Was bedeutet Misogynie? Hier und im Video  erfährst du, wie Frauenfeindlichkeit entsteht und wie du damit umgehen kannst.

Inhaltsübersicht

Was ist Misogynie?

Misogynie bezeichnet eine tief verwurzelte Abneigung, Feindseligkeit oder Diskriminierung gegenüber Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Die sogenannte Frauenfeindlichkeit kann sowohl von Männern als auch von Frauen ausgehen. Das Phänomen der internalisierten Misogynie ist dabei die Abwertung der Frau durch Frauen selbst.

Misogynie tritt nicht nur in individuellem Verhalten, sondern auch in gesellschaftlichen Strukturen, in den Medien oder in Einrichtungen und Unternehmen auf. Frauenfeindlichkeit kann auf verschiedene Weise ausgeprägt sein: von subtilen Vorurteilen bis hin zu offener Gewalt. Sie wirkt sich dabei sowohl negativ auf Frauen selbst als auch auf die Gleichstellung der Geschlechter in der Gesellschaft aus.

Misogynie und misogyn — Definition & Bedeutung

Das Wort „Misogynie“ stammt aus dem Altgriechischen: Es setzt sich aus „misos (μῖσος), zu Deutsch „Hass“, und „gyne(γυνή), für „Frau“, zusammen. Das dazugehörige Adjektiv ist „misogyn“. Du kannst es mit „frauenfeindlich“ übersetzen. Die Bedeutung von Misogynie ist demnach ein intensiver Hass oder eine krankhafte Abneigung gegenüber Frauen.

Arten der Misogynie 

In vielen Gesellschaften beeinflussen bestimmte Rollenbilder das Denken über Frauen. Weibliche Personen werden oft auf traditionelle Stereotype beschränkt, was ihre Freiheiten und Chancen beeinträchtigen kann.

Frauenfeindlichen Einstellungen zeigen sich auf verschiedene Weisen:

  1. Verbal: Verbale Anfeindungen äußern sich oft durch abwertende oder beleidigende Bemerkungen gegenüber Frauen. Es können stereotype Sprüche, herabwürdigende Witze oder sexistische Kommentare sein, die die Gleichwertigkeit der Geschlechter infrage stellen.
    Beispiel: In einem Büro macht ein Kollege wiederholt herabsetzende Bemerkungen über seine weibliche Kollegin. Er stellt ihre beruflichen Leistungen infrage, einfach aufgrund ihres Geschlechts.
     
  2. Körperlich: Misogynie kann auch in physischer Form auftreten, wie in Fällen von Gewalt gegen Frauen. Das reicht von Belästigung bis hin zu schwerwiegenderen Formen von Missbrauch und körperlicher Gewalt.
    Beispiel: In einem Partnerschaftsverhältnis erlebt eine Frau wiederholt körperliche Gewalt durch ihren Partner.
     
  3. Psychologisch: Auf psychologischer Ebene kann sich Frauenfeindlichkeit in Form von Manipulation und Bedrohung zeigen.
    Beispiel: Ein Vorgesetzter stellt ständig unrealistische Forderungen an eine weibliche Angestellte und bedroht sie mit beruflichen Konsequenzen, um sie zu manipulieren und zu kontrollieren.
Internalisierte Misogynie

Internalisierte Misogynie bedeutet, dass Frauen oft unbeabsichtigt Vorurteile gegenüber Frauen äußern. Zum Beispiel könnten misogyn handelnde Frauen sich selbst oder andere Frauen als weniger wichtig fühlen lassen und männliche Autorität  als stärker akzeptieren. Sie stellen zu hohe Erwartungen an sich selbst und andere Frauen und reden ihre Erfolge klein.

Außerdem schieben sie Misogynie auf sich selbst, anstatt sie den Verursachern zuzuschreiben. Dieses Verhalten entsteht vor allem durch ein geringeres Selbstwertgefühl und durch ständiges Vergleichen mit anderen.

Gut zu wissen: Misogynie ist nicht mit Sexismus gleichzustellen. Sexismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, die sowohl gegen Männer als auch Frauen gelenkt sein kann. Misogynie hingegen richtet sich nur gegen Frauen.

Misogynie — psychologische Ursachen

Aus psychologischer Sicht tragen mehrere Ursachen zur Entstehung von Misogynie bei. Schlechte Erfahrungen im Kindesalter, insbesondere mit weiblichen Autoritätspersonen, können unter Umständen zu negativen Einstellungen gegenüber Frauen führen.

Ein weiterer Faktor ist die kognitive Verzerrung. Dabei treten Denkfehler in der Wahrnehmung und Interpretation von Informationen auf. Eine Frau mit einer manipulativen Mutter könnte beispielsweise dazu neigen, automatisch alle anderen älteren Frauen auch als manipulativ anzusehen. Sie erzeugt damit ein negatives Bild von Frauen in ihrem Kopf, das eigentlich nicht existiert.

Auch sozio-kulturelle Aspekte spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Misogynie. Tief verwurzelte patriarchalische Normen in vielen Kulturen begünstigen die Frauenfeindlichkeit. Dazu gehören Geschlechterrollen, die Frauen als untergeordnet und weniger wertvoll darstellen — aber auch Stereotype und Vorurteile in Medien und Literatur sowie religiöse und kulturelle Überzeugungen, die die Dominanz von Männern über Frauen bekräftigen.

Schon gewusst? Das Patriarchat ist ein gesellschaftliches System, das von Männern dominiert wird. Es neigt dazu, Männer in Machtpositionen zu bevorzugen und Frauen in vielen Bereichen zu benachteiligen.

Misogynie erkennen

Misogynie kann auf unterschiedliche Weisen zum Ausdruck kommen. Hier siehst du einige Anzeichen, die auf Frauenfeindlichkeit hindeuten:

  1. Herabsetzende Sprache: Verwendung von beleidigenden oder abwertenden Begriffen, um Frauen zu beschreiben.
    Ein Vorgesetzter bezeichnet seine weibliche Angestellte abwertend als „Fräulein“.
      
  2. Diskriminierung: Systematische Benachteiligung von Frauen in verschiedenen Lebensbereichen wie Arbeit, Bildung oder sozialen Beziehungen.
    Ein Unternehmen lädt männliche Bewerber bei gleicher Qualifikation eher zu einem Vorstellungsgespräch ein.
     
  3. Gewalt: Physische oder verbale Gewalt gegenüber Frauen ist ein deutlicher Ausdruck von Misogynie.
    Bei Auseinandersetzungen mit dem Partner kommt es immer wieder zu Handgreiflichkeiten gegenüber der Frau. 
     
  4. Sexualisierung: Die Reduzierung von Frauen auf ihre Sexualität, ohne ihre Fähigkeiten, Meinungen oder Persönlichkeit zu berücksichtigen.
    Ein Kollege sieht den Grund für die Beförderung seiner weiblichen Kollegin in ihrer Attraktivität und nicht in ihrer Kompetenz für die Position. 
     
  5. Verharmlosung: Gewalttaten gegen Frauen werden heruntergespielt oder die ernsten Folgen davon werden ignoriert.
    Die Aussage, eine Frau habe die Handgreiflichkeit ihres Mannes provoziert.
     
  6. Doppelmoral: Anwendung unterschiedlicher Maßstäbe für Männer und Frauen  in Bezug auf Verhalten, Moral oder Beruf.
    Eine Frau wird kritisiert, wenn sie sich beruflich engagiert, während ein Mann für das gleiche Verhalten gelobt wird.
     
  7. Frauenfeindliche Witze: Häufige Verwendung von Kommentaren, um Frauen herabzusetzen.
    In einem geselligen Treffen werden wiederholt frauenfeindliche Witze erzählt, die Frauen als weniger intelligent oder weniger fähig darstellen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Misogynie oft subtil auftreten kann und nicht immer offensichtlich ist. Sensibilität für diese Anzeichen kann helfen, Gleichberechtigung zu fördern und gegen frauenfeindliches Verhalten vorzugehen.

Misogynie entkräften

Der Umgang mit Misogynie erfordert Sensibilität, Aufklärung und Handlungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Hier haben wir ein paar praktische Ansätze für dich, wie du gegen Frauenfeindlichkeit am besten vorgehst:

  1. Selbstreflexion und Bildung: Beginne damit, dich selbst zu reflektieren und eventuelle internalisierte Vorurteile zu erkennen. Aktives Lernen über Geschlechterungleichheit, Feminismus und die Auswirkungen von Misogynie kann dazu beitragen, das Bewusstsein dafür zu stärken.
     
  2. Offene Kommunikation: Schaffe einen Raum für offene und respektvolle Gespräche über Geschlechterfragen. Das kann in persönlichen Beziehungen, am Arbeitsplatz oder in sozialen Gruppen stattfinden. Kläre Missverständnisse und erkläre die schädlichen Auswirkungen von misogynen Ansichten.
     
  3. Unterstützung bieten: Wenn du Zeuge von misogynem Verhalten wirst, sei es verbal oder physisch, ergreife Maßnahmen, um die betroffene Person zu unterstützen. Du kannst deine Hilfe in Form eines Gesprächs anbieten oder den Vorfall melden.
     
  4. Förderung der Gleichberechtigung: Unterstütze Maßnahmen, die die Gleichberechtigung der Geschlechter fördern — sei es im beruflichen oder privaten Kontext.
      
  5. Aufdecken von Medienstereotypen: Sei kritisch gegenüber Medien, die stereotype Geschlechterrollen und misogynes Verhalten fördern. Unterstütze dagegen Medienproduktionen, die Geschlechtervielfalt fördern.

Wichtig: Geschlechterdiskriminierung ist nicht auf Misogynie allein beschränkt. Misandrie, die Benachteiligung von Männern, oder Queer Feindlichkeit existiert ebenfalls. Deshalb ist es umso wichtiger, nach umfassender Gleichberechtigung zu streben.

Misogynie — häufigste Fragen

  • Was bedeutet Misogynie auf Deutsch?
    Misogynie leitet sich von den altgriechischen Wörtern „misos“ für Hass und „gyne“ für Frau ab und ist ein Oberbegriff für sozio-kulturelle Einstellungen, die Frauen als weniger wichtig oder wertvoll darstellen im Vergleich zu Männern.
     
  • Was ist internalisierte Misogynie?
    Internalisierte Misogynie bezeichnet die Übernahme und Verinnerlichung sexistischer Einstellungen durch Frauen selbst. Betroffene neigen dazu, stereotype Geschlechterrollen zu akzeptieren und ihr eigenes Geschlecht abzuwerten. Dabei erkennen sie oft selbst die Diskriminierung dahinter nicht.
     
  • Was ist das Gegenteil von Misogynie?
    Der Gegenpart zur Misogynie ist die Misandrie, auch Männerfeindlichkeit genannt. Misandrie leitet sich von den griechischen Wörtern „μῖσος“ für Hass und „ἀνήρ“ für Mann ab und bezeichnet eine Abneigung gegenüber Männern, die oft mit Vorurteilen verbunden sind.

Misanthropie

Die ablehnende Haltung gegenüber einer bestimmten Menschengruppe kann auch noch tiefer gehen. Das zeigt die Misanthropie — die Abneigung gegen die gesamte menschliche Gesellschaft. Mehr zu dem Phänomen erfährst du hier!

Zum Video: Misanthropie
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