Worum geht es in „Der hessische Landbote“ von Georg Büchner? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir eine Inhaltsangabe und eine Interpretation zu der Flugschrift.

Inhaltsübersicht

Übersicht – Der hessische Landbote

„Der hessische Landbote“ ist eine politische Flugschrift aus dem Jahr 1834 und ein wichtiges Werk des Vormärz . „Der hessische Landbote“ wurde vom Schriftsteller Georg Büchner verfasst und vom nationalliberalen Theologen Friedrich Ludwig Weidig überarbeitet. In ihrer Flugschrift kritisieren die beiden die sozialen Missstände im Großherzogtum Hessen-Darmstadt und rufen die Bevölkerung zum Aufstand gegen den Adel auf.

  • Veröffentlichung: Heimliche Verteilung in der Nacht zum 31. Juli 1834
  • Gattung: politische Flugschrift
  • Autor: Georg Bücher
  • Epoche: Vormärz
  • Gut zu wissen: Mit der berühmten Parole „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ forderte die Flugschrift bessere soziale Umstände und rief zum Kampf gegen die Oberschicht auf.

Schon gewusst? Eine Flugschrift ist eine Broschüre, in der oft anonym kontroverse politische Einstellungen geteilt werden.

Zusammenfassung – Der hessische Landbote

Der Inhalt des Flugblatts lässt sich in drei Teile unterteilen: Vorbericht, Hauptteil und Schluss. Insgesamt besteht „Der hessische Landbote“ aus 8 Seiten. Wie viele Flugschriften genau verteilt wurden ist nicht bekannt, die Anzahl liegt aber wahrscheinlich zwischen 1200 und 1500.

Vorbericht – Der hessische Landbote Zusammenfassung

Der Vorbericht enthält eine Liste von Regeln zum richtigen Umgang mit dem Flugblatt. Denn der Inhalt der Flugschrift ist revolutionär und regierungskritisch — und damit gefährlich. Büchner wusste, dass er für die Veröffentlichung verfolgt und bestraft werden kann. Mithilfe der Regeln wollte Büchner die Leser des Flugblatts und sich selbst vor Strafverfolgungen schützen. Das sind die fünf Regeln:

  1. Das Flugblatt muss außerhalb des Hauses aufbewahrt werden.
  2. Die Flugschrift soll nur mit engen Freunden geteilt werden.
  3. Personen, denen man nicht traut, soll man das Flugblatt nur heimlich weiterleiten.
  4. Wird man beim Lesen des Flugblatts erwischt, soll man so tun, als wollte man es gerade den Behörden überbringen.
  5. Wird das Blatt bei jemandem gefunden, der es nicht gelesen hat, dann ist diese Person nicht schuldig.

Hauptteil – Der hessische Landbote Zusammenfassung

Der Hauptteil beginnt mit der Parole „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“. Danach beschreibt die Flugschrift die verschiedenen sozialen Missstände im Großherzogtum Hessen-Darmstadt.

Bauern und Adel

Zunächst geht Büchner auf die ungleiche Machtverteilung zwischen den Bauern und der reichen Oberschicht ein. Um seine Argumente zu verdeutlichen, bezieht er sich auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel und schreibt sie um:  In dieser erfundenen Version hat Gott die Bauern zusammen mit dem Vieh bereits am fünften Tag erschaffen, die Adeligen erst am sechsten Tag.

Deswegen herrschen die Adeligen sowohl über die Tiere, als auch über die unteren Bevölkerungsschichten wie die Bauern. Während die Adeligen im Luxus leben und für sie jeder Tag ein Sonntag ist, haben die Bauern gar keinen Ruhetag.

Schon gewusst? Büchner greift in seiner Flugschrift auf biblische Texte zurück. Denn sein Aufruf zur Revolution ist an die Bauern gerichtet. Diese kannten oftmals keine anderen Bücher außer der Bibel. Außerdem waren die Bauern sehr gläubig. Deshalb hat Büchner versucht, sie mit biblischen Argumenten zu überzeugen.

Steuern

Dieser Abschnitt befasst sich mit der Steuerlast der Bevölkerung. Büchner nennt hier genaue Zahlen und listet alle Abgaben auf, die die Bevölkerung jährlich an den Staat zahlt. Aus diesen Abgaben ergibt sich eine Summe von insgesamt mehr als sechs Millionen Gulden.

Daraufhin stellt er die Frage, was genau der Staat denn sei. Büchner kommt zu dem Schluss, dass der Staat „Alle“ seien. Deshalb sollten die Steuern und Abgaben auch dem Wohl der gesamten Bevölkerung dienen.

Allerdings stellt Büchner fest, dass die aktuelle Situation im Großherzogtum Hessen-Darmstadt nicht diesem Staatsbegriff entspricht. Denn hier profitieren nur der Großherzog und die Regierungsbeamten von den Steuergeldern. Die Landbevölkerung hingegen wird ausgebeutet. Es folgt ein weiterer Vergleich mit der Bibel: Die einfache Bevölkerung gleicht dem Vieh und wird von der reichen Oberschicht genau so behandelt.

Verwendung der Steuern

Im Anschluss zählt die Flugschrift Bereiche auf, die von den Steuergeldern profitieren. Damit will Büchner auf die ungleiche Verteilung der Gelder aufmerksam machen. Zu den genannten Bereichen gehören:

  • Innenministerium (mit Rechtsprechung und Polizei)
  • Finanzministerium
  • Militär
  • Pensionen
  • Staatsministerium und Staatsrat

Für jeden der genannten Bereiche sind genaue Ausgaben aufgelistet und kommentiert. So zeigt „Der hessische Landbote“, dass Gelder verschwendet werden. Es wird klar, wie groß die Ungerechtigkeit ist, die im Staat herrscht. Die Regierungsbeamten werden als gierig entlarvt, denn sie finanzieren sich ein luxuriöses Leben, während die einfache Bevölkerung schuftet.

Der Machtanspruch der Fürsten – Der hessische Landbote

Ein großer Teil der Flugschrift beschäftigt sich mit dem Machtanspruch der Fürsten, insbesondere des hessischen Großherzogs. Dieser behauptet, von Gott zum Herrscher ernannt worden zu sein. Büchner stellt klar, dass ursprünglich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nur der Kaiser das Gottesgnadentum hatte. Somit war dieser der einzige, der das Recht hatte, zu herrschen.

Über die Jahrhunderte haben aber die Fürsten langsam immer mehr Macht an sich gerissen.  Auch sie begründen ihren Machtanspruch mit dem Gottesgnadentum. Die Flugschrift macht aber deutlich, dass diese Annahme falsch ist, denn die Fürsten sind nur durch Verrat und Intrigen zu mehr Macht gekommen.

Schon gewusst? Das Gottesgnadentum bezeichnet eine Legitimation des Machtanspruchs der Monarchie aus dem Mittelalter. Der Herrscher hat Gottes Gnade und wurde von Gott ausgewählt zu herrschen.

Die Landstände – Der hessische Landbote

Danach kommt die Flugschrift wieder auf die Ausgaben der Steuereinnahmen zurück. Dabei geht es jetzt um die Landstände. Hier beschreibt „Der hessische Landbote“ ausführlich, wie sich Frankreich zu einer Republik entwickelt hat. Diese Entwicklung hat auch Einfluss auf Deutschland genommen und bestärkt den deutschen Freiheitskampf.

Die Fürsten haben die Posten der Landstände eingeführt, um eine solche Revolution im eigenen Land zu verhindern. Die Landstände haben keine wirkliche Macht, sondern sollen nur den Anschein vermitteln, dass das Volk ein Mitspracherecht hat. Echte Freiheit kann es erst geben, wenn sie vom Volk erkämpft wird.

Vom Kaisertum zur Demokratie – Der hessische Landbote

Als Letztes beschreibt die Flugschrift den Weg vom mittelalterlichen Kaiserreich zur Demokratie. Der Machtmissbrauch der Fürsten und die Aufspaltung in kleinere Staaten hingegen ist ein Irrweg und führt nicht zur ersehnten Demokratie. Hier bezieht sich „Der hessische Landbote“ wieder auf die Bibel und ruft zum Kampf gegen die Fürsten auf.

Schluss – Der hessische Landbote Zusammenfassung

Zum Schluss folgen ein weiterer Kampfaufruf gegen die reiche Oberschicht, die den Bauern zahlenmäßig unterlegen ist, und ein Ausblick auf eine paradiesische Zukunft. Die Flugschrift endet mit einem kurzen Gebet für Gerechtigkeit und die Zerstörung der Macht der Fürsten. Dieses lautet:

  • Herr, zerbrich den Stecken unserer Treiber und laß dein Reich zu uns kommen, das Reich der Gerechtigkeit. Amen.

Analyse – Der hessische Landbote

Die Flugschrift „Der hessische Landbote“ wollte die einfache Bevölkerung vom Aufstand gegen die reiche Oberschicht aufrufen. Dazu gehört nicht nur der Adel, sondern auch das liberale Bürgertum. Deshalb verwendet der Text von „Der hessische Landbote“ verschiedene sprachliche Mittel . So ist das Flugblatt vor allem für Bauern und Handwerker einfach zu verstehen.

Sprache & Sprachliche Mittel – Der hessische Landbote Analyse

Um mit dem Flugblatt die breite Masse der Bevölkerung anzusprechen, verwendet Büchner eine einfache Sprache und bezieht sich auf die Bibel. So will er zum einen seinen Text verständlicher machen. Zum anderen sollen die biblischen Vergleiche die Menschen davon überzeugen, dass die Revolution von Gott gewollt ist.

Zusätzlich nennt die Flugschrift genaue Zahlen. Büchner will die Ungerechtigkeit im Staat aufzeigen, indem er den Bauern und Handwerkern aussagekräftige Zahlen vorlegt. Damit macht der Text der Landbevölkerung klar, wie viel sie dem Staat zahlen und wie dieses Geld verschwendet wird.

Dabei geht der Text immer nach dem gleichen Schema vor. 

  • „Für die Pensionen 480000 Gulden“ (S. 10)

Mit diesem Satz zeigt Büchner auf, wie viel Geld an welche Organisationen gelangt. Danach beschreibt er, wie genau das Geld der Bevölkerung dann verschwendet wird:

  • „Dafür werden die Beamten aufs Polster gelegt, wenn
    sie eine gewisse Zeit dem Staate treu gedient haben, d. h. wenn sie eifrige Handlanger bei der regelmäßig eingerichteten Schinderei gewesen, die man Ordnung und Gesetz heißt (S. 10)“

Die einfache Argumentationsstruktur erleichtert das Verständnis und hilft der Bevölkerung dabei, sich den Text einzuprägen.

Die Parole „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ ist zudem nicht nur ein Parallelismus , sondern enthält auch das sprachliche Mittel der Antithese (Hütten ↔ Paläste), die hier den Unterschied der Lebensbedingungen zwischen Bauernvolk und Adel verdeutlicht.

Politische Strategie – Der hessische Landbote Analyse

Darüber hinaus spricht das Flugblatt auch die politische Struktur des Staats an. Dabei steht vor allem der Machtanspruch der Fürsten im Mittelpunkt. Denn die Fürsten haben über Jahrhunderte hinweg zu Unrecht das Gottesgnadentum an sich gerissen. In Wahrheit soll die Wahl des Kaisers beim Volk liegen, und nicht bei den Fürsten. Nur eine Herrschaft, die das Volk mit einbezieht, kann eine von Gott gewollte Herrschaft sein.

Außerdem thematisiert das Flugblatt auch Menschenrechte. Büchner bezieht sich sowohl auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776, als auch auf die Französische Revolution von 1789. Mithilfe dieser revolutionären Beispiele will er das Volk zum Aufstand motivieren. In dem Flugblatt fordert er eine Demokratie mit allgemeinem Wahlrecht und einen geeinten deutschen Nationalstaat.

Mit „Der hessische Landbote“ wollten Büchner und Weidig die Bevölkerung von ihren politischen Zielen überzeugen und sie zum Aufstand mobilisieren. Denn für eine Revolution brauchen sie die Unterstützung des Volks.

Die Autoren – Der hessische Landbote Analyse

„Der Hessische Landbote“ wurde in großen Teilen von Georg Büchner verfasst und später von Friedrich Ludwig Weidig überarbeitet. Die politischen Ideen und soziale Kritik der beiden geht an einigen Stellen auseinander.

Büchner ist der Ansicht, dass sich sein Aufruf zum Aufstand nicht nur gegen den Adel richten sollte, sondern gegen die reiche Oberschicht im Allgemeinen. Dazu zählt auch das liberale Bürgertum. Denn Büchner sieht einen Zusammenhang zwischen dem Eigentum, der sozialen Stellung einer Person und Machtverhältnissen. Für ihn stehen wohlhabende Bürger der Revolution ebenso im Weg wie der Adel.

Das sieht Weidig anders. Er ist bereit, sich mit dem Bürgertum zu verbinden, um gemeinsam eine Opposition gegen den herrschenden Adel zu bilden. Im Gegensatz zu Büchner will er keine Revolution gegen das Bürgertum durchsetzten, sondern ist kompromissbereit. Außerdem verstärkt Weidig Büchners Argumentation durch christliche Beispiele und Bilder aus der Bibel. So will er das Flugblatt dem einfachen Volk zugänglicher machen.

Wirkung – Der hessische Landbote

Nach der Veröffentlichung wurde die Flugschrift als hochverräterisch und revolutionär eingestuft und die Autoren wurden von den Behörden gesucht. Die Oberschicht fühlte sich von dem Flugblatt direkt angegriffen und erkannte die Gefahr einer möglichen Revolution.

Georg Büchner wurde per Steckbrief gesucht. Er konnte allerdings 1835 nach Frankreich fliehen. Weidig hingegen wurde festgenommen. In Haft wurde er gefoltert und ist 1837 in ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Sein Tod wurde als Suizid eingestuft.

„Der hessische Landbote“ konnte keine Revolution herbeiführen. Trotzdem gilt er bis heute als eines der wichtigsten Werke des Vormärz.

Historischer Hintergrund – Der hessische Landbote

Der Anfang des 19. Jahrhunderts war geprägt von Armut und materieller Not. Besonders im Großherzogtum Hessen-Darmstadt herrschte große Armut und die Menschen litten Hunger. Ein Großteil der Bevölkerung bestand aus Bauern und Handwerkern. Diese waren oftmals ungebildet und konnten sich deshalb nicht politisch für bessere Umstände einsetzen. Aber auch das Großherzogtum selbst litt unter finanziellen Schwierigkeiten. Trotzdem gab es kein politisches Mitspracherecht für die Bevölkerung.

Aus diesen Umständen entwickelte sich die literarische Strömung des Vormärz, in der sich junge Schriftsteller für mehr Gerechtigkeit und Demokratie einsetzten. Der Vormärz umfasste die Jahre vom Wiener Kongress 1815 bis zur Märzrevolution 1848.

Im Zuge des Wiener Kongress wurden nämlich in weiten Teilen Europas absolutistische Herrschersysteme wiederhergestellt. Diese wurden zuvor von revolutionären Bewegungen wie der Französischen Revolution zerschlagen. Anstatt von politischem Mitspracherecht und einem einheitlichen deutschen Nationalstaat musste sich die Bevölkerung mit einem antidemokratischen Alleinherrscher abfinden.

In Folge des Wiener Kongress kam es in den kommenden Jahren immer wieder zu Protesten und Aufständen. Der bekannteste Protest ist das Hambacher Fest von 1832. Hier trafen sich rund 30 000 Menschen und protestierten für einen einheitlichen demokratischen Nationalstaat. Zwei Jahre später wurde „Der hessische Landbote“ veröffentlicht.

Im Jahr 1848 kam es schließlich zur Märzrevolution. Die Menschen setzten sich jetzt mit Gewalt für einen einheitlichen Nationalstaat und eine Abschaffung der Alleinherrschaft ein. Allerdings scheiterte die Revolution ein Jahr später.

Vormärz

Jetzt kennst du die Zusammenfassung und Analyse zu „Der hessische Landbote“ von Georg Büchner. Weitere Merkmale und Folgen des Vormärz erklären wir dir im nächsten Video .

Zum Video: Vormärz
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