Anfang einer Strophe.
     
  • Endkehrreim: Wie der Name verrät, ist der Endkehrreim das Gegenstück zum Anfangskehrreim. Dabei wiederholen sich immer wieder Teile vom Ende der Strophe.
     
  • Binnenkehrreim: Die Wiederholung bestimmter Wörter findet beim Binnenkehrreim in der Mitte der Strophen statt.
     
  • periodischer Kehrreim: Diese Art von Kehrreim ist am bekanntesten. Denn dabei wiederholt sich eine ganze Strophe mehrmals im Gedicht oder Lied.

Körnerreim

Auch Körnerreime sind Verse, die kein festes Reimschema besitzen. Die Reimwörter sind nämlich oft mehrere Strophen voneinander getrennt. In der mittelalterlichen Sängerdichtung waren Körnerreime besonders beliebt. Heute findest du sie nur noch vereinzelt in Kinderreimen, zum Beispiel im „Reim über das Pech“:

Erste Strophe:
Pech hat, wer sich ein Brot beschmiert,
und dieses aus der Hand verliert 

Fünfte Strophe:
Was hat man bei dem Fall studiert? 
Wer Pech hat, der ist angeschmiert. 

Reimschema Übersicht

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Reimschemata. Damit du den Überblick behältst, haben wir sie nochmal für dich zusammengefasst:

  • Paarreim: aabb
  • Kreuzreim: abab
  • umarmender Reim: abba
  • Haufenreim: aaaa
  • Schweifreim: aabccb
  • Kettenreim/Terzinenreim: aba bcb cdc

Reimschema in der Gedichtanalyse

Das Reimschema ist ein wichtiger Teil der Gedichtanalyse. Was du darin noch untersuchst und wie du dabei vorgehst, erfährst du in diesem Video!

Zum Video: Gedichtanalyse
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