Was ist ein Reimschema?

Das Reimschema ist das Muster, nach dem die Endreime in einem Gedicht angeordnet sind. In einem Gedicht reimen sich die Wörter meistens am Ende der Verse , also der Gedichtzeilen. Du nennst diese Art von Reim daher Endreim

Du unterscheidest zwei Reimarten: den reinen Reim und den unreinen Reim. Reine Reime sind Wörter, die ab dem letzten betonten Vokal (a, e, i, o, u) gleich klingen:

  • Tage – Frage
  • Hose – Rose
  • Katze – Glatze

Bei einem unreinen Reim dagegen klingen die Wörter nicht gleich, sondern nur ähnlich:

  • grüßen – fließen
  • Blick – Glück
  • heute – Freude

Reimschema bestimmen

Das Reimschema kannst du ganz einfach bestimmen. Dazu siehst du dir in jeder Strophe die letzten Wörter der einzelnen Gedichtzeilen an. Die Wörter, die sich reimen, fallen dir bestimmt direkt auf. Schau dir als Beispiel „Der Frühling ist die schönste Zeit“ von Annette von Droste-Hülshoff an:

Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
Im goldnen Sonnenschein.

Hier haben wir die Wörter, die sich reimen, farblich markiert.  Für die Gedichtanalyse arbeitest du statt mit Farben normalerweise mit Abkürzungen. Dafür schreibst du die Kleinbuchstaben a, b, c, d usw. neben den Vers.

Reimschema Arten

Es gibt verschiedene Reimschema Arten. Sie haben alle eine eigene Bezeichnung. Neben den Begriffen merkst du dir am besten auch die Abkürzungen. Zu den wichtigsten Reimschemata zählen:

  • Paarreim
  • Kreuzreim
  • Umarmender Reim
  • Schweifreim
  • Verschränkter Reim
  • Haufenreim
  • Kettenreim/Terzinenreim

Paarreim

Am häufigsten findest du in Gedichten den Paarreim . Dabei reimen sich jeweils zwei aufeinanderfolgende Verse: Das Reimschema ist damit aabb. Ein Beispiel für den Paarreim ist Goethes Gedicht Erlkönig “:

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind
Es ist der Vater mit seinem Kind
er hat den Knaben wohl in dem Arm
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm

Durch die einfache Reimform vermitteln Paarreime oft eine unbeschwerte, fröhliche Stimmung. Wenn du noch mehr über den Paarreim erfahren willst, dann schau dir unser Video dazu an!

Zum Video: Paarreim
Zum Video: Paarreim

Kreuzreim

Ein weiteres gängiges Reimschema ist der Kreuzreim . Dabei reimt sich immer ein Versende mit dem übernächsten Versende. Die Reime wechseln sich ab. Das Gedicht hat also das Reimschema abab. Ein Beispiel für den Kreuzreim ist Eichendorffs berühmtes Gedicht „Die Wünschelrute“:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
b  die da träumen fort und fort
und die Welt hebt an zu singen
triffst du nur das Zauberwort

Umarmender Reim

Der umarmende Reim wird so genannt, weil der äußere Reim den inneren Reim sozusagen umarmt. Du kannst ihn auch umschließenden oder umfassenden Reim nennen. Das Reimschema ist abba. Ein Beispiel für den umarmenden Reim findest du in Georg Heyms Gedicht Die Stadt “:

Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein 
zerreißet vor des Mondes Untergang
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang 
und blinzeln mit den Lidern, rot und klein

Haufenreim

Der Haufenreim lässt sich sehr leicht erkennen. Denn hier reimen sich alle Versenden. Das Reimschema wird mit aaaa abgekürzt. Der Haufenreim kommt fast nur in Kinderreimen oder Zungenbrechern vor, zum Beispiel hier:

Auf den hohen Felsenklippen 
sitzen sieben Robbensippen
die sich in die Rippen stippen
a  bis sie von den Klippen kippen

Schweifreim

Der Schweifreim besteht aus sechs Versen. Dabei folgt auf einen Paarreim ein umarmender Reim. Das Reimschema sieht also so aus: aabccb. Ein typisches Beispiel für den Schweifreim ist Matthias Claudius „Abendlied“:

Der Mond ist aufgegangen, 
die goldnen Sternlein prangen 
am Himmel hell und klar
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget 
der weiße Nebel wunderbar

Noch mehr Infos und Beispiele zum Schweifreim bekommst du hier !

Zum Video: Schweifreim
Zum Video: Schweifreim

Kettenreim

Der Kettenreim (Terzinenreim) wird aus mehreren Strophen mit jeweils drei Versen gebildet. Das Reimschema lautet also aba bcb cdc. Der mittlere Vers jeder Strophe reimt sich auf den 1. und 3. Vers der nächsten Strophe. Verständlich wird das an Goethes Gedicht „Bei Betrachtung von Schillers Schädel“:

Im ernsten Beinhaus* war’s, wo ich beschaute
b  wie Schädel Schädeln angeordnet passten
die alte Zeit gedacht ich, die ergraute

Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich hassten
und derbe Knochen die sich tödlich schlugen, 
sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten. 

*Ein Beinhaus ist ein Aufbewahrungsort für die ausgegrabenen Gebeine auf einem Friedhof.

Waise

Die Waise ist kein Reimschema im eigentlich Sinn. Es handelt sich dabei um einen reimlosen Vers innerhalb einer Strophe. In der Gedichtanalyse kannst du die Waise mit x oder w abkürzen. Häufig betont der Dichter damit einen Vers. Für deine Gedichtinterpretation ist die Waise daher sehr wichtig. Ein Beispiel für eine Waise findest du in Eduard Mörikes Gedicht „Er ist’s“:

Veilchen träumen schon, 
wollen balde kommen
Horch, ein leiser Harfenton
Frühling, ja du bist’s
Dich hab ich vernommen

Verschränkter Reim

Der verschränkte Reim kommt eher selten vor. Der Name verrät schon, dass dabei die Reimpaare ineinander verschränkt sind. Das Reimschema lautet also: abcabc. Ein Beispiel für den verschränkten Reim findest du in Karoline von Günderrodes Gedicht „Der Kuss im Traume“:

Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen
es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen 
und mich verzehren seiner Sonne Gluthen. 
Drum birg dich Aug‘ dem Glanze ird’scher Sonnen
Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen 
und heilt den Schmerz, wie Lethes* kühle Fluten

*Lethe ist in der Mythologie ein Fluss in der Unterwelt. Wenn die Toten daraus trinken, vergessen sie ihr vergangenes Leben.

Kehrreim

Beim Kehrreim gibt es kein festes Reimschema. Du kennst den Kehrreim wahrscheinlich unter der Bezeichnung „Refrain“ aus Liedern. Das bedeutet, dass einzelne Verse oder ganze Strophen im Laufe des Gedichts oder Lieds mehrmals wiederholt werden.

Du kannst unterschiedliche Arten von Kehrreimen unterscheiden:

  • Anfangskehrreim: Hier wird nicht die ganze Strophe wiederholt, sondern nur der Anfang einer Strophe.
  • Endkehrreim: Wie der Name verrät, ist der Endkehrreim das Gegenstück zum Anfangskehrreim. Dabei wiederholt sich immer wieder das Teile vom Ende der Strophe.
  • Binnenkehrreim: Die Wiederholung bestimmter Wörter findet beim Binnenkehrreim in der Mitte der Strophen statt.
  • periodischer Kehrreim: Diese Art von Kehrreim ist am bekanntesten. Denn dabei wiederholt sich eine ganze Strophe mehrmals im Gedicht oder Lied.

Körnerreim

Auch Körnerreime sind Verse, die kein festes Reimschema besitzen. Die Reimwörter sind nämlich oft mehrere Strophen voneinander getrennt. In der mittelalterlichen Sängerdichtung waren Körnerreime besonders beliebt. Heute findest du sie nur noch vereinzelt in Kinderreimen, zum Beispiel im „Reim über das Pech“:

Erste Strophe:
Pech hat, wer sich ein Brot beschmiert,
und dieses aus der Hand verliert 

Fünfte Strophe:
Was hat man bei dem Fall studiert? 
Wer Pech hat, der ist angeschmiert. 

Reimschema Gedicht interpretieren

Grundsätzlich kannst du jedes formale Merkmal in einem Gedicht deuten: das Metrum , die Kadenz  oder das Reimschema. Durch das Reimschema erhält das Gedicht einen bestimmten Rhythmus und eine Struktur. Dadurch wird die Stimmung beeinflusst.

So wirkt zum Beispiel ein Paarreim oft fröhlich und beschwingt. Bei jeder Gedichtinterpretation fragst du dich also, wie das Reimschema mit dem Inhalt des Gedichts zusammenhängt. Passen die Reime zur Aussage des Gedichts?

Wichtig: Auch wenn in einem Gedicht kein Reimschema vorkommt, solltest du das in deiner Interpretation erwähnen.

Reimschema Übersicht

Mit unserer kurzen Tabelle behältst du den Überblick über die unterschiedlichen Reimschemata:

Reimschema Abkürzung
Paarreim aabb
Kreuzreim abab
umarmender Reim abba
Haufenreim aaaa
Schweifreim aabccb
Kettenreim aba bcb cdc
Waise w / x

Reimschema in der Gedichtanalyse

Das Reimschema ist ein wichtiger Teil der Gedichtanalyse. Was du darin noch untersuchst und wie du dabei vorgehst, erfährst du in diesem Video !

Zum Video: Gedichtanalyse
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