Behaviorismus
Im Behaviorismus wird die Reaktion von Menschen auf verschiedene Umwelteinflüsse untersucht. Hier erklären wir dir, wie du den Zusammenhang mit dem Stimulus Response und dem Black Box Modell verdeutlichen kannst.
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Inhaltsübersicht
Behaviorismus einfach erklärt
Begründet wurde der Behaviorismus (engl. Behaviorism) von John B. Watson. Bei dem Modell betrachtest du das Verhalten von Menschen und Tiere. Du untersuchst und erklärst Reaktionen auf verschiedene Einflüsse der Umwelt, die Reize. Dabei lässt du alle mentalen und geistigen Prozesse – wie Emotionen, Motivation oder Wünsche, außen vor. Sie fasst du in einer Black Box zusammen. Du betrachtest also nur das, was du von außen beobachten kannst.
Ein Hund hat zum Beispiel über einige Stunden kein Wasser zur Verfügung (Wasserdeprivation). Das ist der Umwelteinfluss bzw. der Reiz. Wenn du ihm jetzt Wasser gibst, fängt er sofort an zu trinken. Das ist das Verhalten bzw. die Reaktion des Hundes. Der Hund trinkt logischerweise, weil er Durst hat. Der „Durst“ ist aber für die Behavioristen uninteressant, weil du ihn nicht von außen sehen kannst.
Die Definition von Behaviorismus lautet wie folgt:
Der Behaviorismus (engl. Behaviorism; von engl. behavior = verhalten) erforscht und erklärt das Verhalten von Menschen und Tieren nur mit naturwissenschaftlichen Methoden. Dabei beschränkt sich ein Behaviorist auf das von außen objektiv beobachtbare Verhalten als Reaktion auf Reize. Die Introspektion wird abgelehnt.
Stimulus Response Modell und Black Box
Im Behaviorismus beschränkst du deine Forschungen auf das beobachtbare Verhalten. Das kannst du mit objektiven Methoden beschreiben (Beispiel: Mensch / Tier wendet sich zu einer erscheinenden Lichtquelle hin). Der Grund dafür – also die physiologischen Vorgänge im Menschen bzw. im Tier – interessiert dich nicht (Beispiel: Hinwenden aus Angst oder Neugier). Du fokussierst dich also auf alle Prozesse, die sich zwischen einem Organismus (Tier oder Mensch) und seiner Umwelt abspielen.
Reiz Reaktionsmodell
Dazu nutzen die Behavioristen das Reiz Reaktionsmodell (engl. Stimulus Response Modell, auch SR-Modell). Ein Mensch oder ein Tier nimmt einen Reiz aus der Umwelt auf und zeigt daraufhin eine Reaktion. Reize sind alle Veränderungen der äußeren Umwelt, die durch die Sinnesorgane aufgenommen werden (Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen/Tasten). Du siehst zum Beispiel, dass ein Licht angeht. Unter einer Reaktion verstehst du jegliche Aktivität, die auf den Reiz hin folgt. Also zum Beispiel das Hindrehen zum Licht, das gerade angegangen ist.
Black Box
Alles was zwischen dem Reiz und der Reaktion passiert – also im Organismus bzw. im Gehirn – ignorierst du. Im Behaviorismus wird das Gehirn nämlich als Black Box betrachtet. Das Black Box Modell beschreibt, dass ein bestimmter Input (Reiz) in die Black Box (Mensch) reinkommt. Dort passiert irgendwas mit dem Reiz, was dich aber hier nicht interessiert. Anschließend kommt ein bestimmter Output (Reaktion) wieder heraus. Ob du dich jetzt zum Licht hinwendest, weil du dich erschreckt hast, weil dich interessiert, warum das Licht angegangen ist, oder weil du erwartest, dass jemand kommt, interessiert die Forscher im Behaviorismus nicht.
Ablehnen der Introspektion
Im Behaviorismus wird die Introspektion abgelehnt. Unter der Introspektion (auch Selbstbeobachtung) verstehst du die Beobachtung von allen Vorgängen, die innerhalb deines Körpers ablaufen. Du analysierst also dein eigenes Erleben und Verhalten. Du betrachtest also deine Gedanken und Gefühle, deine Emotionen, deine Motivation, deine Intentionen (Ziele, Absichten). All diese mentalen Vorgänge erklären den Grund für ein bestimmtes Verhalten. Sie werden im Behaviorismus aber außen vor gelassen und befinden sich innerhalb der Black Box.
Behaviorismus Beispiel
Bei Behaviorismus schaust du dir immer einen Reiz und eine daraufhin folgende Reaktion an. Hier haben wir einige Beispiele für dich vorbereitet.
Reiz | ➔ |
Behaviorismus: Black Box Introspektion: Grund für meine Reaktion |
➔ | Reaktion |
Es fängt an zu schneien / Ich spüre den Schnee auf meiner Haut |
Behaviorismus: Black Box Introspektion: Mir ist kalt |
Ich ziehe mir eine Jacke an | ||
Ich höre das Martin-Horn eines Krankenwagens |
Behaviorismus: Black Box Introspektion: Ich muss dem Krankenwagen Platz machen |
Ich fahre zur Seite | ||
Ich komme nach Hause und es riecht nach Pizza |
Behaviorismus: Black Box Introspektion: Ich freue mich, weil es Pizza gibt |
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen |
Behavioristische Lerntheorien
Der Behaviorismus geht davon aus, dass alle Verhaltensweisen und Reaktionen auf Reize aus der Umwelt erlernt werden. Außerdem kannst du beeinflussen, wie oft ein bestimmtes Verhalten auftritt.
Wenn du ein Verhalten belohnst, verhält sich der Mensch oder das Tier öfter so. Bestrafst du es, wird es seltener gezeigt. Aus den beiden Annahmen haben sich die beiden behavioristischen Lerntheorien , die klassische Konditionierung und die operante Konditionierung entwickelt.
Klassische Konditionierung
Bei der klassischen Konditionierung geht es darum, dass ein Lebewesen auf einen bestimmten Reiz hin ein bestimmtes Verhalten zeigt. Du erlernst hier also einem Tier oder einem Menschen eine Reaktion auf ein Signal. Begründet wurde sie von Iwan Pawlow.
Wenn du mehr über die behavioristische Lerntheorie erfahren willst, schau dir gern unser Video zur klassischen Konditionierung an!
Operante Konditionierung
Die operante Konditionierung hat Burrhus Skinner entwickelt. Hierbei belohnst bzw. bestrafst du ein erwünschtes bzw. ein unerwünschtes Verhalten.
Dein Ziel ist es, dass der Mensch oder das Tier lernt, dass das erwünschte Verhalten angenehme Konsequenzen (Beispiel: Essen /Futter, Lob, Anerkennung, Geld) hat und so das Verhalten öfter zeigt. Gleichzeitig soll es lernen, dass ein unerwünschtes Verhalten unangenehme Konsequenzen (Beispiel: Schmerzen, Hausarrest, Beschimpfungen) hat. Dadurch verhält es sich seltener so.
Wir haben auch zur operanten Konditionierung ein Video für dich vorbereitet. Schau es dir gerne an!
Vertreter
Wichtige Vertreter des Behaviorismus sind John B. Watson und Burrhus Frederic Skinner. Aber auch Iwan Pawlow, Edward Lee Thorndike und John Locke haben ihren Beitrag dazu geleistet.
John B. Watson:
Watson gilt als Begründer des Behaviorismus (Anfang des 20. Jahrhunderts). Sein Ziel war es, die Psychologie als objektive Naturwissenschaft – wie die Biologie oder die Physik – zu etablieren. Dazu hat er sich auf das sicher beschreibbare und messbare Verhalten konzentriert. Die mentalen Prozesse hat er, weil sie subjektive Empfindungen sind und daher schwer bzw. kaum genau messbar sind, ignoriert.
Burrhus Frederic Skinner:
Skinner hat den Behaviorismus radikalisiert (Radikaler Behaviorismus). Er war der Überzeugung, dass es keinen freien Willen und kein freies Entscheiden gibt, sondern dass jedes Verhalten / jede Reaktion auf einen bestimmten Reiz in der Umwelt zurückzuführen ist.
Das ist ein sehr mechanisches Menschenbild. Den Menschen wird – wie bei einer Maschine – ein gewisser Input (Reiz) gegeben, worauf dann ein gewisser Output (Reaktion) folgt. Außerdem hat Skinner bedeutende Experimente zum Verhalten durchgeführt. So hat er die operante Konditionierung entwickelt.
Iwan P. Pawlow:
Auch Pawlow hat mit seinen Experimenten einen bedeutenden Beitrag zum Behaviorismus geleistet. Dabei hat er auch die klassische Konditionierung entwickelt.
Edward Lee Thorndike:
Als Vorreiter für die Experimente von Skinner gelten die Forschungen von Thorndike (Instrumentelle Konditionierung). Er hat somit den Grundstein für den Behaviorismus gesetzt. Häufig gilt er deswegen auch als Mitbegründer des Behaviorismus.
John Locke:
Nach Locke kommt der Mensch als „Tabula Rasa“ (= Leeres Blatt) zur Welt. Es gibt also keine angeborenen Verhaltensweisen. Jedes Verhalten wird durch eine Reaktion auf einen Reiz der Umwelt gelernt.
Behaviorismus Kritik
Der Behaviorismus wurde häufig kritisiert von kognitiven Psychologen. Der Kognitivismus ist neben dem Behaviorismus eine wichtige Strömung der Psychologie. Hier wird der Fokus aber – gegensätzlich zum Behaviorismus – auf die Denk- und Verarbeitungsprozesse im Gehirn der einzelnen Menschen gelegt. Besonders viele kritische Äußerungen gegenüber dem Behaviorismus und vor allem gegenüber Skinner wurden von Kognitionswissenschaftler Noam Chomsky geäußert.
Die Kritik hat schließlich die kognitive Wende der Psychologie eingeleitet. Durch die kognitive Wende verlor der klassische Behaviorismus an Bedeutung und die Psychologie entwickelte sich in die Richtung der kognitiven Ansätze (Kognitivismus).
Gleichzeitig hat sich aber der Neobehaviorismus geformt. Die Neobehavioristen erkennen die nicht beobachtbaren Verarbeitungsprozesse im Gehirn der Menschen an. Sie sehen das Gehirn also nicht mehr als Black Box.
Dich interessiert jetzt genauer, um was es im Kognitivismus geht? Schau dir jetzt unser Video zu dem Thema an! Dort erklärten wir dir, wie Menschen gemäß des Kognitivismus am besten lernen! Viel Spaß!