Du willst wissen, was es mit dem Begriff Reziprozität auf sich hat? Was Reziprozität ist und wo sie dir im Alltag begegnet, erfährst du hier !

Inhaltsübersicht

Reziprozität einfach erklärt

Reziprozität stammt aus der Psychologie und beschreibt gegenseitiges Verhalten zwischen Menschen. Dabei funktioniert reziprokes Verhalten nach dem Sprichwort: „Wie du mir, so ich dir.“

Denn wie du andere Menschen behandelst, hängt zum großen Teil davon ab, wie sich diese dir gegenüber verhalten. Ein typisches Beispiel ist der Ouzo aufs Haus beim Griechen — diese Geste erhöht nachweislich das Trinkgeld.

Reziprokes Verhalten funktioniert aber auch andersherum: Fühlst du dich schlecht behandelt, wirst du automatisch das eigene Verhalten anpassen und unfreundlich reagieren.

Das Phänomen der Reziprozität basiert auf den menschlichen Bedürfnissen in einem sozialen Gefüge — sie ist in allen Gesellschaften und Kulturen verbreitet.

Wortherkunft

Der Begriff Reziprozität leitet sich vom lateinischen Begriff reciprocare ab, was so viel wie „hin- und zurückfließen“ bedeutet. Auf konkrete Handlungen übertragen bedeutet das, positive oder negative Handlungen einer anderen Person in gleicher Weise zu erwidern.

Reziprozität Beispiele

Reziprozität begegnet dir in deinem Alltag häufig. In den meisten Fällen merkst du davon gar nichts — denn der Prozess der Reziprozität passiert völlig unterbewusst

Ein Experiment von Dennis Regan im Jahr 1971 macht diesen Sachverhalt deutlich. Die Testpersonen sollten im Rahmen des Experiments mit einem Teampartner ein Kunstprojekt bewerten. Doch während des Prozesses gab es einen entscheidenden Unterschied zwischen den 2 Testgruppen.

Während Gruppe 1 von ihrem Teampartner mit einer Dose Cola beschenkt wurden, blieb diese Aufmerksamkeit in Gruppe 2 aus. Am Ende des Experiments fragte der Teampartner die Testperson, ob sie Lose von ihm kaufen will. Es wurde deutlich: Wenn die Testperson einen Softdrink geschenkt bekommen hat, war sie öfter dazu bereit, dem Teampartner Lose abzukaufen.

Es gibt aber noch viele weitere Handlungen, in denen uns Reziprozität begegnet: 

  • Worte der Wertschätzung:
    Reziprozität macht sich oft in unserer Kommunikation bemerkbar. Wenn du beispielsweise ein Kompliment bekommst, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit eins erwidern — auch, wenn du davor gar nicht daran gedacht hast.
       
  • Marketing: 
    Beim Bewerben von Produkten wird das Reziprozitätsprinzip genutzt, um den Verkauf eines Produkts zu steigern. Das Unternehmen kann Kostproben und Gutscheine nutzen, um den Nachfrager vom Kauf zu überzeugen. Denn Reziprozität schaltet nämlich Sympathie aus — das heißt, dass das Auftreten des Verkäufers an Wichtigkeit verliert.
       
  • Einen Gefallen tun: 
    Wenn dir jemand einen Gefallen tut, verspürst du oft den Drang dazu, dich zu revanchieren. Ein Beispiel ist, wenn dich dein bester Freund auf einen Kaffee einlädt. Du fühlst dich verpflichtet, dieses Ungleichgewicht zu lösen und bezahlst das nächste Mal für ihn mit.
       
  • Geschenke: 
    Wenn du ein Geschenk an deinem Geburtstag oder an Weihnachten erhältst, fühlst du dich dazu verpflichtet, dieser Person ebenfalls etwas zu schenken.

Übrigens: Generell ist Reziprozität in der Konsumpsychologie für Verkaufstechniken und Geschenke relevant. In der Verhaltenspsychologie erklärt reziprokes Verhalten das Entstehen von Zusammenarbeit. Reziprozität ermöglicht dir also, Abmachungen zu treffen.

Verschiedene Arten von Reziprozität

Es gibt verschiedene Arten von Reziprozität, die sich nach Ausrichtung und Motiv unterscheiden.

In Bezug auf die Ausrichtung unterscheidest du zwischen positiver und negativer Reziprozität.

  • Positiv reziprokes Verhalten zeichnet sich dadurch aus, dass du Menschen belohnen willst, die sich dir gegenüber fair, großzügig oder besonders nett verhalten haben.
     
  • Negative Reziprozität zeigt sich im Allgemeinen so, dass du das Bedürfnis hast, Menschen zu bestrafen, die sich unfair dir gegenüber verhalten haben. Der Betroffene zahlt das Verhalten also quasi im gleichen Maße heim. Dabei kann sich der Konflikt auch auf Drittpersonen ausweiten. Denn bei negativ-reziprokem Verhalten sucht der Betroffene zunächst ein Ventil in seiner Umwelt — das muss nicht zwangsläufig dieselbe Person wie der Auslöser sein.

In Bezug auf die Motive gibt es die Eigeninteressen und den Altruismus.

  • Eigeninteresse: Du tust einer Person einen Gefallen, um sie bewusst in deine Schuld zu stellen. Du nutzt damit das Phänomen der Reziprozität zu deinem eigenen Nutzen aus. 
      
  • Altruismus: Altruismus bezeichnet unterstützendes Verhalten, das auf Gegenseitigkeit beruht — am wichtigsten ist dir das Hilfeverhalten. Du kannst dich beispielsweise ehrenamtlich bei der Tafel oder in der Kirche engagieren. Als ausführende Person einer altruistischen Handlung rechnest du hier gar nicht mit einer Gegenleistung.

So bemerkst du Reziprozität

Oft geschieht reziprokes Verhalten unterbewusst, ohne dass wir es wirklich mitbekommen. Es ist aber wichtig, auf gewisse Merkmale von Reziprozität zu achten, denn reziprokes Verhalten kann durch Eigeninteresse und Manipulation angetrieben sein. 

Du bemerkst Reziprozität an folgenden Merkmalen: 

  • Schuldgefühle:
    Wenn jemand etwas für dich tut, hast du das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein. Willst du jemandem einen Gefallen tun, weil du Schuldgefühle hast, ist das ein klares Indiz für Reziprozität.
     
  • Erhöhtes Selbstwertgefühl:
    Reziprokes Verhalten stärkt das Selbstwertgefühl. Denn anderen zu helfen zeigt dir, dass du wichtig bist und gebraucht wirst. Gefährlich wird das, wenn du dein Selbstwertgefühl ausschließlich auf reziprokem Verhalten abhängig machst – du entwickelst quasi eine Art Helfersyndrom. Genau dann wirst du anfällig dafür, ausgenutzt und manipuliert zu werden.
        
  • Gefühl der sozialen Verpflichtung:
    Das Phänomen der Reziprozität ist international verbreitet und bildet eine normative Vorstellung: die Reziprozitätsnorm. Der Mensch ist ein soziales Wesen und will deshalb das tun, was NORMal ist. Daher passt er sich der Gesellschaft an und handelt, wie es von ihm erwartet wird.
        
  • Sich ausgenutzt fühlen: 
    In diesem Fall wirkt reziprokes Verhalten wie ein Radar für Gegenseitigkeit! Du merkst, wenn das Geben und Nehmen aus dem Gleichgewicht kommt. Denn auch auf Vernachlässigung reagieren wir nach dem Prinzip: „Wie du mir, so ich dir!“. Das Phänomen der Reziprozität wirkt in diesem Fall also als Bestrafung- bzw. Abwehrmechanismus.

Reziprozität vermeiden

Du merkst: Reziprokes Verhalten hat auch Nachteile. Wenn du dich beispielsweise schlecht behandelt fühlst, kann das dafür sorgen, dass du Drittpersonen unfair behandelst. Das reziproke Verhalten wird sich auch auf diese Personen auswirken und sie fangen an, dich schlecht zu behandeln.

Das kann so weit führen, dass sich euer Verhältnis stark verschlechtert. Außerdem ist es wichtig, in einem Fall von Manipulation nicht reziprok zu handeln. Es ist also wichtig, seinen inneren Drang nach reziprokem Verhalten zu hinterfragen. Das machst du folgendermaßen:

  • Gefälligkeiten ablehnen 
  • dich zwingen, nicht aus Schuldgefühlen handeln
  • Gegenseitigkeit ignorieren

Darüber hinaus ist es möglich, Reziprozität auszuschließen und das dem Gegenüber klarzumachen. Ein einfaches „Ich möchte nicht in deiner Schuld stehen“ kann die Situation lösen. 

Die Notwendigkeit von Reziprozität

Trotz der Nachteile, die Reziprozität mit sich bringen kann, ist das psychische Prinzip ein Schmiermittel unserer Gesellschaft. Bleibt sie aus, hat das Konsequenzen für unsere soziale Interaktion. Denn Reziprozität ist ein natürliches Mittel für einen fairen und gerechten Umgang zwischen Menschen.

Die fehlende Balance kann sich in wachsender Frustration zeigen und schließlich zu Streit führen. Außerdem kann ausbleibende Reziprozität zu Selbstzweifeln führen. Du fragst dich, warum du keine Gegenleistung für deine guten Taten erhältst.

Die letzte Konsequenz ist, dass sich soziale Kontakte auflösen — es kommt zu einer Trennung. Somit wird deutlich, dass eine Gesellschaft ohne reziprokes Verhalten nicht funktionieren kann. 

Resilienz 

Super, jetzt weißt du das Wichtigste über das psychische Phänomen der Reziprozität. Wenn du aufgrund von reziprokem Verhalten ausgenutzt wirst, kann das zu einer schwierigen Lebenssituation führen. Resilienz beschreibt die Fähigkeit, sich von solchen Rückschlägen zu erholen. Alles Wichtige zu dem Thema erfährst du hier!

Zum Video: Resilienz 
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