Big Five
Du hast von den Big Five gehört, aber weißt nicht welche Eigenschaften das genau sind? Hier und im Video erfährst du dazu alles!
Inhaltsübersicht
Big Five einfach erklärt
Die Big Five beschreiben die menschliche Persönlichkeit in fünf Persönlichkeitsfaktoren. Sie werden in der Psychologie angewendet und sind mit vielen wissenschaftlich aussagekräftigen Studien bereits sehr gut erforscht und nachgewiesen.
Das Modell gehört zu den Eigenschaftstheorien. Das heißt, Menschen können mehr oder weniger stark ausgeprägte Eigenschaften (Traits) haben. In den Big Five geht man von fünf Faktoren aus:
- Offenheit (Openness)
- Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness)
- Extraversion (Extraversion)
- Verträglichkeit (Agreeableness)
- Neurotizismus (Neurotizism)
Übrigens: Das Big Five Modell wird auch OCEAN Modell genannt, da in diesem Akronym jeder Anfangsbuchstabe der Faktoren vorkommen.
Ursprung der Big Five
Die Entwicklung der Big Five startete schon in den 1930er Jahren. Denn die Big Five entspringen dem lexikalischen Ansatz. Hier wird angenommen, dass Persönlichkeitsmerkmale sich auch immer in der Sprache zeigen. Demnach kann untersucht werden, ob Eigenschaftswörter sich zusammenfassen lassen, weil sie die gleiche Eigenschaft beschreiben. Empathisch und mitfühlend beschreiben zum Beispiel die gleiche Eigenschaft.
Durch dieses Vorgehen kristallisierten sich in den 80er Jahren die Big Five heraus. Die Bezeichnung stammt von den US-Psychologen Paul Costa und Robert McCrae. Tatsächlich kamen aber gleichzeitig noch drei weitere Forschergruppen auf die gleichen Faktoren – unabhängig voneinander! Das spricht wissenschaftlich für das Big Five Modell. Deshalb gehört es auch zu den heutigen Standards der Persönlichkeitsforschung.
Was sind die Big Five?
Die Big Five Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extraversion und Neurotizismus bilden einen Teil deiner Persönlichkeit ab. Wichtig ist, dass diese fünf Ausprägungen natürlich nicht ausreichen, um deine gesamte Persönlichkeit zu erfassen. Sie geben nur Tendenzen an, wie du dich in bestimmten Situationen verhältst.
Der kurze Originaltest von Costa und McCrae heißt NEO-FFI und besteht aus 60 Fragen, das entspricht 12 Fragen pro Merkmal. Die sind dabei folgend aufgebaut: Du bekommst mehrere Aussagen präsentiert und kreuzt dabei deine Zustimmung auf einer Skala von „stimme überhaupt nicht zu“ bis „stimme komplett zu“ an. Insgesamt gibt es fünf Abstufungen, du kannst also auch nur teilweise zustimmen oder dich neutral verhalten. Ein solches Fragebogendesign wird in der Psychologie „Likert-Skala“ genannt.
Der Test misst die Big Five ziemlich genau. Wenn du also Persönlichkeitstests machen möchtest, ist der NEO-FFI eine wissenschaftlich fundierte Wahl!
Wichtig: Im Internet gibt es viele andere Versionen des Big Five Tests, die keine statistische Normierung haben. Du kannst sie machen, um eine Tendenz deiner Big Five zu erfahren. Die Ergebnisse sind aber wahrscheinlich nicht so akkurat wie die des NEO-FFIs.
Die Persönlichkeitsmerkmale sind aber nicht in Stein gemeißelt. Bei fast allen Menschen ändern sie sich etwas im Laufe ihres Lebens. Wenn dir eine Eigenschaft nicht gefällt, kannst du sie mit viel Arbeit auch komplett ändern! Trotzdem bleiben die Ergebnisse in den meisten Fällen stabil.
Die Werte sind im Test so gestaltet, dass eine mittlere Ausprägung den Durchschnitt der Testteilnehmenden darstellt. Die meisten Menschen haben also mittlere Ausprägungen in allen Persönlichkeitsmerkmalen. Ausschläge in die eine oder andere Richtung zeigen damit auch Abweichungen vom Durchschnitt der Bevölkerung an.
Offenheit
Offenheit beschreibt deine Offenheit für neue Erfahrungen. Offene Menschen lassen sich eher auf Veränderung ein. Sie hinterfragen Normen und suchen Abwechslung. Offene Menschen können oft als exzentrisch wahrgenommen werden, da sie sich unkonventionell verhalten.
Menschen mit hoher Offenheit:
- wissbegierig
- aufgeschlossen
- experimentierfreudig
- neugierig
Menschen mit niedriger Offenheit:
- konservativ
- skeptisch
- konventionell
- routiniert
Gewissenhaftigkeit
Gewissenhaftigkeit zeigt auf, wie zielstrebig du im Leben vorgehst. Wenn du deine Ziele konsequent verfolgst, kontrollierst du damit dein Leben so gut wie möglich. Extrem gewissenhafte Menschen neigen deshalb oft zum Perfektionismus.
Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit:
- verantwortungsbewusst
- präzise
- zuverlässig
- effektiv
Menschen mit niedriger Gewissenhaftigkeit:
- spontan
- unsorgfältig
- impulsiv
- unbeständig
Die Eigenschaften, die mit gewissenhaften Menschen in Verbindung gebracht werden, stehen auch oft im Zusammenhang mit Berufserfolg.
Extraversion
Die Definition von Extraversion ist „nach außen gewandt“. Das bezieht sich auf deine gesamte Umwelt und besonders auf andere Menschen. Extravertierte Menschen sind deshalb kontaktfreudig und gesellig. Tendenziell fühlen sie sich in großen Menschenmengen wohl.
Menschen mit niedriger Ausprägung bezeichnest du auch als introvertiert. Sie arbeiten gerne alleine und suchen sich ihre Freundschaften ganz genau aus.
Die große Mehrheit der Menschen würde sich aber als „ambivertiert“ beschreiben. Das ist ein Mix aus extravertiert und introvertiert.
Menschen mit hoher Extraversion:
- energisch
- gesprächig
- aktiv
- selbstsicher
Menschen mit niedriger Extraversion:
- zurückhaltend
- still
- eher passiv
- eher schüchtern
Übrigens: Obwohl viele Menschen „extrovertiert“ sagen, ist die ursprünglich korrekte Schreibweise „extravertiert“. Weil die Schreibweise mit „o“ allerdings sehr häufig umgangssprachlich verwendet wurde, stehen jetzt beide Versionen im Duden. In Fachkreisen wird aber weiterhin von Extraversion gesprochen.
Verträglichkeit
Verträglichkeit drückt aus, wie du dich im Umgang mit anderen Menschen verhältst. Verträgliche Menschen setzen bei Konflikten auf Kompromisse und verhalten sich altruistisch. Das bedeutet, dass du gerne anderen Menschen hilfst, ohne von ihnen eine Gegenleistung zu erwarten. Menschen mit dieser Eigenschaft werden daher gesellschaftlich als angenehm empfunden.
Menschen mit hoher Ausprägung:
- empathisch
- hilfsbereit
- kooperativ
- tolerant
Menschen mit niedriger Ausprägung:
- durchsetzungsfähig
- dominant
- kompetitiv
- streitlustig
Neurotizismus
Neurotizismus beschreibt deine emotionale Stabilität. Bei Rückschlägen im Leben reagieren neurotische Menschen stärker als andere. Deshalb sind sie anfälliger für psychische Erkrankungen, wie etwa Angststörungen oder Depressionen. Oft kannst du sie an einer hohen Nervosität erkennen.
Menschen mit hoher Ausprägung:
- unsicher
- sensibel
- emotional
- nervös
Menschen mit niedriger Ausprägung:
- unempfindlich
- unsensibel
- emotional stabil
- entspannt
Anwendung der Big Five
Die Big Five können entweder als Selbsttest oder von anderen durchgeführt werden. Zum Beispiel interessieren sich Psychologen oft für die Ausprägungen. Sie können dann beispielsweise prüfen, ob Charaktereigenschaften mit bestimmten Verhaltensweisen in Zusammenhang stehen.
Auch können Arbeitgeber durch die Erfassung der Eigenschaften testen, ob neue Arbeitnehmer zu ihren Aufgaben passen.
Die Forschung hat noch einen Charakterzug herausgefunden, der zusätzlich zum Fünf-Faktoren-Modell aufgenommen werden kann. Die „Ehrlichkeit-Bescheidenheit“ ist für Arbeitgeber und Therapeuten ebenfalls interessant, da niedrige Ausprägungen die Wahrscheinlichkeit für Straftaten erhöhen können.
Meistens wird der Big Five-Test aber im Selbsttest angewendet, um sich selbst zu reflektieren. Durch die Testergebnisse kannst du herausfinden, wie du dich selbst verbessern kannst oder auch welche Stärken du bereits hast. Das hilft zum Beispiel bei der Berufswahl. Daher kannst du den Test alleine durchführen, oder im Rahmen einer Berufsberatung durchführen lassen.
MBTI
Die Big Five sind nur einer von vielen Persönlichkeitstests. Wenn du einen anderen bekannten Persönlichkeitstest kennenlernen möchtest, schau dir unseren Beitrag zum MBTI Test an!