Pygmalion Effekt
Die eigene Leistung und die Leistung anderer kann durch unsere Erwartungen beeinflusst werden. Was der Pygmalion Effekt ist und wieso er besonders in der Pädagogik eine wichtige Rolle spielt, erfährst du hier und im Video !
Inhaltsübersicht
Pygmalion Effekt einfach erklärt
Der Pygmalion-Effekt (auch: Rosenthal-Effekt) beschreibt das psychologische Phänomen, dass unsere Erwartungen an eine andere Person deren Leistung und Verhalten beeinflussen können.
Er spielt zum Beispiel in der Pädagogik eine wichtige Rolle. Der Effekt zeigt, dass die Erwartungen von Autoritätspersonen (Lehrern, Vorgesetzten oder Eltern) eine bedeutende Rolle bei der Leistung und Entwicklung von Kindern spielen können.
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Bei positiver Erwartung an eine andere Person: Die Person bemüht sich, den Erwartungen gerecht zu werden und schöpft ihr volles Potenzial aus.
- Bei negativer Erwartung an eine andere Person: Umgekehrt führen negative Erwartungen zu Selbstzweifeln und einer schlechteren Leistung.
Der Pygmalion-Effekt unterstreicht die Bedeutung von positiver Unterstützung und Ermutigung, um das Selbstvertrauen und den Glauben von Menschen in sich selbst zu steigern.
Gut zu wissen: Der Pygmalion Effekt wirkt auch bei uns selbst wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn wir glauben, dass wir etwas schaffen können, ist es wahrscheinlicher, dass wir tatsächlich erfolgreich sind.
Pygmalion Effekt — das Rosenthal Experiment
Der Pygmalion-Effekt wurde erstmals in den 1960er Jahren von den Psychologen Robert Rosenthal und Lenore Jacobson in einer Studie an einer Grundschule getestet.
Zu Beginn der Studie wurde bei allen Schülern ein IQ-Test durchgeführt.
Die Forscher sagten den Lehrern dann, dass bestimmte Schüler einen besonders hohen IQ und damit ein besonders hohes Entwicklungspotential hätten. Tatsächlich erfolgte die Auswahl der Schüler aber zufällig — also unabhängig von ihren IQ-Tests.
Am Ende des Schuljahres wurde der IQ-Test erneut durchgeführt und es zeigte sich, dass die ausgewählten Schüler tatsächlich größere Fortschritte erzielten als andere Schüler. Das lag daran, dass die Lehrer, wenn auch nur unbewusst, diese Kinder besonders förderten.
Lehrer beeinflussen Leistung ihrer Schüler
Durch das Rosenthal-Experiment konnte nachgewiesen werden, dass die Erwartung von Lehrern tatsächlich die Leistung der Schüler beeinflusst.
- Schüler, bei denen Lehrer wegen der angeblich besseren IQ-Test-Ergebnisse eine positive Erwartungshaltung hatten, entwickelten sich besser und schöpften ihr gesamtes Potenzial aus.
- Schüler, bei denen Lehrer hingegen keine besondere Erwartungshaltung hatten, wiesen schlechtere Leistung auf.
Auch weitere Studien zeigen, dass die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ein entscheidender Faktor bei der schulischen Leistung ist.
Lehrer sollten sich dieser Verantwortung bewusst sein und versuchen, alle Schüler zu hoher Leistung zu motivieren. Nur so kann vermieden werden, dass sich nur einzelne Schüler verbessern und andere Schüler abgehängt werden.
Rosenthal-Effekt mit Studierenden und Ratten
Der Pygmalion Effekt konnte auch bei der Vorgänger Studie nachgewiesen werden. Dabei erhielten zwölf Studenten jeweils fünf Ratten.
Der einen Hälfte der Studenten wurde gesagt, dass ihre Ratten besonders schlau waren. Der anderen Hälfte wurde wiederum gesagt, ihre Ratten seien besonders dumm. In Wirklichkeit gab es jedoch keinen Unterschied zwischen den Ratten.
Als die Ratten dann ein Labyrinth durchlaufen mussten, zeigte sich tatsächlich, dass die „schlauen Ratten“ schneller den Ausgang fanden als die „dummen Ratten“. Das Verhalten der Studenten gegenüber ihren Ratten hatte also Einfluss auf die Leistung der Ratten.
Pygmalion Effekt im Beruf
Der Pygmalion Effekt lässt sich auch auf das Berufsleben übertragen. Sowohl für Führungskräfte als auch für Mitarbeiter.
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Für Führungskräfte
Wer kein Vertrauen in seine Belegschaft hat und sie für schlecht qualifiziert hält, wird mit ihr auch nicht weit kommen. Chefs und Führungskräfte sollten ihren Mitarbeitern deshalb mehr zutrauen und ihnen mit einer positiven Grundhaltung begegnen.
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Für Mitarbeiter
Auch als Angestellter sollte man sich mehr zutrauen. Wer schon vor Beginn des Projekts an seinem Erfolg zweifelt, hat schlechtere Chancen als jemand, der mit Selbstvertrauen und guten Gedanken an die Sache rangeht. Wer von sich selbst positiv denkt, steigert seine Leistung automatisch.
Wer war Pygmalion?
Der Pygmalion Effekt hat seinen Namen von einer Figur aus der griechischen Mythologie. Pygmalion war ein berühmter Bildhauer, der keine Frau fand, die seinen Idealen entsprach. Deshalb formte er eine Statue aus Marmor, die so schön und lebensecht war, dass er sich in sie verliebte.
Seine Liebe war so stark, dass er die Liebesgöttin Aphrodite bat, seine Marmorfigur zum Leben zu erwecken. Aphrodite war so beeindruckt von Pygmalions starker Liebe, dass sie seinem Wunsch nachkam.
Der Name „Pygmalion-Effekt“ soll die Idee vermitteln, dass die Erwartungen und Überzeugungen einer Person (Pygmalions Liebe) tatsächlich Auswirkungen auf das Verhalten anderer haben kann (Aphrodites Hilfe).
Pygmalion Effekt — häufigste Fragen
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Was ist der Pygmalion Effekt einfach erklärt?
Der Pygmalion Effekt besagt, dass positive Erwartungen zu guten Leistungen führen. Wie bei einer selbsterfüllenden Prophezeiung können die Einstellungen einer Person ihr eigenes Verhalten, aber auch das Verhalten von anderen positiv oder negativ beeinflussen.
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Was ist der Pygmalion Effekt Beispiel?
Der Pygmalion Effekt wurde in einer Schule von Rosenthal und Jacobsen überprüft. Sie wiesen nach, dass Schüler ihre Leistung steigern konnten, wenn die Lehrer glaubten, sie seien besonders begabt.
Sozialisation
Der Pygmalion Effekt ist nicht der einzige Einflussfaktor auf die Entwicklung von Kindern. Auch die Sozialisation beeinflusst, wie sich Kinder im Laufe ihres Lebens verändern. Mehr zur Sozialisation und ihren Auswirkungen erfährst du hier!